<<Jessicas Sicht>>
Ich wusste nicht, was ich hätte tun können, um mir die Zeit zu vertreiben. Also beschloss ich, zu Nicole zu gehen. Ich stand auf, ging zu ihrer Kajüte und klopfte an der Tür.
"Wer ist da?"
-"Jessi. Kann ich reinkomm'?"
"Klar."
Ich öffnte die Tür und setzte mich auf einen der Stühle. "Was machst du da?", fragte ich und zeigte auf ein Blatt Papier, auf dem einige Notizen waren."Tagebuch."
-"Warum?"
"Weil.. naja so kann ich das Alles hier besser verarbeiten."
-"Achso, okay. Weisst du, was ich nachher lernen werde?", fragte ich strahlend.
"Na das wirst du mir jetzt wohl bestimmt sagen.", sagte Nicole, ebenfalls lächelnd.
-"Mr. Cotton bringt mir nachher das Schwertkämpfen bei."
"Wirklich? Ist das nicht der Mann, der nicht sprechen kann, weil man ihm die Zunge 'rausgeschnitten hat?"
-"Ja, aber wir können trotzdem miteinander so'n bisschen kommunizier'n; mit Gesten, wie Nicken und Kopfschütteln."
"Und das klappt?"
-"Muss.", ich lachte ein wenig. "Wo ist eigentlich Paul? Ich hab' ihn garnicht mehr an Deck gesehen und dachte, er würde vielleicht bei dir sein."
"Weiss ich auch nicht. Ich dachte, er sei an Deck.."
-"Ich schau' dort nochmal nach.", sagte ich und stand auf. "Wir sind übrigens bald da. Ich gehe mit, aber bleib' du bitte an Bord. Könnte gefährlich werden und ich will nicht, dass die dich umnieten oder so."
"Und warum gehst du dann?", fragte sie mich mit einem leicht verwirrten Unterton.
-"Ich weiss ungefähr, was dort passiert und passe auch auf, dass Will nichts allzu Dummes macht. Mal sehen, ob ich Jack überreden kann, dass ich mitkomm' darf.."
"Pass' aber auf. Achte nicht zu sehr auf Will. Dir soll schließlich auch nichts passieren.."
Ich antwortete nicht mehr, sondern lächelte nur leicht bedrückt und verließ ihre Kajüte.Als ich wieder an Deck kam, hatte ich leichte Kopfschmerzen, da sich meine Augen an die dunkle Atmosphäre unter Deck gewöhnt hatten.
"Gibbs", rief ich, als ich Gibbs an der Treppe sah."Weisst du, wo Paul ist?"
-"Mr. Brook? Der ist dort hinten an der Reling. Ihm geht's nich' so gut. Wahrscheinlich etwas seekrank..", meinte er und lächelte mich an.
"Danke", sagte ich und ging zu Paul."Hey, was'n los?"
-"Bin wahrscheinlich etwas seekrank. Wird schon wieder."
"Muss ich mir Sorgen machen, oder ist wirklich alles gut?"
-"Es ist wirklich alles gut, relativ. Wenn irgendwas passiert wär', hätt' ich es dir schon gesagt.", sagte er und ich stellte mich neben ihn.
"Gefällt dir das Leben auf See?", fragte ich, um das Gespräch etwas in Gang zu bringen.
-"Bisher eigentlich ja, aber wir hatten noch keine wirklich gefährlichen Situationen. Ob mir das Leben hier immernoch so sehr gefällt, wenn wir in einer solchen Situation sind, weiss ich nicht genau.", sagte er lachend.
"Weisst du, ich hab' jeden Tag davon geträumt, Abenteuer zu erleben.. Aber ich glaub', wenn man erstmal wirklich so ein Abenteuer erlebt, wünscht man sich seinen langweiligen Alltag zurück. Noch find' ich das Leben hier ganz toll und interessant, aber wir sind ja auch bald an unserem Ziel, Isla de Muerta.. Das wird nicht so idyllisch verlaufen.. Unter anderem wüsste ich auch gern', warum wir überhaupt hier sind.."
-"Ja, warum denn unbedingt wir? Ich mein', wir müssen doch sicher irgendeinen Zusammenhang haben.."
"Wenn ich nur wüsste, was für einen.."
-"Dann könnten wir es wenigstens verstehen..", meinte Paul leise.
Ich seufzte, starrte aufs Meer hinaus und fing an zu träumen, bis mir jemand auf die Schulter tippte.
Ich zuckte kurz zusammen, drehte mich dann aber um. Vor mir stand Mr. Cotton und hielt mir ein Schwert hin. Ich nahm es an mich und fragte: "Jetzt schon?" Er nickte."Wollt Ihr nicht noch essen gehen?"
Mr. Cotton schüttelte den Kopf und lächelte. Ich erwiderte es und wir gingen zur Mitte des Decks, auf dem sich fast niemand mehr befand, da die Crew zum essen unter Deck war.
"Okay, ich würd' sagen, Ihr macht es vor und ich versuch es nachzumachen. Falls ich es falsch mache, könnt Ihr mich ja korrigieren, aye?", fragte ich und bekam ein freundliches Nicken als Antwort.Mr. Cotton stellte sich in die Ausgangsposition, sein Papagei flog zur Reling und sah zu mir. Ich stellte mich nun auch so hin und hielt, wie er, mein Schwert leicht seitlich nach vorne.
Mr. Cotton machte mir mit Handbewegungen klar, dass ich die Klinge seines Schwertes nach rechts, weg vom Körper, abwehren soll.
Langsam ging er einen Schritt nach vorne und ich wehrte die Klinge nach rechts ab, wie er es wollte.
Er ging einen Schritt zurück und wiederholte dies.
Nach und nach zeigte er mir die wichtigsten Schritte, Abwehrtechniken und Angriffe. Ich wollte nun einmal versuchen, richtig zu kämpfen. "Ich werd' wahrscheinlich verlieren..", sagte ich lachend. Mr. Cotton lächelte.Ich ging einen Schritt zurück und nickte, um zu zeigen, dass er anfangen könne.
Die ersten Angriffe konnte ich gut abwehren, ab und an bekam ich auch mal die Chance, anzugreifen. Aber mit der Zeit wurde es immer schwieriger, alle Angriffe abzuwehren. Er kämpfte, als sei es das Einfachste der Welt. Ich wehrte ab, als ginge es um mein Leben.
Einen Moment lang war ich unaufmerksam und Mr. Cotton sorgte mit einem Schwerthieb dafür, dass ich mein Schwert aus der Hand verlor und hielt mir die Klinge knapp vors Gesicht.
"Arrg, verloren, verloren", krächzte der Papagei und ich sah wütend zu ihm herüber.
-"Ach ne, wirklich?", antwortete ich ihm mit sarkastischem Unterton.Mr. Cotton nahm die Klinge von meinem Gesicht weg und grinste. Ich musste auch leicht grinsen, hob mein Schwert auf und wir kämpften erneut.
Ich verlor jedes Mal, aber nach und nach bekam ich einige Tricks mit, und wusste, worauf ich genau achten musste.Langsam ging die Sonne unter und wir hörten auf zu kämpfen.
"Danke, dass Ihr mit mir geübt habt. Ich hab' zwar immer verloren,", sagte ich lächelnd."aber es hat mir trotzdem sehr geholfen."
Er lächelte mich noch an und verschwand dann unter Deck.
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Pirate For Life - Jessi And The Caribbean [ON HOLD]
FanficDie 19-jährige Studentin Jess (Jessica) ist ein großer Fan der 'Fluch der Karibik'-Filme und träumt jeden Tag von einem Abenteuerleben als Piratin im 18.Jahrhundert. Doch dies wird unerwartet zur Realität und sie taucht ein in ein neues abenteuerrei...