Ein riesiger Turm stand vor uns. Von seiner Form her erinnerte er mich an den Donauturm, nur dass er mir viel größer erschien. „Hier sind wir", sagte Charlie und ich blickte noch einmal nach oben.
„Und wie kommen wir da jetzt rein?", fragte ich, als ich keinen Eingang entdecken konnte.
„Ganz einfach, wir benutzen die Tür. Der Eingang befindet sich auf der anderen Seite des Gebäudes", erklärte er mich auf und wir gingen hinter den Turm.
Tatsächlich befand sich hier eine Tür.
„Der Turm ist öffentlich zugänglich", erzählte mir Charlie, während er die Klinke der Türe hinunterdrückte. „Er ist quasi wie ein Wahrzeichen der Stadt."
Die Tür sprang auf und wir traten ein. Der Geruch von frisch verputzten Wänden kam mir in die Nase und ich atmete tief ein, um ihn noch genauer wahrnehmen zu können. Der Rest dieser Dimension war so geruchlos gewesen, dass ich mich unglaublich freute, endlich wieder etwas riechen zu können.
„Ernsthaft? Stiegen?", seufzte Charlie und trat auf die Erste. „Als ob sie hier keinen Aufzug drinnen haben."
„Ich dachte, du wärst der Sportliche von uns beiden", neckte ich ihn und er kniff die Augen zusammen. „Du nimmst das ziemlich auf die leichte Schulter, scheint mir", sagte er.
„Sag, wie willst du eigentlich nach Hause kommen, wenn wir hier fertig sind", fragte ich ihn und er schien überrascht von meiner Frage zu sein.
„Das weiß ich jetzt noch nicht", meinte er. „Mit viel Glück erwischen sie mich nicht und ich kann genauso wie ich hergekommen bin einfach wieder durch Tiktok und Instagram durch latschen, bis ich zu Hause bin."
Er presste seine Lippen aufeinander und ich wusste genauso wie er, dass das ein Ding der Unmöglichkeit war. Er würde es niemals schaffen, zwei Plattformen zu überqueren und das unentdeckt.
„Sie werden dich gefangen nehmen", stellte ich fest und ein trauriges Lächeln erschien auf seinen Lippen, „Ich weiß."
Und das alles nur wegen mir", dachte ich. Aber vielleicht war die Situation ja doch nicht so aussichtslos, wie wir beide dachten. Ich ließ meine Hand in meine Hosentasche gleiten und holte den Schlüssel für den Helikopter heraus.
„Kannst du vielleicht fliegen?", fragte ich Charlie und schüttelte den Schlüsselbund vor seiner Nase herum.
„Ich denke schon", sagte er und grinste. „Früher, als ich mit meinen Eltern noch auf Instagram gelebt habe, hat mein Onkel mir manchmal gezeigt, wie man Helikopter fliegt. Er war nämlich Pilot", erzählte er. „Zwar bin ich nie selbst geflogen, aber ich glaube, mich erinnern zu können, wie es geht."
„Na dann." Ich legte ihm den Schlüssel in die Hand und lächelte. „Damit stehen deine Chancen höher."
Er grinste und nahm ihm entgegen. „Danke."
Beinahe hätte ich den Schlüssel vergessen, doch wie es aussah, konnte er Charlie womöglich das Leben retten.
„Sieht so aus, als wäre ich jetzt einer von den reichen. Wo steht denn das gute Stück eigentlich?", fragte er mich und ich versuchte ihm so genau wie möglich zu beschreiben, wo Tiara ihren Helikopter gelandet hatte.
„Ich denke, ich weiß, wo das ist", sagte er dann und betrachtete stolz den Schlüssel in seinen Händen, wie ein Junge, der zu seinem Geburtstag einen Porsche geschenkt bekommen hatte.
„Danke, Didi, dieser Hubschrauber ist das beste Geschenk, dass ich je bekommen habe", behauptete er dann und ich lachte. ,,Das beste gestohlene Geschenk, meinst du", korrigierte ich ihn.
Meine Oberschenkel begannen langsam zu Schmerzen vom vielen Treppensteigen und ich war mir sicher, dass mir eine Pause ganz guttun würde, doch ich würde jetzt nicht aufgeben. Nicht jetzt, wo ich mein Ziel schon fast erreicht hatte.

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Hinter dem Bildschirm
AventuraEndlich ist es so weit! Elodies altes Nokia ist Geschichte, als ihr ihre Tante gegen den Willen ihrer Mutter zum 15ten Geburtstag ein brandneues Smartphone schenkt. Sie freut sich riesig darüber sich endlich mit ihren Freunden über soziale Medien un...