#25 Das Richtige

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Severin

„Wir müssen etwas machen", sagte ich. „Was ist passiert?", wollte Sidney wissen, als er sich aus dem Kuss mit Tizian löste. „Milos Alkoholkonsum", drückte ich mich konkreter aus. „Lass ihn trinken, er wird die Kurve bekommen", war Tizians Meinung zu dem Thema. „Sev, ich muss dir zustimmen. Milos Konsum ist schon lange nicht wenig gewesen, aber in den letzten Wochen ist es noch mehr geworden. Er hat kaum noch nüchterne Tage. Ich denke, dass bei ihm mittlerweile Hilfe angebracht ist", sprach der rothaarige seine Gedanken aus.

Überrascht schauten wir ihn an. Sidney sprach selten so viel seiner Gedanken, in einem Stück, aus. Anstatt mit Sidney in die Kunstgalerie zugehen, wie geplant, hatte ich ihn dazu überredet, dass wir dringend mit Tizian reden müssten. Erst war er skeptisch gewesen, aber nun war er in Kenntnis über das Thema und stimmte mir sogar zu. Ich war froh, dass zumindest einer auf meiner Seite war. Es stand mir ganz und gar nicht zu über so ein Thema mit den beiden zu reden, aber Milo war unser bester Freund. Tatsächlich schämte ich mich sogar ein wenig, da wir hinter seinem Rücken sprachen, aber ich wollte die Meinung unserer Freunde haben.

„Na gut, so unrecht hast du nicht", lenkte Tizian ebenfalls ein. „Was machen wir jetzt?", fragte ich in die Runde, wobei sich im gleichem Moment die Haustür öffnete. „Was plant ihr jetzt schon wieder?", fragte Alessandro nach. „Wie wir die Weltherrschaft an uns ziehen", antwortete Tizian grinsend. „Überlasst das bitte wem anders, denn das würde keiner überleben. Und jetzt raus mit der Sprache, was hier wirklich los ist", forderte er auf. „Wir haben noch nicht angefangen zu planen, aber es geht um Milo eher gesagt um seinen Alkoholkonsum", erzählte Tizian ihm dann ehrlich. „Dann setzte ich mich wohl besser dazu, bevor ihr auf komplett dumme Ideen kommt", entschied Alessandro.

Alessandro war neben Francesca der beste Ansprechpartner in dem Thema. Er hatte mitbekommen, wie Tizian und Enrico unter Francescas Sucht gelitten hatten. Es hatte zwar ein gutes Ende genommen, aber beide waren nicht ganz unbeschadet aus all den Jahren gekommen. Für Tizian war es das Fehlen seiner Mutter und bei Enrico der Stress durch die Manipulation. Tizzy dachte eine lange Zeit, dass es seine eigene Schuld wäre, warum seine Mutter keinen Kontakt zu ihm wollte, aber in Wirklichkeit war der Alkohol schuld.

„Hat jemand schon Milo auf seinen Konsum angesprochen?", fragte Alessandro rational nach. „Er ist der Meinung, dass er öfter nüchtern als betrunken ist", sagte ich. „Wie oft ist er im Club oder in der Bar?", erkundigte Tizian sich. „Jeden Tag. Ich fahre ihn derzeit jedes Mal nach Hause", gab ich offen zu. „Milo distanziert sich derzeit stark von uns", merkte Sidney an. „Seht ihr ihn überhaupt noch? Außer bei unserem wöchentlichem Treffen", hakte ich nach, was von allen verneint wurde.

Für mich war das Antwort genug. Zwar waren Raffael und Milo völlig unterschiedliche Menschen, aber ich erkannte Parallelen. Bei meinem Bruder hatte es ebenfalls damit angefangen, dass er sich distanziert hatte. Seinen Konsum konnte er dadurch erstmal verheimlicht, aber es wurde ihm nach einer Zeit egal. Er hatte es klein geredet. Es hatte mit einer einfachen Pille begonnen und endete in einer Sucht. Die Entzüge hatten ihm nicht geholfen, denn bisher war er immer nach kürzester Zeit rückfällig geworden. Manchmal dachte ich, dass er ohne Drogen nicht funktionieren könnte, aber ich wusste, dass dem nicht so war.

„Als Milo die Fußfessel hatte, war er nicht im Club oder in der Bar gewesen", überlegte ich laut. „Es ist eine harte Maßnahme, aber es hat anscheinend geholfen", meinte Sidney. „Ja, aber wir wissen nicht, ob er zuhause getrunken hat", warf Alessandro zweifelnd ein. „Ich habe letztens bei ihm geschlafen und er hat eine halbvolle Flasche Whiskey aus seinem Kleiderschrank geholt", erinnerte ich mich. „Ich werde mit Milo reden, denn alles andere hat keinen Sinn", beschloss Alessandro.

Wahrscheinlich war es das beste, dass ein Erwachsener mit Milo sprach. Ich wusste, dass Alessandro sehr ruhig an das Thema herangehen würde. Trotzdem fühlte ich mich schlecht, denn ich vermutete, dass sich ein Streit zwischen mir und Milo entwickeln wird. Vielleicht war es nicht die beste Idee gewesen, dass ich mit unseren Freunde über meine Vermutung geredet hatte, überlegte ich. Nun war es sowieso zu spät.

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