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Triggerwarnung: Thematisieren von Suizid
Es gab eine Zeit, da hätte ich vermutlich jegliche Risiken und Herausforderungen auf mich genommen um irgendwann mal das Ziel meiner Träume zu erreichen. Denn schon von klein auf habe ich davon geträumt einmal eine Sängerin zu werden und auf den großen Bühnen dieser Welt mein Talent zu beweisen. Andere Menschen auf mich aufmerksam zu machen und ihnen zu zeigen, dass einem alles gelingen kann wovon man träumt, solange man sich selbst nicht aufgibt.
Doch nun stand ich selbst am Abgrund und war bereit alles aufzugeben, was ich mir in den letzten Jahren so hart erkämpft und erträumt hatte. Es fehlte nur ein kleiner Schritt und meine gesamte Anspannung könnte endlich von mir abfallen. Jegliche Baustellen und Probleme, welche sich in den letzten Monaten und Jahren ergeben hatten, würden mit einem Mal einfach verschwinden. Mir müsste es nur gelingen, diesen einen Schritt zu gehen.
Die kalte Nachtluft ließ mich erschaudern. Es fühlte sich an, als ob meine Tränen zu kleinen Eiszapfen gefroren wären und an meiner Wange hängen blieben. Mein Blickfeld war durch die geweinten Tränen verschwommen, was es mir schwer machte, die Umrisse der umstehenden Gebäude zu erkennen und alles vermischte sich zu einem Meer bunter, blinkender Lichter, welche in der Dunkelheit aufzuleuchten schienen.
Ein kleiner Schritt. Mehr fehlte nicht und ich würde vom Rande der Mauern des Gebäudes fallen, auf welchem ich mich gerade befand. Unter mir die Straße, deren Geräusche deutlich hörbar durch die Nacht erklangen. Zu diesen Geräuschen vermischte sich mein Schluchzen.
In diesem Moment fühlte ich mich erbärmlich. Meine Träume lagen in Scherben. Alles was ich mir so hart erarbeitet hatte, war nun wieder in unerreichbarer Ferne. Ich schämte mich mehr als alles andere, dass ich mir meine eigene Zukunft derart verspielt hatte.
Nach unzähligen Bewerbungsvideos und -verfahren hatte ich es endlich geschafft bei einem renommierten und bekannten Musikentertainment vorzusingen. Doch als ich dann auf der Bühne stand und die Musikproduzenten und andere Mitarbeiter vor der Bühne sitzen sah, setzte das Blackout ein. Ich vergaß meine Texte, die Tanzschritte und sang in der falschen Tonlage. Ich musste ein erbärmliches Bild abgegeben haben. Natürlich war es keine Überraschung, das mir bei diesen Auftritt direkt eine Absage ausgesprochen wurde.
Mehrere Jahre hatte ich geübt, geprobt und mir Gesangstechniken erarbeitet. Anhand von Tutorials hatte ich mir Tanzschritte angeeignet. Mir war bewusst wie hart das Musikbusiness in einer Stadt wie Seoul war und auch, dass ich, sollte ich aufgenommen werden, noch ein jahrelanges Training vor mir hätte.
Plötzlich hörte ich etwas hinter mir. Es hörte sich an wie Steine, welche unter der Fußsohle knirschende Geräusche erzeugten. Ein Schatten tauchte in meinem Blickfeld auf. Vor lauter Schrecken verlor ich den Halt, woraufhin ich mich verfluchte ausgerechnet diesen Ort gewählt zu haben. Innerlich machte ich mich bereit für den baldigen Aufprall meines Körpers auf dem belebten Asphalt der Straßen.
Doch dann spürte ich plötzlich wie mein Arm umfasst und ich mit voller Wucht nach hinten gezogen wurde. Unsanft prallte mein Hinterteil auf dem Boden des Daches auf, da ich auf einmal losgelassen wurde. Ein unangenehmes Gefühl durchzuckte meinen Körper, als sich kleine Steinchen durch den Stoff meiner Hose zu bohren schienen. Mit einer Hand wischte ich mir meine verbliebenen Tränen aus dem Gesicht und blickte nach oben.
Ein Typ mit ins Gesicht gezogener Kapuze stand vor mir. Sein Aufzug ließ mich denken, das er vermutlich nicht erkannt werden wollte. Ein Eindruck, welcher durch seine dunkle Kleidung verstärkt wurde. Er streckte mir die Hand entgegen und murmelte ein beiläufiges "Sorry". Seine Stimme klang rau, hatte jedoch trotz dessen eine wunderschöne Klangfarbe.
Ich nahm die mir hingehaltene Hand dankbar an und versuchte mich aufzustemmen. "Vielen Dank", sagte ich, nachdem ich wieder mit beiden Beinen fest auf dem Boden zum Stehen kam. Ich spürte wie sein Blick mich förmlich durchbohrte. Er räusperte sich zwar, doch anscheinend hatte er mir nichts weiteres zu sagen. Denn außer dem Räuspern brachte er nichts hervor.
Kurz ließ ich meinen Blick über sein Gesicht schweifen. Feine Gesichtszüge und braune Augen, welche in der Nacht fast schwarz wirkten. Unter seiner Kapuze lugten blonde Haarsträhnen hervor. Alles in allem sah er sehr attraktiv aus und hätte glatt als männliches Model für irgendeine hochrangige Zeitschrift gecastet werden können.
Als ich ihn mir so ansah, war mir mein vorheriger Gefühlsausbruch unaussprechlich peinlich. Wie viel hatte er hiervon mitbekommen? Wann hatte er sich dazu entschieden meinen Arm zu ergreifen und mich von der Erhöhung zu ziehen? Noch bevor ich irgendwelche Fragen stellen konnte, drehte er sich plötzlich um und wollte gehen.
"Hey", rief ich ihm hinterher, doch es schien ihn nicht zu interessieren. Er lief weiter, während ich noch immer an Ort und Stelle stand. "Jetzt warte doch! Wer bist du?" Mir gelang es einen Fuß vor den anderen zu setzen. Meine Schritte wurden schneller. Langsam holte ich ihn ein und bevor er die Tür zum Treppenhaus erreichte, ergriff ich seine Hand woraufhin sich der Mann umdrehte.
Kaum sichtbar verdrehte er die Augen, doch ich konnte es erkennen. Dann sah er mir direkt in die Augen. Eine leichte Gänsehaut überkam mich, als er mich so ansah. "Könntest du so freundlich sein und mich loslassen?" Seine Stimme klang verärgert. Trotzdem hielt er den Blickkontakt zu mir aufrecht. "Aber ich wollte mich nochmal bei dir bedanken. Ohne dich-" Er zog seinen Arm zurück, wodurch ich seine Hand losließ.
"Weißt du, es interessiert mich eigentlich nicht warum du hier oben stehst und darauf gewartet hast dich in die Tiefe zu stürzen. Aber es wäre einfach eine Verschwendung dein Leben auf diese Art und Weise zu beenden." Die Worte klangen harsch, doch trotzdem hatte ich das Gefühl, dass das nicht alles war, was hinter seiner 'heldenhaften' Rettung steckte. Denn ich sah eine einzelne Träne seine Wange hinunter laufen.
Er ging. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren. Ohne das ich ein weiteres Wort verlieren konnte. Noch immer wusste ich nicht wer dieser Mann überhaupt war, doch ich hatte ihm mein Leben zu verdanken.
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Personal Rockstar || Hongjoong || FanFiction
RomanceNach einem fehlgeschlagenen Casting, welches für Nika das vorzeitige Ende ihrer Träume bedeutet, gibt es für sie nur einen einzigen Ausweg. Ein Ausweg aus welchem sie in letzter Sekunde von einem mysteriösen Typen gerettet wird. - Hongjoong gibt sic...