Ruhe und Sturm

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Langsam ging Hermine über das Grundstück des Black-Anwesens.
Alles lag still da, fast alle schliefen oder versuchten es zumindest.
Ein paar besonders unruhige Geister, wie Seamus, Dean und Lee, saßen an einem kleinen Lagerfeuer, an dem sie eben vorbeigekommen war.
Hermine wusste nicht, ob sie vorhatten, die ganze Nacht wach zu bleiben und am Feuer zu reden, sich so vielleicht ein wenig Trost zu spenden und sich abzulenken.
Der letzte Schritt, den der Orden vor ein paar Tagen in der Nokturngasse unternommen hatte, hatte Wirkung gezeigt. Der Prophet versuchte zwar, Harrys Drohung herunterzuspielen und den Orden ins Lächerliche zu ziehen, aber ihre Kontaktpersonen bestätigten ihnen, dass viele Menschen in heller Aufruhr waren.
Auch, wenn es hinter dem Rücken des Ministeriums geschah, war die Loyalität zum Orden und die Bereitschaft, ihn zu unterstützen, in der Gesellschaft immer mehr gestiegen.
Morgen war es nun soweit.
Der Plan stand, alles war vorbereitet. Es würde sich zeigen, ob sie richtig kalkuliert hatten. Ob sie Voldemort ein paar Schritte voraus waren oder nicht.
Den ganzen Tag hatte bereits eine merkwürdige Stimmung im Orden geherrscht.
Alle waren ruhiger als sonst. Man schien sich ohne Worte zu verstehen. Das Essen wurde fast schweigend eingenommen. Alle waren angespannt und gleichzeitig wirkte es so, als wäre eine seltsame Ruhe eingekehrt. Beinahe wirkte es resigniert. Jeder im Orden wusste, dass es nun kein Zurück mehr gab. Nichts konnte mehr rückgängig gemacht werden.
Hermine hatte beobachtet, wie Menschen, die sich nahe standen, sehr die Nähe zueinander suchten. Es brach ihr beinahe das Herz, denn ihr war klar, warum sie so handelten: Sie wussten alle nicht, ob sie sich nach dem kommenden Tag noch haben würden.
Auch Hermine hatte fast die ganze Zeit mit Harry, Ron und Ginny verbracht. Vorhin hatte sie sich dann ein wenig mit Regulus zusammengesetzt. Beides hatte ihr Trost gespendet.
Nun hatte sie aber einen Augenblick für sich alleine benötigt. Sie wollte ihre Gedanken zur Ruhe bringen, und das konnte sie am besten bei einem Spaziergang auf dem Gelände, im Dunkeln und bei Mondschein. Es machte ihren Kopf klar und frei.
Morgen um diese Zeit würde schon längst alles vorbei sein. So oder so.
Hermine spürte es schon eine Weile über die Stäbe, aber nun wurde es stärker und deutlicher.
Dracos Gedanken waren intensiv bei ihr. Deutlich merkte sie, wie er eine gewisse Sehnsucht zu unterdrücken versuchte.
Immer noch verstand Hermine diese merkwürdige Verbindung nicht. Tatsache war aber, dass es Draco für sie ein wenig menschlicher und nahbarer machte, dass sie seine Gefühle wahrnehmen konnte. Sie war erstaunt, wie kühl und ruhig er immer nach außen hin auftrat, wie wenig er zeigte, was ihn beschäfigte. Denn manchmal war das, was sie über die Stäbe wahrnahm, ein einziges Gefühlschaos.
Er fühlte so viel mehr, als sie jemals geglaubt hätte.
Diese Sehnsucht, die sie nun spürte, versetzte ihr einerseits einen Stich, andererseits ließ es ihr Herz vor Freude etwas schneller schlagen.
Er wollte sie gerne bei sich haben.
Ihre Schritte lenkten sich automatisch in Richtung des Black Anwesens und wurden schneller, als sie seine deutliche Vorfreude spürte, die er ebenfalls zu unterdrücken versuchte, was aber kläglich misslang.
Er wusste, dass sie auf dem Weg zu ihm war und die Stäbe verrieten ihn.
Als sie schließlich den Gang betrat, in dem sein Wohnbereich lag, öffnete sich die Tür und er lehnte sich lässig in den Rahmen, um ihr ruhig entgegen zu blicken.
Wieder einmal verriet sein Erscheinungsbild nichts von seinem Gefühlsleben.
Auch Hermine hatte ihre Gefühle bei seinem Anblick nicht unter Kontrolle. Sie verstand nicht, wie sie einerseits so verliebt in Regulus sein konnte und sich auf der anderen Seite auch so zu Draco hingezogen fühlen konnte.
Sie war erstaunt, wie sehr Regulus ihre Gefühle für Draco akzeptierte. Aber noch mehr erstaunte sie, dass auch Draco der ganzen Situation gegenüber so offen war. Ihm schien es in erster Linie darum zu gehen, sich selbst und Hermine lebend durch diesen Krieg zu bekommen. Alles andere war für ihn offensichtlich nebensächlich.
Sie sagten beide nichts zur Begrüßung sie sprachen auch ansonsten nicht, während er sich vom Türrahmen abstieß und sie in seinen Wohnbereich ließ. Es war nicht nötig, dass sie darüber redeten, warum sie gekommen war. Durch die Stäbe wussten sie beide, dass sie sich nach der Nähe des jeweils anderen gesehnt hatten.
Hermine zögerte in Dracos Wohnbereich nur einen kleinen Augenblick, dann ging sie hinüber zum Fenster und umfasste sich selbst mit den Armen, während sie hinaussah. In der Ferne sah sie das flackernde Lagerfeuer ihrer ehemaligen Schulkameraden.
„Du solltest schlafen", hörte sie Draco hinter sich und sie bemerkte, wie er dicht hinter sie trat, um über ihre Schulter ebenfalls aus dem Fenster zu schauen. „Morgen wird ein anstrengender Tag. Du wirst deine Kräfte brauchen und du solltest ausgeruht sein."
„Du schläfst auch nicht."
„Aber ich werde gleich schlafen", entgegnete er ruhig.
„Wenn ich schlafe", sagte Hermine leise. „wird es noch schneller morgen sein. Und ich wünschte, es müsste nicht morgen werden."
Es entstand eine kurze Pause.
„Und gleichzeitig sehne ich den morgigen Tag herbei. Dann wird alles endlich ein Ende haben."
„Das wird es", bestätigte er und mit einem Seufzen lehnte Hermine sich leicht nach hinten, so dass sie mit ihrem Rücken an seine Brust stieß.
Kurz schien er sich anzuspannen - Hermine wurde klar, dass er immer noch überfordert war mit der Situation, mit dem, was da zwischen ihnen war. Aber dann legte er doch seine Arme fest von hinten um sie.
Es überraschte sie, wie sicher und geborgen sie sich in seiner Umarmung fühlte. Seine Körperwärme entspannte sie, der Druck seiner Arme gab ihr Sicherheit.
„Hermine?"
Sie hörte heraus, dass ihr Vorname ihm immer noch ungewohnt über die Lippen kam.
„Hm?"
Er räusperte sich und seine Arme schlangen sich noch ein wenig fester um sie.
„Sollte morgen etwas schief gehen", sagte er leise. „Sollte der Dunkle Lord über den Orden triumphieren... und sollte... sollte ich nicht mehr in der Lage sein, mich um dich zu kümmern... Dann versuch, mit Black zu verschwinden, hörst du? Lass dich von den Elfen da weg apparieren und versuch, mit Black das Land zu verlassen, verstanden?"
Sie wollte sich zu ihm umdrehen, aber er fixierte sie fest.
„Warum sagst du solche Dinge?", flüsterte sie schockiert.
„Es wird morgen so oder so verdammt gefährlich. Aber - auch wenn es dir nicht passen wird - wird einer von uns, Black oder ich, immer in deiner Nähe sein, um auf dich aufzupassen. Zumindest wollen wir das versuchen."
„Ich will nicht-", begann Hermine, aber er redete einfach weiter, als hätte sie gar nichts gesagt.
„Wir werden also doppelt aufpassen müssen. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass einem von uns etwas zustößt. Bring dich mit Black in Sicherheit, sollte ich es sein."
„Draco-"
„Ich meine es ernst. Versprich es mir. Er... er wird gut zu dir sein, das weiß ich. Versuch dann, irgendwo mit ihm ein Leben aufzubauen."
„Du wirst morgen nicht sterben!", fuhr Hermine ihn an. „Und Regulus und ich auch nicht! Sollten wir verlieren, fliehen wir alle zusammen! Und überhaupt, ich könnte auch mit Harry und Ron fliehen, warum-"
„Die beiden mögen deine besten Freunde sein, aber mit Black ist es etwas anderes. Er hat unfassbar starke Gefühle für dich, das würde selbst ein Flubberwurm bemerken, und du erwiderst die Gefühle ebenso stark. Leugne es nicht, ich kann es über die Stäbe fühlen."
Sie leugnete es nicht, wie konnte sie auch? Er hatte Recht und er wusste ganz genau, dass er Recht hatte.
Kurz zog das schlechte Gewissen gegenüber beiden Männern ihr den Magen zusammen.
Hermine wollte vorerst einfach den morgigen Tag hinter sich bringen, der hoffentlich für sie gut ausgehen würde, und weiter wollte sie momentan nicht denken. Aber ihr war klar, dass sie, sollten sie diesen Krieg alle gut überstehen, mit Regulus und Draco reden musste.
Sie musste so viel klären... Mit Regulus, mit Draco, mit sich selbst. Sie konnte sich einfach für keinen von beiden entscheiden. Und sie wusste immer noch nicht, was sie von der begonnenen Schwangerschaft halten sollte. Im Moment konnte sie sich beim besten Willen nicht vorstellen, ein Kind zu bekommen.
Aber über all das wollte sie im Moment nicht nachdenken. Nicht an einem Abend wie diesem, wo sie doch wusste, was in wenigen Stunden passieren würde.
Daher fragte sie etwas anderes, was sie ebenfalls beschäftigte und sie im besten Fall von dem Gedanken an den morgigen Tag ablenken würde.
„Die Verbindung der Stäbe... Sie wird immer stärker, nicht?"
Deutlich bemerkte sie sein Zögern.
„Ja", kam es dann ausweichend von ihm.
„Diese Verbindung", fuhr Hermine fort. „Sie kommt nicht nur daher, weil wir den Stab des jeweils anderen berührt haben, oder? Ich habe bespielsweise Rons und Harrys Stäbe auch schon häufiger in der Hand gehabt, und niemals einen solchen Effekt gespürt."
Draco seufzte.
Es klang resigniert, so als sei ihm klar, dass er nun keine andere Wahl mehr hatte als zu antworten.
„Nein, da hast du wohl Recht."
„Warum werde ich das Gefühl nicht los, dass du mehr über diese Verbindung weißt, als du mir sagst?"
„Ich habe keine Ahnung, wovon du redest."
„Draco!"
Er gab ein genervtes Geräusch von sich und ließ sie los.
Sie drehte sich zu ihm um und verschränkte die Arme vor der Brust.
„Raus mit der Sprache!"
Einen Augenblick erwiderte er ihren Blick beinahe trotzig, dann ließ er resigniert die Schultern hängen und seufzte erneut.
„Salazar, kannst du es dir mittlerweile nicht selbst denken?"
Hermines Herz schlug schneller.
Deutlich spürte sie über die Stäbe seine Überforderung, seine Selbstzweifel, seine Sorgen und seine überraschend starken Gefühle für sie.
Ja, sie konnte es sich irgendwie selbst denken, aber sie wollte es von ihm hören.
Und das sagte sie ihm auch.
„Ich will es von dir hören. Ich will, dass du nicht mehr davonläufst."
„Ich laufe nicht davon", knurrte er und fuhr sich mit einer nervösen Geste durchs Haar.
Sie sah ihn lediglich an.
Wütend starrte er zurück.
„Zauberstäbe wollen stets das beste für ihre Träger", sagte er dann, beinahe ein wenig pampig. „Wenn ihnen ein Zauber gefährlich für die betreffende Person vorkommt, können sie den Dienst teilweise oder sogar gänzlich verweigern. Und wenn sie merken, dass da Gefühle für einen anderen Menschen im Spiel sein könnten, wollen sie eben unterstützen. Das war es auch schon."
Hermine zog skeptisch eine Augenbraue hoch.
„Aber wie oft hat irgendjemand Gefühle für irgendjemanden, und die Stäbe verbinden sich nicht", stellte sie fest und eine Ahnung beschlich sie. „Moment mal! Es hat etwas damit zu tun, wenn jemand nicht zu seinen Gefühlen stehen will, richtig?"
Er wirkte ertappt.
„Die Stäbe versuchen zu unterstützen, wenn Gefühle unterdrückt werden oder man sich der Gefühle nicht bewusst ist, oder?"
„Ja", presste er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
„Und es müssen sehr starke Gefühle sein."
„Mhm", machte er undeutlich.
„Das heißt, du hattest die ganze Zeit Gefühle für mich, hättest es aber niemals zugegeben?"
„Können wir bitte das Thema wechseln?"
„Warum ist es dir so unangenehm?"
„Keine Ahnung. Ich rede nicht gerne über sowas."
„Über was?", hakte Hermine nach. „Gefühle?"
„Ja."
„Aber warum? Was hat dich so werden lassen, dass es anscheinend eine Schwäche für dich ist, Gefühle für jemanden zu haben?"
Sie fühlte ihren Stab aufgeregt und zufrieden summen. Offensichtlich gefiel ihm der Verlauf des Gesprächs. Es war, als wollte auch er, dass gewisse Dinge endlich ans Licht kamen.
„Lass uns jetzt nicht darüber reden."
„Warum nicht? Ich meine-"
„Bei Merlin! Fragst du mich allen ernstes, warum Gefühle für mich eine Schwäche sind?"
Es lag so viel Zorn in seiner Stimme, dass sie erschrocken schwieg.
Einen Moment schienen seine hellen Augen sie wütend anzublitzen, dann fuhr er sich noch einmal nervös mit der Hand durchs Haar und unterbrach den Blickkontakt.
„Tut mir leid", sagte er zerknirscht, klang aber immer noch ein wenig zornig. „Mir wurde schon als Kind gesagt, dass ich mich im Griff haben muss, was Gefühle angeht. Und nach dem Auftauchen des Dunklen Lords habe ich sowieso alles an Emotionen versteckt. Glaubst du, ich hätte das alles tun können, was ich als Todesser und Hunter getan habe, wenn ich auf irgendwelche Gefühle geachtet hätte? Diese schrecklichen Dinge hätte ich dann niemals getan."
Sie wusste nicht, was genau er getan hatte, bevor er zum Orden gekommen war. Aber sie hatte gesehen, was er tun konnte, daher hatte sie eine vage Ahnung.
„Tut mir leid", sagte sie und sie meinte es ehrlich. „Ich wollte nicht-"
„Schon gut", unterbrach er sie, eine merkwürdige Leidenschaft in der Stimme. „Es ist nicht leicht für mich, verstehst du? Ich kann es einfach nicht. Ich kann nicht wirklich in Worte fassen, was ich empfinde."
Er trat nah an sie heran und sah ihr tief in die Augen.
„Ich würde dir so gerne so viel sagen", flüsterte er. „Ich würde dir gerne sagen, dass ich dich glücklich sehen will, koste es, was es wolle. Ich würde dir gerne sagen, dass mir nichts wichtiger ist als deine Sicherheit und ich alles dafür tun werde, um diese zu gewährleisten. Sind das die Dinge, die du unbedingt hören willst? Ich würde dich gerne hier und jetzt packen und mit dir sonstwohin gehen, irgendwohin, wo ich weiß, dass du dort sicher bist. Wo ich mit dir zusammensein kann, ohne Angst um dich haben zu müssen. Sollen sie sich hier die Köpfe einschlagen, soll der Dunkle Lord untergehen oder nicht, es spielt keine Rolle, solange es dir gut geht. Und ich bei dir sein kann."
Vollkommen überfordert öffnete sie den Mund und wollte etwas erwidern, aber er sprach einfach weiter.
„Und wenn ich nicht bei dir sein kann, dann soll es dir wenigstens ohne mich gut gehen. Mit Black, ohne Black. Es spielt keine Rolle."
„Draco-"
„Hermine, bitte", sagte er eindringlich. „Komm morgen nicht mit. Versuch zu fliehen. Jetzt. Heute noch."
„Auf keinen Fall! Ich lasse niemanden im Stich! Insbesondere meine Freunde nicht. Und natürlich auch dich und Regulus nicht."
„Sei doch vernünftig!"
„Ich habe dir bereits gesagt, dass mein Entschluss feststeht. Mein Platz ist an Harrys und Rons Seite."
„Verdammt, Hermine-"
„Draco, hör auf! Ich will mich nicht mit dir streiten."
Nein, das wollte sie nicht.
Er hatte Recht.
Auch wenn sie es mit aller Macht hoffte, wusste sie nicht, wer morgen von ihnen noch da sein würde.
„Ich will mich auch nicht mit dir streiten", sagte er zu ihrer Überraschung ziemlich einlenkend.
Und in diesem Moment wusste Hermine: Sie wollte einen kleinen Augenblick vergessen, was morgen kommen würde. Was kommen könnte.
Sie wollte, dass Draco sie dazu brachte, es zu vergessen.
Daher überbrückte sie die letzten Zentimeter und sah zu ihm auf.
„Lass uns jetzt nicht über morgen reden", flüsterte sie. „Lass uns nicht einmal an morgen denken."
Dann küsste sie ihn.
Einen Augenblick lang wirkte er überrumpelt, als sie sich auf die Zehenspitzen stellte, ihn an seinem Kragen näher zog und ihre Lippen auf seine legte, aber er überwand seine Überraschung schnell.
Nur allzu bereitwillig erwiderte er den Kuss, schlang fest seine Arme um sie und presste sie an sich.
Als sie allerdings begann, sein Hemd zu öffnen, löste er sich aus dem Kuss.
„Was tust du da?"
„Was glaubst du, was ich tue?"
Es konnte so nicht weitergehen, das war Hermine bewusst. Sollten sie den morgigen Tag überstehen, sollten sie sogar siegreich sein, würde sie sich entscheiden müssen. Zwischen diesen beiden Männern, und auch für oder gegen ein Kind. Sie würde dringend und ausführlich mit Draco und Regulus reden müssen.
Aber nicht jetzt.
Jetzt wollte sie nicht denken, nicht vernünftig sein. Es war vielleicht ihre letzte Chance, so mit Draco zusammensein zu können.
„Hermine...", flüsterte Draco und fuhr ihr überraschend sanft und beinahe zurückhaltend mit der Hand durchs Haar, ehe er sie erneut küsste.
Sie knöpfte das Hemd fertig auf und ließ ihre Hände über seine nackte Brust gleiten.
Deutlich merkte sie, wie sein Kuss drängender werden wollte, er sich aber bewusst zurückhielt.
Über die Stäbe spürte sie seinen inneren Aufruhr, seine Erregung, seine Anspannung.
Er beherrschte sich.
Was sie nicht wollte.
„Ich will nicht, dass du dich zurückhältst", flüsterte sie gegen seine Lippen. „Lass mich vergessen, was morgen sein wird. Bitte."
Einen Moment sah er ihr verblüfft und irritiert in die Augen, dann veränderte sich sein Blick.
Hermine atmete laut ein, als er sie erneut küsste, leidenschaftlich, drängend.
Sie fühlte seine Hände, die beinahe fahrig über ihren Rücken glitten, dann über ihre Seiten nach vorne, zu ihrem Bauch, dann etwas höher, um ihre Brüste zu umschließen.
Es war schnell, es war hastig, aber es war das, was sie jetzt wollte. Es half ihr, ihre Gedanken komplett abzustellen.
Nur widerwillig löste er seine Hände von ihr, als sie sein Hemd abzustreifen versuchte. Er half ihr dabei.
Sie fühlte sich an die Wand gedrängt, er drückte seinen Körper eng an ihren, und während er eine Hand fest und bestimmend an ihren Kiefer legte, küsste er sie erneut.
Mit seiner anderen Hand schob er ihr T-Shirt hoch, ehe er sich an ihren Rücken vortastete und mit einer schnellen, geschickten Bewegung den Verschluss öffnete, den er fand.
Er löste sich von ihr, fixierte nach wie vor fest ihren Kiefer und umschloss eine ihrer Brüste mit seiner Hand.
„Sieh mich an", flüsterte er rau und ruckte ihren Kopf ein wenig nach oben, damit sie seinen Blick erwiderte.
„Bei allen vier Gründern", murmelte er, während er sie weiter berührte. „Diesen Anblick werde ich niemals vergessen. Niemals."
Wieder legten sich seine Lippen auf ihre, und während er sie küsste, zog er sie von der Wand weg und schob sie rückwärts.
Hastig öffnete Hermine dabei seinen Gürtel.
Auch er machte sich im Gehen an ihrer Hose zu schaffen, zog sie schließlich herunter, und im nächsten Moment fühlte sie sich von ihm angehoben.
Sie gab einen überraschten Laut von sich, dann wurde sie auch schon wieder abgesetzt. Er hatte sie auf einen Tisch gesetzt und zerrte ihr nun Hose, Slip, Schuhe und Socken vom Körper.
Er machte sich nicht die Mühe, das hochgeschobene T-Shirt und ihren geöffneten BH auszuziehen.
Statt dessen schob er ihre Beine auseinander, stellte sich dazwischen und küsste sie hungrig.
Sie seufzte an seinen Lippen, als seine Hand gezielt ihren empfindlichsten Punkt fand und diesen perfekt zu stimulieren begann.
Ihre Hände zitterten etwas, so sehr brachte er sie damit aus dem Konzept, dass sie fast ein wenig ungeschickt seine Hose aufknöpfte, ehe sie diese und das Kleidungsstück darunter ein Stück herunter schob.
Nun seufzte er in den Kuss, als sie vorsichtig seine Erregung mit der Hand umschloss.
Sie probierte aus.
Während er sie weiterhin küsste und berührte, änderte sie selbst immer wieder die Art, wie sie ihre Hand bewegte, bis er leise in den Kuss stöhnte.
Offensichtlich hatte sie die richtige Art und Weise gefunden, wie er berührt werden wollte.
„Fuck, genau so", flüsterte er rau und sein Atem beschleunigte sich massiv.
Sie nahmen sich Zeit, sich so gegenseitig zu berühren.
Schließlich unterbrach er den Kuss, keuchte leise und biss ihr in die Unterlippe.
Drängend schob er sich näher, um sich zu positionieren.
Sein Blick traf auf ihren, und einen Augenblick sahen sie sich einfach an.
Hermine holte tief Luft, als er sich dann mit einem Ruck in sie schob, ohne den Blickkontakt zu unterbrechen.
Es war anders dieses Mal.
Er bewegte sich ruckartig und hart, ließ sie dadurch immer wieder aufkeuchen, doch trotzdem war da etwas in der Art, wie er sie ansah, wie er ihren Blick gefangen hielt.
Und sie verstand: Er war an einem Punkt, an dem er seine Gefühle vollkommen zuließ.
Bei ihrem ersten Mal hatte er sich vermutlich eingeredet, es würde ihm nur um etwas Körperliches gehen.
Beinahe erschütterte es sie, wie tief seine Gefühle für sie tatsächlich zu gehen schienen.
Und ihre für ihn.
Er ließ sie nicht aus den Augen, während er zusätzlich begann, sie erneut zu berühren. Schließlich kamen sie beinahe gleichzeitig, und es war ein wunderbares Gefühl, wie er sich weiter bewegte, obwohl sein Beben etliche Sekunden vor ihrem abebbte. Mit viel ruhigeren, sanfteren Stößen brachte er sie durch ihren gesamten Höhepunkt, ehe sie beide vollkommen still wurden.
Ohne sich auch nur einen Millimeter von ihr wegzubewegen, küsste er sie, innig, sanft, lang.
Danach schlang er die Arme um sie, und sie erwiderte die Umarmung ebenso fest.
In diesem Moment wünschte Hermine sich nichts mehr, als dass einfach alles gut ausgehen würde, irgendwie. Für sie alle.

Masks and Mirrors (Dark Dramione) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt