Kapitel 9

11 2 0
                                    

→ Nika ←

Mir war es unangenehm einen ganzen Tag mit Hongjoong im Tonstudio zu verbringen. Immerhin wusste er als einziges, was an jenem Abend auf dem Dach passiert war. Ich hatte es mich einfach nicht getraut jemand anderem davon zu erzählen. Nicht einmal Yuki, meine beste Freundin, wusste über die dunkelsten Abgründe bescheid.

Zu Beginn konnte ich mich noch als relativ selbstbewusst beweisen, indem ich ihm einfach die Sätze vor predigte, welche ich während unserer ersten großen Stille immer wieder vor mich hin überlegt hatte. Doch als ich diese dann ausgesprochen hatte, war da wieder das überhaupt nicht selbstbewusste ich, was einfach nicht wusste, was es sagen sollte. Also entschloss ich mich zu schweigen und den restlichen Tag einfach nichts mehr von mir zu geben. Zum Glück akzeptierte Hongjoong dies bereitwillig. Eigentlich schien er sogar ziemlich glücklich darüber zu sein.

Immer wieder fiel mein Blick auf Hongjoong, welcher an den verschiedenen Rädchen, Hebeln, Tasten und Schaltern herumdrückte. Ab und zu tauschte er sich mit den Jungs im Aufnahmeraum über eine Sprechtaste aus, dann wandten sie sich wieder der Aufnahmen zu. Es war sehr interessant die Vier bei ihrer Arbeit zu beobachten. Ob ich irgendwann auch mal in so einem Tonstudio meine eigenen Songs aufnehmen würde?

Yunhos Stimme war auch heute wieder elegant, charmant und es machte Spaß ihm zuzuhören. Wobei Sans Backing Vocals ebenfalls nicht schlecht waren. Es trug zu einer guten Harmonie bei. Ich bemerkte, wie oft Yunho zu mir schaute, wodurch mein Herz häufig aus dem Konzept gebracht wurde und hier und da schneller schlug, als es das tun sollte.

Gerade war ich darin vertieft mit Yuki einige Nachrichten auszutauschen. Wobei sie hauptsächlich über Hongjoong sprach. Sie hatte mir erzählt, dass er versuchen wollte mich zu kontaktieren und das sie ihm Gratis-Drinks gegeben hatte. Das war etwas, was sie häufiger tat, wenn ich gerade auf der Bühne unseres Clubs stand um ein paar Lieder zu singen. Doch irgendwie schien da mehr zu laufen. Immerhin war es für Yuki sonst nicht so üblich permanent über ein und denselben Typen zu sprechen.

Normalerweise war Yuki kein Mensch für Beziehungen. Sie liebte die Freiheit, wodurch es ihr schwerfiel sich an eine bestimmte Person zu binden. Die meisten Beziehungen, welche sie einging, waren bereits nach nur wenigen Wochen gescheitert. Erst vor einigen Wochen hatte sie versucht mit Sans Bruder, Choi Jongho anzubändeln. Doch leider hatte sich schon ziemlich früh herausgestellt, das beide einfach andere Pläne für ihre Zukunft hatten, wodurch sie sich- schnell dazu entschieden hatten, getrennte Wege zu gehen. 

Während wir uns Nachrichten austauschten, wobei die Hälfte dieser sich immer noch um Hongjoong drehten, stieg ein mir unbekanntes Gefühl in der Brust auf. Es fühlte sich stechend und unangenehm an. Wurde ich vielleicht krank? Alles andere hätte  keinen wirklichen Sinn ergeben. Ich versuchte das Gefühl so gut es ging zu ignorieren und irgendwann gelang es mir auch Yuki vom Thema "Hongjoong" abzubringen.  Es war mir einfach auch wirklich unangenehm wenn die benannte Person nur ein paar Schritte von mir entfernt saß.

Plötzlich riss mich eine Stimme aus dem Konzept, die mir ganz nah war. Als ich aufblickte, stand Hongjoong direkt vor mir, wodurch sich eine verdächtige Röte auf meine Wangen schlich. Schnell schaltete ich das Display meines Smartphones aus und legte es neben mich. "Ähm was?", fragte ich, während ich ihm noch immer in seine Augen blickte. 

"Die Jungs haben gerade gefragt ob sie jetzt mit dir zusammen die letzten Songs aufnehmen können. Ich hab gerade versucht dich auf mich aufmerksam zu machen, aber irgendwie hast du nicht reagiert. Alles in Ordnung?" "Ähm ja klar. Was soll schon sein", sagte ich und stand von dem Ecksofa auf. Dann ging ich so schnell wie möglich in den Proberaum, während ich mir mit einer Hand etwas Luft zufächelte. Irgendwie war es mir auf einmal ganz schön warm geworden.

Yunho zwinkerte mir zu, sobald ich den Raum betrat und die anderen beiden positionierten sich schon direkt vor ihren Mikrofonen. Ich nahm meinen Platz direkt neben Yunho ein, welcher mir direkt einen Arm um die Schulter legte. Seit wann war er denn so touchy geworden? Das kannte ich gar nicht von ihm. Erneut wurden meine Wangen heiß und ich konnte schwören, dass es sich anfühlte als wären wir gerade in der Sahara. Ein Blick zu den anderen zeigte mir allerdings, dass ich die Einzige zu sein schien, welcher derart warm war. 

Die ersten Takte des Songs spielten und Yunho setzte mit seiner kräftigen Stimme für die Strophe ein. Geduldig wartete ich auf den Einsatz des Refrains, bei welchem ich mitsingen würde. Als es dann fast soweit war, hob Yunho seine Hand und deutete einen kleinen Countdown an, damit ich den Einstieg nicht verpassen würde. Zeitgleich stiegen Yunho und ich, in verschiedenen, harmonisch klingenden Tonlagen ein.

Wir verbrachten eine relativ lange Zeit mit den Aufnahmen dieses Songs und auch der anderen Lieder, zu denen meine Begleitstimme, laut Aussaugen von Yunho, gebraucht wurde. In diesem Zeitraum achtete ich nur auf die Jungs und blendete alles um mich herum aus. Umso schockierter war ich, als ich beim Aufschauen nicht mehr nur Hongjoong, sondern auch einige uniformierte Frauen und Männer vor dem Fenster des Aufnahmeraumes stehen sah. 

Einige dieser Personen machten sich verschiedene Notizen, wiederum andere schauten mich eindringlich an. Auch Hongjoongs Blick war auf mich gerichtet. Doch obwohl ich versuchte seinem Blick stand zu halten, gelang es mir nicht. Ich wandte mich zu Yunho, welcher ebenfalls die Personen bemerkt hatte.

"Wer sind die?", raunte ich Yunho ins Ohr. "Das sind Leute vom Management", antwortete dieser und nickte den Personen freundlich zu. "Was machen die hier?" "Keine Ahnung." Scheinbar war Yunho genauso perplex wie ich.

"Ihr könnt rauskommen. Für heute sind wir mit den Aufnahmen fertig", sagte Hongjoong in sein Mikro, sodass wir ihn im Aufnahmeraum verstehen konnten. Yunho, San und Wooyoung begannen ihre Instrumente in die jeweiligen Taschen zu verstauen, während ich einfach nur darauf wartete, dass sie fertig werden würden. Niemals würde ich da alleine raus gehen.

Zu meinem Glück waren die Drei ziemlich schnell fertig, wodurch sie mich nach draußen begleiten konnten. Die Mitarbeiter des Managements waren in der Zwischenzeit aus dem Tonstudio verschwunden. Lediglich einer davon verweilte noch neben Hongjoong. 

"Nika Smith?", fragte die Person in die Runde. Ich nickte und trat einen Schritt vor. "Mein Name ist Kang Yeosang. Mitglied des Managements von KQ Entertainment. Mein geschätzter Kollege Kim Hongjoong hatte uns mitgeteilt, dass du gerade mit unserer neuen Debut-Band ATZ einige Songs aufnimmst." Er machte eine kleine Sprechpause und musterte mich eingehend, was mir ein wenig unangenehm war.

"Nun. Eigentlich verstößt das gegen die Regeln unseres Entertainments eine nicht klassifizierte Person zu den Aufnahmen mitzubringen." Nun richtete er seinen Blick der Reihe nach auf die drei Jungs hinter mir. Trotz seiner Aussage, vernahm ich kein Tadel und keine Wut in seiner Stimme. Sondern eher Anerkennung. "Doch anscheinend müssen wir uns bei ATZ bedanken. Dafür, dass sie uns dieses Talent mitgebracht haben. Wir würden dich gerne als Trainee in unserem Entertainment willkommen heißen." Bei seinen letzten Worten streckte er die Hand in meine Richtung aus, welche ich ungläubig musterte.

Aus meiner Schockstarre löste ich mich erst, als einer der Drei mich ein Stück in Yeosangs Richtung schubste. Dann schüttelte ich ihm die Hand und stieß ein gemurmeltes "Danke" aus. Immer noch vollkommen Perplex über die Situation, welche ich nicht ganz verstehen konnte. "Ich würde dich bitten gleich zu mir ins Büro zu kommen, damit wir die Verträge unterschreiben und uns nochmal etwas ausführlicher über deine Aufgaben als Trainee unterhalten können. Hongjoong wird dich in mein Büro begleiten."

Hongjoongs Kopf zuckte bei diesen Worten ungläubig in Richtung Yeosang. Innerlich machte sich Freude, gepaart mit ein wenig Angst, in mir breit. Ich schaute Yeosang dabei zu, wie er das Tonstudio verließ und uns mit vielen Fragezeichen in den Augen zurückließ. War das alles gerade wirklich passiert?

Personal Rockstar || Hongjoong || FanFictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt