Kapitel 12: Auge um Auge, Kralle und Kampf

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Hätte ihr jemand vor ein paar Jahren gesagt, dass sie ein Drache wäre, der Magie wirken kann, hätte sie der Person vermutlich geglaubt. Heute hätte sie einen Beweis gebraucht und hier war er. SIE war der Beweis. Saphira stand in der großen Halle und wusste nicht weiter. Sie sah den anderen bei ihren Versuchen zu. Sie war erstaunt über die große Vielfalt unter den Drachen. Von weinrot bis pastellgrün waren wirklich viele Farben vertreten. Viele hatten auch Farbverläufe, oder Muster auf den Schuppen. Riesige Hörner, gebogene Krallen, scharfe Zähne. Dieses Bild, welches sich ihr bot, zeigte, was Natur wirklich war: Variation und Vielfalt.

Man sah aber auch, dass sie nicht die einzige mit Problemen war. Bei einer Menge verlief die Verwandlung stockend und voller Pausen. Andere verwandelten sich direkt und ohne große Probleme. Vereinzelt standen auch Schüler herum und wurden vom Lehrer angebrüllt. Leise war es nicht gerade. Sie versuchte ein paar vorsichtige Schritte, flog aber, wie davor, auf die Schnauze.

,,Wie armselig. Du bist ein Schwächling, weißt du das? Nein, wahrscheinlich nicht. Jeder Schwächling denkt er sein stark. Sind sie aber nicht." Saphira sah auf. Vor ihr stand eine dunkeltürkise Drachendame mit einem kurzen Horn auf der langen Schnauze. Den Hinterkopf zierten zwei mittellange, dunkelgraue, gazellenartig verdrehte Hörner mit schwarzen Spitzen. Der Schwanz des Drachen war mit einer kleinen Knochenkeule versehen. Die tat sicher weh. Die Stimme des Drachen war tief und kräftig, wie ein gut gestimmter E-Bass. Eine gewisse Höhe in der Stimme war jedoch ebenfalls zu hören. ,,Und wer bist du, das du solche Dinge behaupten kannst?" fragte Saphira spitz zurück und setzte sich auf. Sie hatte eine Vermutung, wollte aber sichergehen. ,,Ich bin Saskia Naira Ola'shaza, Tochter von Jerome Ola'shaza, direktem Berater von großen Sarfazar Deathwing. Und ich bin, im Gegensatz zu dir, stark." Sie reckte stolz die Brust.

Saphira war nicht sonderlich beeindruckt. ,,Und was soll mir das jetzt sagen?" Saskia zog die Lefzen hoch und knurrte, sodass Saphira ihre weißen Zähne bewundern konnte. ,,Willst du mich eigentlich beleidigen? Ich bin die Tochter eines Generals! Du solltest mir Respekt entgegenbringen!" Ihre Stimme wurde immer lauter, aber niemand schien es zu stören. Sie waren wohl Gebrüll wohl gewohnt. ,,General? Welcher Armee und überhaupt, gegen wen führt ihr denn bitte Krieg?" Sie konnte sich schon denken, gegen wen sie kämpften. ,,Mein Vater führt Angriffe gegen das große Arashi-Bündnis an! Er ist ein unbesiegbarer Kämpfer! Jeder sollte seinen Namen kennen!" brauste Saskia auf. ,,Immer noch, mir sagt der Name nichts. Und wirklich beeindruckend ist das nicht." Saskia's Knurren wurde lauter. Sie bleckte ihre Zähne. ,,Jetzt sag ich dir mal was! Bei uns heißt es, den Herrschern wird Respekt entgegengebracht. Wenn du so weitermachst, wirst du nicht lange überleben. Das kann ganz schnell gehen. Ein falsches Wort und du bist tot. Ich warne dich, wenn du meine Familie weiter beleidigst, wird das Konsequenzen haben." Saskia schien das ganze todernst zu meinen. Aber durfte sie wirklich andere Schüler töten? Nein, das glaub ich nicht. Das wäre eher schädigend. Saskia wandte sich ab. ,,Du wirst es schon noch verstehen, aber wehe du kommst mir in die Quere." Sie stolzierte davon und ließ Saphira nachdenklich zurück. 

Wenn Schüler wirklich andere Schüler töten dürfen, bin ich so  gut wie tot. Ich darf mir keinen Fehltritt erlauben. Wenn töten so schnell geht, was kommt dann noch dazu? Foltern? Auspeitschen? Allein der Gedanke daran, ließ sie schaudern. Sie hatte ja keine Ahnung.

,,Schick, schick. War das deine erste Verwandlung? Lief ja ziemlich gut für den Anfang. Du solltest es aber am besten unterlassen, Herr Zurgerat zu verärgern. Der nimmt solche Sachen sehr ernst" meldete sich Jojos Stimme von unten. Sie senkte den Blick. Da stand er, an ihr linkes Vorderbein angelehnt und grinsend wie immer. ,,Warum hast du dich eigentlich nicht verwandelt? Er hätte dir die Hölle heiß machen müssen," wunderte sich Saphira. ,,Hehe, ich hab das ganze schon gut genug unter Kontrolle, da kann ich dass ein oder andere Verwandeln auslassen." Jojo stieß sich von ihrem Bein ab. ,,Mein Tipp an dich, halte dich von Saskia fern. Sie ist wirklich gefährlich und dass nicht nur im Kampf. Ihre Familie ist mächtig." Dann fing er an zu lachen. ,,Und was ist daran jetzt wieder so lustig?" wollte Saphira wissen. ,, Der Familienname beschreibt ziemlich gut, was sie sind." lautete die Antwort, garniert mit mehreren Lachern. Jojo konnte einfach nicht ernst bleiben. ,,Was bedeutet der Name denn?" ,,Kurz für dich: Der Name setzt sich aus zwei Worten der Ahnensprache zusammen; "Ashaza", was "Staub" oder "Asche" bedeutet und "olàng", welches "kriechen" bedeutet. Übersetzt heißen sie also "Staubkriecher"." Und er brach wieder in Gelächter aus. Auch Saphira musste grinsen.

Tanz mit dem FeuerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt