20. Schullandheim

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Ein paar Wochen vergehen und Nathi und ich gehen auf einige Dates und er kommt immer noch fast jeden Tag zu mir. Wir küssen uns, gehen aber nicht weiter.

Morgen steht das Schullandheim an. Nathi ist heute Abend bei mir.

Er schaut mir erst beim packen zu. Dann liegen wir auf meinem Bett.

Nathi fährt durch meine langen Haare.

„Ich liebe deine Haare.", sagt er.

Ich kichere. In den letzten Wochen war Nathi, das einzige, was mich glücklich gemacht hat.

„Ich mag dich so sehr, Fia.", flüstert er.

„Ich mag dich auch.", flüstere ich.

„Nein. Ich meine, ich mag dich wirklich sehr."

In meinem Bauch flattern Schmetterlinge.

„Ja, ich dich auch.", sage ich. Und es stimmt. Ich glaube, ich könnte mich in Nathi verlieben.

Er lächelt und drückt einen Kuss auf meine Lippen. Ich lächle gegen seine Lippen.

„Hör auf, zu lächeln. Ich will dich küssen.", grummelt er.

Ich lache. Dann drücke ich meine Lippen wieder auf seine. Er macht ein zufriedenes Geräusch. Ich umschließe seine Unterlippe mit meinen.

„Sei meine Freundin.", sagt Nathi an meine Lippen.

„Was?"

„Sei meine Freundin."

Will ich schon wieder eine Beziehung? Eigentlich nicht. Aber wie gesagt, ich bin dabei, mich vielleicht in ihn zu verlieben. Und ich will Henry vergessen.

„Okay.", sage ich.

Er grinst. Grübchen. Dann küsst er mich wieder.

Am nächsten Morgen sitzen wir im Bus Richtung Garmisch-Partenkirchen. Ich sitze neben Nathi und halte seine Hand.

Henry sitzt schräg vor uns. Immer wieder wirft er Blicke nach hinten zu mir. Ich hoffe, er sieht meine und Nathis ineinander verschränkten Hände nicht.

Wir hören Musik und die Fahrt vergeht schnell. Dann betreten wir schon die Hütte, in der wir schlafen werden.

Jay und ich ergattern ein Zweierzimmer. Wir liegen auf den Betten.

„Ich bin mit Nathi zusammen.", sage ich.

„Was? Oh mein Gott. Ich freue mich so für dich."

„Danke."

„Weiß es Henry?", fragt sie.

„Noch nicht."

„Vielleicht ist es besser, wenn du es ihm erstmal nicht erzählst."

„Ja.", sage ich.

Später werden wir in zwei Gruppen eingeteilt. Die eine Gruppe kocht Abendessen und die andere geht wandern. Morgen wird getauscht.

Zu meinem Missfallen werden Jay und ich in unterschiedliche Gruppen eingeteilt. Ich bin mit Nathi und Henry in der Gruppe wandern.

Wir machen uns auf den Weg. Ich gehe neben Nathi auf dem Pfad.

Plötzlich knicke ich um und stürze den Hang hinunter.

Ich schlage mir beim Fallen meinen Kopf an einem Stein auf.

„Fia!", schreit Henry.

„Nein, Henry bleib hier!", ruft Herr Karl.

Ich schaue nach oben und sehe, wie Henry den Hang zu mir runterklettert.

Ich fasse mir an meine Stirn und sehe Blut an meiner Hand. Mir wird schlecht. Ich kann Blut von anderen sehen. Nur nicht mein eigenes.

Henry kommt bei mir an. „Alles okay?", ruft er. „Scheiße. Alles okay?"

Er setzt sich neben mich und zieht mich auf seinen Schoß. Dann begutachtet er meine Wunde auf der Stirn.

„Tut sonst noch irgendwas weh? Außer deinem Kopf.", fragt er.

Ich sehe die Sorge und Angst in seinen braunen Augen.

„Nur mein Fuß. Aber alles ist gut. Es ist nichts passiert, Hen.", sage ich.

„Natürlich ist etwas passiert. Du bist gefallen und hast dich verletzt. Verdammte Scheiße."

„Die Bergrettung ist bald da!", ruft Herr Karl von oben.

Jetzt wo ich mir den steilen, steinigen Hang sehe, frage ich mich, wie Henry es so schnell hier runter geschafft hat.

Ich fasse wieder an meine Wunde und sehe das Blut auf meiner Hand.

„Schau nicht hin.", sagt Henry und wischt meine blutige Hand an seinem Pulli ab.

Dann zieht er den Pulli aus und drückt ihn auf meine Wunde. Ich sehe seinen nackten Oberkörper. Ich wende den Blick ab.

Wenig später kommt die Bergrettung. An einem Seil gesichert, steigt jemand nach unten.

„Ich werde sie jetzt auf die Trage legen und wir werden sie nach oben zum Hubschrauber ziehen.", sagt der Sanitäter.

„Okay.", sage ich.

Schon wird eine Trage an einem Seil runtergelassen.

Henry nimmt mich hoch und legt mich auf die Trage. Der Sanitäter macht mich fest. Dann werde ich hochgezogen.

Oben steht ein Hubschrauber, in den ich eingeladen werde. Ich sehe, wie auch Henry wieder hochkommt. Mit einem Seil gesichert. Ich atme erleichtert aus.

„Wer will mit ins Krankenhaus kommen?", fragt der Sanitäter.

„Ich.", rufen Henry und Nathi gleichzeitig.

„Ich bin ihr fester Freund. Ich sollte mitgehen.", sagt Nathi.

Henry starrt ihn fassungslos an. „Was?"

Scheiße.

Scheiße. Scheiße. Scheiße.

Der Sanitäter führt Nathi zum Hubschrauber. Ich sehe, dass Henry ihn immer noch anstarrt.

Wir fliegen los und kurze Zeit später sind wir im Krankenhaus.

Meine Wunde an der Stirn wird genäht und dann wird mein Fuß geröntgt.

„Sie haben eine leichte Gehirnerschütterung. Aber mit ihrem Fuß ist alles in Ordnung. Sie sollten drei Tage das Bett hüten.", sagt der Arzt.

Ich nicke. Dann darf ich gehen. Ich finde Nathi im Wartezimmer.

„Hey. Alles okay?", fragt er.

„Ja. Nur eine leichte Gehirnerschütterung."

„Oh Gott. Bin ich erleichtert. Das sah schlimm aus."

„Musste man auch nähen."

„Oh. Aber du warst tapfer." Er küsst meine Wange.

Ich lächle.

„Komm. Herr Karl zahlt uns das Taxi.", sagt Nathi und legt seinen Arm um mich.

Wir kommen in der Hütte an und alle fragen mich, wie es mir geht.

Henry schiebt sich durch die Menge. „Fia, wie geht es dir?"

„Gut. Nur eine leichte Gehirnerschütterung. Drei Tage Bettruhe."

„Bin ich erleichtert.", seufzt er.

Dann bekommen Nathi und ich noch Abendessen. Es gibt Schnitzel mit Pommes.

Jay sitzt neben mir. „Ich hatte solche Angst, als ich es gehört habe. Ich bin so froh, dass es dir gut geht."

Ich nehme ihre Hand. „Alles ist gut."

Mein Ex, mein Neuer und ichWo Geschichten leben. Entdecke jetzt