Es tat gut, ein wenig mit Charlie zu reden. Mittlerweile hatte ich sogar das Gefühl, dass ich ihm nicht mehr auf die Nerven ging.
Zugegebenermaßen plagte mich nämlich immer noch ein schlechtes Gewissen, ihn in diese Sache mit hineingezogen zu haben. Vielleicht rechtfertigte ich seine freche Art deswegen auch des Öfteren und verkniff mir den ein oder anderen fiesen Spruch.
„Ich glaube ich werde dich sogar ein ganz kleines bisschen vermissen, wenn du weg bist", meinte Charlie auf einmal und ich sah ihn überrascht an. Nicht nur, weil ich mit einer solchen Aussage seinerseits niemals gerechnet hätte, sondern auch weil er scheinbar im selben Moment über genau dasselbe nachgedacht hatte wie ich.
Trotzdem konnte ich es mir nicht verkneifen genauer nachzufragen.
„Ach ja? Warum das denn?"
„Ich habe das Gefühl, du bist einer der wenigen Menschen, die meinen Sarkasmus und meine Gangs verstehen. Außerdem hat es mir noch nie so viel Spaß gemacht, jemanden zu sekkieren, bevor ich dich getroffen habe. Hach, ich bin mir sicher, ich werde dir auch fehlen."
Das war ganz sicher nicht die Antwort, die ich hören wollte und schon gar nicht die, die ich mir gewünscht hatte. Aber mal ehrlich, wie konnte ich nach den unzähligen Stunden nun schon mit ihm verbracht hatte, ernsthaft glauben, dass er mir auf so eine Frage wirklich etwas nettes Antworten würde.
„Ich weiß noch nicht, ob du mir fehlen wirst", sagte ich schnippisch und legte mich auf den Boden. Charlie lachte und beobachtete mich belustigt.
„Weil ich dir auf die Nerven gehe?"
Irgendwie hatte ich das Gefühl ich würde ihm eine Genugtuung geben, wenn ich seine Frage mit einem ehrlichen „ja" beantworten würde, weswegen ich mich für eine andere entschied.
„Ich werde erst wissen, ob du mir fehlst, wenn du nicht mehr da bist", meinte ich und der schmunzelte. „Ich bin mir sicher, dass du zumindest ab und zu noch an mich denken wirst, wenn du wieder zu Hause bist behauptete er. „Jedes Mal, wenn du dein Handy entsperrst oder zumindest, wenn du Snapchat verwendest."
Ganz Unrecht hat er bestimmt nicht. Die Zeit hier hatte mich unheimlich geprägt. Ob ich mein Handy überhaupt je wieder anrühren würde?
Was, wenn es mich ein zweites Mal einsaugt und ich noch ein zweites Mal durch diese Hölle hierdurch muss?
Ganz sicher nicht! Lieber verwendete ich für den Rest meines Lebens mein altes Nokia!
„Denken an dich werde ich ab und zu bestimmt", stimmte ich ihm zu. Zufrieden und legte er sich ebenfalls auf den Rücken. Er schien irgendwie gut gelaunt zu sein und ich war mir ziemlich sicher, dass es an dieser Britt lag.
Sollte er sich doch an sie ranmachen, aber bitte erst, wenn ich wieder in meiner Welt war und nicht dabei zusehen musste. Denn dann würde ich keinen Gedanken mehr an Charlie verschwenden, sondern sobald es so weit war, meine gesamte Zeit mit Hendrik verbringen.
Wieder vernahm ich das Knallen der Tür und stöhnte genervt, als ich unsere alten Bekannten Männer entgegenkommen sah.
„Sieh an Fix und Foxi kommen schon wieder", kommentierte Charlie und ich sah ihn überrascht an.
„Woher kennst du die Serie?"
„Dust und ich mögen vielleicht Hinterwäldler sein, aber als Kinder haben wir schon auch ferngesehen", meinte er und stand auf. Ich tat es ihm gleich und stellte mich dieses Mal freiwillig zum Zellenausgang. Wer weiß, wo Sie uns dieses Mal hinbringen wollten? Vielleicht wieder zum Essen oder zur Arbeit? Beides war mir auf jeden Fall lieber, als noch eine weitere Stunde gegen diese Gitterstäbe starren zu müssen.
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Hinter dem Bildschirm
AdventureEndlich ist es so weit! Elodies altes Nokia ist Geschichte, als ihr ihre Tante gegen den Willen ihrer Mutter zum 15ten Geburtstag ein brandneues Smartphone schenkt. Sie freut sich riesig darüber sich endlich mit ihren Freunden über soziale Medien un...