St. Mungo Hospital

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Meine Augen üffneten sich einen Schlitz. Es war sehr hell. Und noch ein Stück mehr. Bis ich meine Augen ganz offen hatte. Ich blickte mich um. Ich sah viele weiße Wände, weiße Betten und Fenster. Links neben mir saß Draco und hielt meine Hand. Er schlief. Ich drückte seine Hand leicht, wovon er aufwachte. "Du bist wach", sagte er. "Ja, aber was machst du hier?", fragte ich. Meine Stimme klang leise. "Schauen, wann du aufwachst. Mum ist unten in der Cafeteria, sie macht sich große Sorgen um dich. Ach, und sie ist sauer auf Dad. Er war noch nicht hier", erklärte der Blonde. "Was ist passiert? Wo bin ich und seit wann bin ich hier?" "Am Samstag Morgen hast du dich mit Dad angelegt. Er hat dich irgendwie am Rücken verletzt. Dann sind Mum und ich mit dir hier her, ins St Mungo Hospital appariert. Dann wurde den Rücken genäht. Du hast viel Blut verloren und bist dann nicht mehr aufgewacht, bis jetzt. Heute ist Montag, du bist also seit zwei Tagen hier. Ich denke, ich rufe mal Charlotte, die Heilerin, damit sie dich untersuchen kann. Und dann gehe ich Mum holen, der werden fünf Steine vom Herz fallen, wenn sie sieht, dass du wach bist", sagte Draco und verließ das Zimmer. Ich wollte mich aufsetzen, ließ das aber nach einem höllischen Schmerz im Rücken. Jetzt kamen auch die Erinnerungen an den Streit und die Peitsche wieder. Ich schaute mich noch mal genauer im Raum um. In dem Bett rechts von mir lag eine Frau, die ganz blass im Gesicht war. Sie schlief anscheinend. Nach ein paar Minuten kam die Heilerin herein. "Gut, dass du aufgewacht bist. Wie geht es dir?", fragte sie, während sie von einem kleinen Wagen, den sie mitgebracht hatte ein paar Tränke begutachtete. "Mir geht es gut, nur mein Rücken tut etwas weh", antwortete ich. "Ja, den habe ich genäht. Du hast dort jetzt eine lange Narbe. Ich bitte dich, dich die nächsten Wochen etwas zu schonen. Das heißt kein Sport, Quidditch, oder sonstiges, was deinem Rücken schaden könnte. Aber keine Sorge, morgen wird es wahrscheinlich schon gar nicht mehr wehtun. Die Narbe bleibt allerdings", sagte sie und schaute mich jetzt zum ersten Mal an. Sie brachte mir einen der Tränke. "Keine Sorge, das ist kein Gift, nur ein Trank, der die Schmerzen lindert. Aber wie gesagt, morgen wirst du davon schon gar nichts mehr merken" Ich trank einen Schluck aus der Flasche. "Ist es okay für dich, wenn ich den Besuch herein lasse? Oder willst du dich erstmal noch ausruhen?", fragte Charlotte. "Nein, das ist okay", gab ich zurück. Sie ging zur Tür und öffnete diese. Cissy kam als erste hereingestürzt und umarmte mich stürmisch. "Oh Emily, ich bin ja so froh, dass du wach bist. Geht es dir gut?", fragte sie. "Alles bestens, danke Cissy. Ohne dich wäre das wahrscheinlich nicht nur eine Narbe geworden..., sagte ich. "Oh, ja, ich werde nochmal mit Lucius schimpfen!", meinte sie mit bedrückter Miene. Jetzt kam auch mein Großvater durch die Tür. Ruckartig löste sich Cissy von mir und stellte sich gerade neben Draco. Albus nickte den beiden zu und kam zu mir herüber. "Großvater!", rief ich begeistert. Er drückte mich. "Ich bin sehr froh, dass es dir gut geht", sagte er. Doch plötzlich änderte sich meine Miene schlagartig. Ich hörte auf zu lachen, als ich Severus Snape, meinen gehassten Zaubertränkelehrer, hinter Albus entdeckte. Er war wie immer schwarz angezogen und schaute kühl. "Ich dachte, du würdest dich vielleicht freuen, wenn dein Pate auch kommt", sagte Albus und streichelte mir über den Arm. Ja, leider war Snape auch mein Pate. Ich gab nur ein leises Brummen von mir und würdigte Snape keinen Blick. Er hasste mich minestens so sehr wie ich ihn, das wusste ich. Außerdem bevorzugte er sein eigenes Haus, Slytherin, und hasste alle Gryffindors. "Ich denke, Emily braucht jetzt erstmal Ruhe. Sie können gerne heute Abend wieder kommen", sagte Charlotte und bat meinen Besuch hinaus. Auch sie ging und ich war wieder allein mit der blassen Frau im Bett neben mir. Als ich fast wieder ausgeschlafen war, regte sich die Frau und öffnete die Augen. Ich musterte sie. "Guten Tag", sagte sie und setzte sich auf. "Hallo", gab ich zurück. "Wann bist du aufgewacht?", fragte sie. "Ähm, vor zwei Stunden ungefähr", antwortete ich etwas perplex. "Warum sind Sie hier?" "Ich wurde von einem Werwolf angegriffen. Mir geht es aber gut und gebissen wurde ich auch nicht. Ich bin schon seit drei Wochen hier. Ich wurde zwar nicht gebissen, aber die wollen bis zum nächsten Vollmond warten und überprüfen, ob ich mich nicht doch verwandle. Als du hergekommen bist, warst du ohnmächtig. Dein Rücken wurde genäht, oder?", erwiderte sie. "Ja", antwortete ich knapp. "Ich hoffe für dich, dass du bald wieder raus kannst", seufzte sie. Da fiel es mir wieder ein. Ich hätte schon längst bei Hermine sein sollen! "Shit", zischte ich, stand auf und ging zu dem Koffer vor meinem Bett. Ich zog mir richtige Sachen an und holte dann Pergament, Feder und Tinte heraus. "Was wird das, wenn es fertig ist?", fragte die Frau. Ich antwortete nicht. Ich schrieb einen kurzen Text an Albus und Cissy, legte ihn auf meinen Nachttisch und sagte zu der Frau: "Ich bin Emily. Emily Black" "Mary Gray", stellte sie sich vor. "Hören Sie zu, ich muss zu meiner besten Freundin. Sie macht sich bestimmt schon Sorgen. Könnten Sie bitte, wenn Besuch für mich kommt, ihm sagen, dass es mir gut geht und ich am 1. September rechtzeitig im Horgwarts-Express sitze? Es ist wirklich dringend", flehte ich. "Nun, ich weiß nicht, ob das gesundheitlich gut für dich ist. Und dein Besuch würde sich sicher Sorgen machen", überlegte sie. "Bitte", flehte ich weiter. "Ok", gab Mary schließlich nach. "Danke", sagte ich, nahm meinen Koffer und verließ das Zimmer. Jetzt musste ich nur aufpassen, dass ich Charlotte nicht begegnete. Ich ging den Gang weiter entlang, bis ich eine Treppe herunter sprintete. Dabei spürte ich einen kleinen Schmerz im Rücken. Ich hatte keine Ahnung, wo ich war, weshalb ich nach der Treppe einen anderen Gang entlang ging. "Oh, Sie kenne ich doch!", rief jemand. War ich gemeint? Ich drehte mich um. Gilderoy Lockhart stolzierte auf mich zu. "Gilderoy Lockhart. Wir kennen uns doch, nicht? Es ist nicht lange her, da sind wir zusammen mit einem Phönix geflogen. Jaja, ich war in der Kammer des Schreckens!", sagte er extra laut, so dass uns ein paar umstehende Personen interressiert musterten. "Ähm, ja. Ich bin Emily", sagte  ich. "Weißt du, das hier ist ein Krankenhaus speziell für Hexen und Zauberer. Ist das nicht fantastisch? Ich meine, natürlich gibt es Magie, ich besitze sogar selbst welche. Aber ich habe meinen Zauberstab leider nicht damei", sagte er. Innerlich verdrehte ich die Augen. Er hatte zwar einen Vergessenszauber abbekommen, sein Charakter hatte sich allerdings nicht verändert. Außerdem wusste ich, dass er keinen Zauberstab mehr hatte, denn in unserem letzten Schuljahr, wo Lockhart Professor für Verteidigung gegen die dunklen Künste gewesen war, hatte Ron Lockharts Zauberstab aus dem Fenster geworfen. Den hatte er bestimmt nicht wieder bekommen. "Ja, ich muss dann auch weiter", sagte ich und ging weiter. Nach etwa zehn Minuten gab ich es auf. Ich fand den Ausgang einfach nicht. Also ging ich zu einer Heilerin hinüber und fragte sie: "Entschuldigung? Ich war eben meinen Cousin besuchen und finde den Ausgang nicht mehr" "Die Treppe herunter und links", sagte die Heilerin grimmig. Die war wohl mit dem falschen Fuß aufgestanden. Als ich ihrer Beschreibung nach gegangen war, kam ich mir doof vor, denn der Weg war soger ausgeschildert gewesen. Ich ging hinaus und befand mich auf einer normalen Muggelstraße. Ich wollte hinüber gehen, da auf der anderen Seite ein Park war. Auf einmal bremste etwas neben mir. Ich erschrack und schrie auf. Neben mir stand ein riesigen Blechteil auf Rädern, das Fenster hatte. Darin saß ein Mann. Dieser streckte jetzt den Kopf aus dem Fenster und schrie mich an: "Sag mal spinnst du? Ich hätte dich fast umgefahren! Jetzt verschwinde!" Ist doch eher seine Schuld, wenn er mich fast umfährt, was kann ich denn dafür? Ich ging über die Straße und ging am Rand des Parks entlang. Wie kam ich jetzt zu Hermine? Die Adresse hatte ich zwar, doch es wäre viel zu weit gewesen. Meinen Zauberstab hielt ich fest umklammerd. Mir war die Muggelwelt nicht geheuer. Ob das hier alles so unfreundliche Muggel waren, wie der in dem Blechteil eben? In Gedanken versunken stolperte ich über die Bordsteinkante und fiel hin. Als ich aufstand und den Dreck von meiner Hose wischte, stand vor mir auf der Straße wieder ein riesiges Blechteil auf Rädern, nur dieses Mal drei mal so hoch. Vor mir stand ein junger Mann, der viel Pickel im Gesicht hatte und eine blaue hässliche Mütze trug. Er sagte laut: "Wilkommen im fahrenden Ritter, dem Nottransporter für gestrandete Hexen und Zauberer. Strecken Sie einfach die Zauberstabhand aus, steigen Sie ein und wir fahren Sie, wohin Sie wollen. Mein Name ist Stan Shunpike und ich bin für heute Abend ihr Schaffner-" Er verstummte und blickte zu mir runter. "Warum ist deine Hose so schmutzig?", fragte er und musterte mich. Ich hatte auch ein Loch in meiner Jeans und sie war dreckig. "Das geht Sie gar nichts an", sagte ich. "Wie viel kostet es nach Heathgate? Das ist im Norden von Londen", sagte ich. "Zwülf Sickel", antwortete Stan, "aber für zwei Sickel mehr kriegst du noch eine heiße Schokolade-" "Nein, danke, ich will einfach nur möglichst schnell dort hin", unterbrach ich ihn genervt. "Gut, dann gib mir deinen Koffer", sagte er und nahm mir meinen Koffer ab. Er führte mich in den Bus hinein. Es war riesig hier und drei-etagig. Wir gingen an mehreren Messingbetten vorbei und dann eine Etage höher. Dort stellte Stan meinen Koffer an einem der Betten ab. Ich holte zwölf Sickel aus meinem Koffer und gab sie Stan. "Wie heißt du eigentlich?", fragte er. "Das geht Sie auch nichts an", zischte ich. "Du gehst nach Hogwarts, nicht?", fragte er und setzte sich auf das Bett neben dem meinen. Was wollte der denn noch? Konnte der nicht einfach wieder runter gehen? "Ja", antwortete ich knapp. "Seltsam. Sonst fahren wir meistens nur volljährige Hexen und Zauberer und jetzt schon das zweite Mal in dieser Woche Kinder", sagte Stan nachdenklich. "Wer wr denn hier?", fragte ich interessiert. "So 'n Neville Longbottom. Komischer Typ", antwortete er. "Neville? Das ist ein guter Freund von mir! Wo wollte er hin?" "Tropfener Kessel" "War er allein? Ohne seine Großmutter?", wollte ich wissen. "Nö, allein" "Und wo hast du ihn aufgegabelt?" "So ein komischer Muggelort. Little Whinging hieß er glaub ich", sagte er. "Sicher?", hakte ich nach. Stan nickte. Ich wusste, dass Neville nichts in einem Muggelort zu suchen hatte. Harry allerdings wohnte in Little Whinging. Vielleicht hatte Neville ihn besucht? Nein, so gut sind die beiden auch wieder nicht befreundet. Plötzlich setzte sich der Bus in Bewegung. Mit rasendem Tempo fuhr er über die Straßen. Wenn der Bus gegen eine Laterne oder ähnliches fährt, weichet diese einfach aus und wenn der Bus weg ist, kehrt sie wieder an ihren alten Platz zurück. Die Muggel bemerkten das alles natürlich nicht. "Nun, ich gehe dann wieder runter", sagte Stan und ging die Treppe herunter. Plötzlich fiel mir etwas ein. Ich muste mir noch überlegen, was ich Hermine sagte, warum ich erst zwei Tage später gekommen bin und ihr nicht geschrieben habe! Ich könnte sagen, dass ich es vergessen habe! Nein, das würde sie mir nicht glauben. Außerdem wäre sie dann sicher verletzt. Sollte ich ihr einfach die Wahrheit sagen? Ich wusste es nicht. Also schaute ich aus dem Fenster. Als wir hielten betrachtete ich die Gegend. Es gab viele hohe Gebäude und an einem Schild über einem Laden stand The best Cake in Caerdydd. Warte was?! Caerdydd lag in Wales, das wusste ich, aber wir waren doch eben noch in England, oder? Ich war doch erst vor zehn Minuten eingestiegen! Wie konnte das denn sein? Ich hörte, wie jemand die Treppe hoch kam. Es war Stan, der zu einem Bett mit einem Mann ging und ihn weckte. "Mister Kennedy? Wir sind da. Ich wünsche ihnen viel Glück bei ihrem Auftritt", sagte Stan. Der Mann stand auf, nahm seinen Koffer und ging hinaus. Auf meinen fragenden Blick antwortete Stan: "Er ist Sänger und hat hier einen Auftritt" Dann ging er wieder runter. Kurze Zeit später schlief ich ein. Als Stan mich weckte, war es bereits Nachmittag. "Wir sind in Heathgate. Das ist doch ein Muggelort, nicht?", fragte er. "Ja", sagte ich und stand auf. "Dann sind wir hier richtig", sagte Stan und brachte meinen Koffer runter. Ich folgte ihm und stieg aus. Kaum stand mein zweiter Fuß auf dem Boden, war der Fahrende Ritter mit einem Knall verschwunden. Ich sah mich um. Ich stand mitten auf einer Straße, in einem ruhigen Wohngebiet. Ich schaute auf den Brief, den Hermine mir vor einigen Wochen geschickt hatte. Dort stand ihre Adresse drauf. Ich ging auf der Straße entlang. Kein einziges Auto war hier unterwegs. Ich zählte die Hausnnummern ab: "14, 13, 12, 11, 10, 9" Bei neun blieb ich stehen. Das war Hermines Haus! Es war ein schönes Backsteinhaus mit Vorgarten. Ich ging zur Tür und klopfte daran. Die Tür wurde aufgerissen und schon hatte ich einen braunen Haarbüschel im Gesicht. "Emily! Ich habe mir ja solche Sorgen gemacht! Wo warst du denn? Ist dir was passiert? Warum hast du mir nicht geschrieben, dass du später kommst? Geht es dir gut?", wurde ich mit Fragen bombardiert. "Jetzt lass sie doch erstmal herein kommen, Hermine", sagte eine freundliche Stimme. Hermine ließ von mir ab und zog mich ins Haus. Dort stand eine Frau mit braunen Haaren. "Ich bin Kate Granger, freut mich dich endlich kennen zu lernen Emily. Hermine hat schon viel von dir erzählt", stellte sie sich freundlich vor. "Hallo, freut mich ebenfalls", sagte ich und schüttelte ihre Hand.


Emily Lily Black 3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt