2. Albus Dumbledore

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Albus Dumbledore
Ich riss meine Augen auf. Lass es nur ein Traum sein, bitte lass es nur ein Traum sein! Dachte ich, während ich mit der Hand zu meinem Genick fuhr. Ich zuckte zusammen bei dem stechenden Schmerz. Die Erinnerung an den vergangenen Tag kehrte zurück. Mein Vater war tot. Tränen stiegen mir in die Augen, liefen mir über die Wange und wollten nicht aufhören. Es fühlte sich an als wäre da ein brennendes Loch in mir, welches sich rasend schnell vergrößerte. Ich packte ein Kissen und schrie. Die Tür flog auf und ich sah meine Mutter. Mit geröteten Augen und schwarzen Ringen darunter. Sie sah furchtbar aus. Auch ihr liefen Tränen übers Gesicht als sie mich in die Arme nahm. «Keine Sorge, Süße. Er wird immer bei uns sein!» Ich klammerte mich an ihr fest, versuchte etwas zu finden, was den Schmerz betäuben würde. Doch da war nichts. Nichts was mir hätte helfen können. Als alle meine Tränen versiegt waren und ich nur noch erschöpft zurücksank, besah meine Mutter mein Genick. «Oh, Süße... Wieso bist du nicht weggerannt?» Ich schüttelte den Kopf. «Ich wollte dich nicht auch noch verlieren.» Meine Mutter nahm mich in die Arme. Ich fing an zu zittern. «Was bedeutet der Biss, Mum?» Meine Mutter zögerte und ich zog mich aus ihren Armen um sie besser ansehen zu können. «Mum?» Auf einmal brach meine Mutter in Tränen aus. «Das wollte ich nicht! Es tut mir so leid, Süße!» Auch mir stiegen Tränen in die Augen, doch aus Angst. «Mum, bitte! Was ist mit mir?» Doch meine Mutter wurde von so festen Schluchzern geschüttelt das sie nicht antworten konnte. Mir dämmerte die Antwort bereits. «Bin ich ein Werwolf?» Meine Mutter sah mich an. Ich schüttelte den Kopf. «Nein. Nein.» Ich murmelte das immer wieder. Meine Mutter nahm mich in den Arm. «Es tut mir so leid, meine Maus!» Ich fing wieder an zu weinen und da saßen wir, beweinten mein grauenhaftes Schicksal und wir weinten um meinen Vater.

Irgendwann schien sich meine Mutter aufzurappeln. «Komm, Süße. Wir müssen erst mal was essen und dann muss ich noch ins Zaubereiministerium.» Ich sah sie mit großen Augen an. «Ich kann jetzt nichts essen.»-«Du wirst!» Meine Mutter streckte mir die Hand aus und ich nahm sie. Wir gingen runter in die Küche und meine Mutter schwang ihren Zauberstab. Augenblicklich flog ein Topf auf den Herd, füllte sich selbst mit Wasser und andere Kochzutaten flogen in den Topf, bis eine herrlich duftende Suppe entstand. Der Tagesprophet (die Zaubererzeitung) lag vor der Haustür und mit bebenden Lippen öffnete ich sie. Wie befürchtet prangte mir ein großes Bild von dem Zimmer entgegen in dem mein Vater gestorben war. Die Schlagzeile lautete:
Greyback verhext Kamin und tötet Zauberer
Gestern um 17:00 wurde eine verstümmelte Leiche eines Zauberers gefunden der wie das Ministerium berichtet von Greyback persönlich getötet wurde. Der gefallene Zauberer wurde als: Nicholas Jones identifiziert, einem bekannten Zauberer aus dem Ministerium. «Nicholas war ein guter Freund und wir alle trauern mit seiner Familie zusammen. Es ist schrecklich das jemand so sterben musste.» Sagt Dädalus Diggel ein alter Freund der Familie Jones. Die Familie Jones war kurz vor dem Geschehen noch in der Winkelgasse um für die elfjährige Katherine Jones Schulsachen zu kaufen. Wie das Ministerium berichtete, wurde der Kamin in den die Familie Jones stieg, verhext. Wie Mary Jones, die Ehefrau des verstorbenen Nicholas, zusammen mit ihrer Tochter entkommen konnte, ist noch unklar.
Was man von der Tochter und der Mutter fand, war ein offener Eulenkäfig und verstreutes Flohpulver. Es wird gehofft das die Mutter zusammen mit ihrer Tochter fliehen konnte.

Mit bebenden Lippen las ich den Artikel fertig. Meine Mutter sah nur das Bild an, las den letzten Satz und dann machte sie sich auf den Weg zum Zaubereiministerium. «Ich muss gehen, Kath. Aber iss bitte einen Teller Suppe, ja?» Ich nickte nur.
Als meine Mutter wieder kam, war sie nicht alleine. Im Schlepptau hatte sie einen Mann mitgebracht der auf mich wirkte als wäre er hundert Jahre alt. Er hatte einen langen Mantel an und er hatte einen silbernen Bart der so lange war, dass er im Gürtel steckte. Genauso lang war sein silbernes Haar. Aphrodite flog aufgeregt herum, laut zwitschernd. Als der Mann und meine Mutter aus dem Kamin stiegen, schrie ich kurz auf. «Ich bin es bloß, Süße.» Ich nickte. Der Mann hinter ihr, lächelte mich liebevoll an. Dann kam er auf mich zu und streckte mir seine Hand entgegen. «Hallo, Katherine. Ich bin Professor Dumbledore. Schulleiter von Hogwarts.» Ich riss meine Augen auf. Dann fragte ich mit zittriger Stimme: «Darf ich jetzt nicht mehr nach Hogwarts?» Dumbledore lächelte. «Doch, du darfst natürlich. Ich wollte mich nur erkundigen wie du es geschafft hast, deine Mutter und dich aus der Gefahrenzone zu bringen.» Ich schüttelte den Kopf. «Sir, ich weiß es nicht mehr. Ich weiß noch wie der Käfig von Aphrodite - meiner Eule - aufgesprungen ist und wie ich meine Mutter in den Kamin geschubst hab. Als ich fliehen wollte-» Ich brach ab. Meine Mutter hatte sich neben mich auf die Couch gesetzt und sie nahm zitternd meine Hand und drückte sie. Doch sollte ich auch Dumbledore von dem Biss erzählen? Ein Werwolf dürfte niemals nach Hogwarts!

Dumbledore schien zu merken dass mir etwas auf dem Herzen lag. Er lächelte mir zu und ich packte ein Herz und sagte zögernd: «Greyback hat mich gebissen.» Dumbledores Lächeln verblasste. «Nun, das macht es schwieriger.» Ich fing an zu weinen. «Bitte, Professor! Ich möchte so sehr nach Hogwarts! Es ist mein Traum seit ich geboren bin! Bitte, lassen sie mich nach Hogwarts!» Dumbledore lächelte mich nun wieder an und ich beruhigte mich. «Aber, aber, Katherine. Niemand lässt dich hier. Aber es ist gut, dass du es sagst. Weißt du, du würdest nicht der erste... nun ja, sein. In dem Jahrgang deiner Mutter gab es auch einen.» Meine Mutter sah Dumbledore nachdenklich an. «Ah, ja...» murmelte sie leise. «Es war Remus nicht wahr?» fragte sie Dumbledore und dieser, nickte lächelnd. «Aber wie soll ich das machen? Ich werde mich bei jedem Vollmond verwandeln!»-«Es wurde extra für Remus ein Baum gepflanzt. Die peitschende Weide. Kennst du sie?» Ich nickte. Mit zitternder Stimme sagte ich: «Dad hat mir immer von ihr erzählt. Doch sie ist gefährlich!» Dumbledore lächelte. «Und das ist auch gut so! Denn unter der peitschenden Weide führt ein Gang zur Heulenden Hütte. In dieser Hütte konnte sich Remus verwandeln, ohne das ihn jemand fand.» Meine Mutter sog die Luft ein. «Aber, Sir! In der heulenden Hütte ist es gefährlich!»-«Nein. Die Leute hatten damals Remus so heulen gehört. Und er war es auch, der den ganzen Krach gemacht hat. Ich habe dann die Gerüchte verbreitet, dass es das meist spukende Haus in ganz Großbritannien sei. Doch eigentlich ist es nur eine gewöhnliche alte Hütte.»

Dumbledore sah mich nun wieder ernst an. «Doch, Katherine sei gewarnt. Niemand darf dir folgen, denn als Werwolf hast du dich nicht unter Kontrolle. Deshalb muss die peitschende Weide auch so gefährlich sein. Sie wird jeden davon abhalten, der versucht zur heulenden Hütte zu gelangen.» Ich hatte mich etwas entspannt. Dumbledore fuhr fort: «Professor Snape, dein Lehrer für Zaubertränke wird dir an dem Vortag, am Tag und am Tag nach Vollmond, einen Trank geben. Durch diesen Trank wirst du ungefährlich sein. Du wirst bloß ein Wolf sein der sich zusammenrollt und schlafen wird. In Ordnung?» Ich nickte. Auf einmal schwang Dumbledore seinen Zauberstab und ich hörte wie oben in meinem Zimmer etwas Schweres landete. «Ich habe all deine Schulsachen und einen neuen Käfig in dein Zimmer geschickt. Nun muss ich aber gehen, bald fängt das neue Jahr an und ich muss noch vieles vorbereiten. Auch muss ich mir noch Wolle für meine Stricksocken besorgen...» Ich lachte und auch er lächelte mir zu. «Das hat jetzt noch gefehlt, Katherine, Mrs. Jones...» Meine Mutter hatte wieder Tränen in den Augen als sie Dumbledore die Hand schüttelte. Dumbledore hielt ihre Hand kurz fest. «Denken sie einfach daran, dass Nicholas sie beschützen wollte. Und ich denke ich liege richtig, wenn ich sage, dass er nicht wollen würde, dass sie lange trauern.» Meine Mutter nickte und ich schloss bebend die Augen. Als Dumbledore verschwand setzte sich meine Mutter wieder neben mich. «Süße... Wir werden Dad in zwei Tagen beerdigen. Das Ministerium hat uns einen Sarg gestiftet. Und wir werden ihm die letzte Ehre erweisen, ok?» Ich nickte. Meine Mutter wollte mich wieder in den Arm nehmen, doch ich stand auf. «Du hast Professor Dumbledore gehört. Dad würde nicht wollen das wir trauern.» Meine Mutter nickte mit Tränen in den Augen. «Du hast Recht.» Dann straffte meine Mutter sich und stand auf. «Geh bitte in dein Zimmer und verräume deine Sachen. Ich werde-» Meine Mutter hielt inne.

Ja, was würden wir jetzt machen? Was würde ich tun, wenn ich meine Sachen verräumt hatte? Meine Mutter schüttelte den Kopf. «Inzwischen werde ich das Haus putzen.» Ich nickte und ging nach oben. Aphrodite saß auf meinem Bett und zwitscherte fröhlich als ich eintrat. Sie war wirklich süß, sie passte genau in meine beiden Hände und sie sah mich vergnügt an. Ich lächelte. Dann sah ich mir die ganzen Schulsachen an. Als ich die Hogwartsschulumhänge in meinen Schrank packte (der magisch vergrößert war, genau wie mein Bücherregal) fand ich, dass die Zukunft doch nicht so dunkel aussah. Zwar brannte das Loch in meinem Inneren immer noch, doch die Aussicht bald nach Hogwarts zu kommen, linderte den Schmerz. Ich rieb mir die Augen und packte alles weg. Bis auf ein Schulbuch. Ich setzte mich damit an meinen Schreibtisch und schlug es auf. Ich las es bis zur Hälfte durch und ich hatte meinen Zauberstab poliert und ihn auf mein Fensterbrett gelegt. Aphrodites Käfig stand auf einer kleinen Anrichte, doch der Käfig war offen. Ich legte Eulenfutter hinein, holte noch etwas Wasser und dann machte ich das Fenster auf. Aphrodite setzte sich wie ein Papagei auf meine Schulter und zwitscherte vergnügt. Dann spreitete sie Ihre Flügel und flog davon. Ich ließ das Fenster offen, denn es war schön warm draußen. Dann ging ich ins Badezimmer, schloss mich ein und stellte mich unter die Dusche.

Als ich fertig war und vor dem Spiegel stand, liefen mir wieder Tränen übers Gesicht. Ich sah mir den Biss an, der deutlich zu sehen war. Ich wusste, mein Fluch sollte ein Geheimnis bleiben. Ich zog mich an, trocknete meine Haare und ging hinunter in die Küche. Doch meine Mutter war nicht da. Ich hörte sie jedoch, draußen. Also ging ich in unseren kleinen Garten. «Mum? Kannst du meine Haare länger machen?» Meine Mutter war gerade dabei, die Blumen zu gießen. «Wieso?»-«Sonst sieht man den...» Ich beendete den Satz nicht. Wenn man es laut aussprach hörte es sich nur noch schlimmer an. Meine Mutter sah mich jedoch an und ich wusste, sie hatte verstanden. «Ja, klar. Komm her.» Ich ging zu ihr und sie hob Ihren Zauberstab. «Wie lange, willst du sie haben?»-«Mir egal.» Meine Mutter musterte mich nachdenklich von oben bis unten dann ließ sie meine kurzen Haare wachsen, über die Schulter bis hin zu meinem Brustkorb. Meine Haare sahen wirklich schön aus. «Danke.»-«Schon gut, Süße.»

Am Tag der Beerdigung meines Vaters sah ich mit geröteten und verweinten Augen in den Spiegel. Trotz der blassen Haut, den roten Augen und dem leeren Blick sah ich wirklich hübsch aus. Die braunen Haare waren offen - um meine Narbe versteckt zu halten - und sie fielen mir in langen Wellen über die Schultern. Ich hatte noch ein paar kleine, weiße Blumenköpfe hineingeflochten, die zum Kontrast gegen das schwarze Kleid wirklich schön aussahen. Meine Haut schimmerte leicht und meine grauen Augen blinzelten mir traurig entgegen. Das einzige was mich jeden Morgen zum Aufstehen brachte, war der Gedanke an Hogwarts. Auch meine Mutter schien sich durch jeden Tag zu quälen. Ich wusste wirklich nicht, was aus ihr werden sollte, wenn ich erst einmal in Hogwarts war und sie ganz allein zurückbleiben würde. «Kath! Bitte beeil dich!» Zitternd strich ich den kleinen Brief glatt den ich in den Händen hielt. In den vergangenen zwei Tagen waren viele Eulen gekommen, alle mit Trauer- und Beileidsbriefen. Doch ein Brief der nur an mich adressiert gewesen war, hatte meine Laune beträchtlich gehoben. Er war von den Weasleys. Abermals las ich ihn durch.

Hey, Katherine!
Ich weiß nicht, ob du dich noch an uns erinnerst aber wir sind die beiden Zwillinge aus der Winkelgasse, Fred und George Weasley. Wir haben im Tagespropheten gelesen was passiert ist und wir sind alle total geschockt. Mum und Dad sagen dir liebe Grüße und Mum sagt noch, dass du ruhig zu uns kommen kannst, wann du willst. Die Haustür ist immer offen. Mann, war das jetzt peinlich... Naja, schreib uns, wenn du willst! Und deine Mum hat uns ja noch eine Einladung für die Beerdigung geschickt, also denk ich, sehen wir uns dort!
Bis dann,
Fred und George

Ich ging langsam die Stufen ins Wohnzimmer hinab. Meine Mutter sah ebenfalls total schön aus und sie lächelte mich tapfer an. Ich lächelte zurück. Oben hörte ich einen protestierenden Schrei. Ich hatte Aphrodite im Käfig gelassen, weil ich wusste, sie würde versuchen mir zu folgen. Doch das sie sich nicht so schlecht fühlt hatte ich ihr das Fenster offen gelassen.

Ich nahm die Hand meiner Mutter und gemeinsam gingen wir nach draußen zu unserem Auto. Ja, meine Mutter konnte Autofahren. Es war praktisch wenn man kurz weggehen wollte. Denn man konnte ja nicht überall hin mit Flohpulver. Also stiegen wir ins Auto und fuhren in Richtung des nächsten Friedhofs. Als wir ausstiegen, sahen wir schon einige Menschen in schwarzen Umhängen oder Kleider beim Friedhofseingang stehen. Ich wollte loslaufen doch meine Mutter hielt mich noch kurz am Arm fest. «Hör mal Süße, einige Leute werden dir Fragen stellen. Sag einfach, du kannst dich an nix erinnern okay? Es ist besser so. Und sei tapfer, meine Maus. Das erste was jetzt kommen wird, sind tausend Küsse und Umarmungen. Und natürlich Tränen.» Meine Mutter lächelte traurig. Ich sah auf den Boden. Ich schaffte es nicht, geradeaus zu sehen. Ich lief meiner Mutter einfach hinterher. Und sie hatte Recht. Menschen die ich noch nie gesehen hatte, Arbeitskollegen, alte Schulfreunde, entfernte Verwandte, umarmten mich und sprachen mir gegenüber ihr Beileid aus und was für ein toller Mann mein Vater doch war. Ich wurde langsam wütend. Was brachte es, mir zu sagen: er war ein toller, gütiger und lustiger Vater? Es würde ihn ja doch nicht zurückbringen. Es machte mich nur traurig. Kurz bevor ich meine Wut an einer älteren Dame auslassen wollte, die mich dazu drängte sein Aussehen zu beschreiben (sie hatte ihn lange nicht mehr gesehen) hörte ich ein Stimmengewirr. «Arthur, bitte!»-«Molly, das sind Autos! Autos! Nur ganz kurz, wirklich!» Ich drehte mich um und sah die Weasleys laut diskutierend auf mich zulaufen.

Ron zog der weinenden Ginny die ganze Zeit an den Haaren, Bill versuchte Mr. Und Mrs. Weasley zu beruhigen, Percy und Charly diskutierten und die Zwillinge trampelten über das Gras und schubsten sich gegenseitig. Percy fuhr irgendwann zu Ron herum: «Hör jetzt auf damit! Fred, George wie alt seid ihr, acht?!» Doch das zu sagen war falsch, denn jetzt begann die kleine Ginny noch stärker zu weinen. Ich fing an zu lächeln bei dem Krach und dem Trubel den die Weasleys veranstalteten. Es schien als wären sie die Sonne die mich zu wärmen begann und zum ersten Mal seit Tagen fing ich an zu lachen. Viele Leute sahen die Weasleys merkwürdig an als würden sie denken, wie man bei so etwas so locker sein könne. Eine Hexe hinter mir murmelte etwas wie: respektlos. Ich drehte mich um und zischte freundlich und doch aufgebracht: «Ich glaube mein Vater würde lachen wenn er hier wäre, die Familie Weasley ist mir wirklich wichtig und ich finde sie haben das gleiche Recht da zu sein, wie ihr! Ihr-» meine Mutter unterbrach mich. «Ich denke Nicholas, würde es sehr schätzen wenn wir die Beerdigung mit weniger Tränen feiern würden. Und ich denke ich werde auch Recht behalten wenn ich sage, dass Nicholas jetzt auch gelacht hätte.» Ihr stiegen Tränen in die Augen und auch ich musste zu Boden schauen. Die Leute murmelten nun Entschuldigungen und ich lächelte, als ich hörte wie die Weasleys kamen.

Als ich mich umdrehte, wurde ich auch schon von Mrs. Weasley zerquetscht. Es war eine ganz andere Umarmung wie bei den anderen. Bei den anderen schien die Umarmung zu sagen: Ja, ich kenn dich nicht, tut mir aber leid. Doch Mrs. Weasley packte mich und drückte mich so fest an sich, dass mir die Luft wegblieb. Als sie mich losließ hatte sie sogar ein paar Tränen verdrückt. Sie wischte sie schnell weg und lächelte mich an. Ich lächelte herzhaft zurück. «Oh, Schätzchen! Wir waren ja so geschockt! Wirklich!» Ich musste lächeln weil ich den Satz schon so oft an diesem Tag gehört hatte. Doch auf einmal musterte mich Mrs. Weasley von oben bis unten. Dann fragte sie mich prompt: «Isst du genug?» Ich riss meine Augen auf. Mein Vater war tot und sie fragte mich, ob ich genug aß? Ich fing an zu strahlen. «Ja, Mrs. Weasley.» Mrs. Weasley lächelte mich an, dann ließ sie los. Ich wurde von Mr. Weasley, Percy, Bill, Charly herzlich umarmt. Ron sah mich mit großen Augen an. «Du bist aber hübsch!» Ich wurde rot und dann hörte ich ein Lachen. Ich sah zur Seite und entdeckte die Zwillinge die laut lachten. Mr. Und Mrs. Weasley waren mit ihren anderen Söhnen inzwischen in die Beerdigungshalle gegangen um noch mit meiner Mutter zu sprechen. Die Zwillinge und ich waren die einzigen die noch draußen waren. Fred und George hatten aufgehört zu lachen. Sie kamen mit ausdruckslosen Gesichtern auf mich zu. Ich sah auf den Boden und plötzlich schmerzte das Loch in mir so sehr das ich nicht anders konnte, als die Tränen laufen zu lassen. Sie liefen über meine Wange und tropften auf den Asphalt. Die Zwillinge packten mich auf einmal und umarmten mich so fest und doch zärtlich das ich anfing noch mehr zu weinen. Fred und George drückten mich gleichzeitig noch stärker an sich. Dann auf einmal fing ich an zu lachen. Fred und George ließen mich los und sahen mich erstaunt an. «Ähm, was ist so lustig?» grinste George. Oder war es Fred? «Ein Vogel hat auf deine Jacke geschissen.» lachte ich und Fred - oder George - schrie empört auf.

Es war nicht leicht. Die Weasleys konnten wegen Ron und Ginny - die nicht aufhören wollten, Krach zu machen - nur nach hinten sitzen, weshalb ich mich alleine in die erste Reihe mit meiner Mutter setzen musste. Als ich durch die Tür trat, sah ich vorne auf einem kleinen Podium ein Bild meines Vaters stehen. Darunter stand die Urne, die seine Asche beherbergte. Meine Mutter saß mit gesenktem Kopf davor. Ich konnte sehen, wie sie weinte. Fred und George lächelten mir noch einmal aufmunternd zu, dann setzten sie sich hin. Ich lief mit bebenden Lippen - wohl wissend das aller Augen auf mir und meiner Mutter waren - nach vorne. Ich setzte mich neben meine Mutter und gemeinsam nahmen wir Abschied von Nicholas Jones.

Ich versuchte stark zu bleiben. Meine Mutter weinte immer mal wieder ein wenig, doch dann fing sie sich wieder. Als der Bestatter jedoch sagte: «Nicholas hatte seine Tochter immer als seine „Kleine" angesehen...» konnte ich nicht anders. Das Bild meines Vaters verschwamm vor meinen Augen und ich brach in abgehackten Schluchzern in mich zusammen. Der Raum leerte sich und zurück blieben nur das Bild meines Vaters, meine Mutter und ich. Und zusammen weinten wir. Um die alten Zeiten und die Erinnerung. Ich wusste nicht, ob die Tränen jemals versiegen würden. Doch nach einer Weile beruhigten wir uns wieder und wir verließen das Gebäude. Es hatte zu regnen begonnen. Jeder bot uns einen Regenschirm (es wäre zu offensichtlich gewesen, hätten wir einen Zauberspruch benutzt, der dafür sorgen würde, dass wir trocken bleiben würden) doch ich lehnte ab. Ich war froh um den Regen der mein Gesicht hinunterlief. Ich war froh um jeden einzelnen Tropfen der mir sagte dass es weiterging. Dass die Welt nicht einfach eingefroren war. Als meine Mutter begann sich zu verabschieden, blieb ich einfach stehen und hob das Gesicht zum Himmel. Ich schloss die Augen. Der Regen prasselte stetig in mein Gesicht, vermischte sich mit meinen Tränen.

«Süße, wir gehen jetzt noch in ein Restaurant. Möchtest du mit?» Ich sah immer noch in den Himmel. Ich schüttelte den Kopf. «Okay, ich fahr dich nach Hause. Aber warte noch kurz.» Nun sah ich doch nach unten, ich sah, wie meine Mutter auf die Weasleys zuging und etwas besprach. Dann kam sie zusammen mit den Weasleys zurück. «Ron, Ginny, Fred und George gehen mit dir nach Hause ok?» Ich nickte begeistert. Die anderen grinsten mich alle an. Ginny kam auf mich zu und fragte schüchtern: «Nimmst du mich Huckepack?» Ich lachte und bot ihr meinen Rücken an. Ginny quietschte erfreut auf und sprang sogleich darauf. Wir spielten „Pferdchen" Wo ich das Pferd war und sie der Reiter. Fred und George hatten Ron seinen Stein weggenommen und warfen ihn immer über seinen Kopf, hin und her. Mr. Und Mrs. Weasley verhexten gerade noch unser Auto sodass alle hineinpassen würden. Mr. Weasley war ganz begeistert von der Aussicht in einem Auto fahren zu können. Er arbeitete im Ministerium für Missbrauchte Muggelartefakte und er liebte Muggel (Muggel sind nichtmagische Menschen, also Menschen die ohne Magie leben) über alles. Also quetschten wir uns alle in das Auto. Es war sehr laut und hektisch, doch die Fahrt war sehr schnell vorbei und zum ersten Mal seit Tagen dachte ich nicht mehr an Dad oder an den Fluch an den ich gebunden bin. Ich war einfach nur... glücklich.

Wir erreichten unser Haus, als gerade früher Nachmittag war. Meine Mutter parkte das Auto und die Weasleys betraten unser Haus. Mir schossen noch solche Standardfragen durch den Kopf wie zum Beispiel: Ist mein Zimmer aufgeräumt? Liegt irgendetwas Peinliches herum? Doch dem war nicht so. Ich verabschiedete mich von Mr. Und Mrs. Weasley und meiner Mum die nun mit dem Flohpulver zum Tropfenden Kessel - eine Kneipe für Zauberer - reisten. Bill, Percy und Charly gingen mit Ihnen. Es blieben also nur noch: Ginny, Ron, George, Fred und ich. Als wir das Haus für uns hatten, fragte ich zögerlich: «Hat jemand von euch Durst? Oder Hunger?» Sie schüttelten den Kopf. Ich stand unschlüssig da. Bis ich ein freudiges Gezwitscher hörte, dass aus der Richtung meines Zimmers kam. «Aphrodite!» keuchte ich und scheuchte die Weasleys in mein Zimmer. Ginny und Ron setzten sich sogleich auf mein Bett, doch die Zwillinge blieben unschlüssig stehen. Sie waren wohl nicht Besonders oft in dem Zimmer eines Mädchens. Doch sie fingen sich schnell wieder und begannen in meinem Zimmer umher zu laufen. George sah meine Schulbücher und grinste. «Hast du sie schon alle gelesen?»-«Ich kann sie fast auswendig!» George lachte. Fred ging rüber zu Aphrodite. «Ist die aber klein.» Aphrodite zwitscherte empört und ich boxte ihm in die Schulter. «Hey! Pass bloß auf, was du sagst! Aphrodite versteht nämlich jedes Wort!» Fred grinste mich nur an. Ich ging zum Käfig und öffnete ihn. Sogleich flog Aphrodite auf meine Schulter. Sie schuhute leise und dann flog sie aus meinem Fenster. Ich lächelte ihr hinterher. George hatte meinen Zauberstab entdeckt. «Ist das deiner?» Ich nickte. Auch Fred ging jetzt zu ihm. Die Zwillinge hatten ihre Jacken unten bei der Garderobe abgelegt und auf ihren Pullovern hatte jeweils Fred ein: F und George ein G. Ich lachte. Ron sah mich an. «Was ist so lustig?»-«Ich wette deine Brüder haben die Pullover so vertauscht, dass die Leute denken, Fred sei George und George sei Fred.» Die Zwillinge drehten sich beide wie vom Donner gerührt um. Sie sagten beide: «Woher weißt du es?»-«Ich bin doch nicht blöd!»
Fred grinste. «Bist-»
«Du-»
«Dir-»
«Sicher?» natürlich ergänzten sie sich wieder einander. Ich lachte. George hatte meinen Zauberstab in die Hand genommen. Doch er hätte es lieber bleiben lassen sollen. Denn sogleich sprossen aus meinem Zauberstab Funken und George verbrannte sich. «Autsch!»-«Oje! Hast du dir sehr wehgetan?» George grinste mich nur an, als ich mich erschrocken über seine Brandblase beugte. «Nee, mir geht's super.» Ich grinste ihn auch an. Wir setzten uns alle aufs Bett und quatschten so lange bis die Sonne untergegangen war. Irgendwann hörten wir laute Stimmen aus der Küche und meine Mutter die rief: «Wir sind wieder da! Kath, bring die Kids bitte runter!» Ich lächelte traurig und ging mit den Jungs und Ginny hinunter. Mr. Und Mrs. Weasley lachten mit meiner Mutter laut und ich fing an zu grinsen. Ich wusste, man konnte sie nicht anders, als lieben zu lernen. «War es schön, Mum?»-«Ja, sehr. Und bei euch? Alles klar?» Ich nickte und meine Mutter strich mir über den Kopf. Dann verabschiedeten wir uns von den Weasleys. Die Zwillinge grinsten mich und ich sagte noch schnell zum Abschied: «Ich schicke euch morgen einen Brief!» Die Zwillinge riefen beide: «Aber hoffentlich!» George grinste. «Sonst-»
«Holen-»
«Wir-»
«Dich!» Ich lachte und umarmte beide noch zum Abschied. Dann sah ich wie Ginny ihre Arme um meine Beine schlang und dann wie Ron schüchtern Tschüss murmelte. Er war mit seinen Pausbacken einfach zu süß und ich wuschelte ihm durchs Haar. Er wurde rot und grinste mich an. Dann waren die Weasleys auch schon verschwunden und meine Mutter und ich blieben zurück.

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