"Das war wirklich eine außerordentlich schöne Tour, Edwin.", lobt meine Mutter während wir die Terrasse verlassen.
"Es freut mich, dass sie euch gefallen hat. Wir hoffen natürlich euch bald wieder begrüßen zu dürfen. Vielleicht ja für ein romantisches Dinner.", schlägt er meinen Eltern vor.
Plötzlich nimmt Weston sanft mein Handgelenk und führt uns von der Gruppe weg, in Richtung des Waldes auf der gegenüberliegenden Seite des Hauses. Er ist schon die ganze Zeit hibbelig und scheint auf Antworten zu brennen. Mir graut es ein wenig davor ihn belügen zu müssen, jedoch möchte ich nicht, dass er sich ausversehen verspricht und die ganze Sache auffliegt. Sobald alles vorbei ist, werde ich ihm die Wahrheit sagen. Jedoch fühle ich mich nicht wohl bei dem Gedanken meinen besten Freund anzulügen.
"Seit wann hast du eine Partnerin?", fackelt er nicht lange.
"Wir haben uns vor ein paar Jahren nach einem Flug kennengelernt und vor ein paar Wochen wiedergesehen, dann kam eines zum anderen.", ich versuche das Gleiche, was Aspen meiner Familie erzählt hat in der Kurzversion widerzugeben. Als ich zum Ende komme, sieht Weston nicht mehr unglaubwürdig, sondern viel mehr angespannt aus. Er steht kerzengerade da, die Schultern zurück und mit einer steinernen Miene auf dem Gesicht.
"Und du hieltest es nicht für nötig mir das zu erzählen? Eden, wir kennen uns schon so lange. Ich dachte, wir sind Freunde.", sagt er und der ausdruckslose Blick weicht einem enttäuschten.
"Sie ist sowieso kaum hier und ich sehe sie fast nie. Wenn ich dir von ihr erzählt hätte, hättest du sie kennenlernen wollen und das wäre sowieso nie passiert.", versuche ich mir Gründe aus den Fingern zu saugen, während ich nervös meine Hände knete.
"Ach und deswegen erwähnst du sie gar nicht erst?", fragt er mit einem sarkastischen Unterton.
"Ja, so ähnlich. Es ist kompliziert. Tut mir leid, dass ich dir nichts erzählt habe.", sage ich. Ich versuche meine schuldbewussteste Miene aufzusetzen, die ich hinbekomme und sehe unter meinen Wimpern zu ihm auf.
Der Blick seiner babyblauen Augen wird weich und er knickt schließlich ein. Mit einem Seufzen schließt er die starken Arme um mich und hält mich fest umschlungen. Ich vergrabe meine Nase im Stoff seines grauen Shirts und lege meine Arme um seine Taille.
"Versprich mir einfach, dass du mich nicht wieder so überrumpelst.", sagt er, legt die Hand unter mein Kinn und zwingt mich so zu ihm aufzusehen. Ich nicke.
"Ist alles gut bei euch?", ertönt plötzlich eine bekannte Stimme. Erschrocken springen wir auseinander.
Aspen steht keine fünf Meter entfernt lässig an einen Baum gelehnt. Die Arme sind vor ihrer Brust verschränkt. Eine Augenbraue gehoben, sieht sie uns skeptisch an.
Ich sehe Weston neben mir, nervös und beschämt seine Hand in den Nacken legen und den Kopf senken. Sein Blick wandert zu mir und ich erkenne neben Scham und Nervosität einen Anflug von Eifersucht, die ich aber nicht wirklich verstehe. Wir sind Freunde. Warum sollte er also auf Aspen eifersüchtig sein?
"Ja, wir haben nur kurz geredet.", antworte ich Aspen, räuspere mich kurz und gehe dann auf sie zu. Ich nehme ihre Hand, verschränke meine Finger mit ihren und ziehe sie von Weston weg bevor sie wieder das Alphamännchen raushängen lässt.
Aspen scheint nach dem Vorfall heute Morgen auch keine Lust auf weitere Diskussionen zu haben und lässt das Thema auf sich beruhen. Schweigend laufen wir Hand in Hand aus dem Wald, Weston in unserem Rücken, in Richtung meiner Eltern, die schon ungeduldig auf uns warten.
"Evelyn hat angerufen und gesagt, dass das Wasser am Wasserfall sehr warm ist und dass wir, ich zitiere, unsere Hintern schnell herbewegen sollen.", sagt meine Mutter sobald sie uns sieht und beginnt den Abstieg. Mein Vater und Bruder auf ihren Fersen.
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Promise Me
RomansDie Jungunternehmerin Eden King hat ein Problem. Um von ihrer Familie bei Feiern nicht an den Kindertisch verbannt zu werden, lügt sie dieser eine Beziehung vor. Nun wollen ihre Eltern und ihre zwei Geschwister aber für ein paar Wochen zu Besuch kom...