11: Kritische Ansichten

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„Also Neulinge, warum seid ihr hier?", fragte uns ein junger Mann, der etwa in Charlies Alter war. Er hatte sich zuvor als Ron bei uns vorgestellt.

„Weil ich aus einer and-", begann ich, doch Charlie ergriff sofort das Wort. „Wir haben uns kritisch über Filtertester geäußert."

„Klassiker", kommentierte Ron und biss in seinen Toast. Die anderen drei, die mit uns am Tisch saßen, nickten zustimmend.

Charlie warf mir einen mahnenden Blick zu, der mir sagen sollte, dass ich nicht schon wieder alles ausplaudern sollte. Ich verdrehte die Augen, auch wenn ich insgeheim wusste, dass er recht hatte.

„Ich bin mir sicher, ihr werdet bald zur Besinnung kommen", meinte Ron und ich sah ihn fragend an. „Wie meinst du das?"

„Naja, ihr werdet bestimmt bald begreifen, wie perfekt alles auf Instagram durchgeplant ist und wie gut uns das Ganze eigentlich tut, auch, wenn ihr jetzt noch eine kritische Meinung dazu habt, es ist ganz einfach die falsche", schwärmte er. „Ich werde in ein paar Wochen entlassen. Ich bin aus ähnlichen Gründen hierhergekommen, wie ihr und kann es im Nachhinein nicht fassen, wie dumm ich gewesen bin. Ich habe Plakate aufgehängt, auf denen ich Algorithmus-Züge kritisiert habe. Jetzt schäme ich mich dafür und würde so etwas nie mehr machen", sagte er und Charlie und ich sahen uns irritiert an.

Was hatten diese Leute hier mit diesem Typen gemacht, dass er seine Meinung so verändert hatte und vor allem: Was kam da noch alles auf uns zu?

Ich hätte ihn gerne noch gefragt, was es mit Algorithmus-Zügen auf sich hatte, nachdem Charlie mir diese Frage vor kurzem nicht beantworten wollte. Doch kurz nachdem Ron fertig gesprochen hatte, kamen die zwei Männer wieder uns auf zu und befahlen uns mitzukommen.

Sie mussten bemerkt haben, dass Charlie und ich inzwischen fertig gegessen hatten und nur noch am Tisch saßen, um mit den anderen zu reden. Auf der einen Seite fand ich es ein wenig schade, nicht weiter mit Ron reden zu können, um mehr über diesen Ort zu erfahren. Aber auf der anderen Seite war ich froh, nicht mehr länger mit ihm am Tisch sitzen zu müssen, denn: Wollte ich das alles überhaupt wissen?

„Damit du nicht wieder herumzickst und ständig fragst, wo es hingeht, wir bringen euch zur Arbeit, die ihr in den nächsten Wochen jeden Tag machen werdet", klärte uns einer der Männer auf.

Arbeit? Was sollten wir denn arbeiten? Weil ich mir aber ziemlich sicher war, dass ich auf meine Frage von ihnen wieder mal keine Antwort bekommen würde, beschloss ich einfach abzuwarten.

Etwas zu essen zu bekommen, hatte mir gutgetan. Nicht nur, weil ich kein unangenehmes Grummeln mehr Magen hatte, sondern auch weil ich nicht mehr so viel Angst hatte wie zuvor. Ich meine, wenn uns diese Leute etwas antun wollten, warum sollten Sie uns erst noch etwas zu essen geben?

Sie führten uns wie zuvor durch einen keinen Flur, wobei ich nicht sagen konnte, ob es derselbe war, wie vorhin oder nicht. Anschließend betraten wir einen Raum, mehrere Menschen auf dem Boden saßen und mit farbbespritzter Kleidung dabei waren Tische und Stühle lila anzumalen.

„Ich sehe schon, wir arbeiten hier, ohne dass man uns bezahlen muss", stellte Charlie fest. Moderne Sklaverei also." Letzteres sagte er ein wenig zu laut, denn alle Blicke wandten sich zu uns.

„Erklärt unseren Neuzuwachs doch bitte, wie alles hier funktioniert", befahl der eine Mann und ein blondes hübsches Mädchen stand sofort vom Boden auf. Ihr Blick war auf Charlie fixiert und sie begann sofort damit, uns zu zeigen, wo wir Farben und Pinsel herbekommen konnten.

„Hier holt ihr euch dann ein Möbelstück. Ich rate euch zu einem Stuhl, die sind am schnellsten fertig." Sie stolzierte in die rechte Ecke des Raumes und beugte sich grazil hinunter zu einem Sessel. Ihre langen Beine waren durchgestreckt und ihr Blick immer noch auf Charlie gerichtet, der sie ebenfalls beobachtete. Ich war vielleicht erst 15, aber ich wusste definitiv, was die Intentionen der Blondine waren. Ich verschränkte die Arme vor der Brust.

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