07 -- Vernons Albtraum

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Um sechs Uhr am nächsten Morgen klingelt der notdürftig reparierte Wecker. Ich stelle ihn schnell aus und schupse meinen immer noch schlafenden Bruder aus dem Bett. Mit einem Grummeln steht er schließlich auf, und wir ziehen uns leise an, um die Dursleys nicht aufzuwecken.

Wir verlassen unser Zimmer, ohne Licht anzumachen. Ich gehe zuerst die Treppe hinunter, aufpassend, dass ich nicht auf die knarzenden Stufen trete. Harry hinter mir her.

Unser Plan war an der Ecke zum Ligusterweg auf den Postboten zuwarten und direkt die Briefe für die Hausnummer 4 mitzunehmen. Mit laut pochendem Herzen schleiche ich die Treppe hinunter durch den dunkeln Flur zur Haustür -

„AAAAAUUUUUH!"

Ich springe zurück - ich bin auf etwas Großes und Matschiges getreten, das auf der Türmatte lag - etwas Lebendiges!

Im ersten Stock gehen Lichter an, und mit furchtbarem Entsetzen stelle ich fest, dass das große, matschige Etwas das Gesicht von Vernon ist. Vernon Dursley hat in einem Schlafsack vor der Tür gelegen, um meinen Bruder und mich daran zu hindern, unser Vorhaben in die Tat umzusetzen.

Er schreit Harry und mich eine ganze halbe Stunde lang an und weist uns dann an, Tee zu kochen und Frühstück zu machen. Frustriert trotte ich in die Küche, und als Harry den Tee zu Vernon bringt, kommt er deprimiert wieder zurück.

„Wieder nichts?", stelle ich fest und Harry nickt traurig.

An diesem Tag geht Vernon nicht zur Arbeit. Er bleibt zuhause und nagelt den Briefkasten zu.

„Weißt du", erklärt Vernon Petunia mit dem Mund voller Nägel, „wenn sie die Briefe nicht zustellen können, werden sie es einfach bleiben lassen."

„Ich bin mir nicht sicher, ob das klappt, Vernon", meint Petunia zweifelnd.

Ausnahmsweise muss ich ihr mal zustimmen. Wer auch immer der Absender der Briefe ist, wenn derjenige wirklich mit Harry sprechen möchte, wird er auch andere Wege finden, um es zu tun.

Man könnte zum Beispiel die Briefe einfach durch den unteren Türspalt schieben, oder wenn das nicht geht, kann man sie auch durch geöffnete Fenster werfen. Der Kamin wäre auch eine Möglichkeit, aber wie soll man denn auf das Dach zum Rohr kommen?

„Oh, diese Leute haben eine ganz merkwürdige Art zu denken, Petunia, sie sind nicht wie du und ich", sagt Vernon und versucht, einen Nagel mit dem Stück Obstkuchen einzuschlagen, das im Petunia eben gebracht hat.

>Oh, ja. Ganz bestimmt sind diese Leute nicht wie Vernon und Petunia<, denke ich grinsend und gehe wieder in den Garten zu den Rosenbeeten.

°•☆•°•☆•°•☆•°

Am Freitag erreichten nicht weniger als zwölf Briefe Harry. Da sie nicht durch den Briefschlitz passten, wurden sie, wie erwartete, unter der Tür hindurchgeschoben, zwischen Tür und Rahmen geklemmt oder durch das kleine Fenster der Toilette im Erdgeschoss gezwängt.

Wieder einmal bleibt Vernon im Ligusterweg. Nachdem er alle Briefe verbrannt hat, greift er nach Hammer, Nägel und Leisten, um die Spalten an Vor- und Hintertür zu vernageln, damit niemand hinausgehen kann. Während er arbeitet, summt er leise: „Bi-Ba-Butzemann" und zuckt bei jedem noch so leisen Geräusch zusammen. Ich frage mich, ob er inzwischen nicht den wenigen Verstand, den er besitzt, vollständig verloren hat.

Am Samstag geraten die Dinge außer Kontrolle. Vierundzwanzig Briefe für Harry finden den Weg ins Haus, indem sie im Inneren der zwei Eierschachtel versteckt worden sind. Der völlig verdatterte Milchmann hat die Schachtel Petunia durch das Wohnzimmerfenster überreicht. Für eine Familie, die alles daran setzt, normal und unauffällig zu erscheinen, finde ich das schon sehr auffällig und ungewöhnlich!

Während Vernon wütend das Postamt und die Molkerei anruft und versucht, jemanden aufzutreiben, bei dem er sich beschweren kann, schreddert Petunia die Briefe in ihrem Küchenmixer.

„Wer zum Teufel will so dringend mit dir sprechen?", fragt Dudley, während mein Bruder, Dudley und ich hinter der Tür versteckt die missmutige Petunia beobachten. Harry schaut verdutzt.

„Glaub mir Dudley. Das fragen wir uns auch", antworte ich ihm anstelle von Harry, der mit offenem Mund Petunia anstarrt.

Als sich Vernon am Sonntagmorgen an den Frühstückstisch setzt, wirkt er müde und ziemlich erschöpft, aber glücklich.

„Keine Post an Sonntagen", erinnert er uns fröhlich. Dabei bestreicht er seine Zeitung mit Marmelade. „Keine Briefe heute -"

Während er spricht, saust plötzlich etwas pfeifend den Küchenkamin herunter und prallt gegen seinen Hinterkopf. Einen Augenblick später schießen dreißig oder vierzig Briefe wie Kugeln aus dem Kamin.

Die Dursley gehen in Deckung, doch Harry und ich hüpfen in der Küche umher und versuchen, einen Brief zu fangen.

„Raus! RAUS!"

Vernon packt uns an den Hüften und wirft uns in den Flur. Als Petunia und Dudley mit den Armen über dem Gesicht hinausrennen, knallt Vernon die Tür zu. Die Briefe rauschen weiterhin durch die Küche und klatschen gegen die Wände und den Fußboden.

„Das reicht", sagt Vernon. Er versucht ruhig zu sprechen, zieht jedoch gleichzeitig große Haarbüschel aus seinem Schnurrbart. „Ich möchte, dass ihr euch alle in fünf Minuten hier einfindet, bereit zur Abreise. Wir gehen. Packt ein paar Sachen ein."

Als Harry und ich den Mund zum Protest öffnen, fügt er hinzu: „Und keine Wiederrede!", sodass wir den Mund schnell wieder zuklappen. Mit nur einem halben Schnurrbart sieht Vernon so unheilvoll aus, dass wir tatsächlich die Klappe halten.

Zehn Minuten später haben wir uns durch die brettervernagelte Tür gezwängt, sitzen im Wagen und sausen in Richtung Autobahn davon. Neben mir sitzt Dudley und wimmert vor sich hin. Ich seufze genervt. Das geht schon so, seit wir losgefahren sind.

Vernon hat ihm links und rechts eine geknallt (was mir nur nochmal gezeigt hat, wie ernst die Situation mit Vernon anscheinend ist, sodass mir bisher immer noch keine Bemerkung entkommen ist), weil Dudley uns mit der Abfahrt aufgehalten hat in dem Versuch, seinen Fernseher, den Videorekorder und den Computer in seine Sporttasche zu packen.

Da wir vor der Abreise kaum Zeit zum Packen hatten, konnte ich nicht noch einmal bei Theo vorbeischauen, um ihm mitzuteilen, dass wir weg sind.

Wir fahren und fahren, immer weiter. Selbst Petunia wagt nicht zu fragen, wohin wir unterwegs sind. Ab und zu macht Vernon scharfe Kehrwendungen und fährt dann eine Weile in die entgegengesetzte Richtung.

„Schüttel sie ab ... schüttel sie ab", murmelt er immer dann, wenn er umkehrt. So wie in diesem Moment. Dabei frage ich mich nach wie vor, wer eigentlich mit „sie" gemeint ist...

Es werden wohl kaum Serienmörder hinter uns her sein! Oder doch? Vielleicht ist es auch das Postamt, überlege ich belustigt. Vielleicht wollen sie sich wegen den vielen Beschwerden von Vernon bei ihm beschweren.

Oder es sind die Briefe! Die Briefe verfolgen uns, weil Vernon und Petunia andere Briefe und somit ihre Freunde getötet haben! Unweigerlich taucht ein Bild von mehreren Briefen in meinem Kopf auf, wie sie sich beraten und uns dann mit Stiften verfolgen.

Es könnte auch die Polizei sein. Vernon hat die Bank ausgeraubt und so panisch auf die Briefe reagiert, weil sie von der Polizei kommen. Aber warum waren die Briefe an Harry adressiert?

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Guten Tag,

ich hatte mal wieder Lust ein Kapitel hochzuladen. Also hier ist eines! Zwar ein etwas kürzeres, aber das ist besser als nichts. :D

Ich sitze grad in Neustadt im Kino und guck Harry Potter 5&6. Und es ist so toll!

Eine Widmung gibt es heute leider nicht... Wenn jmd, der das Buch ließt gerne eine Widmung hätte (und noch keine hat), kann sich bei mir melden!

Schönen Tag euch noch!

~1143 Wörter~ ~13.01.2024~

Charlie Dorea PotterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt