Z E H N

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,,Ey, kannst du nicht aufpassen!", wurde ich schon angemacht. Woher kannte ich diese Stimme?..

Oh.

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Logan

Nathan stand vor mir und sah mich mit einem bösen Blick an. Aus dem Augenwinkel konnte ich gerade so erkennen, dass Sofia ihre Augen verdrehte, woraufhin ich mich kurz zurückhalten musste, laut loszulachen. Der schwarze Lockenkopf vor mir zog eine seiner Augenbrauen in die Höhe. ,,Entschuldigung, hab dich nicht gesehen", sprach ich schnell. Nathan überkreuzte die Arme und meinte genervt:,, Ja, vielleicht solltest du wirklich besser hingucken, wo du hinläufst!" Man konnte seine Wut definitiv raushören, doch ich überspielte diese. ,,Du hättest auch aufpassen können", meinte ich selbstbewusst, was meinem Gegenüber nicht so ganz gefiel.
Er prustete los, aber Sofia nahm mich an die Hand, drängte sich an Nathan schnellstens vorbei und rannte mit mir davon. Ich wusste, dass mich das am Ende des Tages einholen würde, dennoch lief ich mit der Rothaarigen mit, welche laut loslachte, als wir an den Treppen der Schule ankamen. Ich rang erstmal nach Luft, da ich nicht wirklich gerne renne. ,,Sag mal, kanntest du den? Du hast so geguckt, als würdet ihr euch kennen", sprach sie ihre Gedanken laut aus. Ich schüttelte meinen Kopf und erfand eine Lüge:,, Ne, keine Ahnung, wer dieser Typ ist. Wahrscheinlich nur so ein Möchtegern-Angeber!" Sofia schien es mir abzukaufen, denn kurz darauf erzählte sie mir weiter von ihrer Familie.

Ihre Familie war wohl sehr kontrollierend und wollten sie im Griff haben, aber Sofia passt das so gar nicht, daher macht sie genau das, was ihre Eltern nicht von ihr wollten. Ich mag ihre Einstellung und vor allem ihren Mut, doch ich wusste auch, dass ich mir sowas nie erlauben könnte, zumindest so lange ich nicht weiß, wie weit die Grenzen von meiner neuen Familie sind. Meine Mutter war immer total begeistert, wenn andere von ihren Lebensweisen erzählten, weil sie somit andere Sichten auf das Leben kennenlernen durfte. Manchmal versuchte sie auch bei uns was zu ändern, dies klappte aber nicht immer so, wie sie sich das vorstellte. Na ja, wir waren trotzdem glücklich!

⚜️

Ich war gerade auf dem Heimweg, als mein Handy vibrierte. Daraufhin nahm ich es heraus und sah, dass mich Eve anrief. Wahrscheinlich hat Max ihr meine Nummer gegeben, da ich mich nicht daran erinnern konnte, dass wir Nummern ausgetauscht haben. Ich seufzte kurz, ging aber dennoch dran. ,,Hey Eve, was gibt's?", presste ich kurz aber knapp hervor und versuchte trotzdem noch nett zu klingen. Ein Rascheln ertönte von der anderen Seite des Hörers, bevor Evelyns Stimme erklang:,, Heyy! Ich will ich eigentlich gar nicht stören, nur ich kann Nathan nicht erreichen und ich wollte eben Bescheid geben, dass Max und ich heute erst um nach Mitternacht nach Hause kommen. Das Mittagessen steht im Ofen — ihr müsst es euch einfach warm machen!" An sich passte mir das ganz gut in den Krempel, denn dann könnte ich mal wieder etwas Zeit allein genießen. ,,Okay, machen wir!", antwortete ich schnell, um danach einfach aufzulegen. Eigentlich nicht so mein Stil, doch wie schon gesagt, will ich keinen großen Kontakt mit meiner "Familie".

Schneller als gedacht stand ich vor meinem Ziel, weshalb ich meinen Hausschlüssel — welchen ich zu meinem Einzug bekam — rausfischte und die Tür aufschloss. Als ich diese wieder hinter mir zudrückte, bemerkte ich die unglaubliche Stille. Nichts. Weder ein kleiner hüpfender Flummi noch ein notgeiler Stiefbruder. Alles war still! Eine Freude baute sich in mir auf, mit welcher ich die Treppen hochstieg und mich auf mein Bett fallen ließ. Ich konnte endlich mal durchatmen, ohne dass irgendwer mich stört. Es ist toll, einfach mal die Ruhe zu genießen und ausatmen zu können — Zumindest fand das meine Mum immer so. Sie hat sich immer auf den Feierabend gefreut, weil sie mich dann ganz fest an sich drücken konnte und dann total müde ins Bett zu fallen.

Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen, als meine Tür aufschlug. ,,Ups...sorry", meinte eine mir zu bekannte Stimme. Nathan, wer auch sonst. Dann wird das wohl doch nichts mehr mit der tollen Stille. Ich seufzte also und fragte:,, Was willst du?" Er bat sich selber rein, da er in mein Zimmer trat. ,,Also weißt du, ich fand es heute nicht so nett, wo du mich so vor deiner kleinen Freundin abblitzen lassen hast. Obwohl, die ist mir eigentlich egal, aber dein Ton hat mir so gar nicht gefallen." Meine Augenbrauen hob ich an, als er immer näher auf mich zukam und sich letztlich über mich beugte. Ich rückte auf meinem Bett nach hinten, bis ich an der Wand ankam. Der Lockenkopf blieb aber weiterhin an mir dran und hatte schon wieder diesen Blick drauf. Jetzt bloß nicht in Panik geraten, Logan! Daraus wurde nichts, denn mein Herz fing an zu rasen und meine Atmung wurde auch immer flacher. ,,N-Nathan, was e-erwartest du jetzt von mir?", stammelte ich vor mich hin. Sein Grinsen tauchte wieder auf und seine Hand glitt langsam aber sanft über meinen Arm, der immer noch nach hinten gestemmt war. Meine Augen fixierten seine, doch ich wusste, dass das hier falsch ist! Oder vielleicht auch nicht? Es fühlte sich gut an, wie seine Hand über meine Haut strif und wie er mir dabei in die Augen sah. Seine Hand fuhr hoch bis zu meinem Kinn, welches er fest umgriff und sagte:,, Ich will zuallererst eine Entschuldigung von dir, Kleiner." Eine Entschuldigung? Nathan erwartet von mir also eine Entschuldigung? Damit würde ich mich selbst demütigen! ,,Ach komm schon, Pequeño (so viel wie: Kleiner)", hauchte er. ,,Nur eine kleine Entschuldigung."
Mein Mund fühlte sie an wie Matsch — ganz verklebt. Ich bekam kein Wort raus und konnte nur weiterhin in seine Augen starren. ,,Gut, dann eben auf meine Tour - meine Lieblingstour."

Seine Hand, die an meinem Kinn ruhte, legte sich an meinen Hals, während sein Gesicht mir immer näher kam. Ich schloss meine Augen und hoffte insgeheim, dass seine Lippen meine treffen. Dann prallten diese plötzlich auf meine und bewegten sich in einem taktischen Rhythmus. Seine Lippen waren so verdammt weich und so himmlisch im Küssen! Apropos küssen, Nathans Zunge bat an meiner Lippe um Einlass, welche ich ihm ohne nachzudenken gewährte. Das war sowas von falsch! Ich drückte ihn leicht zurück, um nach Luft zu ringen. Der Schwarzhaarige leckte sich kurz über die Lippen, bevor er sich meinem Hals widmete. Egal, was mein Gegenüber tat, er beförderte mich auf direktem Wege in den Himmel. Das sollte so nicht sein! Nathan saugte an meinem Hals und fuhr mit einer Hand meinen Oberkörper hinauf und hinunter. Ich atmete schwer und wollte etwas sagen, doch dann redete er mir rein:,, Vier Wörter. Nur vier kleine Wörter, die du sagen musst" Seine Stimme war ein kleines Hauchen, was an mein Ohr drang und mich erneut vergessen ließ zu atmen. ,,Nathan~", seufzte ich angestrengt, ,,es tut mir leid.."

Der Angesprochene grinste dreckig und tat, was ich nicht erwartet hätte.

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Danke ganz herzlich für die 3K reads! Ich könnte wirklich heulen🤍

Eure Talon <33

My Stepbrother? Shit.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt