#40 Zwickmühle

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Milo

Einen Monat schafften Severin und ich es schon unsere Beziehung geheim zu halten. Wir waren vorsichtig, besonders wenn wir bei Tizian oder in seiner Nähe waren. Selbst Sidney wusste nichts, obwohl er für den Plan, Tizzy von uns zu erzählen, wichtig war. Er musste beruhigend wirken, wenn es nötig wurde. Um das in die Wege zu leiten, hatte ich ihn eingeladen. Unruhig lag ich mit meinem Kopf auf Severins Schoß, während er mir durch die Haare kraulte.

„Du bist nervös", stellte Severin fest. „Bist du nicht nervös?", hakte ich nach. „Nein. Sidney weiß schon lange, dass ich dich liebe. Um genauer zu sein, wusst er es, bevor unsere Vorzüge angefangen haben", beichtete er mir. „Was? Und du hast mir nichts gesagt?", schaute ich geschockt zu ihm herauf. „Ja, klar. Ich gehe zu dem Typen, den ich als Hetero eingeschätzt habe und mit meinem besten Freund verwand ist, hin und fange an über meine Gefühle zu sprechen. Das wäre ein richtig guter Plan gewesen", gab er sarkastisch zurück. „Tut mir leid", nuschelte ich. „Nein, ich habe gerade überreagiert", tief atmete er ein.

Seine Überreaktion war ein klares Zeichen dafür, dass er ebenfalls nervös war. Bei mir hatte er es wahrscheinlich gemerkt, weil ich mein Piercing andauernd zwischen die Zähne gezogen hatte. Irgendwie wirkte das beruhigend auf mich, da ich mich ablenkte. Nun hatte ich auch noch ein schlechtes Gewissen, da es für Severin eine Qual gewesen sein muss seine Gefühle nicht offen auszusprechen. Zumindest hatten wir zueinander gefunden, dachte ich mir.

Vorsichtig hob er meinen Kopf an, um diesen auf der Couch abzulegen, da es klingelte. Obwohl ich lieber vor dem bevorstehenden Gespräch geflüchtet wäre, setzte ich mich aufrecht hin. Ich wusste nicht, was Severin gesagt hatte, aber ich hörte Sidney lachen. Nach wenigen Sekunden setzte Sev sich neben mich und der rothaarige auf den Sessel, der schräg vor uns stand. Federleicht legte Sev eine Hand auf meinen Oberschenkel.

„Wir brauchen dich", sagte Severin ganz offen heraus. „Für eine Eheberatung ist es ein bisschen früh, meint ihr nicht?", hakte Sidney mit einem Grinsen nach. „Hast du es ihm etwa schon gesagt?", wollte ich wissen. „Ich bin nicht blind. Also ich wünsche euch alles Glück dieser Welt", verhinderte Sid, dass mein Freund antworten konnte. „Weiß Tizian es schon?", wollte er dann wissen. „Keine Ahnung, aber ich schätze nicht", unwissend zuckte Sid mit den Schultern.

Einerseits war ich erleichtert, andererseits hieß das, dass wir noch mit meinem Cousin sprechen mussten. Mir gefiel die Gefahr, dass er uns erwischen könnte, aber ich konnte seine Reaktion nicht einschätzen, wenn das passiert. Bei ihm konnte ich mir dutzende negative Reaktionen vorstellen, aber kaum positive.

Was hatte ich mir nur bei einer Beziehung mit Severin gedacht? Richtig, nichts. Ich war betrunken gewesen. Der ganze Monat war mehr als schön gewesen, aber ich bekam Zweifel, ob wir zusammen bleiben sollten. Ich liebte ihn und genau deswegen wollte ich nicht, dass er verletzt wird.

„Wie kann ich euch helfen?", fragte Sidney nach. „Keine Ahnung. Wirk beruhigend auf ihn. Mit irgendwas kannst du ihn doch davon abhalten mich zu achteln", Severin klang verzweifelt. „Ihr könntet versuchen ihn mit Essen zu besänftigen. Vielleicht sagt ihr es ihm, wenn Enrico oder Alessandro dabei ist", riet Sid uns. „Sev, können wir kurz alleine sprechen?", fragte ich leise nach. „Ich kann hier warten", sagte der rothaarige, um zu signalisieren, dass es für ihn in Ordnung war.

Unsicher nickte Severin mich an, bevor er aufstand. Da ich zu starke Schmerzen hatte, beschloss ich, dass wir uns in Sierras Schlafzimmer setzen. Sie mochte es nicht, wenn ich ihr Zimmer betrat, aber das war mir in dem Moment egal. Mit einem Seufzen ließ ich mich auf dem großen Bett nieder. Lächelnd stellte Severin sich zwischen meine Beine und drückte mir einen Kuss auf die Stirn, als ich zu ihn hinauf schaute.

Nur ein WunschWo Geschichten leben. Entdecke jetzt