Kapitel 4

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→ Hongjoong ←

Ungläubig blickte ich nach vorne, als der Gitarrist äußerte, eine weitere Person auf die Bühne zu holen. Diese Person war niemand geringeres als das Mädchen mit den roten Haaren, welche bis vor ein paar Minuten noch an der Bar stand und Gäste bedient hatte. Ich stieß einen Seufzer aus, denn ich fragte mich ob sie sich beim Vorsingen in meinem Entertainment nicht bereits genug blamiert hatte. Immerhin war dies vermutlich der Grund, weshalb sie sich an jenem Abend vom Dach stürzen wollte.

Ein Klacken der Drumsticks zur Angabe des Beats und dann setzten Instrumente ein. Innerlich spannte sich alles in mir an. Doch als der Gitarrist und sie zu singen begannen spürte ich, wie meine Gesichtszüge einfroren. Ihre Stimme war sanft, trotzdem voller Leben. Sie harmonierte perfekt mit der Stimme des Gitarristen. Von einer falschen Tonlage oder Textpatzern war nichts zu hören. Sie wirkte selbstsicher, erleichtert und voll in ihrem Element, auch wenn mir auffiel, dass sie den Blickkontakt zum Publikum mied. 

Ich bemerkte wie ihr Blick immer wieder den des Sängers aufsuchte. Die beiden kommunizierten miteinander. Wortlos, denn sie waren zu beschäftigt mit Singen. Dennoch war die wortlose Kommunikation zu erkennen. Erneut spannte sich etwas in meinem Körper an und ich spürte dieselbe Frustration, wie als ich von ihr an der Bar abgewiesen und einfach stehen gelassen wurde.

Jemand tippte mich an der Schulter an, was mich herumfahren ließ. Sofort blickte ich in Seonghwas Augen. Er war wieder aufgetaucht, nachdem er mich einfach eine Ewigkeit in diesem Club alleine stehen gelassen hat. Seonghwa gab der 'neuen' Bedienung an der Bar ein Handzeichen. Sie nickte und stellte ihn ein Glas mit einer bräunlichen Flüßigkeit direkt vor ihm hin. Whisky.

Seonghwa nahm ein Schluck aus seinem Glas und erschauderte leicht. "Wow die sind gut. Also die Band, nicht der Drink. Obwohl der auch nicht so schlecht ist." Er nickte der Bedienung freundlich zu. Erneut richtete ich meine Aufmerksamkeit den Trainees und dem Mädchen zu. "Ja. Die sind echt gut. Schade, dass sie das Management noch nicht debütieren lassen möchte." Mit diesen Worten drehte ich mich wieder zu Seonghwa um.

"Vor allem dieses Mädchen. Ihre Stimme ist der Wahnsinn. Und ihr Aussehen. Ihre Haare scheinen von Natur aus Rot zu sein." Ich warf Seonghwa einen grimmigen Blick zu, woraufhin er beide Hände in die Höhe streckte. "Ich meine ja nur. Die Kleine ist süß." "Ja. Und die Kleine ist genau das Mädchen, von dem ich dir erzählt habe." Erst wirkte er verwirrt, doch je länger er überlegte, desto klarer wurde ihm die Antwort. "Sie ist das Mädchen vom Dach?" Ich nickte. Erneut schaute ich zu der Band, welche gerade ihren letzten Song zu spielen begann. 

"Mhm. Sie sieht gar nicht so aus, als hätte sie so große Probleme." Meine Miene versteinerte sich, bei seinen Worten. "Das tat Sunny auch nicht." Seonghwa verstand und wurde plötzlich ganz still. "Dieses Mädchen hatte ein Vorsingen bei uns. Ich war einer der Entscheidungsberechtigten Personen. Sie hatte einen kompletten Blackout und wir haben uns zusammen entschieden sie abzulehnen. Hätte ich gewusst, dass sie so singen kann. Sie hat eine ebenso gute Stimme wie-" Seonghwa räusperte sich und verhinderte so, dass ich den Satz zu Ende sprechen konnte.

Ein neuer Drink wurde mir von der Bedienung zu geschoben. Ich blickte sie verwirrt an. "Geht aufs Haus. Das tu ich für ein paar von Nikas Gästen. Sieh es als Geschenk an. Vielleicht auch als Motivation wieder zu kommen." Während sie das sagte, wischte sie mit einem Lappen über den Tresen der Bar. "Nika?", fragte ich verwundert. Sie zeigte, den Lappen noch immer in der Hand, zur Bühne. "Meine Kollegin die da gerade auf der Bühne steht. Ich dachte ihr kanntet euch." Ich nickte bestätigend. "Äh ja. Wir kennen uns, aber nur flüchtig." Diese Antwort reichte ihr anscheinend aus, denn sie machte daraufhin den restlichen Tresen der Bar sauber.

Nun kannte ich zumindest ihren Namen, doch so wie sie sich mir gegenüber verhalten hatte, würde es vorerst wohl auch dabei bleiben. Als ich wieder zu Seonghwa schaute, flirtete er gerade mit einer Frau an der Bar. Ein weiteres Gespräch mit ihm konnte ich mir in der nächsten halben Stunde also vermutlich sparen. Er war im Jagd-Modus.  Da ließen sich viele Männer bekanntlicherweise schwer davon abbringen. 

"Vielen Dank für diesen unvergesslichen Abend", sprach der Gitarrist gerade in sein Mikrofon. Das Mädchen, Nika, war bereits von der Bühne verschwunden. Egal wohin ich auch blickte, ich konnte sie in der Masse voller Menschen nicht finden. "Ich hoffe wir hören uns bald wieder. Wir waren ATZ." Die Jungs applaudierten ihrem Publikum und räumten dann direkt zügig die Bühne. Ein wenig Stille kehrte in den Club ein. Offiziell war ihr Gig also vorbei. Würde Nika noch einmal an die Bar kommen, oder würde sie gemeinsam mit der Band von dannen ziehen? Wie gerne hätte ich noch einmal versucht mit ihr zu sprechen.

Eine Weile stand ich wartend an der Bar. Doch je länger Zeit ich mit dem Warten verbrachte, desto mehr schwanden meine Hoffnungen erneut auf Nika zu treffen. Ihre Kollegin schaute immer wieder nachdenklich zu mir, bis sie sich mit einem Seufzen an mich wandte. "Nika wird heute nicht nochmal an die Bar kommen, falls du auf sie wartest." So waren meine Hoffnungen endgültig zunichte gemacht. "Soll ich ihr etwas ausrichten?" Ich überlegte kurz ob ich dieses Angebot annehmen sollte, aber was hatte ich schon groß zu verlieren. Nika wäre eine Bereicherung für mein Entertainment. Alleine ihr würde ich es zutrauen die weibliche Stimme meiner Songs zu sein. 

"Da wäre wirklich etwas, dass du ihr ausrichten könntest. Hast du einen Zettel und einen Stift?" Die Frau vor mir nickte, kramte zeitgleich die von mir geforderten Sachen heraus. Als sie alles gefunden hatte schob sie es mir zu. "Sag mal wie heißt du eigentlich?", fragte ich sie. Ein Grinsen schlich sich auf ihre Lippen. "Yuki. Nika ist nicht nur meine Kollegin, sondern auch eine gute Freundin. Wie heißt du?" Während sie dies sagte, schrieb ich ihr meinen Namen und meine Nummer auf den Zettel. "Hongjoong. Und ich habe vor ein paar Tagen einen sehr großen Fehler gemacht, für den ich mich bei Nika entschuldigen möchte." Sie blickte irritiert drein. "Okay?" "Ich würde das gerne selbst mit ihr klären." Mit diesen Worten erhob ich mich von der Bar. "Kein Ding", erwiderte sie. "Ich werde es weitergeben."

Genau dies hoffte ich auch. Nicht noch einmal würde ich mir eine Stimme wie diese entgehen lassen. Es beschämte mich ihr Talent nicht direkt erkannt zu haben. Ich hoffte inständig, dass Nika mir und dem Entertainment eine zweite Chance geben würde.

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