5. Grüne Augen

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Grüne Augen
Pfeifend setzte ich meinen Weg fort, bis zur Eulerei. Die Eulerei war etwas abseits von Hagrids Hütte und sie beherbergte alle Arten und Größen von Eulen. Ich öffnete die knarrende Tür und sofort stieg mir der Geruch nach Vogel und Papier entgegen. Den Brief hielt – ich hatte ihn zusammen mit meinen Hausaufgaben geschrieben - ich fest in meiner Hand. «Aphrodite !» Ich hörte ein vertrautes Zwitschern und schon setzte sich Aphrodite auf ein Fenstersims vor mir. Sie knabberte zärtlich meinen Finger als ich, versuchte den Brief an ihr Bein zu binden dass sie mir, entgegen streckte. Ich hatte geschrieben:

Hallo, Mum.
Ich bin gut angekommen. Hogwarts ist super! Ich hab mit Dumbledore noch einmal wegen Samstag gesprochen. Jedoch werde ich von Tag zu Tag nervöser. Fred und George sind wirklich lieb und ich habe mich bereits mit meinen Zimmergenossinnen: Angelina Johnson und Katie Bell angefreundet. Auch habe ich einen (wirklich hübschen) Jungen kennengelernt dessen Name: Cedric Diggory ist. Bei dir alles in Ordnung? Schick Aphrodite gleich mit einer Antwort zurück!
Katherine

Als ich den Brief befestigt hatte, drehte sich Aphrodite um und flog davon. Nachdenklich sah ich ihr nach. Auf einmal sah ich etwas Helles im Augenwinkel und augenblicklich wusste ich, dass es der Mond war. Ich rannte aus der Eulerei in Richtung Schloss. Ich behielt Hagrids Worte im Kopf: Sieh einfach nicht hin. Einfach nicht hinsehen. Doch etwas zog in mir, zwang mich dazu, mich umzudrehen und ich tat es. Sogleich spürte ich ein bekanntes Brennen und Ziehen in meinem Genick. Ich konnte spüren wie meine Augen sich veränderten und ich hatte das Gefühl stärker, schneller und gefährlicher zu sein. «Katherine? Was tust du hier?» Hagrids Stimme kam wie von weit her. Hagrid hielt inne und sah mich nachdenklich an, als er meinen Blick sah der immer noch dem Mond galt, schluckte er. «Katherine, hör mir zu. Der Mond ist noch nicht vollständig, weshalb du dich noch nicht verwandeln kannst. Aber du musst dich jetzt konzentrieren und wegsehen, deine Augen sind schon grün.» Ich fing an zu zittern. Ich wollte ja wegsehen, ich wollte ja! Aber ich schaffte es nicht. «Katherine. Denk an irgendetwas anderes.» Ich suchte in meinem ganzen Kopf nach etwas, das stark genug war, mich von dem Mond loszureißen. Dann fand ich es. Dad. Meine Trauer zu Dad. Es reichte nur, dass ich an seinen Tod dachte und schon strömten Tränen mir über die Wangen und ich senkte den Blick zu Boden. «Mein Vater ist tot!» Hagrid nahm mich in die Arme und tröstete mich, bis ich mich wieder beruhigt hatte. Dann schlug er mir kräftig auf die Schulter. «Komm, Kleine. Ich bring dich nach oben.» Ich nickte und hielt den Kopf gesenkt. Meine Narbe ziepte und brannte noch etwas, doch es war nicht mehr so schlimm wie am Anfang.

«Katherine! Wir haben uns schon Sorgen gemacht!» George kam auf mich zu gerannt und ich ließ mich in seine Arme fallen. «Ich bin einfach nur müde.» Und das stimmte. George munterte mich auf und seufzend half er mir, wieder gerade zu stehen. «Wo ist Fred?» fragte ich gähnend. George grinste. «Der pennt.»-«Schon?» George sah mich zögerlich an. «Kath, wir haben halb eins.» Ich sah ihn erschrocken an. Hatte ich wirklich eineinhalb Stunden lang den Mond angestarrt?
«Bist du okay, Kath?»-«Hm? Ja, ja. Ich will nur ins Bett.» George nickte und begleitete mich. Ich gab ihm zum Abschied einen Kuss auf die Wange, was er sich nur zu gern gefallen ließ. Lächelnd betrat ich den Schlafsaal. Alle schliefen schon und auf Zehenspitzen ging ich ins Badezimmer, zog mich um und machte mich fertig. Dann legte ich mich ins Bett und schloss meine Augen.


Die nächsten Tage vergingen viel zu schnell. Der Unterricht mit den Slytherins war am schlimmsten. Sie waren eingebildet, gemein und total überzeugt von der Auffassung, Slytherin sei das beste Haus. In Verwandlung hatten wir versucht eine Nadel in einen Regenwurm zu verwandeln, doch außer Cedric gelang es niemandem. Meine Nadel kroch über den Tisch wie ein Wurm und piekte alle, die sie anfassen wollte. Zaubertränke war das schlimmste Fach. Professor Snape putzte jeden Gryffindor herunter und ich verlor fünf Punkte für mein Haus, weil mein Zaubertrank rot und nicht blau war. Ehe ich mich versah, war Donnerstag. Ich saß gerade mit Rob und Jacob im Gemeinschaftsraum als eine Bewegung am Fenster meine Aufmerksamkeit erregte. Aphrodite hüpfte vor dem Fenster auf und ab, mit einem Brief am Bein. Ich stand auf, öffnete das Fenster und nahm ihr den Brief ab. Er war von meiner Mutter.

Liebe Katherine,
Das freut mich zu hören, bei mir ist alles in Ordnung. Gut, ich hoffe Dumbledore konnte dir die Angst nehmen. Schreib mir am Sonntag umgehend!
In Liebe, Mum

Plötzliches Heimweh überkam mich und ich fühlte mich auf einmal vollkommen alleine in der Welt. Nachdenklich sah ich mich im Gemeinschaftsraum um. Jeder hatte seinen Freund oder seine Freundin. Fred und George brüteten die ganze Zeit über irgendwelchen Büchern, Angelina und Katie versuchten Cedric zu beeindrucken und ich stand irgendwo in der Mitte. Ich sah nachdenklich aus dem Fenster. Ich dachte an den kommenden Vollmond. Auf einmal bekam ich Panik. Ich murmelte etwas wie: «Frische Luft» und stürmte aus dem Gemeinschaftsraum. Ich rannte aus dem Schloss, über die Ländereien zu Hagrids Hütte. Ich klopfte gegen die Tür und lautes Bellen antwortete. Dann hörte ich Hagrids Stimme: «Fang, aus!» Dann öffnete Hagrid die Tür und sah mich verwundert an. «Katherine! Was ist denn los?»-«Tut es weh?» Hagrids sah mich einen Moment irritiert an, dann seufzte er. «Komm, trink erst einmal einen Schluck Tee.» Mit der Teetasse in der Hand, zitterte ich vor Angst. «Nun, ich kann es dir nicht genau sagen aber ich will dich nicht belügen. Es ist keineswegs angenehm.» Ich nickte. «Meine Bissnarbe beginnt immer so zu brennen, wenn ich in den Mond sehe.» Hagrid nickte. «Wenn dein Schmerz einen Mittelpunkt hat, dann ist es die Bissnarbe.» Ich schloss bebend die Augen. «Wie ist das, wenn ich es nicht rechtzeitig in die Heulende Hütte schaffe? Und wie komme ich überhaupt an der Peitschenden Weide vorbei?»-«Komm ich zeig's dir.» Ich folgte Hagrid zitternd nach draußen, als wir vor der Peitschenden Weide – in sicherem Abstand – stehen blieben. Hagrid zeigte auf einen hellen, großen Wurzelknoten. «Berühr den Knoten mit einem Ast.» Ich nickte und tat es. Augenblicklich hörte die Peitschende Weide auf, sich zu bewegen. Hagrid fuhr fort: «Jedoch kannst du auch einfach einen Zauberspruch verwenden. Richte deinen Zauberstab einfach auf die Peitschende Weide aus und sag: Immobilus! Das funktioniert auch.» Ich nickte und gemeinsam liefen wir wieder zurück. Hagrid klopfte mir auf die Schulter. «Geh jetzt wieder zurück, Katherine. Denk dran, morgen hast du keinen Unterricht. Zum Essen musst du jedoch trotzdem in die Große Halle kommen. Ach ja, noch etwas. Der Trank wird dich richtig schwächen, das heißt du siehst dann auch richtig krank aus. Am besten gehst du – um Fragen zu vermeiden – den anderen aus dem Weg, okay?» Ich nickte und verabschiedete mich.

Ich wollte gerade die Gewundene Treppe (das riesige Treppenhaus mit den sich bewegenden Treppen) betreten, als ich eine vertraute Stimme hörte. «Kath!» Ich drehte mich um und erblickte George der grinsend auf mich zutrat. «Hey, George! Was gibt's?»-«Wo warst du?» Ich überlegte fieberhaft. «Eulerei.» brachte ich dann schließlich hervor. Ich hasste es, sie anzulügen. Fred stand einige Meter weiter weg. Verwirrt sah ich ihn an. «Was hat Fred denn für ein Problem?» flüsterte ich George zu. Der grinste nur und flüsterte zurück: «Machst du bei einem Streich mit?» Sofort hellte sich meine Miene auf. «Da frägst du noch?» Als George den Arm um mich legte, gingen wir zu Fred. Fred hob den Kopf. «Du machst also mit?» fragte er nur. Ich lächelte. «Jemand muss es ja richtig machen.» Fred fing an zu grinsen. «An was hattet ihr gedacht, Jungs?»-«Du musst Filch ablenken.» sagte Fred nur und ich lachte.

Ich wartete in einem Korridor als Mrs. Norris, die Katze von Filch auch schon alleine auftauchte. Lachend lief ich an ihr vorbei und sie warf mir einen scharfen Blick zu. Grinsend rupfte ich ihr ein Schwanzhaar aus. Sie kreischte und ich rannte lachend weg. Eine Sekunde später hörte ich wie Filch versuchte, mich einzuholen. Als ich eine halbe Stunde später außer Atem im Gemeinschaftsraum saß, hörte ich Fred und George lachend hereinkommen. «Habt ihr was gefunden?» George hatte mir am Anfang erklärt dass sie Filch beobachtet hatten wie er, den Fünftklässlern etwas wegnahm und es in sein Büro brachte. Das hatte sie auf die Idee gebracht, einmal in seinem Geheimfach nachzusehen, was dort so alles lag.

Grinsend zog Fred einen alten Pergamentfetzen aus seiner Tasche. Mein Lachen erstarb. «Das ist nicht euer Ernst, Jungs. Das ist Müll!» Fred griff sich an die Brust, als wäre er getroffen worden. Und George schnappte nach Luft. «Also- Das- Fred, bitte.»-«Natürlich, George.» Ich verdrehte die Augen und Fred zog grinsend seinen Zauberstab hervor und legte ihn auf das Papier. «Ich schwöre feierlich, dass ich ein Tunichtgut bin.» Auf einmal entfaltete sich die Karte und eine Skizzenzeichnung von Hogwarts erschien. Doch da war noch mehr, Gänge und Korridore die aus dem Schloss herausführten waren zu sehen. Das meiste, was mich faszinierte waren die kleinen Punkte. Jeder Punkt hatte ein Namensschildchen. Ein Punkt lief auf und ab, mit dem Namen: Albus Dumbledore. Lachend knuffte ich den Jungs in die Seite. «Sehr ihr, das war doch was!» Fred grinste. «Wer halt mit den unschlagbaren Zwillingen befreundet ist-»-«Ja, niemand kann uns schlagen!» ergänzte auch George frech. Ich hob aus gespielter Entrüstung meine Augenbraue. «So, ihr glaubt also, ihr hättet es ganz alleine geschafft, he?» Die Zwillinge grinsten. «Ganz gen-» wollten sie beide gleichzeitig sagen, doch sie kamen nicht dazu denn ich hatte mich auf sie gestürzt. Ich versuchte sie beide zu Boden zu drängen, doch sie hielten mich fest und warfen mich auf den Boden. Dann begann ich sie mit meinen Fäusten zu zertrümmern. Fred lachte und George versuchte mich zu kitzeln. Lachend wich ich aus. Die anderen Gryffindors hatten lachend einen Kreis um uns gebildet. «Los, los, los!» riefen sie im Chor. Irgendwann lagen Fred, George und ich nur noch keuchend aufeinander. Die anderen verteilten sich wieder und irgendwann erhoben wir uns. «Ich geh schlafen. Träumt süß.» Verführerisch hauchte ich beiden einen Kuss auf die Wange. Beide grinsten. Obwohl sie beide gleich aussahen und das Grinsen nicht zu unterscheiden war, war Georges Grinsen zärtlich und belustigt. Freds Grinsen hingegen war frech und belustigt. «Wir träumen süß, weil wir an dich denken werden.» zwinkerte Fred und ich lachte. «Nun, dann schlaft schnell ein.» George schüttelte den Kopf. «Das kann ich nicht, nicht ohne dich.» Grinsend ging ich auf die beiden zu. «Dann sollte ich vielleicht...?» Ich vollendete den Satz nicht, sondern ließ ihn in der Luft hängen.
Ich sah wie die Zwillinge leer schluckten, dann ging ich lachend in meinen Schlafsaal.
Ich träumte schlecht. Ich rannte über die Ländereien, ich hatte immer wieder das Gefühl, verfolgt zu werden. Dann auf einmal hing der Vollmond hell und klar über mir am Himmel. Riesig und rot wie Blut. Meine Narbe begann unerträglich zu brennen und keuchend sank ich auf die Knie. Mein Blick verschwamm und ich wusste meine Augen hatten sich grün verfärbt. Ich sah auf meine zitternden Hände, unscharf konnte ich erkennen wie meine Finger sich zu verändern begannen. Dann begann das Brennen und Ziehen durch meinen ganzen Körper zu ziehen. Und mit diesem Brennen wachte ich auf.
Es durchfuhr meinen ganzen Körper. Angelina hatte sich besorgt über mich gebeugt. «Oh, Gott. Katie schnell, hol Fred und George!» Katie rannte aus dem Schlafsaal. Ich konnte sehen dass es noch dunkel draußen war. Ich begann zu zittern. Jeder einzelne Muskel tat mir weh und ich konnte jeden Herzschlag im Raum hören.

Ich sah wie die Tür aufging und wie Katie mit Fred und George hereinplatzte. Ohne nach links oder nach rechts zu schauen rannten die Zwillinge auf mich zu. Beide sprangen sofort auf mein Bett und umarmten mich. Schluchzend ließ ich ihre Wärme in mich hinein sickern. «Sie ist eiskalt. Holt ihr eine Decke, schnell!» sagte Fred ruhig. Angelina und Katie griffen beide nach ihren Decken. Zwei Sekunden später lugte nur noch mein Kopf unter den Decken hervor. In Freds Armen und meinen Kopf in Georges Schoß schlief ich bebend ein.

«Lass sie schlafen!»-«George, sie muss was essen!» Ich hörte meine Umgebung immer lauter und deutlicher. Das Brennen in meinem Körper war noch da, jedoch war es nicht mehr so intensiv. Ich schlug die Augen auf und sah Fred und George mit dem Rücken zu mir, laut streitend dastehen. «Fred, sie kann später noch etwas essen! Sie muss einfach nur schlafen!»-«Sie muss aber essen!» Leise schlich ich aus meinem Bett. Sie bemerkten nicht einmal wie ich duschen ging und wie ich mich leise umzog. Als ich frisch gewaschen – die anderen Mädchen wurden durch das laute Gestreite der Zwillinge langsam wach – aus dem Badezimmer trat, diskutierten die beiden immer noch. «Was soll denn das jetzt bitte wieder heißen?»-«Ja, das ist richtig! Du willst doch nur hierbleiben um-» Ich seufzte. «Gehen wir?» fragte ich laut und Fred erstarrte mitten im Satz. Sie drehten sich beide zu mir um und grinsend verließ ich den Schlafsaal. «Übrigens, George, du hattest Recht. Man schläft wirklich viel besser wenn man in guter Gesellschaft ist. Ihr beide riecht übrigens göttlich.» Die Zwillinge starrten mich noch mit offenem Mund an, dann als wir aus dem Portraitloch kletterten, wurde ich auch schon mit Aufforderungen bestürmt. «Geh ins Bett! Zieh dir einen Schal an!»-«Iss was!» Ich verdrehte die Augen dann gab ich beiden einen Klaps an die Brust. Immer noch diskutierend betraten wir die Große Halle. «Jungs mir fehlt nichts!»-«Ja, von wegen!» Sagten sie beide als wir uns hinsetzten.

Sie beobachteten mich beide wie ein Schießhund und sie ließen mich erst in Ruhe als ich meinen Teller füllte. Das hielt sie dennoch nicht ab, mir immer wieder besorgte Blicke zuzuwerfen. «Jungs!» Fred und George zuckten zusammen. Ich sprang fast erleichternd auf als ich eine tiefe Stimme hörte. «Na, seid ihr auch brav?» Charly Weasley kam lachend zu uns. «Hey, am Montag spiele ich gegen Slytherin! Also feuert mich an!»-«Was spielst du?» Charly lachte. «Ich bin Sucher und Kapitän der Quidditchmannschaft von Gryffindor, du Schlafmütze!» Mein Mund klappte auf und ich fiel ihm um den Hals. «Echt jetzt? Wie cool!» Dann besah ich die Zwillinge mit bösen Blicken. «Wann wolltet ihr mir eigentlich davon erzählen, he? Ihr redet die ganze Zeit von wegen Essen und-» Ich wurde von einer öligen Stimme unterbrochen. «Ms. Jones, ich bin sicher, jeder hängt gespannt an ihren Lippen wenn sie die Weasleyzwillinge gleich zusammenstauchen. Jedoch möchte ich sie daran erinnern das Freitag ist.» Professor sprach so leise zu mir dass, nur ich ihn verstand. Fred und George hatten angefangen ihren Kürbissaft zu verhexen. Professor Snape beugte sich zu mir. «Hier ist ihr Trank, trinken sie in langsamen Schlucken. Dann gehen sie zurück ins Bett.» Ich schluckte leer als er mir einen Becher gab der aussah wie schwarzer – und damit meine ich auch schwarzer – Tee. «Professor McGonagall wird Ihnen eine neue Tasse heute Abend bringen. Für den Unterricht sind sie entschuldigt. Noch Fragen?»-«Tut es weh?» Professor Snape riss die Augen auf. «Die Verwandlung oder der Tee?» Ich biss mir auf die Lippe. «Beides.»-«Nun, das Trinken spüren sie nicht. Sie spüren nur wie ihre Kraft mit jedem Schluck dahinsickert. Bei der Verwandlung nun...» Er beendete den Satz nicht, doch was er gesagt hatte reichte schon. Ich nickte nur und setzte mich wieder hin.
«Was ist das?» fragte Lee mich gerade als er meinen Trank sah. Ich grinste schief. «Professor Snape hat von meinen Alpträumen Wind bekommen und das hier soll helfen.» Lee nickte nur, dann wandte er sich wieder den Zwillingen zu. Die drei verstanden sich wirklich gut. Ich stellte den Trank erst einmal zur Seite. Zuerst wollte ich essen. Auf einmal sah ich wie Angelina und Katie beide die Luft anhielten. Den Zwillingen gefror das Lächeln zu Eis und alle Mädchen im Umkreis erröteten. Dann hörte ich hinter mir eine vertraute Stimme. «Hallo, Katherine.» Cedric.
Lächelnd drehte ich mich um. «Hallo, Cedric. Gut geschlafen?»-«Ja, was ist mit dir?» Ich seufzte. «Leider konnte ich nicht besonders gut schlafen, aber das legt sich wieder.» Cedric zog seine Augenbrauen zusammen. Er sah wirklich wahnsinnig gut aus. Seine dunklen Haare waren verstrubbelt und seine grauen Augen sahen mich verschmitzt an. Mit einem schiefen Lächeln strich er mir über die Wange dann verabschiedete er sich. «Also dann, man sieht sich.»-«Okay, bis dann.» Auch ich lächelte ihn verführerisch an und grinsend verließ er mit einer Traube Mädchen die Große Halle. «Er steht auf dich!» kreischte Katie leise und die Zwillinge, Angelina, Lee und ich zuckten zusammen. «Tut er?» fragte ich erschrocken, «Tut er?!» knurrten die Zwillinge und Lee grinste: «Ich glaube auch, dass er es tut.»

Laut diskutierend darüber, ob Cedric Diggory jetzt auf mich stand oder nicht, aß ich meinen Teller leer. Angelina und Katie standen bereits abwartend auf. «Beeil dich, Kat!» Angelina trippelte ungeduldig mit ihrem Fuß. «Was haben wir jetzt?» fragte Lee gähnend. «Zauberkunst.» antwortete Katie. Ich besah nun meinen Trank. Dann nahm ich den ersten Schluck. Sofort bekam ich das Gefühl, jegliche Kraft und jeglicher Ansporn auf Bewegung schien aus mir herauszufließen. Alles verlangsamte sich, ich konnte den Herzschlag von jeder Person in meinem nahen Umkreis hören, ich hörte wie sie ein- und ausatmeten. Lee legte mir eine Hand auf die Schulter. «Bist du okay? Du bist auf einmal so bleich.» Ich nickte. Ich antwortete mit halbwegs fester Stimme: «Ja, geht schon mal vor.» Angelina, Katie und Lee gingen voraus doch die Zwillinge waren noch am Frühstücken. Mit langsamen Schlucken leerte ich den Becher mit dem Trank. Und mit jedem Schluck wurde ich schwächer. Ich fühlte mich als könne mich der nächste Windstoß umhauen. Zitternd stand ich auf und knickste sogleich um. Ich landete auf meinen Knien. Fred und George waren sofort an meiner Seite. «Hey, Kath! Bist du okay?»-«Komm schon, Kath. Was ist los?» Ich wollte etwas erwidern, doch ich konnte es nicht. Auf einmal hörte ich Professor Dumbledores Stimme. «Mr. Weasley, Mr. Weasley bitte begeben sie sich in ihre Klassenräume. Ich geleite Ms. Jones in den Krankenflügel.» Fred und George schienen zu protestieren, doch dann entschieden sie sich anders. Fred murmelte: «Wir sehen später noch mal nach dir.» Ich richtete mich auf. Mit einigermaßen klarer Stimme antwortete ich: «Nein, lass nur. Geht jetzt.» Die Zwillinge warfen mir noch einen besorgten Blick zu, dann verließen sie leise zueinander sprechend die Große Halle.

Dumbledore geleitete mich nicht zum Krankenflügel sondern zu meinem Schlafsaal. Die fette Dame sah mich scharf an. «Passwort?»-«Löwenzahn.» Sie klappte zur Seite und ich kletterte hinein. Dumbledore blieb draußen. Eigentlich war es ja ganz schön, mal alleine zu sein. Ich übte den Schwebezauber (Wingardium Leviosa), ich konnte die komplette Couch für mich benutzen, ich las die nächsten Kapitel und übte neue Zaubersprüche. (Ich lernte: Alohomora, einen Zauberspruch um Türen aufzuschließen und ich lernte: Lumos, ein Zauber der meinen Zauberstab wie eine helle Taschenlampe zum Leuchten brachte.)
Dann, als die Sonne langsam begann, unterzugehen kam Professor McGonagall herein. Ich war müde und erschöpft und ich hatte keine Lust noch einmal so einen Becher zu trinken. «Ms. Jones, hier.»-«Muss ich wirklich, Professor? Bitte, ich bin schwach genug, glaube sie mir.» Professor McGonagall schenkte mir ein kleines, mitleidiges Lächeln. «Tut mir leid, Ms. Jones. Aber leider kommen sie nicht drum herum.» Seufzend nahm ich ihr den Becher ab und trank ihn. Nun wurde ich so müde und schwach das Professor McGonagall mich beinahe ins Bett tragen musste.

Als der Unterricht vorbei war – ich hatte meinen Schlafanzug an und lag mit müden Augen im Bett – kamen George und Fred keuchend herein. «Wir kamen so schnell wir konnten.» George riss seine Augen auf. «Du siehst schrecklich aus.» Ich grinste schwach. «Ihr solltet mal eure Gesichter sehen, und übrigens finde ich sieht dieses eine Mädchen aus Slytherin-»-«Was hast du?» unterbrach Fred mich und ich hielt inne. «Eine Grippe. Dauert wohl ein paar Tage bis sie wieder weg ist. Und sie ist ansteckend. Aber Madam Pomfrey sagt das ich bis Montag wieder fit bin.» Die Zwillinge sahen mich mit großen Augen an. Schließlich kam Angelina rein. «Jungs, bitte! Ich muss Kat mit in die Große Halle bringen, Anweisung von McGonagall.» Seufzend schwankte ich ins Badezimmer und zog mich noch einmal um. Ich warf einen Blick in den Spiegel und wusste sofort, was die Zwillinge meinten. Ich war kreidebleich, hatte dunkle Ringe unter den Augen und einen stumpfen, gehetzten Gesichtsausdruck. Als ich mit mir fertig war, sah ich wenigstens halbwegs annehmbar aus. Als ich beim Abendessen mein Würstchen und meine Tomate fertig aß – mehr bekam ich nicht herunter, auch nicht unter Protest der Zwillinge – stand ich strauchelnd auf. Sofort griffen Angelina und Katie mir unter die Arme. «Bist du dir sicher, dass du nicht lieber im Krankenflügel übernachten willst?» fragte Katie mich gerade nervös. Ich nickte zitternd. «Ja, ich schlaf mich morgen einfach gut aus.» Die beiden nickten lächelnd und eine Stunde später schlief ich auch schon ein.
Diese Nacht brachte ich recht schnell hinter mich. Ich hatte zwar wieder denselben Traum jedoch konnte ich mich so zusammenreißen, dass Angelina die Zwillinge dieses Mal schlafen ließ.

Meine Narbe brannte höllisch und ich rannte leise ins Badezimmer um die Mädchen nicht noch einmal zu wecken. Bebend sah ich in den Spiegel. Meine grauen Augen hatten sich verändert, sie sahen nun aus wie ein Gemisch aus grün und grau. Wenn man genau hinsah, erkannte man, dass sie eigentlich nur noch grün waren. Zitternd verließ ich den Schlafsaal.

Die Sonne war noch nicht aufgegangen, weshalb es noch dunkel war. «Katherine?» Ich drehte mich um, ich wollte mich gerade vor den Kamin setzen in dem munter ein Feuer brannte. Fred kam gähnend die Treppen runter. «Fred, hey!»-«Was machst du hier?» Ich seufzte. «Schlecht geschlafen. Und du?»-«Weiß nicht...» Ich legte meinen Kopf leicht schief und sah ihn fragend an. «Was ist los?»-«Nichts ich- Ich hatte Stress mit George.» Wir setzten uns auf die Couch. «Weshalb?»-«Er war der Meinung ich hätte mich verliebt.» Verblüfft klappte mein Mund auf. «Und?»-«Was?» Ich lachte. «Bist du verliebt?» Fred zögerte. Er sah mir tief in die Augen und es schien mir, als würden seine Augen versuchen, mir etwas zu sagen. Ich wollte gerade fragen was denn los sei, als die Tür des Jungenschlafsaals aufging und George herauskam. Als er Fred und mich erblickte, blieb er wie angewurzelt stehen. Fred erhob sich. «George, komm schon. Wir stehen über diesem Zeug oder?» George sah Fred abschätzend an. Dann wanderte sein Blick von mir zu ihm. Auch ich stand auf. «Fred, George kommt schon. Ihr seid Brüder, ihr seid Zwillinge und ihre streitet euch darüber ob Fred jetzt verliebt ist oder nicht?» George sah mich merkwürdig an. «Weißt du in wen er verliebt ist?» Fred stand nervös von einem Bein aufs andere. «George, ich glaube nicht, dass sie es interessiert.»-«Ach ja? Mich interessiert es aber, wie kannst du nur?!» Fred entgegnete wütend: «Glaubst du, ich kann so was kontrollieren?»-«Man kann es sich einreden, ja!» Fred seufzte. «Und glaubst du wirklich, ich würde mir so etwas einreden nur um dich zu verletzen?» Ich stand nun ebenfalls auf. George atmete hörbar aus. «Ich weiß nicht- Nein, ich denke mal nicht.» Fred lächelte leicht. «George, du bist mein Bruder. Okay? Es gibt nichts, was ich nicht für dich tun würde.» Ich lächelte und Tränen stiegen mir in die Augen. «Okay, Freddie. Genug von diesem Mädchenzeug.» George fing an zu grinsen, dann sah er mich lächelnd an. «Kath, was ist los?» Ich hatte Tränen in den Augen. Lachend rannte ich auf sie zu und nahm sie in die Arme. «Ihr seid so doof!» Fred und George umarmten mich lachend.
Wir redeten noch eine Weile weiter, bis die Sonne aufging. «Du siehst heute schon viel besser aus.» sagte George lächelnd und Fred grinste. «Ja, da hat er Recht. Vielleicht liegt es ja an unserer Anwesenheit.» Ich lachte und umarmte sie noch zum Abschied, dann ging ich lächelnd zurück in meinen Schlafsaal.

Ich zog mich an und ignorierte das Ziepen und Brennen in meinem Genick, so gut es ging. Angelina und Katie standen schon fertig im Gemeinschaftsraum als ich die Stufen hinunter trat. Lee war schon mit Fred und George in die Große Halle gegangen und Angelina und Katie kletterten gerade aus dem Portaitloch. Seufzend machte ich mich alleine auf den Weg. Draußen stieß ich fast mit Cedric zusammen der mir gerade entgegen gekommen war. «Cedric!»-«Katherine!» Wir stammelte erst einmal den Namen des jeweils anderen, bis ich lächelnd zu Boden sah. «Wieso bist du ganz alleine?» fragte Cedric nach einem kurzen, peinlichen Schweigen. «Ich glaube, ich hab zu lange getrödelt.» Cedric grinste und bot mir seinen Arm an. Lachend hakte ich mich bei ihm ein und munter plappernd gingen wir durch die Schulgänge. «Was machen deine Eltern von Beruf?» Ich zuckte zusammen. «Meine Mutter arbeitet im Ministerium. In der Abteilung für Magische Geschöpfe und Kreaturen. Und mein Vater-» Ich stockte weil mir Tränen in die Augen traten. Cedric drückte meinen Arm und mein Herz machte einen Satz. «Dein Vater hieß Nicholas Jones, nicht wahr?» Ich nickte traurig. «Ja.»-«Dann war er es also, der von dem Werwolf Greyback getötet wurde?» Ich nickte wieder. «Wie bist du-»-«Bitte nicht, Cedric. Ich kann nicht über diesen Abend sprechen.» Cedric nickte. «Entschuldige, das war respektlos.» Ich lächelte ihn vorsichtig an. Dann kamen wir bei der Großen Halle an. Es fühlte sich an, als würden alle Köpfe sich zu uns umdrehen. Ich sah wie Angelina und Katie Luft schnappend zusammensanken und ich sah Fred und George, wie sie die Fäuste ballten und aufspringen wollten, doch Lee hielt sie mit Mühe auf.

Lächelnd küsste Cedric meinen Handrücken – ich hörte Katie und Angelina leise aufkreischen und Fred und George irgendwas brüllen – und lächelnd sah er mir tief in die Augen. «Ich wünsche einen guten Tag.» Ich lächelte leicht. «Du hast ihn gerade nahezu perfekt gemacht.» Cedric fing an zu strahlen und lachend setzten wir uns an unsere Tische. Ich sah rechts neben meinem Teller einen neuen Becher mit dem schwarzen Trank. Ich seufzte und Angelina und Katie bestürmte mich mit Fragen. «Oh mein Gott, Kat! Ich kann es nicht glauben! Cedric Diggory!» kreischte Angelina gerade, als ich ein raues Lachen hörte. Charly stand grinsend neben mir. «Na, Kath? Schon einen Freund geangelt?» Er lachte als er sah, wie ich rot wurde. Katie hatte sich besorgt abgewandt denn George und Fred hatten ein mordlustiges Funkeln in den Augen. George murmelte: «Wie sieht unser Plan aus, Freddie?»-«Wir warten bis zur Mittagspause dann-» Ich unterbrach sie fauchend. «Das werdet ihr schön lassen! Ihr haltet Cedric aus euren Spielchen raus!» Fred sah mich empört an und George riss seine Augen erstaunt und verletzt zugleich auf. Ich seufzte und fuhr leiser fort: «Hört mal zu, Jungs. Ich mag Cedric. Was habt ihr denn dagegen?» Fred biss die Zähne zusammen. «Er mag dich für meinen Geschmack viel zu sehr.» Zögerlich sprach ich weiter. «Habt ihr Angst, ich würde euch vergessen?» George zog die Augenbrauen zusammen. «Jungs, ihr müsst nicht so reagieren. Ihr seid meine besten Freunde und werdet es immer sein.» Ich hatte gehofft, dass es das war, was die Jungs hatten hören wollen doch stattdessen flammten ihre grünen Augen vor Schmerz auf. Zitternd nahm ich ihre Hände und sofort verschwand der Schmerz in ihren Augen. «Bitte.» Fred seufzte. «Okay, okay. Keine Spielchen. Komm Georgie.» George sah seine Hand wie vom Donner gerührt an, dann standen die Zwillinge auf und verließen mit hängenden Schultern die Große Halle.
Mit zusammengezogenen Augenbrauen wandte ich mich an Lee. «Was haben sie denn?» Lee wollte gerade Luft holen, als er unterbrochen wurde. «Ms. Jones, ihr Trank wird kalt.» Ich drehte meinen Kopf und sah Professor McGonagall wie sie mich streng ansah. Seufzend nahm ich den letzten Bissen Toast, dann trank ich meinen Becher in kleinen, langsamen Schlücken leer. Lee beugte sich besorgt zu mir. «Katy, alles in Ordnung?» Ich nickte. Mehr konnte ich nicht machen. Lee sah mich nachdenklich an. «Soll ich dich zum Gemeinschaftsraum begleiten?» Mit zitternden Knien stand ich auf und schüttelte den Kopf. Mit leicht zitternder Stimme hob ich meinen Kopf. «Ehrlich gesagt, möchte ich lieber an die frische Luft.» Lee runzelte die Stirn. «Soll ich Fred und George holen? Mir gefällt es nicht, dass du ganz alleine raus gehst.»-«Nein, ich will alleine sein.» Als Lee den Mund öffnete um zu protestieren, fuhr ich fort: «Lee, bitte. Es geht um meinen Vater. Ich will alleine sein.» Lee stieß die Luft die er tief eingeatmet hatte, wieder aus. «Ich verstehe.» Alle kannten die Geschichte meines Vaters und unter seinem mitfühlenden Blick verließ ich die Große Halle.

Ich lief über die Ländereien, doch die Sonne wollte einfach nicht untergehen. Also beschloss ich, etwas zu tun, was die Zeit schneller vergehen ließe. Ich lief einfach los, bis ich am Rande des Verbotenen Waldes stand. Zögerlich sah ich von links nach rechts dann betrat ich den grünen und einladend aussehenden Laubwald. Sofort schien es, als wäre die Sonne verschwunden. Es roch nach Holz und nach Erde. Ich kniff die Augen zusammen um im dem dämmrigen Licht etwas zu erkennen, doch es war nutzlos. Zitternd holte ich meinen Zauberstab hervor. «Lumos.» Murmelte ich und mein Zauberstab leuchtete auf.

Ich lief durch den Wald, erkundete kleine Höhlen und stieß auf so manche merkwürdige Dinge. Hufabdrücke säumten den Waldboden. Gab es hier Pferde? Oder gar Einhörner? Als ich wieder den Waldrand erreicht hatte, ging gerade die Sonne unter. Ich lief über die Ländereien auf die Peitschende Weide zu, als ich Albus Dumbledores Stimme hinter mir wahrnahm. «Ms. Jones, wenn sie mir bitte folgen würden.» Zitternd nickte ich. Dann folgte ich Dumbledore zur Peitschenden Weide. Ich bekam eine Gänsehaut als ich spürte wie die Sonne ganz verschwand und die schwarze Nacht wie eine Welle über uns hereinbrach.

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