10: Speisesaal

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„Holst du den anderen? Ich nehme an, dass er sich nicht mehr allzu wehren wird, nachdem er gestern eine Respektschelle abbekommen hat, der Schwächling!"

Hatte ich das richtig verstanden? Sie wollten Charlie auch mitnehmen? Gott sei Dank!

„So, und du kommst jetzt, Mädel!", befahl er mir und kniff die Augen zusammen. „Ich will aber nicht!"

„Du wirst aber müssen! Also, vamos!" Sein Griff lag immer noch fest um meine Handgelenke und er versuchte mich mit sich mitzuziehen. Prompt ließ ich mich wie ein Anker auf den Boden plumpsen und verhinderte somit, dass wir weitergingen.

Der Mann verdrehte genervt die Augen. „Das bringt dir nichts." Mit einem Mal machte er einen undefinierbaren Karate Move und ehe ich mich versah, hielt er meine Hände hinter meinem Rücken fest. Verärgert biss ich die Zähne zusammen. So konnte ich natürlich nicht mehr Anker spielen – das erlaubte die menschliche Anatomie einfach nicht.

„Arschloch!", entfuhr es mir, während er mich vor sich herschob. „Selber", grummelte er und ich akzeptierte so langsam mein Schicksal und ließ mich von ihm führen.

Ich war erstens erschöpft, zweitens immer noch total ausgehungert und drittens hoffte ich einfach darauf, dass sie Charlie und mich an dieser Stelle bringen würden.

„Bekommt man hier eigentlich auch was zu essen?", fragte ich und der Mann grummelte etwas Unverständliches.

„Ja, aber nur zu bestimmten Zeiten", klärte er mich dann auf. Musste ich dieses stechende Gefühl in meinem Bauch also wirklich noch länger aushalten?

„Ich kann nicht mehr, wirklich. Bitte geben Sie mir etwas zu essen, sonst kippe ich um!", bat ich ihn, doch anstatt mir zu antworten, schob er mich schweigend vor sich her. Wir gingen durch einen hellen Flur, in welchem sich viele Türen befanden, die blau gestrichen waren. Die Wände waren kahl und sahen langweilig aus.

„Wo bringen Sie mich hin?", versuchte ich es mit einer anderen Frage, doch er setzte sein Schweigen fort.

„Jetzt gedulde dich doch! Wir sind gleich da!" Er steckte einen Schlüssel in eine der größeren Türen und öffnete sie. Er ließ mich los und schon bald hatte ich mir meine Frage selbst beantwortet.

Überall waren Tische und Stühle, die teilweise von Menschen besetzt waren.

„Das hier ist der Speisesaal", erklärte mir der Mann.

„Ah ge, wirklich? Das sehe ich!" Sofort sah ich mich um, wo ich etwas Essbares herbekommen konnte.

„Haha!", rief ich triumphierend, als ich eine Art Essensausgabe entdeckte. Schnurstracks lief ich dort hin und stellte mich grinsend vor die Frau, die hinter dem Loch in der Wand stand und das Essen verteilte.

„Bitte! Geben Sie mir irgendwas!"

„Was heißt da Sie? Wir sind per du, Mädel", meinte sie und drehte sich kurzerhand um, bevor sie mir einen Teller mit ein paar Scheiben Brot und etwas Gelee artigem reichte. Es sah so ähnlich aus wie Marmelade, aber die grüne Farbe verriet mir, dass es das nicht war. „Du bist neu hier, gell?", fragte sie mich und ich nickte. „Na dann, freut mich. „Ich bin Frieda", stellte sie sich vor und entfernte sich von dem Loch in der Wand. „Didi!", rief ich ihr nach.

Mit einem Mal fühlte ich mich viel wohler in meiner Haut. „Charlie!", freudig ging ich mit meinem Teller auf ihn zu, als ich bemerkte, dass er inzwischen auch den Saal betreten hatte. „Dort hinten kann man sich Essen holen", informierte ich ihn und er nickte. Während er sich auf den Weg machte, suchte ich nach dem perfekten Platz, um zu essen.

Schließlich entschied ich mich für einen der Tische, der noch von niemandem besetzt war. Ich legte meinen Teller ab und setzte mich hin.

Mit einem breiten Grinsen im Gesicht nahm ich die erste Scheibe Toast und biss herzhaft hinein. Selbst wenn es nur ein Toast war, brachte er meine Geschmacksknospen zum Explodieren.

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