Promise Me

8 - Wife You Up - Russ

"Möchtest du reinkommen oder soll ich hier warten bis du ein Foto gemacht hast?", fragt er und man kann deutlich die Belustigung in seiner Stimme hören.

Immer noch geschockt von seinem Anblick nicke ich und trete ein.

Gott, reiß dich zusammen, Eden. Als hättest du noch nie einen (halb) nackten Mann gesehen.

"Ich zieh mir noch schnell ein Shirt an. Außer du hast etwas dagegen?"

"Nein, nein. Ich gehe einfach schon ins Wohnzimmer."

Die Wohnung ist ähnlich aufgebaut, wie meine eigene. Weston jedoch wohnt alleine, sodass er sich ein eigenes Büro, anstatt des zweiten Schlafzimmers, einrichten konnte. Seine Couch ist zudem um Welten größer und gemütlicher, als die kleine, rote Couch, die wir drüben haben.

Als Weston wiederkommt, hat er ein einfaches weißes Shirt an und hält in jeder Hand einen Teller beladen mit Nudeln. Selbst auf die Entfernung steigen mir die Düfte der frischen Tomatensauce und des Käses in die Nase.

Er stellt einen Teller vor mir auf dem hölzernen Couchtisch ab und setzt sich neben mich. Das Besteck, welches er aus seiner Hosentasche zaubert, gibt er mir auch. Schweigend beginnen wir zu Essen.

"Wie war dein Tag, Eden?", fragt er nach ein paar Minuten.

"Er war...interessant. Hab aber noch eine Menge Sachen für die Firma zu erledigen. Wie war denn deiner?"

"Wie immer. Mein Boss drängt mich zu neuen Storys und Lindsay hat mich heute schon wieder angerufen.", sagt er mit einem Augenverdrehen.

Weston arbeitet als Journalist bei der Seattle Times. Er liebt seinen Job über alles, jedoch ist sein Boss knallhart und verlangt jede Woche DIE Top Story. Da ist es egal, ob du letzte Woche den mega Renner rausgehauen hast. Liegt nächste Woche nicht etwas fast genauso Gutes vor, droht er mit einer Gehaltskürzung oder manchmal gleich mit dem Rauswurf. Je nachdem in welcher Stimmung er gerade ist.

Tja und Lindsay ist seine Exfreundin. Seine richtig klischeehafte Exfreundin wie sie im Buche steht. Die beiden haben sich vor ein paar Monaten, nach vier Jahren Beziehung getrennt, weil sie ihn mit einem Typen aus ihrem Yoga-Kurs betrogen hat. Jetzt ruft sie ihn regelmäßig an und versucht ihn zum Zurückkommen zu überreden.

"Was will dein Boss denn nun schon wieder? Hast du nicht letzte Woche noch Lob für deinen tollen Artikel kassiert?"

"Du kennst ihn doch. Wenn ich nicht sofort die nächste Idee liefere oder das Heilmittel gegen Alzheimer finde, bin ich unten durch. Aber du weißt auch, dass ich meinen Job liebe.", sagt er und lenkt die Unterhaltung wieder in eine positive Richtung.

"Fast genauso sehr wie ich dein Essen liebe. Oder dramatische Filme."

"Genau", antwortet er und zwinkert mir zu.

Da ich merke, dass meine Wangen rot zu werden drohen, schaue ich schnell auf den Tisch und greife nach der Fernbedienung. Was ist denn nur heute los mit mir?

Ich suche uns einen guten Film heraus und lehne mich dann auf der Couch zurück. Weston bringt die leeren Teller in die Küche und setzt sich dann neben mich. Er lehnt sich ebenfalls zurück, legt den Arm um mich und zieht mich an seine Brust, sodass ich mich bei ihm anlehnen kann und wir nicht so verkrampft nebeneinandersitzen.

Gerade als der Film startet, kündigt mein Handy eine neue Nachricht an. Ich löse mich aus Westons Armen und sehe darauf.

Hast du momentan was zu tun? Ich spiele gerade das fünfte Rad. Bitte sag mir, dass du mich ablenken kannst.

Der Film und Weston sind sofort vergessen, als ich die Nachricht von Aspen sehe.

"Ich geh kurz auf die Toilette.", grinsend stehe ich auf und verschwende keinen zweiten Blick an Weston oder den Film.

Im Badezimmer angekommen, setze ich mich auf den Boden und beginne zu tippen.

Vermisst du mich etwa?

Während ich auf eine Antworte warte, erledige ich das, was man in Badezimmern normalerweise macht. Danach setze ich mich wieder auf den flauschigen Badteppich.

Vielleicht ein bisschen. Es wäre cool, wenn du hier wärst.

Soll ich vorbeikommen?

Warte...du spielst das nur, richtig? Wir üben bloß?

Ich muss über ihre Verwirrung schmunzeln und beginne die nächste ungenaue Nachricht zu tippen, die sie hoffentlich noch verwirrter macht.

Ich weiß nicht...vielleicht. Was würden wir machen, wenn ich vorbeikommen würde?

Ich bin mir nicht sicher, ob du das möchtest. Wir könnten ein bisschen schmutzig werden... ;)

Schmutzig? Versuchst du mich zu verführen, Aspen?

Was denkst du denn jetzt? Ich meine natürlich eine Schlammschlacht.

Ganz sicher, Aspen.

Mit dieser Nachricht erhebe ich mich vom Teppich. Meine Glieder sind von der unbequemen Position ganz steif und auch mein Hintern fand den harten Boden nicht so angenehm.

"Eden? Ist alles gut da drin? Ist was passiert?", klingt plötzlich Westons Stimme von draußen.

"Ja, alles okay. Habe nur kurz mit meiner Mutter geschrieben. Sie wollte noch etwas zum Hotel wissen, da sie ja morgen herkommt.", lüge ich während ich die Tür öffne und zu ihm in den Flur trete.

Wir gehen wieder zurück zur Couch und prompt in dem Moment, in dem wir uns setzen, bekomme ich eine neue Nachricht.

Fahren wir zusammen zum Flughafen, wenn deine Familie kommt?

Und was brauch ich für Klamotten?

"Was ist denn bei dir heute los? Deine Mutter ist ganz schön anstrengend, oder?", fragt Weston als ich gerade zu einer Antworte ansetze.

"Meine Mutter...ja...", sage ich halbherzig, da ich schon wieder ganz vertieft in Aspens Nachricht bin.

Wir treffen uns besser um 17 Uhr am Flughafen. Zum Anziehen solltest du so gut wie alles einpacken. Für jegliche Situationen: schickes Abendessen, wandern, schwimmen und so weiter.

Geht klar :)

Bis morgen, Eden...schlaf gut

Langsam wird mir die ganze Situation bewusst. Ich werde meiner Familie morgen eine Frau vorstellen, die ich selbst so gut wie gar nicht kenne. Wir werden uns küssen und vermutlich in einem Zimmer schlafen.

Wenn das mal gut geht...