Es ist Ricks Zelle, in der Daryl und ich uns befinden. Als ich Daryl anschaue nickt er mir zu und im Nachhinein muss ich sagen, dass das ganze Szenario einem Überfall doch sehr ähnelt. Wir schmunzeln und ich nehme mir zuerst die Matratze vor, die ich beziehe. Daryl bereitet das Kissen vor. "Du kannst schonmal rüber in Michonnes Zimmer. Ich kümmere mich um die Bettdecke." Kurz sieht er mich durchdringend an und murmelt: "Okay." Das ist sein letztes Wort, bevor er die Zelle verlässt. Ich schaue ihn kurz hinterher und wende mich dann der Bettdecke zu. Schließlich habe ich auch das überwältigt und lege Ricks frisch gewaschene Klamotten auf einen Stapel auf den Bett und verschwinde in Michonnes Zelle. Dort angekommen, erblicke ich einen auf den Bett liegenden Daryl. Scheinbar schläft er tief und fest. Leise setze ich mich auf die Bettkante und beobachte ihn kurz, bis ich bemerke wie meine Hand sich den Weg zu Daryls Stirn bahnt und ihm die dunklen Haare aus seinem Gesicht streicht. Es ist ein eigenartiges Gefühl. Ich empfinde Fürsorge
für diesen Mann. Alle glauben er sei tough und hat vor nichts und niemandem Angst, aber ich habe ihn von Anfang an durchschaut. Die Tatsache, dass er wmich gerettet hat, beweist es. Er versteckt sich hinter der Fassade des schroffen Mannes. Seine Augen haben ihn aber verraten. Seine ehrlichen, ozeanblauen Augen. Aber an dieser Stelle muss ich Halt machen, denn ich gerate unwillkürlich ins Schwärmen. Wieso das jetzt? Wieder streiche ich Daryl über die Stirn, diesmal selbstsicherer und flüstere: "Daryl, wach auf, Schlafmütze." Nun öffnet er seine Augen und das erste, was er sieht ist ein Mädchen, ich. Unsere Blicke treffen sich für einige Sekunden. Wir starren uns regelrecht an. Dann seufzt er müde und das hat den Moment zerstört. "Seit wann schlafe ich schon? Und seit wann bist du da?" Um ihn zu beruhigen antworte ich wahrheitsgemäß: "Keine Sorge. Du schläfst erst seit vielleicht zehn Minuten und ich bin nach fünf hergekommen, um nach dir zu sehen. Wieso bist du denn so müde?"
Kurz sieht er mich an und ein müdes Funkeln in seine Auge verrät mir, dass er nicht sonderlich gut gelaunt ist. "Dich stört es also, dass ich zweimal hintereinander nicht verordnete Nachtwache halte und dir in der Zeit mindestens zweimal den Arsch gerettet habe! Also hast du etwas dagegen, wenn ich mir sorgen mache und auch dich- euch aufpassen will! Natürlich würdigt niemand meine Arbeit...", ruft er wütend. "Daryl, hey. Beruhige dich. Ich bin mir sicher wir alle wissen das zu schätzen.", erwiedere ich etwas überrascht. "Niemand weiß irgendetwas zu schätzen. Ich sage doch von Anfang an, dass es bescheuert ist sich auf die Zäune da draußen zu verlassen. Und natürlich denkt jeder, dass das funktioniert, weil ich Idiot die Beißer am Zaun töte, damit uns die nächste Herde nicht überrennt!", brüllt er jetzt. Ich unterbreche seine Wutrede: "Ich weiß sehr wohl zu schätzen, was du für unser Camp tust und ich kenne sehr wohl das Gefühl, wenn man umsonst arbeitet und keine Anerkennung dafür bekommt. Aber wieso um Gottes Willen sagst du auch nicht Bescheid? Ich hätte mich mit dir abwechseln können..." Weiter komme ich jedoch nicht, denn Daryl kommt auf mich zu und fuchtelt wild mit dem Finger: "Glaubst du ernsthaft ich würde dich Nachts egal ob mit oder ohne Begleitung auf einem riesigen, dunklen Gefängnis herumgeistern lassen? Das kannst du knicken. Nur weil ich ein Dixon bin, heißt das nicht, dass ich verantwortungslos bin. Glaubst du ich könnte mir jemals verzeihen, wenn dir meinetwegen etwas zustößt? Nein. Niemals." Ich will mir das nicht mehr länger anhören und wedle jetzt auch wild und theatralisch mit den Armen:" Du unterschätzt mich aber gewaltig! Denkst du ernsthaft ich könnte nicht mit Beißern umgehen? Da irrst du dich gewaltig! Fast ein Jahr habe ich alleine überlebt und du behauptest immernoch ich könne nicht auf mich aufpassen." Daryl wird jetzt richtig sauer und ich merke, wie er sich auf die Zunge beißt, um nicht unhöflich zu werden. "Du überschätzt dich. Du bist irre. Verdammt, Diana! Du hast kein Jahr überlebt, wenn Glenn und ich dich nicht im Laden aus der Scheiße gezogen hätten! Jetzt wärst du ohne uns einer von diesen ekelhaften Menschenfressern, Miss Ich-habe-fast-ein-Jahr-alleine-überlebt!"
Er schweigt und ohne miteinander zu kommunizieren räumen wir die restlichenZellen im Zellenblock C auf. In der Zeit kommen mir verschiedene Gedanken in den Sinn, doch sie werden von einem besonderen Gedanken dominiert: Ich bin Daryl nicht egal. Und obwohl wir uns gegenseitig angeschrien haben, zaubert mir dieser Gedankenfetzen ein Lächeln auf mein Gesicht.
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Die Einsamen • Daryl Dixon
FanfictionDiana Andrews versucht seit dem Ausbruch des Viruses das Leben unter den Toten zu meistern. Sie ist ein gebrochenes Mädchen, das glaubt niemand zu haben und niemanden je wieder lieben zu können, bis sie nicht auf den kühlen Redneck mit dem Herzen au...