Hoffnung oder auch nicht

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Als ich am Präsidium angekommen bin, haben die beiden schon ihre Aussagen getätigt. Das Video habe ich sofort abgegeben und es wird auch schon ausgewertet. Nach einen kleinen Aufstand meinerseits, durfte ich die beiden auch nochmal sehen. Sie müssen nun erstmal in Untersuchungshaft, bis die Gerichtsanhörung ist.

„Hey, geht es euch gut?"

frage ich, als ich den Raum betrete.

Es ist der selbe Raum, in dem ich verhört wurde und ich bin mit sicher, dass dieser blöde Polizist hinter der Scheibe hockt und uns beobachtet. Ich umarme sie beide gleichzeitig und bin erleichtert, dass ich dieses Video gefunden habe.

„Ja, hast du das Video?"

fragt Martinus nervös.

„Ja, sie gucken es sich schon an. Keine Sorge, deswegen können sie euch definitiv nicht verurteilen."

meine ich.

Martinus ist den Tränen nahe, denn ich glaube das alles nimmt ihn wirklich mit. Marcus hingegen scheint sich gut unter Kontrolle zu haben, auch wenn man ihm ansieht wie ihn das alles schafft. Ich nehme Martinus in den Arm und er drückt sich fest an mich. Dann spüre ich die Tränen an meinem Shirt.

„Ihr schafft das Martinus, ich habe schon mit den Beamten gesprochen und sie werden alles in die Wege leiten. Nächste Woche soll schon die Anhörung sein wegen Hanna sein und danach sofort die wegen dem Rest."

sage ich.

Ich streichle ihm behutsam über den Rücken, denn es nimmt ihm wohl wirklich mit. Es ist verständlich, dass er Angst hat ins Gefängnis zu gehen, aber wir waren uns alle einig, dass wir es durchziehen. Aber sie werden nicht ins Gefängnis gehen, denn ich werde alles tun, um sie davor zu bewahren. Jetzt muss ich nur noch meinen Vater davon überzeugen. Er hat mir zwar versprochen, dass er es macht, wenn wir beweisen können, dass sie Hanna nicht getötet haben, nur wird das in der Praxis eher nicht so einfach. Er muss es einfach tun, sonst wird er mich auch nicht mehr zu Gesicht bekommen. Immerhin habe ich noch die Schwangerschaft, von der sie ja auch noch nichts wissen. Vielleicht gibt ihm das ja nochmal eine kleine Motivation.

„Tut mir leid, ich hab bloß so Angst euch zu verlieren."

schluchzt er.

„Das wirst du nicht, es wird alles gut gehen. Ihr werdet für unschuldig erklärt ihm Fall von Hanna und dann bezahlt mein Vater die Kaution. Ich werde euch helfen wieder Fuß zu fassen ihm Leben und wir werden wir eine glückliche Familie, wir alle."

ich gucke zu Marcus rüber.

„Ich möchte nicht alleine sein."

sagt er.

„Das wirst du nicht sein."

verspreche ich ihm.

„Nein einer muss schließlich Babysitten."

meint Martinus.

Daraufhin lachen wir alle ein wenig. Ich habe mich noch eine gute halbe Stunde mit ihnen unterhalten, dann mussten sie leider in Untersuchungshaft. Ich weiß nicht, ob ich sie dort besuchen kann, aber ich versuche es. Jetzt muss ich erstmal mit meinen Eltern reden. Zum Glück habe ich eine Kopie von dem Video gemacht, so können sie sich es auch nochmal angucken und sich selbst überzeugen. Auch wenn ich nicht weiß, ob sie das möchten. Zu sehen wie sich ein Mensch das Leben nimmt, ist nicht unbedingt leicht zu verdauen. Mir kommen immer noch die Tränen, wenn ich an diese Szene zurück denke.

„Das heißt sie waren es wirklich nicht?"

fragt meine Mutter, als das Video vorbei ist.

Sie wollten es tatsächlich sehen, auch wenn ich sie gewarnt habe. Meine Mutter weint inzwischen, mein Vater guckt einfach nur den inzwischen schwarzen Bildschirm an. Ich weiß nicht, ob es gut ist oder schlecht, dass er so ruhig ist. 

„Nein in diesem Falle sind sie unschuldig. Ich weiß, dass entschuldig nicht die anderen Straftaten die sie begangen haben, aber sie sind keine schlechten Menschen."

sage ich.

„Ach nein? Und warum haben sie dann all diese Straftaten begangen, wenn sie keine schlechten Menschen sind?"

meldet sich nun endlich mein Vater zu Wort.

„Sie waren Kinder, wussten sich nicht anders zu helfen, sind auf die schiefe Bahn geraten. Ich weiß, auch dass entschuldigt nichts davon, aber sie wollen dafür gerade stehen, deswegen sind sie keine schlechten Menschen."

erkläre ich.

Mein Vater schnauft verächtlich und ich befürchte, dass das ganze hier doch nicht so einfach wird, wie ich mir es vorgestellt habe.

„Wie kannst du nur Sympathie für diese Menschen empfinden? Sie sind das Letzte."

seine Stimme trieft mit Verachtung.

„Thomas bitte."

ermahnt meine Mum ihn.

„Nicht Thomas, Ella. Es ist die Wahrheit. Meinst du nur weil sie vielleicht keinen Menschen getötet haben, macht sie das zu guten Menschen. Sie haben dieses Mädchen trotzdem entführt und auch unsere Tochter auch, falls du dich daran erinnern kannst. Wahrscheinlich haben sie sie zum Selbstmord getrieben. Ich werde meine Tochter ganz sicher nicht wieder in die Nähe dieser beiden lassen, ich werde dafür sorgen, dass sie im Gefängnis versauern."

sagt er wütend.

Meine Mutter guckt ihn geschockt an, während ich nur bitter lache. Wie kann er suchen Scheiß erzählen. Aber einen Trumpf habe ich immerhin noch. 

„Weißt was Dad, mir ist egal was du über sie denkst, denn sie haben sich mehr um mich gekümmert, als ihr in meinem ganzen Leben. Außerdem bin ich inzwischen 18, dass heißt, dass du gar nicht mehr zu bestimmen hast, mit wem ich mich treffe oder wem ich wo zu nahe komme. Aber gut mach nur, sorg dafür, dass sie für immer im Gefängnis bleiben, aber sie dir bewusst, dass ich dann dafür sorgen werde, dass du dein Enkelkind niemals zu Gesicht bekommen wirst."

lasse ich die Bombe platzen.

Beide gucken sie mich mit offenen Mund und weiten Augen an, sagen aber nichts. Deswegen gehe ich nach oben um meine Sachen zu packen, denn ich werde hier ganz sicher nicht bleiben. Zum Glück besitzen wir noch ein Apartment im Zentrum der Stadt, dort werde ich wohl erstmal unterkommen, dann bin ich wenigsten auch etwas näher bei den beiden.

Als ich fast fertig bin mit packen, kommt meine Mutter in mein Zimmer.

„Lisa du musst nicht gehen."

sagt sie.

„Doch Mum, ich will hier ganz sicher nicht bleiben, ich ziehe in das Aparment."

ich bin immer noch sauer.

„Okay, wenn du das willst."

meint sie.

Ich nehme meine Tasche und wollte eigentlich gerade den Raum verlassen, da hält sie mich aber zurück.

„Warte. Stimmt das, du bist schwanger?"

fragt sie und ich nicke.

„Ich werde mit deinem Vater reden und ich werde ihn überzeugen. Ich finde es vielleicht auch nicht ganz so toll, dass dein Auserwählter ein Krimineller ist, aber lieber toleriere ich ihn, als dich für immer zu verlieren."

sagt sie.

Dann macht sich endlich ein lächeln auf meinem Gesicht breit, schön das wenigstens meine Mum einen Kompromiss schließen kann.

„Danke Mum."

es ist ehrlich gemeint.

„Schon gut, pass auf dich auf."

lächelt sie.

Sie gibt mir noch einen Kuss auf den Kopf und dann verschwinde ich auch schon aus dem Haus, mit den Schlüsseln für das Apartment. Vielleicht schafft sie es ja ihn zu überzeugen.

Ich hoffe es...


Stockholm-Syndrom || Martinus Gunnarsen FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt