3 - Love Songs - Kaash Paige

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Ungefähr 10 Minuten später, stehe ich vor dem leicht überfüllten kleinen Café, welches nur einen Block von meiner Wohnung entfernt ist. Ich suche Phoenix und mir einen Tisch im hinteren Teil des Lokals aus.

"Hallo Eden. Schön dich zu sehen. Darf ich dir schon etwas bringen oder möchtest du noch auf Phoenix warten?", fragt Monika, die plötzlich wie aus dem Nichts neben mir steht.

"Ich nehme schonmal einen Kaffee und für Phoenix einen Cappuccino mit Vanillesirup. Ich weiß nicht, ob sie etwas essen möchte, deswegen wäre es lieb, wenn du dann nochmal kommen könntest.", antworte ich ihr und blicke in ihre dunklen Augen. Seit wir uns kennen, kommen Phoenix und ich fast jeden Tag in das kleine Café. Monika kennt uns und unsere Bestellungen mittlerweile wahrscheinlich auswendig.

"Alles klar. Kommt sofort."

Nicht lange nachdem Monika meinen Tisch verlassen hat, sehe ich Phoenix zur Tür hereinstürmen. In der einen Hand hat sie eine süße pinkfarbene Tasche und in der anderen hält sie ihr Telefon mit dem Display in meine Richtung.

"Die beste Idee aller Zeiten.", sagt sie und lässt sich mit einem lauten Schnaufen auf den Stuhl neben mir fallen.

Verwirrt nehme ich ihr das Telefon aus der Hand und sehe mir das Instagram Profil von der Frau an, die darauf zu sehen ist.

Aspen Park, 23 Jahre alt, Wohnort: Seattle

Nachdenklich sehe ich mir die Fotos an. Irgendwie kommt mir die Frau bekannt vor. Da ich sie jedoch nicht weiter einordnen kann, schiebe ich den Gedanken weg.

"Okay und was genau soll ich damit anfangen?", frage ich verwirrt.

"Na ist das nicht selbstverständlich?"

Als ich immer noch dumm daher schaue und langsam an Phoenix zu zweifeln beginne, seufzt sie und nimmt mir das Telefon aus der Hand.

"Sag mir nicht du hast noch nie von ihr gehört."

"Sollte ich?", frage ich skeptisch.

Gerade als sie antworten will, wird sie von Monika unterbrochen, die die Getränke auf unseren Tisch stellt.

"Darf es sonst noch was sein, Mädels?"

"Nein danke, Monika. Wir wollen eh nicht lange bleiben.", antwortet Phoenix für uns beide, dann wendet sie sich wieder mir zu.

Ich lächele Monika entschuldigend an und konzentriere mich dann wieder auf meine verrückte Freundin und ihre Ideen.

"Also rück raus mit der Sprache. Wer ist sie und was hat sie mit meinem Problem zu tun?"

"Das hier, meine liebe Freundin, ist die gutaussehende Lösung deines Problems.", antwortet sie stolz und reckt ihr Kinn ein wenig in die Höhe.

"Inwiefern trägt sie zur Lösung dieses Problems bei?", frage ich immer noch sehr verwirrt und kassiere dafür einen scharfen Blick.

"Aspen ist dafür bekannt, Frauen auszuhelfen und an Abenden mit der Familie oder Freunden, ihre Freundin zu spielen. Gegen Bezahlung natürlich. Es wundert mich echt, dass du noch nie von ihr gehört hast. Ich wollte euch schon länger vorstellen, da ich mit ihr zusammen zur Uni gegangen bin und ihr euch super verstehen würdet. Ich habe dir neulich erst von ihr erzählt. Weißt du das nicht mehr?"

Langsam dämmert es mir. Das Gespräch, von welchem sie spricht, fand in einer dunklen Bar-Nacht statt. Mit viel Alkohol. Zu viel, um genau zu sein.

"Und du meinst, sie würde für ein paar Wochen meine Freundin spielen?"

"Natürlich. Du musst ihr nur schreiben. Erwähn am besten, dass du eine Freundin von mir bist, dann antwortet sie dir bestimmt."

Immer noch ein wenig skeptisch, aber um einiges erleichterter, zucke ich mit den Schultern, nehme einen Schluck von meinem Kaffee und murmle ein "Warum auch nicht."

Wir trinken in Ruhe unseren Kaffee, mein dritter innerhalb von ein paar Stunden, wie ich bemerke, und machen uns dann auf den Weg zurück in meine Wohnung. Dort angekommen, ziehe ich mein Telefon aus meiner Tasche und lasse mich auf die Couch plumpsen. Phoenix tut es mir wenig später nach.

"Dann lass uns mal sehen...", sage ich und öffne Instagram.

Ich gebe das Profil von Aspen ein. Zuerst schaue ich mir erneut die fünf Beiträge an, die fast alle sie in der Natur zeigen. Nur das erste scheint in einer Wohnung aufgenommen zu sein. Es zeigt sie und einen Beagle, vermutlich ihren Hund, vor einem großen, grünen Weihnachtsbaum.

"Los, schreib ihr endlich.", drängt mich meine Freundin von der Seite.

Seufzend beginne ich also eine Nachricht zu tippen.

Sehr geehrte...

"Willst du wie eine 50-Jährige auf der Suche nach Spaß mit junge Frauen klingen? Oder doch wie die Verfasserin einer E-Mail an ihren Professor?"

Mit einem genervten Blick in Phoenix' Richtung lösche ich die Worte und beginne von Neuem.

Hallo Frau Park

Mit einem empörten Ausruf meinerseits, reißt Phoenix mir das Telefon aus der Hand.

"Hey! Gib das wieder her."

"Lass das mal den Profi machen. Hol mir in der Zwischenzeit lieber ein paar von diesen kleinen, leckeren Zitronenküchlein, die du immer hast."

Ich stoße ein widerwilliges Brummen aus, stehe dann jedoch auf und hole uns die Packung mit den kleinen Kuchen.

Als ich wieder zu Phoenix zurückgekehrt bin, hält sie mir stolz das Telefon vor die Nase.

Hey Aspen,

Mein Name ist Eden, was du vermutlich meinem Profil entnehmen kannst, aber egal. Zurück zum eigentlichen Thema.

Ich, ein Idiot wie er im Buche steht, habe meiner Familie gegenüber möglicherweise erwähnt eine Freundin zu haben. Das Problem ist, dass die einzige feste Freundin, die ich momentan habe, sich auf meine Käsecracker beschränkt. Da ich die schlecht meiner Familie vorstellen kann, bitte ich dich nun um ein Treffen mit mir, um dich hoffentlich überzeugen zu können, meine Freundin zu spielen.

P.S. Ich soll dir schöne Grüße von Phoenix ausrichten.

Da das Ganze um Welten besser klingt, als alles, was ich jemals schreiben könnte, klicke ich auf senden und schalte das Telefon aus.

"Siehst du, so einfach löst man Probleme."

"Danke Phoenix. Ich wüsste nicht, was ich ohne dich machen würde."

"Tja, da wärst du ganz schön am Arsch.", sagt sie mit einem Zwinkern und steht auf.

"Ich muss jetzt los. Hab noch einen Termin und dann muss ich schon auf Arbeit. Sag mir Bescheid, wenn sie geantwortet hat. Hab dich lieb.", ruft sie mir zu, ist aber schon aus der Tür, bevor ich antworten kann.

Ungeduldig schalte ich den Fernseher ein, um nicht alle zwei Minuten auf mein Telefon zu schauen, ob denn schon eine neue Nachricht eingetroffen ist.

Als ich gerade bei der zweiten Folge der Serie bin, ertönt ein leises Pling von meinem Telefon. Mit zitternden Fingern greife ich danach und öffne die Nachricht.

Hey Eden,

das klingt so interessant, dass es ein Fehler wäre abzulehnen.

Lass uns morgen um 13 Uhr im Senba etwas Essen gehen.

Ich merke gar nicht, dass ich die Luft angehalten habe, bis ich sie mit einem einzigen Stoß wieder ausatme. Das Senba ist ein kleines japanisches Restaurant im Herzen der Stadt und für sein ausgezeichnetes Sushi bekannt. Mit einem erleichterten Lächeln auf den Lippen, lege ich das Telefon zurück, lehne mich in die Kissen und mache den restlichen Tag einen Serienmarathon.

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