○ 》 Nero 《 ○
Ich wurde noch vor Ilvy wach, hielt sie in meinen Armen, und lauschte ihrem ruhigen Herzschlag.
Die Gedanken an gestern, wo ich sie ganz offiziell zu meinem gemacht hatte, ließ mich gleich wieder steinhart werden. Wie sie sich unter mir gewunden hatte, meinen Namen gestöhnt hatte. Mich überhaupt so oft Alpha genannt zu haben, und das in allen möglichen Variationen. Verflucht, ich musste meine Gedanken schleunigst in eine andere Richtung lenken, ansonsten würde ich meine betörende Luna aufwecken müssen, um genau dort weiterzumachen, wo meine Gedanken endeten. Das wollte ich aber nicht, weil ich den Anblick ihres schlafenden, ruhigen Körpers viel zu sehr genoss.
Nach einer Weile beschloss ich, aufzustehen - unter anderem, weil meine Blase drückte.
Ich funkte Rhys mittels Mind-Link an, war aber nicht sicher, ob er ebenfalls schon wach war, oder noch seelenruhig neben seiner eigenen Mate schlief.
Ich bin munter. Was gibt's?
Keinen Wimpernschlag später antwortete mir mein Beta. Auf ihn war wirklich immer Verlass.
Ich muss mit dir sprechen, dich um Rat bitten. Kannst du kommen?
Klar. Bin sofort bei dir.
Es dauerte tatsächlich nicht lange, und Rhys kam im Alphahaus an. Ilvy schlief noch tief und fest, was aufgrund unserer langen Nacht auch nicht verwunderlich war, und ich mich mit meinem Freund deshalb im Erdgeschoss traf. Normalerweise gingen wir in mein Büro im ersten Stock, aber ich wollte das Risiko, meine Luna aufzuwecken, vermeiden.
Nachdem ich meinem Beta etwas zu trinken angeboten hatte, saßen wir beide an meinem langen Esstisch.
"Normalerweise weiß ich, was ich tun soll. In diesem Fall bin ich aber ratlos", seufzte ich. Vor meinem Rudel zeigte ich mich nie schwach oder unschlüssig, aber bei Rhys durfte ich es mir erlauben. Ich wusste, er stellte mich als Alpha nicht infrage, und außerdem hatte er nicht vor, mir meinen Platz streitig zu machen. Noch dazu waren wir Freunde, und wir konnten einander vertrauen.
"Um was geht es?", hakte er nach, obwohl ich aus seinem Blick erkennen konnte, dass er es ohnehin schon ahnte.
"Um das Waldstück."
"Dachte ich mir", bestätigte er meine Vermutung. "Du willst es nicht mehr zu einem Kampf kommen lassen, weil Julius der Bruder unserer Luna ist. Ist es nicht so?"
"Ja." Ich nahm einen großen, beinahe schon verzweifelten Schluck von meinem Wasser. "Das Rudel wird es einerseits verstehen können, andererseits hinterfragen mich vielleicht auch einige", seufzte ich auf.
"Nero, wir alle stehen hinter deinen Entscheidungen. Weißt du das denn nicht? Niemand hinterfragt dich, das tust nur du selbst."
Ich schaute zu ihm, fragte mich, ob seine Worte wahr sein könnten. War mein Rudel mir gegenüber wirklich so treu? Doch wann hätte ich je an ihnen zweifeln sollen? Sie hatten mich tatsächlich noch nie im Stich gelassen, oder meine Handlungen hinterfragt.
"Was soll ich bloß tun? Ich kann das Bergschattenrudel doch nicht weiterhin in unserem Wald jagen lassen. Sie haben ihr eigenes Territorium. Und mit gutem Zureden konnte ich bei Julius noch nie etwas bewirken."
"Hast du schon mit unserer Luna darüber geredet?"
"Nein. Es ergab sich noch nicht."
"Vielleicht solltest du das machen. Sie kann dir sicher sagen, wieso das Bergschattenrudel in unserem Wald jagt. Irgendwie sind unsere Rudel jetzt ja miteinander verbunden, findest du nicht auch? Eventuell wäre ein Gespräch mit Julius doch nicht so verkehrt, auch wenn du davor schon unzählige mit ihm geführt hast."
"Du hast vermutlich recht. Ich sollte dringend mit Ilvy darüber reden, und danach entscheiden, was zu tun ist." Ich seufzte schwerfällig auf.
"Ja. Aber nun ... du bist so unglaublich glücklich, ich konnte es gestern beim Fest schon sehen. Es freut mich für dich, dass du deine Seelenverwandte gefunden hast. Ihr beide seht toll zusammen aus, gebt ein echt schönes Paar ab. Eben wie ein starker Alpha mit seiner bezaubernden Luna."
"Danke, Rhys." Er brachte mich wieder auf andere Gedanken, weshalb sich ein Lächeln um meine Lippen legte. Über meine Mate nachzudenken stimmte mich einfach immer fröhlich. Außerdem taten seine Worte unglaublich gut. Rhys wusste in meiner Gegenwart irgendwie immer, was er sagen musste.
"Nicht dafür." Er stand auf, schlug mir kumpelhaft auf meine Schulter. "Melody ist gerade wach geworden, sie fragt, wo ich bin. Wenn es okay ist, hau' ich wieder ab."
"Aber natürlich. Danke, dass du hergekommen bist."
"Ich werde immer kommen, wenn du mich zu dir rufst. Egal ob auf Befehl, oder aufgrund einer Bitte." Danach verließ er das Alphahaus, um zu seiner Gefährtin zu laufen.
Das sollte ich jetzt vielleicht auch wieder tun. Ein paar weitere Stunden Schlaf würden mir bestimmt ebenso gut tun, besonders nach unserer heutigen Nacht. Es war nicht nur bei dem einen Mal im Bett geblieben, sondern wir hatten es uns auch noch in der Dusche ordentlich besorgt, sodass ich am liebsten genau das noch einmal machen wollte.
Ich schüttelte meinen Kopf. Nein, ich sollte jetzt einfach nur schlafen gehen. Oder mich zumindest an Ilvys Körper kuscheln, um ihre Wärme zu spüren.
Also machte ich mich wieder auf den Weg ins erste Stockwerk, sah aber, dass die Schlafzimmertür einen Spalt geöffnet war. Hatte ich sie etwa nicht fest genug zugezogen? Stirnrunzelnd trat ich ein, konnte aber keine Ilvy entdecken.
Was ich dafür sah, war das Fenster, welches sperrangelweit offen stand. Von draußen konnte ich die ersten Vögel singen hören, doch den Herzschlag meiner Mate vernahm ich nicht.
Eiligen Schrittes lief ich zum Fenster, roch eindeutig ihren unverkennbaren Duft. Ich dachte nicht lange nach, verwandelte mich in meinen Wolf, sprang ebenfalls aus dem Fenster, und folgte der Fährte meiner Mate. Sie war noch ziemlich frisch, lange war sie also noch nicht unterwegs.
Doch was hatte sie geritten, einfach durch das Fenster zu springen, um abzuhauen?
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Frühlingsliebe | ✔️
Lupi mannariMoonshadow-Reihe ~ Band 2 Eine Werwolf-Kurzgeschichte Als das benachbarte Rudel wieder einmal die Grenzen zum Jagen überschreitet, reicht es dem Alpha des Moonshadowrudels endgültig. Lange genug hat Nero es mit gutem Zureden versucht, jetzt fordert...