Pirate For Life - Jessi And The Caribbean [ON HOLD]

Kapitel 6

<<Jessicas Sicht>>

Jemand tippte mir auf die Schulter, aber ich drehte mich vorerst nicht um. "Ich muss mit dir reden.", meinte die Person hinter mir. Es war Pauls Stimme.
"Setz' dich", entgegnete ich ihm. "Was gibt's?"
-"Warum sind wir hier?", fragte Paul.
"Ich weiss es nicht.. Ich dachte eigentlich, dass du es vielleicht wissen könntest. Warum hast du überhaupt so 'ne Navy-Uniform an? Ich hatte im Kerker voll Angst deswegen.."
"Ich bin in der Nähe einer Schmiede aufgewacht und um nicht mehr so aufzufallen, hab' ich mir Sachen geklaut. Dass es eine Uniform war, war Zufall, aber ein praktischer Zufall", er begann etwas zu lachen. "So kamen Will und ich unbemerkt zum Kerker. Ich hab' ihn in der Schmiede kennengelernt. Erst fand er mich etwas eigenartig, aber mit der Zeit verstanden wir uns recht gut. Um die Filmgeschichte etwas beizubehalten, brachte ich ihn dazu, Jack zu retten. Dass du dort auch gewesen bist, hatte ich nicht erwartet."
-"Also bist du auf unserer Seite und nicht bei der Royal Navy, aye?"
"Aye? Du bist erst einen Tag hier und redest schon so?", meinte Paul und lachte. "Aber ja, ich bin auf eurer Seite."

Ich lachte nun auch und war gleichzeitig erleichtert, dass er sich nicht der Royal Navy angeschlossen hatte.

"Na, ihr zwei versteht euch ganz gut, aye?", sagte jemand und legte eine Hände auf meine Schultern. Es waren Jacks Hände.
"Aye, ich hab' dir ja erzählt, wie ich hierher kam; das hier ist Paul und ihm geht's so wie mir. Er ist einer meiner Freunde aus dem Jahr 2015. Wir besuchen dieselbe Uni", sagte ich.
-"Uni?", Jack sah mich verwirrt an.
"Oh, du weisst ja nicht, was das ist. Das ist, wie .., wie eine große Schule."
-"Wie alt seid ihr zwei denn?"
"Wir sind beide 19 Jahre alt."
-"Und warum trägt er eine Navy-Uniform?", fragte mich Jack und sah skeptisch zu Paul.
"Geklaut, um nicht aufzufallen.", meinte er nur knapp.
"Du kannst ihm vertrauen, glaub mir.", half ich noch nach.
Jack nickte nur.

"Miss Adams, würdet Ihr mich bitte kurz einmal begleiten?" - "Aye, Captain. Paul, ich lass' dich hier mal alleine, ja?" - "Klaro."

Jack ging in seine Kajüte und ich folgte ihm. "Setz' dich mal dorthin.", sagte er, zeigte auf einen Stuhl, der am Schreibtisch stand und ging zu einem der Schränke.
"Die Sachen, die du trägst, sind etwas auffällig. Wie wärs, wenn du dir hier etwas raussuchst? Wenn's nicht passt, kannst du's ja noch zurecht schneiden."
In dem Schrank lagen einige braune Hosen und weiße Hemden. Ganz unten standen noch ein paar Schuhe. "Aye." - "Hier ist glaub' ich alles, was du brauchst.", sagte Jack noch und öffnete eine Schublade. Darin befanden sich Nähzeug und Scheren.
"Ich geh' wieder an Deck. Kannst ja dann nachkommen, wenn du möchtest", sagte er lächelnd, drehte sich um und verließ den Raum.
Die Sachen waren, wie schon erwartet, nicht in meiner Größe; bis auf eines der Schuhpaare. Es waren braune Stiefel.

Ich nahm mir eine Hose, die an der Hüfte halbwegs passte, aus dem Schrank und schnitt die Hosenbeine so kurz, dass sie nur noch bis zu den Knien reichten. An deren Enden knickte ich etwa einen Zentimeter nach innen um und nähte es fest, damit die Hose dort nicht kaputt ging. Als ich sie anprobierte, passte sie sogar echt gut.
Bei den Hemden musste ich nicht viel machen.
Ich zog mir Eines über, stopfte den unteren Teil ein wenig in die Hose und krempelte die Ärmel bis zu den Ellenbogen um.
Oben ließ ich zwei Knöpfe offen und ging zum Spiegel.

Ich fand, es stand mir gut, trotz des Verbandes am Arm; sogar besser, als diese modernen Sachen.
Die Haare band ich mir noch zu einem lockeren Zopf zusammen, ließ aber einige Strähnen vorne aus, da es so besser aussah.

Nachdem ich alles aufgeräumt hatte, öffnete ich die Tür und ging wieder an Deck.
Jack steuerte gerade das Schiff. Ich konnte mir schon denken, wohin es ging, aber ich veränderte mit meiner Anwesenheit die Geschichte ein wenig und wollte ihn sicherheitshalber fragen, wie der Kurs lautete.

"Die Sachen stehen dir sehr gut, Liebes.", sagte Jack lächelnd und musterte mich von oben bis unten, als ich die Treppe hinaufkam.
"Danke", meinte ich, ebenfalls lächelnd, und hinterfragte den Kurs.
"Tortuga.", sagte Jack.
-"Und dort finden wir Mr. Gibbs?"
"Aye. Glaub' ich zumindest."