2. Der Dementor

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Wenn Dorothy Wright etwas nicht war, dann eine Frühaufsteherin. Es brauchte einige Versuche ihrer kleinen Schwester, um sie wach zu kriegen. Und auch wenn sie sich schlussendlich halbherzig angezogen und ihre Haare lediglich in einen Zopf gebunden hatte, schlürfte sie mit müden Augen hinunter zum Frühstück.

„Dir ist schon bewusst, dass du zwei verschiedene Socken trägst, oder?", fragte Heather sie, als Dorothy sich auf den Platz vor ihr plumpsen liess. „Ich starte einen neuen Trend", gähnte sie, „solltest du auch mal probieren, als immer nur das zu tun, was andere bereits schon machen."

Böse funkelte Heather ihre kleinere Schwester an, was Dorothy allerdings nicht bemerkte. Sie hatte ihren Kopf in den Nacken gelegt und war viel zu sehr damit beschäftigt, die kahle Decke zu betrachten.

„Dorothy, Liebling, hör auf deinen Nacken zu strapazieren", erklang die fürsorgliche Stimme ihrer Mutter, die gemeinsam mit Mr Wright das Essen zum Tisch brachte.
„Würde ich ja gerne, aber mein Körper ist zu sehr damit beschäftigt, Heathers Miene am Morgen zu ignorieren."

Ein Schnauben war von Heather zu hören, was Dorothy zum Grinsen brachte. Wenn etwas sie am Morgen wach bekam, dann waren es ihre kleinen Sticheleien ihrer Schwester gegenüber.

„Ich habe zwei Bücher gelesen und schon zwei mögliche Aufsätze für Zaubertränke geschrieben." Mit einem lauten wumm fielen zwei dicke Bücher auf den Holztisch. Beide Bücher hatten etwa dreihundert Seiten und beinhalten mehr Stoff als nötig.

Nun war Dorothy komplett wach.
„Bei Merlins Bart, Kathleen", murmelte Minnie, die mit grossen Augen die Bücher ansah. „Warst du die ganze Nacht auf?", fragte sie beunruhigend und sah hoch.

Dorothy sah ebenfalls zu ihrer ältesten Schwester und musste mit Bedauern feststellen, dass diese aussah, als hätte sie die perfekten acht Stunden Schlaf gehabt.

„Nun, irgendwie muss ich ja auf das Jahr vorbereitet sein", meinte Kathleen und nahm dankend ein Glas Kürbissaft von ihrem Vater ab.
„Du sollst dich doch nicht überarbeiten", sagte Mr Wright und sah beunruhigt auf die Bücher.
„Genau, schliesslich muss ich die Bücher auch nicht lesen und bin trotzdem besser als du", erklang plötzlich die Stimme von Stanley.

Wütend drehte sich Kathleen zum Weasley um und hob ihren Kopf.
„Auch dir einen guten Morgen, Stanley."
„Ein wundervoller Morgen, wenn du mich fragst", grinste er, nickte zur Begrüssung Mrs und Mr Wright zu und setzte sich zu seinen Eltern und seiner Schwester.

„Ts, was für ein Angeber", murmelte Kathleen und setzte sich hin.„Du ja auch", sagte Dorothy mit müder Stimme und versuchte den Haferbrei herunterzuwürgen, da sie zu faul war, um sich etwas anderes zum Essen zu holen.

Dorothy hasste Haferbrei.

„Ich bin keine Angeberin", zischte Kathleen und funkelte Dorothy böse an.
„Oh doch", sagte Heather und betrachtete sich dabei in ihrem kleinen Handspiegel.

„Entschuldigung was?" Kathleen war so genervt von den Aussagen, dass sie ihren Löffel voller Haferbrei zurück in die Schüssel tat.

„Mädchen, hört doch auf. Wie soll denn die Zugfahrt werden?", sagte Mr Wright.
„Ts, ich sitze sowieso nicht mit denen", meinte Heather und betrachtete ihre frisch gezupften Augenbrauen.
„Aber wir sitzen doch immer zusammen", meldete sich Minnie unsicher.
„Du wirst es verkraften."
„Genau sieh es positiv, weniger Heather ergibt weniger Geheule", munterte Dorothy ihre kleine Schwester auf.

„Kathleen, habe ich dir eigentlich mal gesagt, dass du meine Lieblingsschwester bist?", fragte Heather.


Auf dem Bahnsteig Neundreiviertel herrschte ein lebhaftes Gedränge, das von Zauberern und Hexen erfüllt war, die sich geschäftig um ihre Kinder kümmerten, um sie zum Hogwarts-Express zu begleiten.

Verzaubert¹ | Harry PotterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt