Hermine tauchte langsam aus der Dunkelheit auf.
Einen Augenblick benötigte ihr Hirn, um seine Tätigkeit wieder aufzunehmen.
Dann waren alle Erinnerungen abrupt da und sie riss mit einem Japsen die Augen auf.
„Ruhig, Hermine. Ganz ruhig. Du bist in Sicherheit."
Hermine blinzelte.
Sie identifizierte Poppys Stimme eine Sekunde, bevor sie die Heilerin sah.
„Was? Wo... wo bin ich?"
„Auf unserer Krankenstation. Es ist alles gut. Ihr habt sehr vorausschauend gehandelt, indem ihr die Hauselfen mitgenommen habt."
Die Heilerin lächelte sie aufmunternd an.
Hermine versuchte, ihr wild schlagendes Herz unter Kontrolle zu bekommen.
Sie erinnerte sich.
Sie war aufgeregt gewesen, nach dem Kuss mit Draco und seinem hastig geflüsterten Versprechen, dass sie reden würden, wenn er von seinem Erkundungsflug zurück war. Er hatte ernst gewirkt, aber dabei so aufgeschlossen. So, als habe er eine Entscheidung getroffen. Eine Entscheidung für sie beide.
Hermine wusste nicht, was das für Konsequenzen haben würde, insbesondere in Hinblick auf die Tatsache, was da zwischen ihr und Regulus lief. Denn sie wollte Regulus nicht verletzen. Und wenn sie ganz ehrlich mit sich war, hatte er sich mittlerweile so sehr in ihr Herz geschlichen, dass sie sich nicht mehr vorstellen konnte, ohne ihn zu sein.
Aber sie war genauso stark in Draco verliebt.
Um sich abzulenken hatte sie ihren Stab geholt und war gerade dabei sich zu überlegen, wie sie die Zeit überbrücken sollte, bis Draco zurück war, als Seamus sie aufgeregt aufsuchte.
McLaggen sei gesichtet worden, von einem Ordensmitglied im Außendienst, und Harry ließ sie fragen, ob sie mit aufbrechen wollte, um ihn zu sichern.
Natürlich sofort.
Es duldete keinen Aufschub.
Die Nachricht war mit einem Patronus gerade frisch hereingetrudelt, und sie mussten augenblicklich aufbrechen, um McLaggen nicht zu verpassen.
Nur kurz verspürte Hermine ein schlechtes Gewissen, dann sagte sie sich, dass es nuneinmal ein dummer Zufall war, dass Draco gerade nicht da war und er nicht erwarten konnte, dass sie deshalb hier blieb. Und auf ihn warten war ebenfalls keine Option, McLaggen würde entwischen.
Sie bereitete sich deswegen auf ein unangenehmes Gespräch mit Draco vor, aber das war es ihr wert, wenn sie dafür McLaggen sichern und zurückbringen konnte.
Und sie würde ihm erklären, dass sie mehrere mit einem Desillusionierungszauber versehene Elfen mitgenommen hatten, um schnell disapparieren zu können, es also ja gar keinen Grund zur Sorge gab.
Und dann war es so schnell gegangen.
Sie waren mitten in ein Gefecht hinein geraten - drei Hunter gegen McLaggen, der offensichtlich von den dreien überrascht worden war.
Hermine bekam gerade noch mit, wie McLaggen ihr Erscheinen dafür nutzte, um zu disapparieren - offensichtlich war noch kein Apparierschutz über das Gelände gelegt worden - ehe sie etwas seitlich traf. Ein Fluch.
Nur verschwommen erinnerte sie sich, wie sie zusammenbrach.
Die Schmerzen waren nicht in Worte zu fassen gewesen.
Ihr ganzer Oberkörper fühlte sich warm und nass und.
Blut.
Sie japste und starrte in den Himmel über ihr, ohne wirklich etwas zu sehen.
Dann eine kleine Hand, die ihr Handgelenk packte, das Gefühl des Disapparierens und danach - nichts mehr.
Hermine fixierte erschrocken Poppy.
„Wie geht es den anderen?" fragte sie alarmiert. „Ist jemand-"
Poppy hob beschwichtigend eine Hand.
„Es geht allen gut. Die Hauselfen haben alle da raus appariert, ohne dass jemand zu Schaden gekommen ist. Leider hat es dich erwischt. An was erinnerst du dich?"
Hermine richtete sich etwas im Bett auf.
Sie fühlte sich überraschend gut.
Man hatte ihr einen bequemen Schlafanzug angezogen.
Sie hatte keine Schmerzen und war ausgeruht.
Trotzdem stieg kurz ein Gefühl des Grauens in ihr auf.
„Der Sectumsempra", murmelte sie.
Instinktiv wanderten ihre Hände über ihren Oberkörper.
Poppy nickte.
„Ja. Er hat dich glücklicherweise nur gestreift. Trotzdem war es eine lebensgefährliche Verletzung. Allerdings war der Elf so geistesgegenwärtig, dich sofort hierher zu apparieren. Ich konnte die Wunde augenblicklich heilen und mit Diptam nachbehandeln. Du behältst nicht einmal Narben zurück."
Poppy lächelte und Hermine fühlte eine unglaubliche Erleichterung.
„Danke, Poppy."
„Aber Kind, doch nicht dafür. Du hast bestimmt Durst, nicht? Und Hunger. Ich gebe dir ein Glas Wasser und organisiere gleich eine Kleinigkeit zu essen für dich."
Aus einer Karaffe goss die Heilerin ihr ein Glas Wasser ein und reichte es ihr.
Hermine trank es beinahe hastig leer. Erstaunlicherweise hatte sie tatsächlich unfassbaren Durst.
Sie stellte das Glas beiseite.
„Himmel, ich habe das Gefühl, ewig nichts mehr getrunken zu haben."
„Hast du auch nicht. Also zumindest keine größeren Mengen. Ich habe dir Schlaf- und Beruhigungstränke gegeben, du warst nur einmal kurz wach und hast ein paar Schlucke getrunken."
„Wie lange habe ich denn geschlafen?"
Hermine saß nun kerzengerade im Bett.
„In etwa zwölf Stunden."
„Was? Einen halben Tag?"
„Beruhige dich. Du hattest einen Schock und warst schwer verletzt. Dieser Heilungsprozess war nötig."
Hermine passte es gar nicht, so lange außer Gefecht gewesen zu sein, aber man konnte es nun sowieso nicht mehr ändern.
Poppy sah sie intensiv und nachdenklich an.
„Und sonst ist wirklich alles in Ordnung? Es geht allen gut?", vergewisserte Hermine sich noch einmal. Der Blick der Heilerin irritierte sie.
„Ja, es ist wirklich alles in Ordnung. Allerdings würde ich gerne über etwas mit dir sprechen."
Hermines Herz schlug schneller.
Irgendetwas war nicht in Ordnung. Sie spürte es deutlich, konnte aber absolut nicht festmachen, was es war.
Sie glaubte Poppy, dass es den anderen, die beim Einsatz dabei gewesen waren, gut ging.
Aber was war es dann?
„Ja?"
„Liebes, als du bewusstlos warst, nachdem ich dich geheilt habe und als du stabil warst, habe ich einen Ganzkörperanalysezauber gewirkt. Reine Routine."
Hermines Herzschlag beschleunigte sich noch mehr.
Eine düstere Ahnung beschlich sie.
Ihre Gedanken mussten sich auf ihrem Gesicht spiegeln, denn Poppy lächelte beruhigend.
„Keine Sorge, ich habe nichts lebensbedrohliches entdeckt."
Hermine atmete auf.
„Ich bin nicht krank oder so?"
Poppy schüttelte den Kopf und ließ sich nun auf die Bettkante sinken.
„Nein, du bist absolut gesund, du hast sogar sehr gute Werte."
„Was ist dann?", fragte Hermine verwirrt.
Was konnte die Heilerin meinen?
„Wie gesagt, deine Werte sind sehr gut, auch die Blutwerte. Allerdings zeigte der Zauber ungewöhnliche Schwingungen bei einem bestimmten Hormon an."
„Was meinst du?", flüsterte Hermine.
„Ich falle einfach mal mit der Tür ins Haus. Ich habe aufgrund des hohen Wertes weitergeschaut und mein Analysezauber hat eine Schwangerschaft festgestellt."
Kalt. Ihr wurde abrupt furchtbar kalt. Und da war ein merkwürdiges Dröhnen in ihren Ohren.
„Was?"
„Deiner Reaktion nach zu urteilen, war es nicht geplant", stellte Poppy ruhig fest.
Einen Augenblick konnte Hermine sie nur fassungslos ansehen.
Nein, sie musste es falsch verstanden haben.
Aber eigentlich gab es da nichts falsch zu verstehen.
„Ich bin... schwanger?"
Sie hörte selbst, sie klang zittrig und ihre Stimme war ganz dünn.
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Masks and Mirrors (Dark Dramione)
FanfictionMasken und Spiegel, Jäger und Gejagte, Schatten und Licht. Und irgendwas dazwischen. Manchmal gibt es einen grauen Übergang zwischen Freund und Feind. Klar ist: Traue niemandem! - Dark Tale - Dramione, irgendwie