14. Wintersporttag

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Am Mittwoch ziehe ich mir eine Mütze an und nehme Handschuhe mit.

Ich sehe Henry heute nicht, weil er natürlich Skifahren geht. Er liebt Skifahren.

Im Bus zur Schule treffe ich Nathi.

„Hey.", sage ich, als ich mich neben ihn setze.

Er lächelt mich an. Grübchen. „Hey."

Nathi war gestern wieder bei mir beim Essen und wir haben wieder zusammen Hausaufgaben gemacht. Ich habe Henry nichts davon erzählt. Ich weiß selbst nicht warum.

An der Schule angekommen, gehen wir in den Bus, der unsere Stufe zur Eissporthalle bringt. Nathi setzt sich wieder neben mich. Jay und Nick sind beim Schneeschuhwandern.

Nathi bietet mir einen Kopfhörer von sich an. Das erste Lied, das ertönt, ist Kill the Director von The Wombats. Wir hören die ganze Fahrt Musik und ich muss sagen, Nathi hat einen guten Musikgeschmack. Viel Alternative Rock.

In der Eissporthalle angekommen, leihen wir uns Schlittschuhe aus. Dann gehen wir in die Umkleide. Dort ziehe ich mir die Schlittschuhe an und streife meine Handschuhe über. Dann verstaue ich meine Sachen in einem Schließfach.

Nathi tut es mir gleich. Er trägt jetzt eine grüne Mütze, die seine grün-braunen Augen betont. Er sieht unverschämt gut aus.

Wir betreten die Eisfläche und Nathi greift nach meiner Hand. Ich denke mir nichts dabei. Das macht man doch so beim Schlittschuhlaufen.

Wir fahren Hand in Hand über das Eis und werden mit der Zeit immer sicherer. Wir nehmen Tempo auf und in den Kurven schleudern wir uns gegenseitig herum. Wir lachen viel.

Dann beschließen wir, eine Pause zu machen. Wir gehen zum Kaffeeautomat und lassen uns beide einen Cappuccino raus.

Wir setzen uns in der Umkleide auf eine Bank und schlürfen unseren Kaffee.

„Vor welchen Lehrern muss ich mich in Acht nehmen?", fragt Nathi.

„Frau Gaier ist ganz schön streng. Bei ihr im Unterricht solltest du aufpassen. Und unser Sportlehrer Herr Karl gibt aus Prinzip keine guten Noten. Henry ist der sportlichste Mensch, den ich kenne und bekommt immer eine eins bis zwei. Frau Miller ist nett. Der Rest geht auch."

„Okay. Keine Scheiße bauen bei Frau Gaier. Und ich glaube kaum, dass ich eine gute Sportnote bekomme. Seit ich rauche, ist meine Lunge im Arsch."

„Oh. Aber warum hörst du dann nicht auf?", frage ich.

Er zuckt mit den Schultern. „Ich hatte bisher keinen wirklichen Grund, aufzuhören."

Nachdem wir ausgetrunken haben, gehen wir wieder auf die Eisfläche. Wir fahren wieder Hand in Hand.

Ich fühle mich ein bisschen schlecht wegen Henry, aber er ist eigentlich nicht der eifersüchtige Typ. Oder habe ich ihm bisher dazu nur nie einen Grund gegeben?

Als wir im Bus zurück zur Schule sitzen, frage ich: „Willst du wieder bei uns essen?"

„Wenn es dir nichts ausmacht.", sagt Nathi.

„Natürlich nicht. Ich mag deine Gesellschaft."

Er lächelt mich an.

Bei mir zuhause essen wir mit meiner Mom und Jonny gemeinsam Pasta.

„Seid ihr zusammen?", fragt Jonas plötzlich.

Das hat er sich anscheinend gemerkt. Ich schüttle lächelnd den Kopf. „Nein."

Nach dem Essen gehen wir in mein Zimmer. Da wir heute ja keine Hausaufgaben haben, setzen wir uns auf mein Bett.

„Was ist dein Lieblingsbuch?", fragt Nathi.

„Hmm. Wahrscheinlich Sherlock Holmes."

„Nice. Ich höre manchmal die Hörspiele. Ich kann nicht mit Stille einschlafen."

„Echt? Ich kann immer schlafen.", sage ich.

Nathi lächelt mich an und ist plötzlich näher als davor. Er riecht würzig.

Ich kann nicht so schnell reagieren, da hat er schon seine Lippen auf meine gepresst.

Nein. Ich liebe doch Henry.

Ich löse mich von ihm und schiebe ihn weg.

„Sorry, ich hätte das früher erwähnen sollen, aber ich habe einen Freund.", sage ich mit einem entschuldigenden Lächeln.

„Oh.", sagt Nathi. „Das ist blöd. Ich mag dich nämlich wirklich, Fia."

Ich seufze. „Ich mag dich auch, aber ich liebe Henry."

„Schade.", sagt Nathi und steht auf. „Ich sollte dann besser gehen."

„Okay."

Ich folge ihm nach unten. Dort zieht er seine Jacke und Schuhe an.

„Du kannst trotzdem weiter mittags zu mir kommen. Wir können ja befreundet sein.", sage ich.

Nathi schaut mich nachdenklich an. Er lächelt und zeigt seine umwerfenden Grübchen. „Okay."

„Okay." Ich lächle zurück. Dann umarme ich ihn.

Nathi geht und ich gehe wieder in mein Zimmer. Ich werfe mich auf mein Bett und stöhne in mein Kissen. Ich muss Henry davon erzählen. Wir sind immer ehrlich miteinander.

Mein Ex, mein Neuer und ichWo Geschichten leben. Entdecke jetzt