2.Sitzung 1.

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Du bist in dein Büro zurückgekehrt und hast versucht, deine Gedanken irgendwie zu sammeln und in den Griff zu bekommen, um eine Panikattacke zu vermeiden.
Leichter gesagt als getan.

Er hatte dich sowieso schon gesehen... und vor allem hatte er dich erkannt und damit hattest du wirklich nicht gerechnet, schließlich hast du dich sehr verändert....
Aber du kannst jetzt auf keinen Fall die Sitzung mit ihm verschieben, er wird wissen, dass du Angst vor dieser Sitzung hast, oder besser gesagt vor ihm.
Also reißt du dich zusammen und beginnst langsam in seiner Akte zu stöbern, um dich noch einmal mit seinen Taten auseinanderzusetzen und vorbereitet zu sein.
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Vier Patienten hattest du schon empfangen, mit jedem hast du dich eine Stunde lang unterhalten und dich mit ihnen vertraut gemacht.
Du konntest dich ein wenig beruhigen, auf andere Gedanken kommen und Jerome verdrängen.
Aber das Verdrängen hält nicht lange an, denn er ist dein nächster Patient.
Du nimmst seine Akte zur Hand, atmest ein und aus und wartest auf das Klopfen an der Tür.

Und da war es, du dachtest, dein Herz setzt aus, als die Wärter mit Jerome hereinkamen.
Er sah dich sofort an, ein räuberischer Blick der dich fast entblößte.
Du musstest schlucken, aber auch du behieltst ihn im Auge, du wusstest, wenn du zuerst wegschaust, wird er die Schwäche in dir sehen.

Die Wächter ketten ihn an Stuhl und Tisch und du bedankst dich mit einem Nicken, bevor sie den Raum verlassen und du allein mit dem Teufel im Zimmer bist.

Du leckst dir die Lippen und setzt ein kleines Lächeln auf.
„Hallo Jerome, wie geht es dir?"

Er fängt an zu grinsen, sieht dich nur mit leuchtenden Augen an und schüttelt leicht den Kopf, während er sich in seinem Stuhl zurücklehnt.
„Ahh.. y/n... muss das jetzt wirklich sein?"
Seufzte er und zog lächelnd eine Augenbraue hoch.
„Aber ja. Weißt du, ich habe mir schon gedacht, dass ich irgendwie hier landen würde, aber du? Dir fällt wirklich nichts Besseres ein als hier zu arbeiten?"

Du kneifst kurz die Lippen zusammen und atmest ruhig aus.
„Ich glaube die Positionen hier sind klar, oder Jerome?"
Er schnauft lachend und schüttelt den Kopf.
„Weißt du, ich bin ohne ein tolles Studium, das wahrscheinlich ein Vermögen gekostet hat, ohne tolle Noten und ohne Ausbildung hierher gekommen."
trotzt er.

Du lachst leicht.
„Wie gesagt, Jerome, ich denke die Positionen sind klar und ich denke auch nicht, dass wir jetzt über mich reden sollten?"

„Aber ich würde gerne wissen wie es dir geht. Wie ist es dir in den letzten Jahren ergangen y/n? Bist groß geworden! Und ... wahrscheinlich auch verrückt nur auf eine andere Art und Weise, weißt du, wer so einen Job macht... der muss wirklich verrückt sein".

Du ziehst die Augenbrauen hoch, als du den Kopf ein wenig neigst und in diese gefährlichen Augen schaust.
Er will dich nur provozieren.
"Danke Jerome, mir geht es gut... und ja, du bist auch groß geworden und jetzt... sagst du mir, wie es dir geht?"
Du lächelst künstlich.

Er leckt sich über seine vernarbten Lippen und lächelt leicht über deine Aussage.
„Wie es mir geht? Toll! Ich treffe eine Jugendfreundin nach so vielen Jahren wieder, bin aber etwas enttäuscht von ihrem Lebensstil."
Er lacht nur und beugt sich langsam über den Tisch.
„Wir waren schon immer sehr unterschiedlich, du warst das brave kleine Mädchen und ich der freche, vorlaute Junge... das war doch vorauszusehen... aber ich hätte gedacht, dass du ins Altersheim gehst, in den Kindergarten oder Grundschullehrerin wirst... stattdessen sitzt hier eine Psychiaterin vor mir, die Menschen behandelt, die sie ohne mit der Wimper zu zucken umbringen würden... ich dachte wirklich, dass du klüger bist."
Den letzten Satz flüstert er dir leise zu und sein Grinsen wird noch ein bisschen größer, je mehr er deine Reaktion beobachtet.

Du runzelst die Stirn und musst deine Hände unter dem Tisch zu Fäusten ballen.
„Du würdest mich also umbringen?"

Er lehnt sich wieder in seinem Stuhl zurück und blickt nachdenklich nach oben, bevor er leise kichert.
„Hmmm... ich weiß nicht, ich denke im Moment nicht... aber wenn ich darüber nachdenke... irgendwie...ein toller Gedanke..."

Dein Herz schlägt heftig in deiner Brust und du löst langsam deine Fäuste.
„Kannst du mir sagen.. warum dich beides reizt?"

Wieder überlegt er einen Moment und seufzt leise.
„Nun... ich glaube, es ist die Sehnsucht und Nostalgie , die mich zurückhalten könnte... aber es wäre ein Rausch, dich hilflos und verängstigt zu sehen... wie das Blut aus deinen hübschen Lippen rinnt... du würdest beim Sterben toll aussehen. Verstehst du?"
Ein gefährliches Lächeln umspielte seine Mundwinkel und seine Augen verdunkelten sich.
„Abgesehen davon ... Ich hasse alles, was es an Psychiatern, Psychologen und Therapeuten gibt, ich meine ... dieser scheiss bringt nichts, das ist reine Manipulation, was ihr mit den Menschen macht ... ihr wollt sie verändern und an das System anpassen, ihr wollt, dass sie kleine, brave Bürger der Stadt bleiben."

Du faltest die Hände und schüttelst den Kopf.
„Ich glaube einfach, dass die Menschen Hilfe brauchen, um den richtigen Weg zu finden... dass ihnen schlimme Dinge widerfahren sind, sei es in der Kindheit oder ein traumatisches Erlebnis als Erwachsener, dass die Menschen voller Frust und Hass sind und nicht wissen, wie sie damit umgehen sollen, ohne körperlich aggressiv zu werden oder zu töten."
Erkläre ich ihm in ruhigem Ton und fahre mir durch die Haare, gespannt auf seine Antwort.

Verärgert verdreht er die Augen und scheint für einen Moment keine Antwort zu finden, um sich zu rechtfertigen.
„Und ich denke... dass Leute wie ihr... einfach nur ängstliche kleine Schäfchen seid, die sich hinter diesem Schwachsinn verstecken, um nicht die nächsten zu sein, die umgebracht werden... ich meine, deine Vorgängerin, die lag da mit einem Stift im Hals, weil sie mir so dringend mit der Elektroschocktherapie helfen wollte."
zischte er wütend und sein Lächeln verschwand schlagartig.

„Ihr seid doch die ... die mit irgendwelchen Elektroschocks versuchen Gedanken auszulöschen, einen mit Tabletten ruhig zu stellen... das man nur noch durch die Gegend taumelt, sabbernd und bepisst im Bett liegt, angekettet als wäre man im Körper eines zweijährigen!.. und ihr nennt uns Sadisten?"
Fragte er wütend, in seinen Augen brannte Feuer und du konntest seine Anspannung deutlich sehen... er hatte seine Hände zu Fäusten geballt und du konntest schwören, dass du eine Gänsehaut bekommen hast, nur von seinem Blick.

Leise holtest du Luft und deine Augen füllten sich mit Mitleid.
„Jerome... Ich verstehe was du sagst und ich kann dir versichern das es bei mir keine Elektroschocktherapie gibt.. aber du und ich werden nicht auf einen Nenner kommen wenn wir über dieses Thema reden.. ich möchte dir und den anderen helfen."

Er begann langsam wieder zu lächeln und nickte leicht.
„Okay.. mein Herz, ich habe einen Deal für dich."

Lachend zogst du die Augenbrauen hoch.
„Ich bin nicht an irgendwelchen Deals oder Verhandlungen von dir interessiert Jerome."

„Nein, nein. Hör zu, ich werde diesen Scheiß mitmachen, ich werde mir wirklich Mühe geben, das alles mitzumachen, aber ich möchte, dass du mir abends meine Pillen bringst, weil ich noch einen Funken Vertrauen in dich habe. Ich will dich jeden Abend sehen."
Bestand er drauf, seine Augen bohren sich in deine und langsam beugt er sich wieder zu dir und flüstert.
„Ich werde dir kein Haar krümmen, meine hübsche , versprochen."

Du musst hart schlucken und dein Inneres spielt verrückt, als du anfängst, dich mit dem Gedanken und dem Deal anzufreunden.
„Okay.. aber ich vertraue dir.. lass es mich nicht bereuen Jerome."

„Niemals.."

Sooo Leute ! Was denkt ihr wies weitergeht??
Hoffe es hat euch gefallen bis zum nächsten mal!!❤️

Mein Patient, Jerome Valeska.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt