🌷 Kapitel 8

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Y/n Leung - the manipulator

»Guten Morgen«, begrüßte ich meine Mutter, als ich am nächsten Morgen die Küche betrat. Es war das erste Mal, dass wir seit dem letzten Vorfall geredet hatten. Nicht, weil wir uns anschwiegen, sondern wir uns gestern nicht gesehen haben. Mit einem Lächeln auf den Lippen drehte sie sich zu mir um und erwiderte meine Begrüßung. Ich ging auf unsere Kücheninsel zu, stellte mich an diese und griff aus der Obstschale eine Mandarine. »Es freut mich, dass du schon so früh- Kind!«, erschrocken blickte sie an meinen Arm, »Wie hast du dir denn diese Schramme zugezogen?« Besorgt legte sie ihre Finger sanft auf meine Haut und fuhr meinen Oberarm entlang. Es war schon gut verheilt, nachdem sie mich vorgestern ungünstig erwischt hatte - unabsichtlich. Als ich sie in ihr Bett legen wollte, hatte sie mich versehentlich weggeschubst und somit knallte ich gegen die Kommode. Dabei hatte ich mir unabsichtlich dieses Makel zugezogen.

»Ach das ist nichts dramatisches. Ich bin in der Schule über einen Rucksack im Klassenraum gestolpert und habe mir eben dabei am Tisch die Schramme eingefangen. Nur halb so wild«, erklärte ich leichtfertig.

Die Wahrheit verschwieg ich ihr. Ich konnte es nicht übers Herz bringen ihr zu erklären, dass sie Verantwortung für dieses kleine Makel auf meiner Haut trug. Sie erinnerte sich in den meisten Fällen nicht daran, wenn sie betrunken war. Ab einem gewissen Zeitpunkt wurden ihre Gedächtnislücken so groß, dass sie ganze Abende vergas.

Es ist nun teilweise schon ironisch, dass die abends so aggressive Frau, mich nun wieder so sanftmütig behandelt. Man musste ihr jedoch zuschreiben, dass sie nie physisch gewalttätig mir gegenüber geworden war. Das einzige was sie tat, war mich mit Schimpfwörtern zu quälen und mir die Vergangenheit um die Ohren zu hauen, während sie meine wunden Punkte immer weiter aufriss. Gut reden wollte ich ihr Verhalten nicht, doch ich liebte sie.
Ich verzieh ihr, da sie es ernst meinte.
Ich verzieh ihr, weil wir nur uns hatten.
Ich verzieh ihr, weil sie sich bemühte. So auch heute.

»Ich gehe heute Abend wieder zu den AA's. Es ist der Wochenendkurs«, sie stoppte kurz, um mir in die Augen sehen zu können, »Kommst du auch alleine zurecht?«
Es verletzte mich, wie sehr beschämt sie von dieser Tatsache war - wie sehr es sie innerlich auffressen musste.

»Ich schaffe das schon. Geh du bitte etwas für dich tun. Er würde es auch so wollen.«

Sie lächelte mich für einige Sekunden kraftlos an, bevor sie nach etwas auf der Platte vor ihr griff. Zu meiner Überraschung drückte sie mir ein Bento in die Hand, was ich dankbar annahm. »Ich muss dann auch schon los«, meinte ich, als ich die Box in meinem Rucksack verstaute.

»Fahr vorsichtig!«, rief ich als ich in der Tür nach draußen stand. Dann zog ich diese hinter mir zu. Für ein paar Momente starrte ich die hölzerne Tür an und merke, wie meine Augen anfingen zu brennen. Reiß dich zusammen y/n!
Ich kann einfach wieder Touya anrufen. Genau, das werde ich tun.
Wieder in Fassung drehte ich mich um, doch als ich Iwaizumi vor meinem Grundstück stehen sah, verhaarte ich kurz. Sein Blick ruhte konstant auf mir und erdolchte mich beinahe mit seiner Intensität. Das ist ja beinahe schon brutal.

Letztendlich ging ich auf ihn zu und begrüßte ihn, sobald ich ihn erreicht hatte. »Guten Morgen Iwaizumi.« »Auch dir einen guten Morgen«, erwiderte er. Mir fiel etwas an ihm auf, als wir uns in Bewegung setzten - er sah über mich hinweg noch mal in Richtung meines Hauses, direkt in das Wohnzimmerfenster, vor welchem jedoch Vorhänge hingen.
Nun liefen wir erstmal einige Meter schweigend nebeneinander her. Jedoch bekam ich dieses Gefühl, dass er etwas sagen wollte, es aber irgendwie nicht hinbekam. Drauf ansprechen tat ich wiederum auch nicht. Erst als ich die Stelle erblickte, an welcher wir normalerweise Oikawa aufsammelten, wendete ich mich ihn zu. »Sag mal Iwaizumi«, er sah mich direkt an, »weißt du ob Oikawa heute zur Schule kommt?«
»Er kommt erst Montag wieder. Die Ärzte haben ihm mindestens heute Ruhe verschrieben und eigentlich auch übers ganze Wochenende hinweg, aber so wie ich Oikawa kenne, steht er auch morgen vor der Halle und möchte wenigstens zuschauen«, antwortete er meiner Frage, wobei er zum Ende hin ein wenig verzweifelt zu klingen begann. »Ihr trainiert am Wochenende?«, wunderte ich mich. »Natürlich. Wir machen das Ganze aber auf freiwilliger Basis, da auch die Trainer nicht da sind. Von ihnen kam auch die Erlaubnis dafür«, erklärte er mir simpel.
»Aber er hat sich nunmal eine ordentliche Verstauchung zugezogen und trägt nun die Kosten von seinem besessenen Verhalten ständig trainieren zu müssen. Da soll er sich erstmal trauen da aufzutauchen, denn dann mach ich ihm die Hölle heiß«, wurde er bedrohlich, dass es selbst mir ein wenig eisig den Rücken  runterlief.
Dass Iwaizumi eine beeindruckende und beängstigende Ausstrahlung hat, musste man nicht diskutieren. Er war das Erscheinungsbild von Dominanz in meinen Augen - vor allem was seine Spielweise anging.
Innerlich sehnte ich mich schon ein wenig danach, einen seiner und Oikawas Angriffe aus der Nähe sehen zu können.

𝔇𝔞𝔫𝔠𝔢 𝔩𝔦𝔱𝔱𝔩𝔢 𝔩𝔦𝔞𝔯|| H.Iwaizumi x ReaderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt