Kapitel 10: Muhende Kühe und Vogelgezwitscher

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Ich wache auf und höre das Geräusch von muhenden Kühen und Vogelgezwitscher.

Ich schlief gestern so schnell ein, wie schon lange nicht mehr. Julia war, als sie sich versichert hatte, dass ich okay war, vom Hof gefahren. Ich war so müde, dass ich nicht mal mehr essen konnte und direkt ins Bett fiel.

Ich stehe auf und mache mich auf den Weg ins kleine Badezimmer, bevor ich in die Küche gehe. Oma wird schon im Stall sein, denke ich und fange an für uns beide ein Frühstück vorzubereiten, eine Kanne Kaffee zu kochen und setze mich dann, auf Oma wartend, an den Tisch im Esszimmer.

Als Oma durch den Hintereingang direkt ins Esszimmer kommt, sieht sie mich überrascht an.

«Du bist schon wach? Ich dachte du würdest länger schlafen, so müde wie du gestern warst!» Sie lacht, bevor ihr Blick auf den gedeckten Tisch fällt.

«Ach, das wäre doch nicht nötig gewesen, liebes.» Nach kurzer Pause fügt sie noch hinzu: «Aber danke.»

Lachend setzt sie sich auf die gegenüberliegende Seite des Tisches und nickt mir anerkennend zu, als sie den Kaffee probiert.

Nach einer längeren Pause, in der wir schweigend essen, schaut sie mir plötzlich direkt in die Augen.

«Weisst du was jetzt auf dich zukommen wird?»

Ich denke kurz nach und antworte: «Weiss nicht, ziemlich kompliziert denke ich.»

Sie nickt und isst weiter. Nach paar Sekunden stille sagt sie: «Ich weiss es auch nicht so genau, aber wenn du willst, kannst du bleiben, solange du willst, und ich kann dir helfen, es zu verstehen. Ausserdem hätte ich nichts dagegen, jeden Morgen so einen Kaffee zu bekommen.»

Wir bleiben noch lange sitzen. Am Ende haben wir uns geeinigt, dass ich wirklich bei ihr einziehen könnte. Ich weiss nicht, ob ich das wirklich will. Es wäre wahrscheinlich die beste Option. Trotzdem fühlt es sich komisch an, weg von meinen Eltern zu sein. Ich werde nicht 24/7 kontrolliert und kommentiert. Das klingt zwar positiv, ist aber für mich einfach ungewohnt.

Am Nachmittag kommt ein Polizist vorbei, den ich noch nicht kenne. Er stellt sich als Alex Neumann vor. Herr Neumann ist mir schnell symphytisch und fragt mich über die Erlebnisse der letzten paar Jahre aus. Immer wieder brauche ich pausen, um mich zu sammeln. Es kommen immer wieder unangenehme Erinnerungen hoch. Der Polizist geht erst am Abend wieder.  

Zwischen Applaus und SelbstzweifelnWo Geschichten leben. Entdecke jetzt