8: Getarnt

21 7 19
                                    

„Wir können nicht ewig hier bleiben", verkündete Charlie und stand auf. Ich hatte es mir gerade gemütlich gemacht und ehrlich gesagt hatte ich für heute schon genug an der Abenteuerluft geschnuppert. „Ach Charlie, sei mal nicht so. Wie willst du überhaupt weiterkommen?", seufzte ich und verdrehte die Augen. „Sie werden uns doch sofort festnehmen!"

„Aber wir müssen nun einmal weiter! Du willst doch wieder zurück in deine Dimension, oder?", grummelte er und verschränkte seine Arme vor der Brust. „Ja, aber... Wenn sie uns erwischen, habe ich vermutlich gar keine Chance mehr zurückzukehren!"

In meinen Augen bildeten sich Tränen, wenn ich daran dachte, dass ich für immer hier gefangen sein würde.

„Ich habe etwas, das euch bei eurer Reise behilflich sein könnte", mischte sich Bella ein, die mittlerweile schon einige Zeit nicht mehr zu Wort gekommen war. „Wartet eine Sekunde." Sie verschwand kurz hinter einem Schrank und streckte uns wenig später zwei Bademäntel entgegen.

„Mit diesen gehe ich immer Einkaufen, Essen holen, was auch immer ich brauche, meistens gehe ich..."

Ich musterte die Mäntel mit einem kritischen Blick. Das nannte diese Frau Tarnung? Es war wirklich ein Wunder, dass sie noch nicht aufgefallen war.

Knall pink und mit weißen Blumen bestickt. Etwas, das einem sofort ins Auge stach.

„Ist das dein Ernst?"

Charlie schien ähnliche Zweifel wie ich zu haben, brachte diese aber wesentlich unangemessener zum Ausdruck.

„Ich ziehe mir doch nicht so ein Handtuch über!", beschwerte er sich und ich boxte ihm in die Schulter. Wie konnte er nur so arrogant sein?

„Jetzt sei mal nicht so! Diese Handtücher sind stylischer als die Hälfte deines Kleiderschranks!", meinte ich und schnappte mir einen der Mäntel.

„Oh! Oh! Mir fällt gerade ein, ich habe auch noch Perücken hier!"

Aufgeregt drückte Bella mir den zweiten Mantel in die Hand und öffnete ihren Kleiderschrank. Charlies undankbaren Kommentar schien sie dabei keine Beachtung zu schenken.

„Hier, stülp' dir das über, Prinzessin", sagte ich zu Charlie und hielt ihm den Mantel vor die Nase. Er gab ein grummelndes Geräusch von sich, nahm den Mantel aber schlussendlich widerwillig an sich.

„Hier! Seht!" Begeistert hielt Bella zwei Perücken in den Händen und schüttelte sie demonstrativ wie Pompons.

„Ich nehm die Graue!", legte ich fest, mit dem Wissen, dass Charlie dann die Neonpinke mit den Stirnfransen nehmen musste. Ich hörte, wie er neben mir genervt mit der Zunge schnalzte und konnte mir ein schelmisches Grinsen nicht verkneifen.

„Wenigstes passt meine Perücke besser zu dem Bademantel", meinte er und griff danach.

Ich setzte meine auf. Die Locken der Perücke reichten mir beinahe bis zum Kinn und ich hätte zu gerne gesehen, wie ich aussah.

Charlies Gesichtsausdruck nach musste ich wohl ziemlich bescheuert aussehen.

„Du hast nicht zufällig auch Schminke hier, oder Bella?", fragte ich und bemerkte in meinem Augenwinkel, wie Charlie die Stirn runzelte. „Gute Idee! Malen wir dein Gesicht an, damit ich deinen hässlichen Anblick nicht länger ertragen muss!" Charlie kniff seine Augen zusammen. Er wusste ganz genau, dass ich versuchte ihn zu reizen, doch es war mir ganz klar misslungen, denn sein Gesichtsausdruck sagte mir: „Es ist kein Problem für mich, Make-up zu tragen, denn ich bin Filtertester, hihi."

Ich hatte für einen Moment vergessen, dass er vermutlich so gut wie jeden Tag Schminke trug, und ihm das somit auch nicht unangenehm war. Ich hatte bisher immer nur die Erfahrung gemacht, dass Männer es absolut lächerlich und blöd fanden, sich zu schminken. Sogar im Fasching.

Hinter dem BildschirmWo Geschichten leben. Entdecke jetzt