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„Geh doch schon mal hoch in dein Zimmer, wir holen dich zum Essen runter," meinte mein Vater, während er mich in Richtung der Treppen schob. Kurz wechselte ich mit ihm einen verwirrten Blick, hopste dann aber fröhlich die Treppen zu meinem Zimmer hoch.

In meinem Zimmer angekommen, setzte ich mich auf die relativ große Fensterbank und schaute nach draußen. Die orangenen Farben des Sonnenuntergangs glänzten in mein Zimmer. Außerdem erstrahlten diese Farben das komplette Meer, sodass es nicht mehr wirklich danach aussah. Es sah fast so aus, als hätten sich die Farben des Meeres wirklich verfärbt, aber das kann ja unmöglich sein. Aber auf jeden Fall sah es wunderschön aus.

Während ich den Sonnenuntergang beobachtete, dachte ich über die ganzen Ereignisse des heutigen Tages nach und versuchte irgendwie, einen Sinn dahinter zu sehen. Ich glaube dennoch, dass es keinen wirklichen geben kann.

Wer war diese Frau? Werde ich sie nochmal sehen? Und was ist eigentlich mit meinem Vater los? Er ist schon die ganze Zeit so komisch drauf. Vielleicht sollte ich meine Mutter darauf ansprechen, sie könnte mehr wissen. Irgendwie kam mir alles in diesem neuen Zuhause ziemlich merkwürdig vor, die ganzen Ereignisse bereits in den ersten Tagen.

Ich grub erneut in meinen Erinnerungen herum und mir fiel ein Satz wieder ein, den die Frau auch zu mir gesagt hatte: „Du scheinst neu hier zu sein, habe ich recht? Aus der Menschenwelt sicher." So ungefähr hat sie es vorhin zu mir gesagt. Aber Menschenwelt? Was soll das denn heißen? Soll das etwa bedeuten, dass sie kein Mensch war? Das würde auch die weiße Haut und die glasklaren blauen Augen der Frau erklären... Das kann doch unmöglich wahr sein. Magie und so ein Zeug gibt es nicht, das wird doch jedem Kind gesagt, dennoch haben sie meistens Hoffnung. Und wenn das wirklich wahr ist, also dass es Magie und so ein Kram doch gibt? Nur eben nicht bei uns, sondern in einer Art anderem Universum oder wo auch immer ich hier gelandet bin.

Irgendwie gab es einen Zusammenhang in dem allen hier. Die komischen Worte der Frau, die Abstellkammer mit den seltsamen Sachen drin, allgemein die komische Frau... Definitiv verschweigen mir meine Eltern etwas Großes, das weiß ich einfach!

Langsam erhob ich mich wieder von der Fensterbank und taumelte zu meinem Bett. Neben diesem stand noch mein kleiner Rucksack, in dem sich eigentlich noch mein Handy befinden sollte. Ich zog diesen zu mir und kramte darin herum. Natürlich musste mein Handy ganz unten liegen; vorher schmiss ich alle anderen Sachen heraus.

Ich schaltete es an, scrollte durch meine Kontakte und wollte meine einzige verbleibende Freundin anrufen. Vielleicht weiß sie mehr, versuchte ich mir einzureden. Wer weiß, vielleicht bin ich sogar die Einzige, die es nicht weiß, auch wenn dies wirklich ziemlich unrealistisch wäre. Probieren geht über Studieren, dachte ich, während ich auf „mobil anrufen" ging.

Doch schon nach ein paar Sekunden piepste mein Handy stark auf, es vibrierte schrecklich und wurde dazu auch noch ganz heiß. Ich erschrak und ließ es vor Schreck auf den Teppich unter mir fallen. Zum Glück war dort dieser Teppich, nicht dass mein Handy noch in tausend Teile zerbricht. Gerade kann ich mir das nämlich sehr gut vorstellen. Ich starrte auf mein Handy, das nun anfing, mit einer ziemlich gruseligen Roboterstimme etwas zu sagen: „Die Nummer, die Sie erreichen wollen, ist nicht vergeben." Bitte was? Diesen Satz wiederholte mein Handy noch mehrmals, bis ich heftig darauf schlug und es irgendwann ausging. Hatte sie eine neue Nummer und mir nichts davon erzählt, oder spinnt mein Handy einfach? Obwohl, wenn sie eine neue Nummer hätte, wird die dann nicht eigentlich relativ schnell an eine andere Person gegeben, oder irre ich mich?

Ich nahm es wieder in die Hand. „Heiß, heiß!" Schnell stand ich auf und legte es auf einen der im Zimmer vorhandenen Tische. Auf dem Tisch lag aus irgendeinem Grund ein Lappen, den ich schnell in die Hand nahm und mit diesem mein Handy besser festhalten konnte.

Ich begab mich zurück zu meinem Bett und wollte Google öffnen, doch bevor ich irgendwas in das Suchfeld eingeben konnte, ging mein Handy komplett aus. „Was ist das denn jetzt?!" fluchte ich. Ist es vielleicht leer? Ich nahm mein Ladekabel aus meinem Rucksack und suchte eine Steckdose, doch es war keine in diesem Zimmer vorhanden. Ich wusste noch, dass im Badezimmer eine war. Da ich nicht wollte, dass mein Handy komplett explodiert, beschloss ich, es zurück in den Rucksack zu stellen.

Verzweifelt seufzte ich auf und ließ mich zurück auf mein Bett fallen. Dies hielt aber nicht wirklich lange an, denn wenige Minuten später entschied ich mich dazu, etwas Sinnvolles zu tun und mich an die vielen Umzugskartons zu wagen.

SkyfallWo Geschichten leben. Entdecke jetzt