Kapitel 7

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→ Nika ←

Ich war noch immer verwirrt von der Situation, welche mir vor ein paar Abenden passiert war. Erst wollte ich mich vom Dach des KQ Entertainments, wegen eines verpatzten Vorsingens stürzten und dann stellte sich heraus, dass der Typ der mich davon gerade noch rechtzeitig abgehalten hatte, ein dort angestellter Musikproduzent war, welcher meine Blamage beim Vorsingen live und in Farbe miterlebt hatte.

Als ob dies nicht schon genug war, lud er mich zu einem erneuten Vorsingen in einem kleineren Kreise an. Wohlmöglich, weil er meinen Auftritt mit den Jungs von ATZ miterlebt hatte. Noch vor ein paar Tagen lagen meine Träume gänzlich in Scherben. Nun waren diese Scherben wieder feinsäuberlich zusammengesteckt und -geklebt wurden und wieder zum Greifen nahe. Ich konnte mein Glück kaum fassen.

Wären Yunho, Wooyoung und San nicht dagewesen um zu bestätigen, dass dieser Kerl namens Hongjoong wirklich dem Management von KQ angehörte, hätte ich geglaubt er wäre verrückt. Doch nun befand ich mich im Proberaum von ATZ und übte für mein erneutes Vorsingen, wofür ich von Yunho auf einer Akustikgitarre begleitet wurde. Wooyoung und San hatten vor uns auf einem schon durchgesessenen Sofa platzgenommen, um die Kritiker zu mimen.

Während Yunho mich begleitete und ich mit Singen beschäftigt war, bemerkte ich immer wieder die Blicke, welche Wooyoung und San untereinander austauschten. Vor allem in den Momenten, in welchen sie sich unbeobachtet fühlten.

Da Wooyoung zu meinen engsten Freunden zählte, verbachten wir außerhalb der Proben sehr viel Zeit miteinander. Genug Zeit um zu Wissen, dass Wooyoung schon seit einiger Zeit Gefühle für seinen Kumpel und Bassisten der Band hegte. Das ich die beiden vor ein paar Abenden beim Händchenhalten erwischt hatte, ließ mich darauf schließen, dass die beiden vielleicht endlich miteinander gesprochen hatten. Doch scheinbar wollten sie dies noch nicht offiziell machen, ansonsten hätte mir Wooyoung bereits etwas darüber erzählt.

Nachdem Yunho und ich fertig waren, richteten Wooyoung und San ihre Aufmerksamkeit wieder auf uns. Wooyoung strahlte über beide Augen hinweg, während San anerkennend nickte und Beifall klatschte. "Ihr wart mega!", riefen beide gleichzeitig, woraufhin sie einander wieder in die Augen blickten und begannen zu lachen. Mein Blick huschte zu Yunho, welcher mich vielsagend musterte. Offenbar war ich nicht die einzige, welche etwas zwischen den Beiden vermutete.

Hatten die beiden sich vorhin noch ganz schön vernarrt angeschaut, war davon jetzt nichts mehr zu erkennen, denn San und Wooyoung gingen auf dem Sofa beide auf Abstand, während sie noch ein paar Komplimente in meine Richtung aussprachen. Yunho und ich saßen immer noch direkt nebeneinander.

Dann stand Yunho auf und streifte sich die Gitarre ab um sie im dazugehörigen Ständer abzusetzen. Nachdem er dies getan hatte, trat er wieder zu mir heran und beugte sich zu mir vor, wodurch sein Atem an meiner Haut kitzelte. "Ich denke du wirst dein Vorsingen schaffen. Sollten sie dich noch einmal nicht nehmen, sind das ganz große Narren." Seine Stimme war tief und sein Flüstern in meinen Ohren ließ mich erschaudern. Als ich mich zu ihm wandte war sein Gesicht so nah, dass sich unsere Nasenspitzen fast berührten. Wir verharrten einen Moment in dieser Position, bevor ich schnell meinen Kopf  wieder zu San und Wooyoung drehte. Dabei fiel mir auf, dass mir Wooyoung einen vielsagenden Blick zuwarf.

Hastig stand ich von meinem Stuhl auf und griff nach meiner Jacke, welche über der Sofalehne hing. Immerhin hatte ich später auch noch ein Treffen mit Yuki, welche mir irgendwas wichtiges erzählen wollte. Ich könnte es als Ausrede nutzen, um schnell zu verschwinden und der Peinlichkeit dieser Situation zu entfliehen.

"A-also ich muss dann mal los", sagte ich, während ich mir so schnell wie es mir möglich war die Jacke überzog. Ich winkte den Dreien zum Abschied noch einmal zu und ging aus dem Proberaum, obwohl ich eher stolperte, als das ich wirklich gehen konnte.

Mein Gesicht fühlte sich ganz warm an. Als ich nach draußen trat, war die kalte Herbstluft eine willkommene Abkühlung für mich. Doch leider sollte mir die Hitze gleich wieder ins Gesicht steigen, denn hinter mir öffnete sich die Tür des Proberaumes und Yunho trat heraus. Schnellen Schrittes war er bei mir und legte mir seinen Arm um meine Schulter.

Er war wesentlich größer als ich und überragte mich um fast zwei Köpfe. Neben ihm fühlte ich mich klein, winzig und vor allem jünger, als ich eigentlich war. Yunho war 25. Ich hingegen 23. Kein großer Altersunterschied, wie man meinen sollte. Doch aufgrund seines Verhaltens, seiner Größe und seiner Ausstrahlung wirkte er wesentlich reifer und erwachsener.

"Y-yunho", sagte ich. Zu mehr war ich nicht im Stande. Seine Nähe irritierte mich. Das tat sie in letzter Zeit häufiger, obwohl sie das eigentlich nicht sollte. Ich würde nicht einen der besten Freunde von Wooyoung daten. Das war eine unausgesprochene Freundschaftsregel. Doch Yunho machte es mir in den letzten Wochen sehr schwer. Immer wieder suchte er die Nähe zu mir. Doch je mehr ich mich versuchte von ihm zu lösen, desto mehr sehnte ich mich nach ihm.

Insgeheim liebte ich es ihm Nahe zu sein, ihn Lachen zu sehen und einfach zusammen mit ihm zu singen. Wenn wir zusammen sangen, ließ mich das die Welt um uns herum für einen kurzen Moment vergessen. 

"Nika. Nach deinem Vorsingen möchte ich, dass wir uns Treffen. Ich würde dich gerne zum Essen einladen. Kein Wooyoung. Kein San. Nur du und ich. Was sagst du?" Im ersten Moment konnte ich ihn einfach nur entgeistert anstarren, während er geduldig auf meine Antwort zu warten schien. 

"Ich-", begann ich, dann holte ich noch einmal tief Luft, was mir außergewöhnlich schwerfiel. "Das würde mich sehr freuen." Bei meinen Worten wurde Yunhos Miene ganz sanft. Er blickte mich zärtlich an. Sein Gesicht kam meinen ganz nah, dann platzierte er einen Kuss auf meine Wange und löste sich direkt wieder von mir. "Dann sehen wir uns. Ich schick dir dann einen Standort. Und wehe du versetzt mich, das würde ich nicht verkraften." Die letzten Worte sprach er sehr leise, doch ich konnte sie trotzdem verstehen.

Dann ging er schnellen Schrittes wieder in den Proberaum hinein und ließ mich einfach draußen stehen. Es dauerte vermutlich ein paar Minuten bis ich mich aus meiner Schockstarre erholte. Hatte mich Jeon Yunho gerade auf ein Date eingeladen?

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