Unsicher tippe ich Daryl auf die Schulter. Unsere Gruppe hat sich zurückgezogen und Daryl und ich waren alleine im Korridor. "Na, Diana? Was ist?", fragt er. "Kann ich mit dir sprechen? Am besten unter vier Augen...", meine ich. Er zuckt die Achseln und winkt mich zu seiner Zelle. Ich laufe schweigend hinter ihm her und er legt sich dort angekommen auf sein Bett. Ich setze mich auf die Bettkante. Wir sehen uns schweigend an.
"Daryl?", frage ich leise. Meine Stimme ist kaum lauter als ein Flüstern. "Ja? Was ist?", meint Daryl darauf gut gelaunt. Mist. Ich will ihm jetzt seine gute Laune nun wirklich nicht verderben. "Versprichst du mir nicht sauer auf mich zu sein?", frage ich mit einem bittenden Blick. "Klar. Lässt sich einrichten. Aber jetzt sag endlich. Spucks aus!", entgegnet er ungeduldig wie immer. "Okay. Du hattest unrecht.", behaupte ich entschlossen. "Womit denn?", fragt Daryl überrascht. Ich schlucke. "Als du behauptet hast Merle sei kein Vergewaltiger.", entgegne ich kleinlaut. In meinen Augen sammeln sich Tränen. Schlagartig verfinstert sich Daryls Blick. Seine Augen verwandeln sich in Schlitze, die mich scharf anblicken. "Was genau meinst du damit?", zischt er. "Daryl...ich...kann nicht.", antworte ich kraftlos. "Oh doch du kannst!", drängt er harsch und setzt sich auf. Sein Atem läuft unkontrolliert und ich erlebe, wie er des öfteren nach Luft schnappen muss. Er weiß es also. Zumindest kann er sich denken, was genau passiert ist. "WAS hat mein Bruder getan?!", ruft er diesmal um einiges Lauter. Die erste Träne floss über meine Wange. "Bitte sei nicht sauer auf mich. Du musst mir einfach glauben.", flehe ich, während ich aufstehe. Aber Daryls Gesichtsausdruck wird von Sekunde zu Sekunde bedrohlicher. "Kannst du mir verdammt nochmal sagen, was passiert ist?!", brüllt er schlagartig und ich zuckte zusammen. Er steht ruckartig auf. Und zum ersten Mal jagt er mir Angst ein. Scheinbar hat er das auch bemerkt und fährt mühsam einen Gang runter. Seine Gesichtszüge werden etwas weicher und ich beruhige mich beim Klang seiner sanften Stimme wieder: "Was ist denn los?" Ich weine weiter ohne mein Gesicht zu verziehen. Das habe ich als ich klein war immer geübt, weil ich so hässlich aussehe, wenn ich weine. Jetzt habe ich zwar andere Probleme, aber übernehme diese Angewohnheit ohne darüber nachzudenken weiter. Er kommt näher. Schritt für Schritt. Seine zitternde Hand berührt mich leicht an der Wange und streicht zärtlich über sie. "Komm schon. Ich will nicht, dass du dich fürchtest. Du musst keine Angst vor mir haben. Ich will dich... -nur beschützen", flüstert er. Kläglich nicke ich. "Merle hat mich bevor das Ganze hier angefangen hat vergewaltigt.", flüstere ich zurück. Daryl stoppt schlagartig, dreht sich um nimmt seine Hand von meiner Wange und beißt sich in den Unterarm. Ich bringe meine letzte Kraft auf und schlingen meine beiden Arme um seinen Unterarm und ziehe ihn weg. Daryl hat eine Wunde, die blutet. "Was sollte das?", schluchze ich. "Hätte ich das nicht gemacht, wäre ich ausgeflippt.", meint er mit zittriger Stimme. Er bebt vor Wut. "Bitte sei mir nicht böse. Ich hätte nichts sagen sollen...", murmle ich beschämt auf den Boden guckend. "Bist du bescheuert?! Mir nichts davon sagen?! Glaubst du ernsthaft es wäre dadurch besser? Du hast den Verstand verloren. Ich danke dir dafür, dass du mir das gesagt hast, verdammt! Ich bin dir nicht böse. Das könnte ich nie.", schreit er. "Aber geh jetzt nicht zu Merle und sag ihm etwas. Ich meine er war high...", bitte ich. "Das ist KEINE AUSREDE! Das macht die ganze Sache nur noch schlimmer." Er zittert vor Wut. Er dreht sich um und krallt sich seine Armbrust, die hinter ihm liegt und rennt in den Flur. Dann steigt er die Treppen hoch und schreit: "Merle! Beweg' deinen hässlichen Arsch hierher, du Missgeburt! KOMM DU ARSCHLOCH! " Ich stürme aus meinem Zimmer und renne auf Daryl zu, um ihn wegzuziehen, doch habe zu wenig Kraft. Aus Merles Zelle höre ich ein höhnisches Lachen. "Hör mal, kleiner Bruder. So lieb wurde ich aber noch lange nicht von dir begrüßt. Was verschafft mir die Ehre?", antwortet er mit seiner rauen Stimme, die bei mir noch immer Übelkeit verursacht. "Du Arsch! Du hast Diana vergewaltigt, du mieses Stück Scheiße!", schreit Daryl aus vollster Seele. "Bitte, Daryl. Ich will nicht, dass du dich meinetwegen in Schwierigkeiten bringst.", schluchze ich. "Hör mit der Scheiße auf und tu nicht so, als würde es dir nichts ausmachen", antwortet Daryl. Ouch.
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Die Einsamen • Daryl Dixon
FanfictionDiana Andrews versucht seit dem Ausbruch des Viruses das Leben unter den Toten zu meistern. Sie ist ein gebrochenes Mädchen, das glaubt niemand zu haben und niemanden je wieder lieben zu können, bis sie nicht auf den kühlen Redneck mit dem Herzen au...