Schlecht

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Als Daryl und ich uns voneinander lösten, flüsterte Daryl: "Ich bin nicht gut genug für dich, Diana." "Warum nicht?", fragte ich aufgebracht, "War das nicht Beweis genug?" und küsste ihn wieder. Er erwiderte den Kuss, meinte dann aber: "Meine Seele ist kaputt, zu kaputt, um für eine andere zu sorgen." "Du musst nicht für mein Seelenheil sorgen, Daryl.", sagte ich überzeugt. "Doch, Diana. Ich sollte zumindest imstande sein dich glücklich zu machen.", behauptete er daraufhin. Dann antwortete ich: "Du machst mich aber glücklich." "Nein.", verneinte er. "Doch, das tust du!", rief ich. "Du weißt doch, wie ich bin...", fing er an, doch ich ließ ihm keine Chance: "Du bist selbstlos, lustig und beschützerisch. Das ist das, was ich an dir liebe."
Warum denkt er immer er sei schlecht? Das ergibt doch keinen Sinn...Carol hat mir erzählt, wie liebevoll er nach ihrer Tochter gesucht hat!
"Das ist die Seite, die du kennst. Die andere Seite hast du noch gar nicht kennengelernt.", sagte er ernst. "Das stimmt. Aber du musst sehen, dass ALLE Menschen sowohl eine gute als auch eine schlechte Seite besitzen. Auch ich.", erklärte ich aufgebracht. "Du weißt nicht, wie ich werde, wenn ich trinke. Du weißt auch nicht was für eine Scheiße Merle und ich zusammen gebaut haben!", rief er. "Das kann ich mir vorstellen. Trotzdem warst du das nicht. Das War alles Merles Schuld. Du hast zu viel Zeit mit ihm verbracht. Er hat dein Selbstwertgefühl komplett zertreten. Dein großer Bruder hat dich im Stich gelassen. Aber die Zeiten, wo du dich mit ihm abgeben musst sind nun vorbei.", versicherte ich ihm. "Du kennst das Gefühl gar nicht, hab ich Recht? Du wurdest immer von jemandem geliebt. Ganz im Gegensatz zu mir." Er sah mir tief in die Augen. Daryls Blick war nicht wütend, sondern verletzt. Er hatte Recht; er war verletzt, seine Seele war kaputt oder wenigstens verwundet. Das ist mir aber egal. "Ich hatte auch zu kämpfen, das kannst du mir glauben. Ich habe auch meine Macken. Zum Beispiel bin ich ziemlich pessimistisch und aggressiv.", erklärte ich. "Ja und?! Ich bin ein erbärmlicher Einzelgänger. Meine soziale Kompetenz liegt bei Null, ich behandle meine Freunde schlecht, bin schroff und kann mich nicht ausdrücken, denn alles, was ich sage oder mache ist SCHLECHT.",zählte er auf. "Du bist nicht schlecht.", sagte ich, drehte mich um und stapfte davon. Mir reichts. Ich brauche eine Pause. Erschöpft machte ich mich auf dem Weg in den Zellentrackt in meine Zelle. "Hey, Glenn.", begrüßte ich den Asiaten, der gerade an meiner Zelle vorbeilief. "Na, Dy. Alles gut bei dir?", fragte er. "Alles super, bin nur müde. Wie wäre es, wenn ich heute die Nachtschichten übernehme?", schlug ich vor. Glenn sah mich verzweifelt an: "Bitte nicht alleine. Macht es dir etwas aus, wenn ich dir Gesellschaft leiste?", fragte er. Was ist los? Normalerweise reicht doch immer einer aus...
Ich schüttelte den Kopf und räumte ein wenig in meiner Zelle auf, schleifte meine Messer und erschien ein wenig später zum Mittagessen. Es gab Bohneneintopf. Ich sah, wie alle aus dem Zellentrackt zum Essen auf den Bänken saßen. Auch Daryl und Merle. Die beiden saßen etwas abseits und sprachen nicht miteinander. Daryl sah grimmig drein und sein älterer Bruder mied seinen Blick. "Hallo, Dy. Du siehst ganz ausgehungert aus. Hier, deine Schüssel. Setz dich doch zu uns", begrüßte mich Carol, die gegenüber von Rick saß. "Danke, aber ich glaube ich esse heute lieber alleine.", antwortete ich, nahm ihr die Schüssel aus der Hand, warf Daryl einen vorwurfsvollen Blick zu und ging wieder in meine Zelle. Hinter mir hörte ich nur dumpfes Gemurmel, darunter Michonne fragen, was denn mit mir los wäre und ob jemand etwas mitbekommen hätte.

Die Einsamen • Daryl DixonWhere stories live. Discover now