Eternal heartbeats - Koralie FF

Kapitel 12

„Du willst mir also sagen, dass dein Lover einfach so wieder aufgetaucht ist, nachdem er zwei Monate lang weg war!?", war das erste was Lie mir entgegenschlug. Sie war offenkundig sauer, doch ich verstand nicht ganz wieso. „Er ist nicht mein Lover.", sagte ich deshalb nur tonlos. „Ach nein?! Ist er nicht?! Du hast dir also wegen irgendeinem willkürlichen Ratsmitglied Monate lang die Augen aus dem Kopf geheult und niemanden an dich rangelassen?! Genau!", rief sie jetzt aufgebracht in den Raum. Kenrics Blick verriet mir, dass er genauso wenig wie ich durchschaute, was hier gerade passierte. „Nein, hör zu Lie, ganz so ist es auch nicht... Er - Wir ... Ich... weiß auch nicht..., aber irgendwie...", versuchte ich mich zu artikulieren, aber noch bevor ich die Möglichkeit bekam, ihr meine verworrene Lage zu erklären, sprang sie auf. „Du kapierst es einfach nicht, Oralie! Du kapierst es echt nicht! Ich kann das alles hier gerade einfach nicht.", schrie sie mir ins Gesicht und stürmte zur Tür hinaus. Sie hatte meinen ganzen Namen gesagt. Ich hatte jetzt wahrlich ein Problem. Sie war meine beste Freundin und ich konnte sie nicht verlieren und schon gar nicht, wenn ich nicht einmal verstand, wieso. So sprang ich meinerseits auf, lief ihr hastigen Schrittes hinterher und ließ den etwas verdattert aussehenden Kenric auf dem Sofa sitzen. „Lie, jetzt warte doch mal!", rief ich ihrem Rücken zu, der bereits aus der Haustür hinaus in den Vorgarten verschwunden war. „Lietana! Bitte!!", versuchte ich es wieder. Etwa in der Hälfte der Straße vor meinem Domizil holte ich sie ein. „Lie, bitte, sprich mit mir", fasste ich sie vorsichtig an der Schulter und drehte sie zu mir herum. Erschrocken sah ich, dass Tränen über ihre Wangen strömten. „Lie, was is denn los?", fragte ich sie behutsam und versuchte ihr die Tränen von den Wangen zu streichen, doch sie schlug meine Hand weg. Verblüfft trat ich einen Schritt zurück. So hatte sie noch nie auf mich reagiert, so abweisend und kalt. „Du fragst mich was los ist?! Mich?! Ernsthaft?! Is das dein verdammter ernst?! Sie dich doch an! Dein Freund ist wieder da, es ist doch alles gut, was kümmer ich dich dann noch? Du hast es mir ja nicht einmal gesagt, oder so. Nein. Warum denn auch. Wir kennen uns ja erst seit 726 Jahren, neun Monaten und 15 Tagen, ist schon klar.", sagte sie bitter. Jetzt stiegen auch in mir die Tränen auf. Sie hatte mitgezählt, genau wie ich. „Aber Lie, du bist meine beste Freundin, mir könnte nie jemand wichtiger sein als du! Das habe ich dir doch immer gesagt!", versuchte ich sie an unseren Schwur damals zu erinnern. „Denkst du, Ich wär eifersüchtig auf ihn?! So denkst du also von mir? Nein. Ich könnte nie eifersüchtig auf ihn sein. Das ist ja ich nicht das Problem!!", schrie sie mich so laut an, dass zweifellos die ganze Straße unseren Disput mithörte. „Aber dann erkläre mir doch, was dein verdammtes Problem IST!!", wurde ich ebenfalls laut, denn langsam reichte es mir mit diesen verwirrten Aussagen. „Du willst wissen was mein Problem ist?! MEIN VERDAMMTES PROBLEM IST, DASS DU DIR ZWEI MONATE DIE AUGEN AUS DEM KOPF GEHEULT HAST UND JETZT SO TUST ALS WÄRE NICHTS GEWESEN!!!", schrie sie mir ins Gesicht. „Du hast die letzten 500 Jahre nicht mehr so geweint wie die letzten Wochen. Und ich soll mitansehen, wie du wieder zu ihm zurück gehst, obwohl er dir so weh getan hat? Ich kann das nicht, Ora. Die letzten Monate waren für mich eine reine Folter, weil ich zusehen musste, wie du zerbrichst und ich nichts tun konnte. Ich kann dich nicht noch einmal so zerbrechen lassen. Du bist seit der Sache mit Korim die einzige Konstanten die ich in meinem Leben habe und ich war wirklich gern für dich da, als es dir schlecht ging, aber so geht das nicht, Oralie! Zum einen ist eure Beziehung gesetzlich verboten und zum anderen hat er dich total zu Grunde gerichtet. Und jetzt stürzt du dich einfach so wieder in seine Arme, ohne mal darüber nachzudenken, was die letzte Zeit mit dir gemacht hat? Das ist genau der Grund, warum Ratsmitglieder keine Beziehungen führen dürfen. Ihr lebt gefährlich. Du warst monatelang arbeitsunfähig. Du kannst nicht so tun als wäre NICHTS gewesen!!", spie sie mir entgegen. „Aber Lie, ich kann nicht anders! Ich liebe ihn. Und ich habe ihn die ganzen 415 Jahre die ich jetzt im Rat bin immer geliebt!" Das hatte ich gerade gesagt. Laut. Und ich glaube, das war das ehrlichste, was ich jemals in meinem Leben gesagt hatte. Auf einmal herrschte in meinem Kopf eine seltsame Klarheit. Ich hatte es mir endlich eingestanden. Ich liebe Kenric. Wie das klang... „Das weiß ich doch Ora! Ich wusste es noch bevor du es wusstest.", sagte Lietana nun auf einmal ganz ruhig, nur die Tränen liefen ihr noch immer über das Gesicht. Auch meine Wangen ähnelten mittlerweile mehr einem Wasserfall als elfischer Haut. Sie kam auf mich zu und schloss mich fest in ihre Arme. Diese Stimmungsschwankungen waren auch neu. So hatte ich sie noch nie erlebt. Was war geschehen, als ich zwei Monate mein Zimmer kaum verlassen hatte? Was hatte sie vorhin gesagt? ‚Die Sache mit Korim'... was war passiert? Ich hatte keine Ahnung. Und das merkte ich erst jetzt! Himmel! „Ich werde dich immer in allem unterstützen, was du machst, das weißt du doch. Ich könnte es nur nicht ertragen, wenn du noch einmal so verletzt wirst.", murmelte Lie in meine Locken hinein. Ich wusste nicht mehr was ich sagen sollte, also drückte ich sie einfach noch ein wenig fester, während mir nun stille Tränen der Rührung über das Gesicht strömten.