Promise Me

4 - Yellow Hearts - Ant Saunders

"Ich hoffe für dich, dass sie kein Serienmörder ist und junge Frauen, die sich auf sie einlassen, umbringt.", beschwöre ich meine beste Freundin am nächsten Morgen über Facetime.

"Wird sie schon nicht...und jetzt zeig mir endlich die Jeans, die du anziehen möchtest."

Mit einem letzten Blick in den Spiegel trete ich nach links, sodass sie mich in der Kamera sehen kann. Phoenix mustert mich kritisch. Dann macht sie mit ihrem Zeigefinger eine drehende Bewegung und ich beginne mich langsam um mich selbst zu drehen.

"Wow! Die Jeans musst du mir bei meinem nächsten Date unbedingt ausleihen. Dein Hintern sieht bombastisch aus!"

"Ich weiß. Deswegen habe ich sie ja gekauft.", antworte ich mit einem Schmunzeln.

Ich nehme die rote Bluse vom Kleiderbügel und will sie mir gerade überziehen, als vom Laptop ein Räuspern ertönt. Fragend sehe ich sie an.

"Ach das wird ein Business-Meeting?", fragt sie unschuldig.

Genervt verdrehe ich die Augen, schmeiße die Bluse weg und greife nach einem einfachen grünen Shirt.

"Schon besser. Jetzt siehst du aus wie die perfekte Fake-Freundin."

"Ich ruf dich dann an.", sage ich und lege mit einem Grinsen im Gesicht auf.

Mit dem Laptop in der Hand, mache ich mich auf den Weg in die Küche, um dort den Rest meines Kaffees zu trinken und auf die Firmenwebsite zu gehen.

Die Verkaufszahlen der letzten Monate sind um ein Drittel gestiegen, was im Vergleich zum letzten Jahr ein weitaus größerer Umsatz ist. Schnell schicke ich Reagan, meiner rechten Hand, eine Mail mit den Daten.

Prompt kommt eine Antwort:

Meinst du es wird langsam Zeit für ein neues Produkt?

Das denke ich schon seit längerer Zeit, aber bis jetzt waren die Umsätze einfach nie hoch genug, um darüber überhaupt nachzudenken. Scheinbar sind die Anfragen für Silberschmuck aber so immens gestiegen, dass selbst mein kleines Jungunternehmen Beachtung erlangt hat.

Du möchtest doch schon ewig die Armbänder mit den kleinen Opalen herstellen. Wie wäre es damit?

Ich denke, dass sich einrichten lässt, dass du das ganze Projekt leitest.

Ich schicke die Antwort ab und fahre den Laptop dann herunter. Wenn sie etwas Dringendes benötigt, kann sie mich ja immer über das Telefon erreichen. Ich bezweifle jedoch, dass dies der Fall sein wird, da sie nun mit ihrer ersten alleinigen Produktion beschäftigt sein wird.

Anfangs wollte ich das Unternehmen als kleines Ein-Frau-Unternehmen stemmen, habe jedoch nach einiger Zeit bemerkt, dass das zu viel wurde. Reagan ist eine alte Uni-Freundin und hatte in der Zeit keinen Job. Also habe ich sie kurzerhand angestellt und hier sind wir nun, fünf Jahre später, mit einer kleinen Handwerksfirma, einen neuen Außenbetrieb in San Francisco reicher und um einiges bekannter.

Da es nun langsam auf 13 Uhr zugeht, stehe ich auf und ziehe meine Schuhe an. Es ist ein leicht regnerischer Tag, also streife ich mir eine Kapuzenjacke über und nehme die pinke Handtasche, welche Phoenix mir gestern nach der Arbeit netterweise noch vorbeigebracht hat, in die Hand und verlasse meine Wohnung.

Auf dem Weg in das Parkhaus unter dem Wohnkomplex, in welchem ich wohne, kommt mir mein Nachbar Weston entgegen.

"Na Eden. Auf dem Weg zur Firma?", fragt er mit einem breiten Lächeln im Gesicht.

Als ich noch neu hier gewohnt habe, war er der erste meiner Nachbarn, der mir begegnet ist und mich nett behandelt hat. Seine blauen Augen haben mich von Anfang an in ihren Bann gezogen, aber bis auf ein bisschen rumknutschen auf einer von Georgias Partys ist nicht mehr passiert. Wir sind gute Freunde und verbringen öfters ein paar Abende fernsehschauend in meiner Wohnung oder gehen Essen. Ich weiß so gut wie alles über ihn und er ebenso über mich. Unsere gemeinsame Freundin Georgia, ebenfalls eine Nachbarin, versucht uns schon seit Ewigkeiten zu verkuppeln, was aber, zu ihrem Leid, nicht so ganz funktioniert. Weston ist wie ein Bruder für mich und bis auf das eine Mal, wird nie wieder etwas in die Richtung passieren, weswegen ich ihn auch nicht unbedingt fragen möchte, ob er mir bei meinem Fake-Freund-Problem hilft. Ich denke, das würde die Dinge nur kompliziert machen, zumal ich seit der Highschool keine Männer mehr gedatet habe.

"Sowas Ähnliches", antworte ich geheimnisvoll und erwidere das Lächeln.