Severin
„Derek", sachte schob ich ihn von mir weg, was ihn nur enttäuscht schauen ließ. „Was ist los?", fragte er trotzdem besorgt nach. „Entschuldige, aber das wird heute nichts mehr", griff ich nach meinem Oberteil. „Das beantwortet mir meine Frage nicht", stellte der blauhaarige fest.
Auffordernd schaute er mich an, während er mein Handgelenk festhielt, wodurch ich mir mein Oberteil nicht anziehen konnte. Abweisend schüttelte ich meinen Kopf, da ich nicht darüber reden wollte. Seitdem ich Milo gesagt habe, dass ich an jemand anderes Interesse habe, waren meine Gedanken fast nur noch bei ihm. Er hatte verletzt ausgesehen. Wahrscheinlich bildete ich mir nur zu viel darauf ein, aber es senkte meine Lust gegenüber anderen.
„Es ist besser, wenn ich jetzt fahre. Ich kann dir heute nichts bieten, was dich glücklich machen könnte", löste ich seinen Griff von meinem Handgelenk. „Wir könnten einfach nur einen Film schauen", bot Derek mir an. „Wenn dir das reicht", stimmte ich indirekt zu. „Natürlich, wenn es dir nicht so gut geht", ein versicherndes Lächeln zeichnete seine Lippen.
Ich hatte die Chance auf Sex und vermasselte es mir, weil ich an jemand anderes dachte. Für mich war es schwer zu verstehen, warum es mich jetzt so ablenkte. Da ich den Abend nicht schlecht beenden wollte, ließ ich es zu, dass Derek sich an mich kuschelte. Liebevoll streichelte ich ihm über den Arm, da er nicht an meinem Zustand schuld war. Als ich vor einer Stunde noch bei Tizian gewesen war, hatte ich absichtlich nichts getrunken, damit ich mich mit ihm treffen konnte.
***
Nachdem ich bei Derek eingeschlafen war, hatte ich mich sofort auf den Weg nach Hause gemacht, als ich wach geworden war. Es war mitten in der Nacht und ich schlenderte den Weg zum Wohnwagen entlang. Bei Fiona war das Licht aus, aber bei mir brannte noch welches. Entweder war Raffael noch wach oder er hatte vergessen es auszuschalten. Zu meiner Überraschung hatte er schon alles vorbereitet, damit ich direkt schlafen gehen konnte. Nur Milo, der auf der Matratze saß, hielt mich davon ab. Da er die Fußfessel nicht mehr an seinem Bein hatte, beunruhigte mich seine Anwesenheit nicht.
„Was möchtest du? Und wo ist Raffael?", fragte ich müde nach. „Er meinte, dass er nochmal weg müsste", beantwortete der schwarzhaarige mir meine zweite Frage. „Ist etwas passiert?", wollte ich wissen, als ich die Tränen in seinen Augen sah. „Nein, alles gut", log er mich an, wobei sein Piercing zwischen die Zähne zog.
Bevor ich mich zu ihm setzte, wechselte ich meinen Pullover zu einem Shirt. Verräterisch kullerte ihm eine Träne über die Wange, wodurch ich eine Hand vorsichtig auf seine Schulter legte. Schluchzend ließ er seine Stirn auf meinem Unterarm nieder.
„Sierra hat mir angedroht, dass sie mich vom Familienessen ausschließt, wenn ich mich weiterhin so viel mit dir treffe", erzählte Milo mir, als die ersten Schluchzer abgeklungen waren. „Zwar kann ich dir nicht viel zu Weihnachten bieten oder ansatzweise die gleiche Atmosphäre, aber du kannst dann gerne hierhin kommen", bot ich ihm an. „Das hört sich nach einer guten Idee an."
Die Idee war das komplette Gegenteil von dem, was man von ihm wollte. Obwohl er mit Enrico oder Tizian sprechen konnte, entschied er sich zu einem Weihnachten mit mir zusammen. Ich wusste, dass ihm das Familienessen viel bedeutete, wodurch ich mich mit seiner Entscheidung geehrt fühlte.
Erschöpft vom Weinen ließ Milo sich zur Seite sacken, wodurch sein Kopf in meinem Schoß landete. Schmunzelt kraulte ich ihm durch die schwarzen Haare, was ihm ein wohliges Geräusch entlockte. Mir kribbelte es in den Fingern ihn zu küssen, aber ich hielt mich zurück. Ich wollte nicht sein aufgewühltes Gemüt ausnutzen und es könnte mich verletzen.
„Wie war es bei Derek?", fragte Milo leise nach. „Nicht so schön", antwortete ich ehrlich. „Was ist passiert?", wollte er wissen. „Ich konnte ihm nichts bieten", verschönerte ich es. „Wenn du an jemandem ernsthaftes Interesse hast, solltest du die einmaligen Sachen vielleicht links liegen lassen", riet der schwarzhaarige mir.
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Nur ein Wunsch
Ficção AdolescenteWünsche, jeder hat sie. Jeder auf eine unterschiedlichen Art und Weise. Manchmal führen sie uns zusammen, aber sie trennen uns auch. Auch Severin und Milo haben welche, obwohl sie meist einen Sorgenfreien Eindruck machen. Severin ist dafür bekannt...