Kapitel 11

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Auch der Weg zurück zu meinem Palast fiel schweigsam aus. Uns war beiden klar, dass der Besuch beim Rat nicht gerade optimal verlaufen war und bereits jetzt Gerüchte die Runde gemacht hatten über Kenrics Auftauchen und seine Beziehung zu mir. Irgendwie schienen sich bei letzterem alle anderen sicherer zu sein, als wir selbst. Es war alles unfassbar schnell gegangen und wir hatten keinen Raum dafür gefunden, uns zu unterhalten oder überhaupt erst richtig darüber nachzudenken. Ich öffnete die Haustür per Telekinese und ging direkt ins Wohnzimmer, wo ich mich auf einem Sessel niederließ und wartete, bis auch Kenric sich gesetzt hatte. Wir mussten reden. Jetzt. Doch niemand sprach. Keiner fand einen Anfang für ein derart gravierendes Thema. Wir sahen überall hin nur nicht einander an. Die Stille war bis aufs äußerste angespannt und ich begann, mich unwohl zu fühlen. Schließlich ergriff er als erstes das Wort und unterbrach damit das entsetzliche Schweigen: „Wie gehts dir jetzt?" Um ehrlich zu sein, war das eine schwer zu beantwortende Frage, denn: „ich weiß es nicht", gab ich zögerlich zu. „Es war ziemlich viel in den letzten vierundzwanzig Stunden... gestern dachte ich noch du wärst tot." „Geht mir ähnlich... ich dachte ich würde dich nie wieder sehen, als ich eingesperrt war und das-" ein Klopfen an der Tür unterbrach ihn. Oh, das musste Lietana sein! Sie kam öfter mal vorbei um nach mir zu sehen und hatte sich besonders die Wochen nach Kenrics Tod viel um mich gekümmert. Wir hatten uns in der Foxfire kennengelernt und waren seit jeher beste Freundinnen gewesen. Sie war mir eine sehr große Hilfe gewesen und das obwohl es ihr selbst fürchterlich ging. Und jetzt stand sie vor meiner Haustür und wusste noch nicht, was sie erwartete. Eigentlich sollte keiner offiziell wissen, dass Kenric einstweilen bei mir wohnte, doch für Lie galten solche Regeln nie. Ich vertraute ihr. Also eilte ich raschen Schrittes zur Tür und öffnete sie. Lie merkte es sofort. „Lässt du mich rein?", fragte sie ohne Begrüßung und schob sich auch schon an mir vorbei. Sie kannte mich schlichtweg zu gut. Sie steuerte direkt auf das Wohnzimmer zu, indem ich Kenric zurückgelassen hatte. Als sie ihn sah, klappte ihr die Kinnlade herunter. „Okay, ich wusste, dass irgendetwas anders ist, aber DAS hatte ich nicht erwartet!" ,stieß sie erstaunt hervor. „Bekomme ich eine Erklärung?", fragte Lie dann, während ihr Blick unaufhaltsam zwischen dem auf der Couch sitzenden Kenric und mir hin und her huschte. „Setz dich." sagte ich seufzend und begleitete sie zu dem zweiten Sofa. Ich holte tief Luft und begann, mit Kenrics Unterstützung, alles auf ein Neues zu erklären.

Eternal heartbeats - Koralie FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt