→ Nika ←
Ich hielt Inne in meinem Tun und musterte den jungen Mann, welcher sich bei mir gerade einen Gin Tonic bestellt hatte. Sein Versuch den bereits vollkommen besoffenen Kerl abblitzen zu lassen, hatte scheinbar funktioniert, denn er wandte sich bereits einer Kollegin zu und würdigte mich keines Blickes mehr.
Der Mann vor mir hatte blonde Haare. Sein Gesicht kam mir sehr bekannt vor, da ich ihn vor ein paar Tagen mein Leben zu verdanken hatte. Wäre er nicht gewesen, hätte ich vermutlich mitsamt meines Körpers den Asphalt der Straße geküsst. Doch so, hatte er mich im letzten Moment noch retten können. Auch wenn ich nicht verstand, was ein Mann wie er, auf dem Dach eines großen Musikkonzerns zu suchen hatte.
"Hey." Ein Schauer lief meinen Rücken hinunter bei dem Klang seiner Stimme, obwohl er nur ein Wort ausgesprochen hatte. "Hey", erwiderte ich schüchtern und versuchte meinen Blick von ihm abzuwenden. Ich musste kurz blinzeln, dies half mir mich wieder auf das wesentliche zu Konzentrieren. Ein Gin Tonic, das war es doch was er bestellt hatte. "Deine Bestellung ist gleich fertig. Warte kurz." Ich wandte mich von ihm ab und versuchte mit zittrigen Händen seinen Drink zu mixen, während mir ein anderer Gast bereits die nächste Bestellung quer über die Bar hinweg zu grölte.
"Hier dein Drink", sagte ich und schob ihm den Gin Tonic zu. Gerade wollte ich mich daran machen die nächste Bestellung zu bearbeiten, da spürte ich wie sich eine Hand um meine legte. Ungläubig blickte ich auf meine Hand hinab. "Ist alles in Ordnung? Ich meine- Geht es dir gut, nach der Sache von- du weißt schon?" Ich nickte ihm zu, während ich langsam meine Hand unter seiner hervorzog. Gerade war meine Lust über die vergangene Situation mit ihm zu sprechen sehr gering. "Wenn du mich entschuldigst, ich muss weitermachen." Er nickte, doch ich kam nicht umhin zu bemerken, dass sich seine Gesichtszüge bei meiner Antwort verhärteten und er unzufrieden wirkte.
Ich übernahm noch ein paar Bestellungen, während die heutige Band ihren Auftritt hatte. Ich kannte die Band, welche aus Trainees bestand. Einer von ihnen hatte mich auf ihr Management aufmerksam gemacht, weshalb ich mich auch dafür beworben hatte. Mein Magen wurde flau bei dem Gedanken an meinen verpatzten Auftritt. Ob ich wohl doch noch irgendwann die Chance hatte dort nochmals vorzusingen? Diesmal halt einfach nur- richtig.
Mein Blick streifte über den Leadsänger und gleichzeitigen Gitarristen. Jeon Yunho war talentiert, das stand außer Frage. Man erkannte auch wie er auf der Bühne aufblühte. Gleichzeitig fragte ich mich, weshalb er und seine Freunde bisher noch kein Debüt gefeiert hatten. Die Jungs waren großartig. Ein Publikumsmagnet, der ihre Zuschauer in den Bann ziehen konnte.
Dann blickte ich zu den anderen beiden Jungen. San und Wooyoung. Ersterer wirkte zunächst schüchtern und verhalten. Der letztere war der Grund, weshalb ich heute überhaupt in diesem Aufzug erschienen war. Mein silbernes Paillettenkleid wirkte ungewohnt an meinem Körper. Vor allem aber störten mich die hohen Stöckelschuhe welche ich trug. Immerhin musste ich mich etwas größer machen, als ich war wenn ich mit den Jungs gleich die nächsten Songs der Setlist singen sollte.
Es würde noch ein Lied gespielt werden, dann musste ich wohl oder übel auf die Bühne. Mein Blick führte mich nun plötzlich wieder zu dem blondhaarigen, jungen Mann. Er saß noch immer an der Bar. Scheinbar beobachtete er mich, denn als ich seinen Blick auffing, wandte er sich ab, wie als ob ich ihn auf frischer Tat ertappt hatte. Sein Gin Tonic war noch immer halb voll, obwohl bereits sehr viel Zeit seit Erhalt des Getränks verstrichen war. Dann blickte ich zu meiner Kollegin hinüber und deutete ihr mit einem Handzeichen an, dass sie sich nun um ihn kümmern müsste.
Innerlich bereitete ich mich schon auf meinen Auftritt vor, während ich die Tür hinter der Bar nutzte um mich auf den Weg zur Bühne zu machen. Unser Club hatte einen langen Flur für die Mitarbeiter um von A nach B zu kommen, ohne sich durch die Menschenmassen der nächtlichen Besucher zu quetschen. Als ich an einem Spiegel vorbeiging, überprüfte ich alles nochmal nach seinem Sitz und dröselte meine Messy Bun auf. Meine roten Haare fielen mir fließend über die Schulter. Ich fuhr mit der Hand noch einmal durch sie hindurch, dann ging ich weiter.
Hinter der Bühne war es ruhig. Die Jungs hatten ihren Gig fast vollständig selbst organisiert. Niemand stand hinter der Bühne um Einstellungen zu machen oder das Licht zu steuern. Es war ein simpler Auftritt. Vielleicht könnten sie trotzdem in naher Zukunft debütieren. Das würde ich Wooyoung und den anderen beiden von Herzen wünschen.
"Vielen Dank, dass ihr uns heute so zahlreich unterstützt habt. Wir haben noch einige Songs vorbereitet, für die ich allerdings eine weitere Person auf die Bühne bitten möchte." Yunhos Stimme klang charmant und ließ mein Herz höher schlagen. Ich stand nun direkt hinter dem Vorhang der mich von der Bühne trennte. Yunho schaute in meine Richtung und zwinkerte mir aufmunternd zu. Dann setzte ich einen Fuß vor den anderen. Die Menge tobte und mein Puls beschleunigte sich dadurch noch mehr.
Ich warf San und Wooyoung einen Blick zu, welchen beide mit einem einfachen nicken zur Kenntnis nahmen. Alle warteten geduldig, bis ich neben Yunho auf die Bühne getreten war. Dann drehte Yunho das Mikro auf die Stelle zwischen uns, damit wir beide zu hören war. Ein kurzes nicken seinerseits, ein Fingertippen auf der Gitarre. Dann hob Wooyoung seine Drumsticks in die Höhe, gab den Takt vor und die Instrumente setzten ein. Yunhos und mein Gesang kurze Zeit später.
Während wir sangen, vermied ich den Blick ins Publikum. In diesem Moment existierte nur Yunho neben mir, welcher mir immer wieder ein Lächeln auf die Lippen zauberte und mich mein Lampenfieber vergessen ließ, indem er mir hier und da flüchtig zu zwinkerte oder die Augenbraue als Zeichen seines Respekts anhob. Eine Art der Kommunikation, welche wir uns während der gemeinsamen Proben angeeignet hatten. Der Blick in seine Augen ließ mich alles um mich herum ausblenden. Ein wohliger Schauer überkam mich. Ein Gefühl des Glücks.
Zwar hatte ich mein Vorsingen gründlich verhauen, doch dafür stand ich jetzt zusammen mit Yunho, San und Wooyoung auf der Bühne. Etwas, was ohne Wooyoung undenkbar gewesen wäre.Langsam gelang es mir das Vorsingen zu vergessen. Mein Traum lag mir wieder ein Stückchen näher, als es das noch auf dem Dach des Entertainments getan hatte.
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Personal Rockstar || Hongjoong || FanFiction
RomanceNach einem fehlgeschlagenen Casting, welches für Nika das vorzeitige Ende ihrer Träume bedeutet, gibt es für sie nur einen einzigen Ausweg. Ein Ausweg aus welchem sie in letzter Sekunde von einem mysteriösen Typen gerettet wird. - Hongjoong gibt sic...