„Gut, das war alles, denke ich", sagte Seamus Finnigan, der zusammen mit Draco, Theo und einigen anderen Vorräte, Kleidung und allerlei andere wichtige Dinge vor dem Black Anwesen abgeladen hatte.
Es war merkwürdig für Draco, wieder hier zu sein.
Einerseits, weil sich das Anwesen so sehr in der Nähe des Militärgeländes befand und andererseits auch, weil er ununterbrochen daran denken musste, dass er in diesem Gebäude tage- und nächtelang mit Hermine Granger in einem kleinen Zimmer eingesperrt gewesen war. Ein Zustand, den er sich momentan sogar zurückwünschte.
Trotzdem war er froh, hier zu sein.
Sein Blick glitt suchend über die Hexen und Zauberer, die eifrig Dinge hineinräumten oder aus dem Gebäude kamen. Hier und da gab es große Begrüßungen, denn einige hatten sich seit dem Überfall auf das Militärgelände nicht mehr gesehen.
Im nächsten Moment wurde Draco kräftig angerempelt.
Verärgert schaute er, wer sich hier benahm wie ein Trampel und stellte fest, dass es niemand anders als McLaggen war, der ihn aber keines Blickes würdigte.
Theo war McLaggens Unart nicht entgangen. Er zog die Augenbrauen hoch und versuchte offensichtlich, dem ehemaligen Gryffindor ein Loch in den Rücken zu starren.
Aber Dracos Ärger war schnell verflogen, als er eine Stimme hörte.
„Draco! Theo!"
Draco konnte nicht anders. Er fing breit an zu grinsen und er sah aus dem Augenwinkel, dass es Theo nicht anders ging.
„Blaise!"
Blaise drückte erst Draco fest an sich, dann Theo.
„Merlin und Morgana, ihr zwei habt mich zu Tode erschreckt! Ich habe mich fast eingepinkelt vor Angst um euch, als ich gehört habe, was passiert ist. Scheiße, könnt ihr bitte nicht noch mal fast sterben, wenn ich nicht dabei bin?"
„Klar, nächstes Mal warten wir mit dem Verbluten auf dich", sagte Theo trocken.
„Wie geht es Daphne und Astoria?", fragte Draco und ging weder auf Blaise' noch auf Theos Worte ein.
„Gut. Es geht ihnen gut. Macht euch keine Sorgen."
„Und Tracey?", erkundigte sich Theo zögernd.
Blaise sah ihn an.
„Auch ihr geht es gut", sagte er und, mit einem leichten Grinsen, ergänzte er leise: „Sie hat nach dir gefragt."
Deutlich sah Draco die widersprüchlichen Gefühle in Theos Gesicht.
Er erinnerte sich an das Gespräch mit Theo, das sie geführt hatten, als sie auf einer Fensterbank saßen und Theo die Fotografie seiner Mutter betrachtet hatte. Kurz nachdem er seinen eigenen Vater mit dem Bombarda getötet hatte. Theo war dabei, Gefühle für Tracey zu entwickeln, und er wusste offensichtlich selbst nicht so recht, was er davon halten sollte. Außerdem hatte er Angst vor Ablehnung, denn Tracey stand ihm offensichtlich skeptisch gegenüber, weil er das Mal trug.
„Jedenfalls... Die Hütte hier ist perfekt", schwärmte Blaise, und Draco fiel auf, dass Finnigan und Thomas sie überrascht beobachtet hatten bei ihrer überschwenglichen Begrüßung und ihrem Dialog.
Es kam selten vor, dass Slytherins solche Gefühlsausbrüche wie diese herzliche Begrüßung vor anderen zeigten, und offensichtlich irritierten sie ihr Umfeld damit.
„Es gibt ein riesiges Besenlager mit unzähligen, teuren Rennbesen. Gut, es sind viele ältere Modelle dabei, aber trotzdem sind sie super. Wir werden fliegen können und so auch das Gelände aus der Luft im Blick behalten. Den Ballsaal hat Regulus Black zu einem Trainingsraum umfunktioniert, die große Fläche ist natürlich perfekt, um Duellieren zu üben. Und Regulus will die Hauselfen, die ihm unterstehen, hierher holen. Wisst ihr, was das bedeutet? Wir müssen uns keine Sorgen über Kleidung, Nahrung und solche Dinge machen. Die Elfen werden sich kümmern."
„Oh, die Rechnung hat er aber ohne Granger gemacht", sagte Draco amüsiert.
„Potter hat seine Zustimmung wohl schon gegeben", meinte Blaise schulterzuckend. „Und er wird sich bestimmt gegen Granger durchsetzen können."
„Da bin ich mir zwar nicht sicher, aber dein Wort in Merlins Ohr", schmunzelte Draco.
„Kommt", sagte Blaise. „Es gibt gleich essen. Und dann wollen sich ein paar im Trainingsraum treffen."Draco betrat den Trainigsraum zusammen mit Theo, Blaise und Astoria.
Beim Essen hatten sie sich ausführlich mit den Mädchen unterhalten und während Daphne und Tracey nun anderen Tätigkeiten nachgehen wollten, hatte Astoria sofort beschlossen, sie zu begleiten. Sie hatte Dracos Versprechen nicht vergessen. Vor ihrer Zeitreise hatte sie beim Überfall des Ministeriums auf den Orden kämpfen wollen und Draco hatte es seiner ehemaligen Verlobten gerade noch so ausreden können, ihr allerdings zugesagt, mit ihr Duellieren zu üben. Das forderte sie nun ein.
Draco war erstaunt, wieviele Menschen sich im zweckentfremdeten Ballsaal aufhielten, unter anderem auch Dean Thomas, Seamuns Finnigan, Neville Longbottom und einige andere ehemalige Gryffindors, aber auch Hexen und Zauberer aus anderen Häusern und ein paar unbekannte Gesichter.
Von Potter, Weasley und - zu Dracos Bedauern - Hermine war nichts zu sehen. Auch Black war nicht anwesend.
Einige der Anwesenden hatten sich bereits Bereiche ausgesucht, in denen sie sich gegenüber standen und Duellieren übten, andere hatten sich an die Seite gesetzt und beobachteten die Bemühungen der anderen.
Theo deutete auf eine etwas größere freie Fläche, die sie gut nutzen konnten, und gerade, als sie sich dorthin begeben wollten, hörten sie die gezischten Worte.
„Da sind sie. Unfassbar, dass Potter sie nun auch noch mit ihren Stäben hier rumrennen lässt. Ein Todesser bleibt immer ein Todesser."
Es war McLaggen, von dem die Worte stammten, und einige der Umstehenden brummten zustimmend und ungehalten.
Blaise wollte kehrtmachen und zu McLaggen gehen, aber Draco hielt ihn rasch am Arm fest und zog ihn weiter.
Er verstand Blaise' Wut auf McLaggen. Ganz abgesehen davon, dass McLaggen einfach einer der größten Vollidioten auf diesem Planeten war, hatte keiner von ihnen vergessen, dass er Daphne belästigt hatte. Offensichtlich hatte Theos Abreibung ihm wohl aber nicht gereicht, wenn er nun schon wieder anfing, sich aufzublasen. Oder es war genau die Rache dafür, dass Theo ihm die Nase gebrochen hatte.
„Ich wüsste schon, was ich mit diesen Typen machen würde, wenn ich es dürfte", fuhr McLaggen fort, sicherlich absichtlich so laut, dass sie es hörten. „Unfassbar, dass Potter sich da so von Hermine Granger beeinflussen lässt. Es ist unglaublich, dass gerade sie als Muggelgeborene sich so für dieses Pack einsetzt."
Wieder wurde zum Teil zustimmend gemurmelt.
Nun wurden Dracos Schritte langsamer und Theo warf ihm einen besorgten Blick zu.
„Hermine weiß schon, was sie tut", meldete sich da zu Dracos Überraschung Dean Thomas zu Wort.
„Ja?", schnarrte McLaggen. „Weiß sie das? Ganz ehrlich, was hat sie überhaupt zu sagen? Potter ist hier der Chef, oder nicht? Er ist der Auserwählte, der zweimal überlebte und sollte sich nicht von Granger alles vorschreiben lassen."
Theo packte Dracos Arm, als er sich umdrehen wollte. Auch Blaise wirkte noch angespannt.
„Hermine fällt ein Urteil immer durchdacht", behauptete Thomas und Draco war erleichtert, dass hier nun ebenfalls zustimmendes Gemurmel erfolgte, viel lauter als zuvor.
„Das bezweifle ich. Ganz ehrlich? Da läuft doch was zwischen ihr und diesen ganzen Todessern. Sie ist-"
„Du solltest so nicht über Hermine reden", mischte sich nun zu Dracos erneuter Überraschung Finnigan ein.
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Masks and Mirrors (Dark Dramione)
FanfictionMasken und Spiegel, Jäger und Gejagte, Schatten und Licht. Und irgendwas dazwischen. Manchmal gibt es einen grauen Übergang zwischen Freund und Feind. Klar ist: Traue niemandem! - Dark Tale - Dramione, irgendwie