Leere Seite

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Gestern hast du mir wieder geschrieben.

Ich bin immer unsicher, was für eine Beziehung wir nun zueinander haben. Immer wieder diese heimlichen Nachrichten, die Anfangs tiefen Gespräche, die sich aber schnell in puren Sex verwandelten. Ich weiß nicht, ob ich in dich verliebt bin. Ich meine, in Echt gesehen haben wir uns noch nie. Trotzdem muss ich jedes Mal kichern und ziehe mich wie ein Schulmädchen in ein Zimmer zurück, wenn du mir wieder schreibst, dass du nur an dem Gedanken von meinen Fingern auf meinem Handy, wie ich dir schreibe, feucht geworden bist. Dann besteht unsere Interaktion daraus, dass ich dich zum Kommen bringe. Und mir gefällt das. Natürlich tut es das. Doch ist mir das genug? Wie immer überdenke ich alles viel zu viel.

Du schriebst mir vier Nachrichten.
Nachrichten darüber, wie verdammt feucht du gerade bist, wie du es dir machst, währenddessen du an mich denkst.
Wir schrieben eine halbe Stunde hin und her. Ich kannte dich inzwischen gut genug, um zu wissen, was ich schreiben muss, damit du kommst.

"Verdammt meine Kleine bist du heiß."

"Du bist sicher. Lass es raus. Mach Töne für mich, meine Kleine. Ich will sie hören."

"Fuckk du schmeckts so gut"

"Deine Zahnbürste trieft ja"

"Du bist so nass, so warm von innen, so geschwollen. Ich kann dich riechen, dich schmecken, dir zusehen."

"Und ich liebe das."

"Wie deine warme Haut sich strafft und sich wieder einrollt. Wenn du zuckst und dich hin und her wirfst."

"Fuckk alleine der Gedanke an dich lässt mich auslaufen"

"Gleich, na los, bring dich da hin wo du nicht mehr zurück kannst. Bleibe bei mir. Ich bleibe bei dir. Denk an mich."

"Du darfst kommen. Du hast es dir verdient."

"Meine Kleine, das war sehr gut. Ich bin stolz auf dich."

"Atme. Gut so."

"Schreib mir wieder, wenn du meine Hilfe brauchst. Ich bin für dich da <3"

Du liest meine Geschichten, sagtest du, immer und immer wieder.
Du bräuchtest mehr von mir.
Wie Wasser sickern die Worte in meine Seele. Und obwohl es ein Donnerstagabend ist, kann ich nicht anders und klappe meinen Laptop auf.
Ich sehe die Entwürfe meiner nächsten Kapitel - manche bereits ein dreiviertel Jahr alt - und lese sie mir durch, um vielleicht an etwas weiterzuschreiben. Doch nichts catcht mich wie deine Nachricht gerade eben noch einmal durchzulesen.
Oh, die leere Seite. Der Fluch und der Segen jedes kreativen Geistes.

Doch dann schließe ich die Augen.
Ganz intuitiv.
Ich berühre mich.
Und denke dabei an dich.
Bilder schießen über mein inneres Auge.
Bilder von dir.
Bilder von uns.
Ich zeichne sie auf.
Jeden. Einzelnen. Augenblick.

Du, stöhnend, deinen Kopf nach hinten werfend.

Du, keuchend, dein vom Schweiß glitzerndes Gesicht zu mir gewandt, in deinen Augen pures Verlangen.

Du, dein Körper, wie er jedes Wort von mir in sich aufsaugt und mir ein Bild schenkt, welches mich keuchen lässt.

Du, deine nasse Hand um dein Handy gekrallt, in einem dunkeln Zimmer, auf deinem Bett, zitternd, keuchend, deine Augen auf den Bildschirm geheftet. Auf eine weitere Nachricht von mir wartend. Eine, die dir erlaubt, zu kommen.

Eine, die dir sagt, wie wunderschön du aussiehst.

Mit einer Hand in dir selbst.

Auf der Welle reitend, unsicher, wann du loslassen darfst.

Ich öffne meine Augen.
Und beginne zu schreiben.

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