4. Abweisung

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Jay feiert ihren 17. Geburtstag. Sie feiert in ihrer Garage. Ich sitze neben Jay auf der Bierbank und trinke Weißwein.

Sie packt ihre Geschenke aus. Ich habe ihr ein Fotoalbum von uns geschenkt. Ein paar Mädchen aus unserer Klasse haben ihr ein Trinkspiel geschenkt.

Wir beschließen, es gleich zu spielen. Man muss mit Spielfiguren auf dem Brett so viel fahren, wie man würfelt und dann machen, was auf dem Feld steht.

Henry fängt an. Er würfelt, dann fährt er. „Da steht: Alle Mädchen trinken einen Shot."

Ich nehme das Shotglas vor mir, in dem Vodka ist. Ich habe noch nie Vodka getrunken. Ich kippe den Shot runter. Es brennt im Hals und schmeckt widerlich. Ich verziehe das Gesicht.

Henry lacht, während er mich anschaut. Ich zeige ihm den Mittelfinger.

Wenig später bin ich dran. Ich würfle und fahre fünf Felder.

„Ziehe ein Kleidungsstück aus.", lese ich vor.

Ich ziehe meinen Hoodie aus. Jemand pfeift. Ich trage ein Top darunter.

Henrys Blick wandert kurz zu meinem Ausschnitt. Dann wendet er den Blick ab und wird rot.

Das Spiel geht weiter. Ich muss ständig Shots trinken und merke, dass ich langsam betrunken werde.

Nach dem Spiel tanzen wir. Ich mache witzige Dance Moves mit Jay. Dann drehe ich mich einmal im Kreis und stolpere. Bevor ich den Boden berühre, fängt mich jemand auf. Die Person stellt mich wieder auf die Beine, aber lässt eine Hand an meiner Taille.

Ich schaue auf und Henrys braune Augen schauen mich an.

„Danke.", hauche ich. Er ist so schön. Seine dunkelbraunen Haare fallen ihm in die Stirn. Ich hebe die Hand und streiche sie ihm aus dem Gesicht.

„Komm mit. Du brauchst frische Luft und Wasser." Er zieht mich aus der Garage.

Ich lehne mich gegen die Hauswand. Ich merke, wie betrunken ich bin. Es ist das erste mal.

„Warte kurz.", sagt er und geht wieder in die Garage.

Er kommt mit einem Becher zurück und drückt ihn mir in die Hand. „Hier. Trink das."

Ich nehme einen großen Schluck Wasser.

Henry steht vor mir und ist so nah, dass ich die goldenen Sprenkel in seinen Augen sehen kann.

„Du hast so schöne Augen.", sage ich.

Er lacht. „Danke. Du auch."

„Du findest meine Augen schön?", frage ich grinsend.

„Ja."

Ich umfasse seine Wange und komme mit meinem Gesicht immer näher zu seinem. Sein Atem stockt. Unsere Lippen streifen sich. Er riecht gut. Vielleicht nach Moos?

Er dreht sein Gesicht weg. „Wir sollten das nicht tun."

Ich bin enttäuscht. Er will mich nicht küssen. Er will mich nicht. Ich blinzle die Tränen weg. Ich drücke mich von der Wand ab und gehe wieder in die Garage.

Ich tanze wieder mit Jay, wobei ich ständig daran denken muss, dass Henry mich abgewiesen hat. Ich wusste, dass er meine Gefühle nicht erwidert.

Irgendwann habe ich keine Lust mehr zu tanzen und setze mich auf die Bierbank. Jemand setzt sich neben mich.

„Hey, alles okay?"

Ich schaue auf. Henry schaut mich besorgt an.

„Ja, klar. Warum nicht?" Ich setze ein Lächeln auf.

„Ich wollte nur sichergehen, dass du mich vorhin nicht falsch verstanden hast. Ich wollte-"

„Polonäse.", ruft da Jay.

Ich nehme es als meine Chance abzuhauen. Ich will nicht darüber reden, dass er mich nicht küssen will.

Ich springe auf und schließe mich Jay an.

Später als fast schon alle gegangen sind, gehe ich in den Garten, um frische Luft zu schnappen. Ich bin wieder halbwegs nüchtern.

Die Garagentür öffnet sich und Finn aus meiner Parallelklasse steht vor mir. „Hey, ich hab mich schon gefragt, wo du bist."

„Echt?", frage ich.

„Ja. Du bist mit Abstand das hübscheste Mädchen auf dieser Party. Aus unserer ganzen Stufe eigentlich."

Ich fühle mich geschmeichelt und wahrscheinlich bin ich doch noch ein bisschen betrunken, denn ich überwinde den Abstand zwischen uns und presse meine Lippen auf Finns.

Es fühlt sich einfach gut an, gewollt zu werden. Vor allem, nachdem ich abgewiesen wurde.

Finns Lippen sind trocken und bewegen sich unbeholfen gegen meine. Ich hatte mir küssen anders vorgestellt.

Dann schiebt sich seine nasse Zunge in meinen Mund. Nein, das ist definitiv nicht, wie ich es mir vorgestellt hatte. Seine Zunge bewegt sich in meinem Mund. Ich muss an einen zappelnden Fisch denken.

Ich löse mich von ihm und lächle ihn an. „Ich sollte wieder reingehen."

Dann ergreife ich die Flucht.

Nachdem alle gegangen sind, helfe ich Jay beim Aufräumen.

Ich packe gerade benutzte Becher in einen Müllsack, als es aus mir herausplatzt. „Ich hab Finn geküsst."

„Was? Aber du willst doch gar nichts von ihm."

„Will ich auch nicht, aber ich war betrunken und wollte es endlich ausprobieren.", seufze ich.

„Und war es gut?"

„Nein. Aber ich habe davor versucht, Henry zu küssen, und er hat gesagt, er will nicht."

Jay erstarrt. „Hat er das genau so gesagt?"

Ich erinnere mich nicht mehr genau. Der Alkohol macht meine Erinnerungen an den Abend unscharf. Ich weiß nur noch, dass er mich nicht küssen wollte. Und das tut weh.

„So in der Art.", sage ich.

„Du musst mir sagen, was er genau gesagt hat, Fia."

„Ich weiß es nicht mehr. Aber das ist auch egal. Fakt ist, dass ich versucht habe, ihn zu küssen und er nicht wollte."

„Oh man. Das tut mir leid. So wie er dich anschaut, war ich mir sicher, dass er auch etwas von dir will.", sagt sie.

„Will er aber nicht."

Mein Ex, mein Neuer und ichWo Geschichten leben. Entdecke jetzt