02 -- Bei den Dursleys

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„Aufstehen, aber dalli!", durchbricht eine schrille Stimme die morgendliche Stille. Neben mir im Schrank regt sich mein großer Bruder.

„Aufstehen!", kreischt die Stimme durchs ganze Haus. Das war Petunia, meine "Tante". Aber ich bin noch zu tief in meiner Traumwelt gefangen, um jetzt aufzustehen, also kuschle ich mich nochmal in mein gemütliches Kissen.

Draußen vor der Tür steht jetzt schon wieder, wie jeden Morgen die merkende Petunia: „Seid ihr schon auf den Beinen?"

„Fast", antwortet Harry schläfrig und ich spüre, wie er neben mir den Kopf hebt. „Nein", murre ich verschlafen.

„Beeilt euch, das Frühstück muss pünktlich um Halb auf dem Tisch stehen! Und vergesst nicht: Der Schinken aus dem Feinkostladen muss leicht angeraten und knusprig sein, damit an Dudleys Geburtstag alles tipptopp ist", trällerte sie mit einem fiesen Unterton.

Harry stöhnt genervt. Ich grummel.

„Was hast du gesagt, Harry?", keift Petunia durch die Tür meinen Bruder an.

„Nichts, nichts...", vertuscht Harry seine Reaktion, während er mit den Augen rollt.

Ich spüre wie Harry sich neben mir aufsetzt und ein paar Socken unter dem Bett hervor kramt. Danach beugt er sich zu mir rüber und sagt: „Charlie, du musst aufstehen."

Ich grummel nur weiter vor mich hin: „Lass mich, wir haben Sonntag. Da steht man nicht so früh auf! Vor allem nicht umso unmenschlichen Uhrzeiten wie um acht!"

"Gestern warst du doch schon um halb acht wach?", fragt mein Bruder verwirrt und versucht weiter mich zum Aufstehen zu überzeugen. „Und sonst bist du doch auch ein Frühaufsteher. Bitte Charlie! Heute ist Dudleys Geburtstag und wenn du nicht gleich aufstehst, dann bekommst du großen Ärger!"

Ich murre und lasse mein weiches Kissen los, um mich aus dem Bett zu quälen: "Vielleicht hast du recht..."

"Na geht doch. Ich geh vor und kümmere mich um den Schinken. Und du kommst gefälligst ganz schnell nach!"

"Ja, ja, Harry. Husch, husch, ab in die Küche", scheuche ich ihn. Nachdem Harry den Schrank verlassen hat, gebe ich noch ein genervtes Stöhnen von mir und quäle mich aus dem Bett. Schnell ziehe ich meine pinken Socken mit Herzmuster unter meinem Bett hervor und stelle fest, dass sich eine Spinne mit ekelhaften langen Beinen in meine Socke verkrochen hat. Angewidert verziehe ich mein Gesicht und entferne das behaarte Tier.

Nachdem ich mir den pinken Mädchenrock und ein rosa T-Shirt, angezogen habe (eigentlich mag ich kein Pink, aber Petunia ist der Meinung, dass es mir fantastisch steht), gehe ich zu Harry in die Küche. Ich beginne den Tisch zu Decken, aber die unzählige Geschenke in allen möglichen Formen stapeln sich auf dem Esstisch und behindern meine Arbeit.

Ich entdecke den neuen Computer, den sich mein Cousin gewünscht hat, und einen neuen Fernseher. Warum er aber das glänzende Rennrad bekommt, dass etwas abseits steht, ist mir absolut ein Rätsel. Dudley ist (nett ausgedrückt) etwas kräftiger und Sport mag er auch nicht – außer, wenn es darum geht, anderen eine reinzuhauen. Dudleys Lieblingsopfer ist mein Bruder, da Harry jedoch sehr schnell und flink ist, bekommt er ihn zum Glück nicht so oft zu fassen. Mich schlägt er nie, weil er meint, dass man Mädchen nicht schlagen darf.

Während ich den Orangensaft presse, kommt mein "Onkel" Vernon in die Küche und meckert: „Kämm dir die Haare, Bursche. Und du Mädchen, mach dir einen Zopf."

„Aber natürlich, Onkel", antworte ich äußerlich ruhig, ziehe das Haargummi von meinem Handgelenk und mache mir einen ziemlich unordentlichen und wirren Pferdeschwanz. Innerlich brodel ich vor Wut und Genervtheit. Immer ist es dasselbe und immer ist mein Zopf genauso unordentlich und durcheinander wie die Haare von meinem Bruder. Aber was kann ich den dafür, wenn sich meine lockigen, chaotische, schwarzen Haare selbst durch ein Haargummi nicht bändigen lassen?

Charlie Dorea PotterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt