Hermines Herz raste.
Die Person näherte sich so zielsicher, dass sie sicher war, dass sie das Zelt sehen konnte.
Rasch zog Hermine ihren Stab und überprüfte die Schutzzauber.
Alles war intakt. Es müsste unmöglich sein, dass man sie entdeckte. Und trotzdem näherte dieser fremde Mensch sich absolut gezielt, schien das Zelt genau zu fixieren.
Nein, nicht das Zelt. Die Person schien Hermine anzusehen.
„Draco? Regulus?", rief sie erneut, dieses Mal noch beunruhigter.
Warum reagierten sie nicht? Sie mussten sie doch hören!
Mittlerweile war die Person näher gekommen, so dass Hermine mehr Details erkennen konnte.
Sie war komplett in weiße, recht weit geschnittene Kleidung gehüllt, allerdings barfuß. Der Saum der Kleidung, die den Boden berührte, war leicht dunkel verfärbt, verschmutzt vom taunassen und erdreichen Waldboden. Trotz der nackten Sohlen bewegte dieser Mensch sich vollkommen selbstverständlich auf trockenen Ästen, unebenen Boden und kleinen Steinchen.
Die Person war hochgewachsen und sehr schlank, das Haar sehr hell, fast weiß, und ungefähr schulterlang, schätzte Hermine, denn es war im Nacken zu einem lockeren Zopf gebunden. Einige Strähnen hatten sich daraus gelöst und fielen ihr locker ins Gesicht.
Über die Ferne war Hermine sich aufgrund von Größe und Körperbau sicher gewesen, dass es ein Mann war, der sich näherte. Nun, da die Person nur noch wenige Meter vom Schutzkreis entfernt war und Hermine die weichen Gesichtszüge besser erkennen konnte, war sie sich sicher, dass es eine sehr hochgewachsene Frau sein musste.
Direkt vor dem Schutzkreis blieb sie stehen.
Ihr Blick ruhte wirklich eindeutig auf Hermine.
Diese Person schien die Tarnzauber absolut durchblicken zu können.
„Draco! Regulus!"
Hermine war nun noch lauter geworden, aber nach wie vor kam keine Reaktion aus dem Zelt.
Kurz überlegte sie, ihren Zauberstab, den sie immer noch vom Überprüfen der Zauber in der Hand hielt, auf diese Person zu richten, aber seltsamerweise fühlte sie sich überhaupt nicht bedroht.
„Sie schlafen."
Hermine starrte die weißgekleidete Gestalt an.
Wieder geriet ihre Einschätzung ins Wanken.
Die Stimme der Person klang zu tief für eine Frau, gleichzeitig aber auch zu hoch für einen Mann.
„Was hast du mit ihnen gemacht?"
Sorge um die beiden jungen Männer im Zelt überkam sie.
„Ich habe sie nur zur Ruhe kommen lassen", antwortete er oder sie ruhig. „Sie benötigen beide dringend endlich wieder einmal erholsamen Schlaf."
Langsam schritt Hermine näher.
„Wer bist du?"
Ein leichtes Lächeln breitete sich auf dem Gesicht der oder des Fremden aus. Ein Gesicht, das Hermine genauso verwirrte wie der Rest an dieser Person. Es wirkte weiblich-weich und männlich-markant zugleich. Allerdings schätzte Hermine, dass die Person - trotz der weißen Haare - noch nicht sehr alt sein konnte. Vielleicht doppelt so alt wie sie selbst.
„Die richtige Frage zum falschen Zeitpunkt", sagte diese verwirrende Person freundlich. „Wichtiger ist erst einmal die Frage: Wer bist du?"
„Warum ist diese Frage wichtiger?", erkundigte sich Hermine.
Das Lächeln auf dem Gesicht ihres Gegenübers wurde breiter.
„Nun, weil du in meinen Wohnort eingedrungen bist, nicht ich in deinen", kam die beinahe neckische Antwort.
„Oh!", machte Hermine leicht peinlich berührt. Sie ahnte oder besser gesagt hoffte sie zu wissen, wer diese Person sein konnte. „Mein Name ist Hermine. Hermine Jean Granger. Es tut mir leid, wir wollten nicht unhöflich sein und hier einfach eindringen. Bist du... bist du so etwas wie eine Art... Wächter? Für das Orakel, das hier irgendwo sein muss?"
Aufregung machte sich in ihr breit. Es musste so sein! Sie spürte deutlich, sie war ihrem Ziel sehr nahe.
„In der Tat", bekam sie Auskunft. „Ich bin tatsächlich... so etwas in der Art."
„Würdest du mich zum Orakel bringen?", erkundigte Hermine sich aufgeregt. „Oder... muss ich irgendetwas dafür tun, um es zu sehen?"
„Dafür bin ich hier", antwortete ihr Gegenüber. „Folge mir."
Mit diesen Worten drehte die Person sich um und ließ Hermine einfach stehen.
Diese zögerte nur einen winzigen Moment. Sie blickte über die Schulter, zum Zelt, das immer noch vollkommen ruhig dalag. Draco und Regulus schliefen, und sie hatte verstanden, dass sie anscheinend nicht so bald aufwachen würden.
Schnell hastete sie der weiß gekleideten Person hinterher.
Diese ging langsam, so dass Hermine sie rasch einholen konnte.
„Müssen wir weit gehen?", fragte sie. „Ich möchte nicht, dass meine beiden Begleiter sich Sorgen machen."
Hermine wusste, sowohl Draco als auch Regulus würden durchdrehen, wenn sie wüssten, dass sie einem wildfremden Menschen folgte, noch dazu einem, der ihre Schutzzauber ohne irgendwelche Probleme durchschauen konnte, aber sie war nicht beunruhigt, hatte keine Angst, im Gegenteil. Sie hatte ein merkwürdiges Vertrauen zu diesem Wesen in Weiß. Kein normales Vertrauen, eher eine Art... Urvertrauen.
„Sie werden nicht merken, dass du überhaupt fort warst, wenn du zurückkehrst."
Hieß das, dass Draco und Regulus schlafen würden, bis sie zurück zum Zelt ging?
Vorerst hielt sie diese Frage zurück, denn sie wollte etwas anderes wissen.
„Verrätst du mir nun deinen Namen?", fragte sie freundlich.
„Wolke."
Hermine blinzelte verwirrt, während sie neben dem Orakelwächter oder was auch immer dieser Mensch war, herging.
„Wie bitte?"
„Das ist mein Name, schon seit einer langen Zeit."
„Oh... in Ordnung", murmelte Hermine.
Was für ein merkwürdiger Name.
Im Stillen hatte Hermine gehofft, über den Namen das Geschlecht dieses Menschen herauszufinden, aber nun war ihr wieder nicht weitergeholfen.
Sie folgte Wolke schweigend, bis hin zum Wasserfall.
Hier in der Nähe des fließenden Wassers wäre die Kommunikation ohnehin nahezu unmöglich gewesen, so laut donnerten die Wassermassen herab.
Erstaunt sah Hermine, dass Wolke einen schmalen, steinernen Pfad zum Wasserfall hinauf nahm, der direkt hinter den Wassermassen verschwand.
In der Nähe des Wasserfalls und schließlich hinter dem Wasservorhang wurden sie beide mit feinen Wasserperlen benetzt, so sehr spritzte die Feuchtigkeit in alle Richtungen.
Tatsächlich befand sich hinter dem Wasservorhang eine Höhle, und Hermine fragte sich, wie sie tags zuvor sowohl den Pfad als auch die Höhle hatten übersehen können.
Und im nächsten Moment wurde es ihr klar:
Tarnzauber. Und scheinbar ziemlich mächtige.
Kurz vermutete Hermine, dass die leere, ungemütliche Höhle ihr Ziel war.
Doch Wolke ging weiter, tiefer in die Höhle hinein, und als sie sich durch einen etwas dunkleren, besonders engen Gang schoben, ließ Wolke beiläufig auf der geöffneten Handfläche eine überraschend große Flamme tanzen.
Stablose Magie, begriff Hermine.
Wer oder was immer Wolke war, er oder sie beherrschte offensichtlich stablose Magie, noch dazu ziemlich mächtige, so lange und mühelos, wie die Flamme auf der Handfläche leuchtete.
Schließlich weitete sich der Gang wieder, bis sie erneut einen steinernen Pfad erreichten, der allerdings dieses Mal ein Stück bergab führte, auf eine große Lichtung.
Und einen Augenblick musste Hermine einfach stehen bleiben und den Anblick auf sich wirken lassen.
Auf dieser Lichtung stand ein Haus.
Ein Haus mit weißen Wänden und einem Dach aus Stroh.
Obwohl es eigentlich keine Ähnlichkeit damit hatte, erinnerte es Hermine an den Fuchsbau. Und gleichzeitig an Hagrids Hütte. Und verrückterweise auch an ihr Elternhaus. Am meisten allerdings an ein Haus, das sie einmal in irgendeinem Märchenbuch gesehen hatte.
Es war das alles und gleichzeitig nichts davon.
Hermine bemerkte, dass Wolke stehen geblieben war und sich zu ihr umgedreht hatte, allerdings geduldig wartete.
Sie konnte nichts anders, als zu lächeln, als sie Wolkes Blick bemerkte, denn dieser Ort wirkte so friedlich und gemütlich, dass sie sich sofort wohlfühlte.
Schnell schloss sie wieder zu Wolke auf.
Als sie näher kamen, sah Hermine überraschend viele Wildvögel in der Nähe des Hauses, und neben dem Eingang huschte blitzschnell ein Dachs vorbei und verschwand im Dickicht.
Sie hatte diese Tierart noch nie so aus der Nähe gesehen und war erstaunt, wie groß er war.
Im nächsten Moment entfuhr ihr ein entzücktes „Oh!", als hinter dem Haus eine Herde Rehe hervorpreschte und Richtung Wald rannte.
„Sie sind Besuch nicht gewohnt", erklärte Wolke ruhig und öffnete die Eingangstür des Hauses.
Interessiert folgte Hermine Wolke ins Haus hinein.
Das Innere bestand nur aus dem Erdgeschoss, der Dachboden war offensichtlich lediglich eine Art Strohlager. Und das Erdgeschoss war ein einziger, großer Raum.
Ein riesiger Kamin, der still dalag. Ein Sofa und zwei Sessel davor. Auf dem einem Sessel schlief eine Füchsin mit ihren Welpen. Sie öffnete beinahe gelangweilt ein Auge und blinzelte Hermine träge an.
Eine offene Wohnküche, die voller getrockneter Kräuter hing. Eine großer Esstisch in der Nähe.
Die hintere Ecke wurde von einem großen, gemütlichen Bett dominiert.
Jetzt begriff Hermine, warum sich so viele Vögel in der Nähe aufhielten.
Mehrere Fenster standen offen und die Waldbewohner konnten hinein und hinaus, wie es ihnen passte. Hermine sah sogar zwei oder drei Eichhörnchen, die aber rasch das Weite suchten.
Sie fühlte sich wie in einem Märchen.
„Wenn du möchtest, setz dich an den Tisch", sagte Wolke und ging zum Küchenbereich. „Möchtest du auch einen Tee?"
„Ja bitte."
Schweigend bereitete Wolke den Tee zu und kam schließlich mit zwei dampfenden Tassen zum Tisch. Der angenehme Geruch der getrockneten Kräuter in dem heißen Wasser stieg Hermine in die Nase.
„Du bist also hier, weil du das Orakel suchst", stellte Wolke ruhig fest.
„Das ist korrekt", bestätigte Hermine.
Während Wolke am Tee nippte, betrachtete Hermine aufmerksam die Hände, die die Tasse umschlossen. Diese waren groß und sehnig, aber gleichzeitig schmal und feingliedrig.
„Du weißt, wie ich es finde?"
Wolke nickte bedächtig.
„Ja. Allerdings ist dein Kopf mit unwichtigen Dingen beschäftigt, daher siehst du das Offensichtliche nicht."
Hermine dachte kurz über das Gesagte nach.
„Du meinst, ich soll mir nicht so viele Gedanken darüber machen, wie ich dich einordnen kann, meinst du das?"
Wolke lächelte und nippte erneut am Tee.
„Du begreifst schnell. Sicher kannst du dir bereits denken, dass Wolke nicht mein ursprünglicher Name war, nicht wahr?"
Hermine nickte.
„Hast du eine Idee, warum ich gerade diesen Namen für mich gewählt habe?"
Hermine überlegte kurz.
„Eine Wolke hat keine feste Form", sagte sie dann schließlich langsam. „Aber unser Gehirn versucht, Dinge in Wolken hineinzuinterpretieren, Formen darin zu erkennen, weil wir Menschen so nuneinmal veranlagt sind."
Wolke nickte anerkennend.
„Aber eigentlich ist es nicht nötig, in alles etwas hineinzuinterpretieren und es in eine Form zu zwengen", sprach Hermine langsam weiter. „Vielleicht sollten wir die Dinge manchmal einfach so hinnehmen wie sie sind."
Erneut nickte Wolke.
„Bist du ein Engel?", platzte es aus Hermine heraus.
Wolke lachte kurz warmherzig auf.
„Nein, ich kann dir versichern, ich bin kein Engel. Ich bin ein Mensch, genau wie du."
„Aber auch ein magisch begabter Mensch. Hast du einen Zauberstab?"
„Den habe ich. Allerdings benötige ich ihn im Alltag nicht, wie du vorhin in der Höhle gesehen hast."
„Warum hast du dich nur mir gezeigt? Man sagt, man kann das Orakel nur finden, wenn man die richtigen Absichten verfolgt. Hast du Zweifel an Dracos und Regulus' Absichten? Du weißt, dass sie im Hause Slytherin waren, oder? Vertraust du ihnen deshalb nicht?"
„Glaub mir", schmunzelte Wolke. „Ich habe gewiss keinerlei Vorurteile gegenüber Söhnen und Töchtern des Schlangenhauses."
Hermines Gedanken rasten.
„Du warst selbst in Slytherin!", entfuhr es ihr.
Hermine musterte ihr Gegenüber aufmerksam.
„Man sieht es nicht", stellte sie fest. „Aber du bist schon sehr alt, richtig?"
Je länger sie sich mit Wolke unterhielt, desto verschwommener wurde auch dessen Alter für sie. Hatte sie Wolke zu Beginn noch für in etwa vierzig Jahre alt gehalten, wirkte diese merkwürdige magische Person um einiges jünger, wenn er oder sie lachte - dann hätte Hermine schwören können, dass Wolke nicht viel älter als sie selbst sein könnte. Dann blickte sie besonders intensiv in diese Augen und hatte das Gefühl, dort mehr Weisheit und Lebenserfahrung zu sehen als sie es jemals bei Dumbledore gesehen hatte.
„Das bin ich."
„Bist du unsterblich?", fragte Hermine gespannt.
„Nein, Hermine, ich bin nicht unsterblich." Wolke klang amüsiert. „Kein Mensch ist unsterblich, weißt du."
Kein Mensch ist unsterblich.
Auch wenn es sicherlich keine Anspielung darauf sein sollte, bemerkte Hermine, dass sie seltsamerweise beruhigt war durch diesen Satz. Niemand war unsterblich, auch Voldemort nicht. So gerne er es auch wäre.
„Wolke, ich danke dir sehr für deine Gastfreundschaft", sagte Hermine. „Aber ich bin wirklich mit einem wichtigen Anliegen hier. Besteht die Möglichkeit, Zugang zum Orakel zu bekommen? Ich habe eine Frage, und auch, wenn es verrückt klingt... Aber die Frage hat mit Zeitreisen zu tun."
„Interessant. Du bist durch die Zeit gereist?"
„Tatsächlich, ja."
„Ah", machte Wolke. „Das erklärt deine Schwingung."
Hermine hatte kein Ahnung, was Wolke damit meinen könnte. Und gleichzeitig war sie erstaunt, wie gelassen Wolke auf die Tatsache reagierte, dass sie eine Zeitreisende war. Vermutlich saß sie hier einem Menschen gegenüber, der schon unfassbar viel gesehen und erlebt hatte.
„Also... Darf ich dem Orakel eine Frage stellen?", hakte sie vorsichtig nach.
„Natürlich", sagte Wolke. „Ich bin ganz Ohr."
Hermine blinzelte, dann klappte ihr der Mund auf.
„Du bist das Orakel!", rief sie aus.
Wolke lächelte.
„Ja, viele Menschen nennen mich so. Es klingt mystischer, als es ist. Wie ich dir bereits gesagt habe, Hermine, ich bin auch nur ein Mensch. Zufälligerweise ein Mensch mit magischen Fähigkeiten und ein Individuum, dass schon um einiges länger auf dieser Erde wandelt als andere, aber eben trotzdem ein Mensch. Ich bin keine sprudelnde, allwissende und allmächtige Quelle. Das ist es leider, was die meisten erwarten, wenn sie hierher kommen. Ich würde sie nur enttäuschen, daher zeige ich mich ihnen nicht."
Das ganze war furchtbar aufregend, fand Hermine.
Dass das Orakel ein Mensch war, gefiel ihr ungemein, denn sie hatte nach wie vor Schwierigkeiten, an mystische Quellen zu glauben, die kryptische Aussagen machten. Hinzu kam noch, dass Wolke wie ein vernünftiger, bodenständiger Mensch wirkte, nicht wie eine gewisse Wahrsageprofessorin zu Hermines Schulzeiten.
„Wie war dein ursprünglicher Name?", fragte sie aufgeregt.
„Es tut mir leid", sagte Wolke ruhig. „Aber das werde ich dir nicht sagen."
„Warum nicht?"
Hermine konnte die Enttäuschung nicht aus ihrer Stimme verbannen.
„Namen haben Macht", antwortete Wolke schlicht. „Gerade dann, wenn sie nicht ganz unbekannt sind. Ich habe zwar wenig und selten Kontakt zu anderen Menschen, aber wenn ich ihn habe, möchte ich nicht, dass mein Umfeld durch meinen ursprünglichen Namen beeinflusst wird."
„Das verstehe ich", sagte Hermine sofort.
Sie musste an Harry denken, der von seinem ersten Tag an in Hogwarts wie gebranntmarkt gewesen war.
Sie versuchte also, die Neugierde, was die Identität ihre Gegenübers anging, herunterzuschlucken.
„Wie schön, dass du Verständnis hast", lächelte Wolke. „Wie soll ich dir nun bezüglich eurer Zeitreise behilflich sein?"
„Wir haben eine Zeitmaschine eher unfreiwillig aktiviert und sind so hier gelandet. Wir möchten so schnell wie möglich in unsere Zeit zurück, aber die Maschine ist seit der Zeitreise defekt. Wir erhoffen uns von dir, dass du uns einen Ratschlag geben kannst, wo wir eine intakte Zeitmaschine finden oder wie wir die zerstörte reparieren können."
Wolke nippte am Tee.
„Meinst du diese Zeitmaschine?"
Eine vage Bewegung mit der Tasse Richtung Tisch, und Hermines Blick folgte der Geste.
Am Rande des Tisches lag der Zeitumkehrer.
„Wie...?", murmelte Hermine und richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf ihr Gegenüber.
Wolke schwieg und trank seelenruhig weiter den Tee.
„Kannst du sie reparieren?", fragte Hermine aufgeregt.
„Vielleicht", anwortete Wolke. „Kannst du sie reparieren?"
Hermine blinzelte perplex.
„Ähm... Nein."
„Woher weißt du das?", fragte Wolke und stellte die Tasse ab.
„Nun, weil... weil..."
Hermine wusste nicht, was sie antworten sollte.
„Ich denke einfach, ich kann es nicht. Ich weiß nicht, wie", sagte sie schließlich.
„Du weißt wie", schmunzelte Wolke. „Du musst dich nur erinnern, wie."
„Mich... erinnern?"
„Ja. Jeder Mensch trägt jedes Wissen, was er oder sie benötigt, irgendwo tief in sich. Wir haben häufig nur den Zugang zu dieser Quelle verloren. Du musst diesen Zugang wiederfinden. Dies wird ein wenig Zeit in Anspruch nehmen."
„Das würde ich wirklich gerne tun", sagte Hermine sofort. „Also hierbleiben und die Zeit nutzen, um diesen... Zugang zu finden. Aber ich kann meine beiden Begleiter nicht womöglich tagelang im Ungewissen lassen. Und du kannst sie ja auch nicht tagelang schlafen lassen."
„Keine Sorge, die Zeit vergeht hier anders, Hermine. Sie werden gar nicht merken, dass du fort warst."
Hermine zögerte, traute sich kaum, auszusprechen was sie dachte.
„Das hier passiert in meinem Kopf, oder? Es ist nicht real, richtig?"
„Es ist real", lachte Wolke. „Und glaub mir, auch ich bin real. Was nicht heißt, dass manche Dinge tatsächlich nur in deinem Kopf passieren. Alles passiert nur in deinem Kopf, Hermine, wenn man es ganz genau nehmen will. Wir können das kaum glauben, daher erscheinen uns so viele Dinge so unwahrscheinlich. Gedanken erschaffen Materie, so ist das nun einmal."
Sie ließ die Worte auf sich wirken und spürte, wie die Erkenntnis sich in ihr ausbreitete.
„Stablose Magie", flüsterte sie. „Das ist der Schlüssel, oder? Damit kann ich die Maschine reparieren!"
„Ja", lächelte Wolke und nickte. „Das ist eine Möglichkeit, um sie zu reparieren, und offensichtlich die, für die du dich entschieden hast. Also... Wenn du magst, lass uns mit den Lektionen beginnen."
DU LIEST GERADE
Masks and Mirrors (Dark Dramione)
FanfictionMasken und Spiegel, Jäger und Gejagte, Schatten und Licht. Und irgendwas dazwischen. Manchmal gibt es einen grauen Übergang zwischen Freund und Feind. Klar ist: Traue niemandem! - Dark Tale - Dramione, irgendwie