Marcus packt aus

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Es ist inzwischen Abend, aber Martinus und ich sind noch mitten in unserem Serienmarathon, da kommt Marcus zur Tür rein. Er guckt uns an und geht weiter zur Küchentheke. Dort stellt er den Einkauf ab und geht sofort in sein Zimmer. Ich glaube er hatte was anderes erwartet und deswegen werde ich jetzt auch mit ihm reden.

„Ich geh mal auf Toilette Schatz."

Sage ich.

„Ok soll ich auf Pause machen?"

Fragt er.

„Nein schon gut."

Sage ich.

Er gibt mir noch einen Kuss, bevor ich mich auf den Weg zu Marcus mache. Ich klopfe an seine Tür, doch es kommt keine Reaktion, weswegen ich einfach rein gehe.

„Hab ich dich reingebeten?"

Fragt er.

„Nein tut mir leid."

Sage ich.

„Und was machst du dann noch hier drin?"

Fragt er.

„Ich muss mit dir reden."

Sage ich.

„Ich will aber nicht reden."

Meint er genervt.

„Das ist mir egal Marcus, denn wir müssen reden. Du warst das, der den Raum offen gelassen hat und du hast auch dafür gesorgt, dass ich den Artikel finde. Nicht war?"

Frage ich.

„Ja und?"

Fragt er.

„Du wolltest, dass ich Angst bekomme, mich von ihm trenne. Du wolltest mich los werden. Aber er hat mir alles erzählt und ich glaube ihm. Und das alles nur weil du es nicht erträgst, dass wir zusammen sind, einander haben und du, du bist ganz allein. So fühlst du dich auf jeden Fall, aber das bist du nicht. Dein Bruder ist immer für dich da und auch ich bin das. Du bist nicht allein. Ich weiß es ist nicht leicht, zu vergessen, was passiert ist, aber glaub mir, es wird nicht besser, wenn du das alles in dich rein frisst."

Sage ich.

„Du hast doch gar keine Ahnung, was es heißt alleine zu sein. Um dich sind doch alle immer rumgeschwirrt und haben dich bedient."

Sagt er etwas wütend.

„Das stimmt vielleicht, aber nicht das alleine sein macht sich einsam, sonder das Gefühl allein zu sein. Und dieses Gefühl kenne ob besser als jeder andere. Alle waren immer nur mit mir befreundet, weil ich die Millionärstochter war. Selbst mein Freund war nur deswegen mit mir zusammen. Ich hatte nie eine echte Freundin. Alle wollten sie immer nur mein Geld, für mich hat sich keiner Interessiert. Das war auch so als ich auf die Highschool gekommen bin, aber hab ich es zu meiner stärke gemacht. Ich hab mich nicht mehr ausnutzen lassen, ab da an, war ich diejenige, die alle ausgenutzt hat. Denn das einzige, was mein Vater mir jemals beigebracht hat war, lieber bist du ein eiskaltes Arschloch, als der, der am Ende verletzt wird. Und er hatte recht, mich konnte nie wieder jemand verletzt, bis dein Bruder kam. Ich verstehe, dass du dieses eiskalte nur zum machst, aber vor wem schützt du dich? Manchmal ist es besser, seinen Gefühlen freien lauf zu lassen."

Erzähle ich.

„Du weißt nicht wer ich bin und jetzt raus aus meinem Zimmer."

Wird er wütender.

„Ich gehe nicht bevor mir nicht gesagt hast, dass du sie geliebt hast."

Sage ich.

„Geh Lisa!"

Brüllt er schon fast.

„Sag es."

Ignoriere ich das.

„Hau jetzt ab Lisa!"

Ruft er.

„Sag es."

Ignoriere ich es wieder.

„Ja ich hab sie geliebt, sogar sehr."

Bricht es aus ihm raus.

Ja und genau das wollte ich. Das er es raus lässt. Er bricht sofort in Tränen aus und ich setze mich zu ihm aufs Bett. Ich nehme ihn in den Arm und er weint richtig. Vielleicht ist das Eis ja jetzt endlich gebrochen. Er weint eine ganze Weile in meinen Arm, bis er sich irgendwann wieder löst.

„Na los erzähle."

Sage ich.

„Sie war gerade mal zwei Monate bei uns und sie hatte mir echt den Kopf verdreht. Jedesmal wenn ich sie ansah, verspürte ich Schmetterlinge im Bauch. Sie hatte so ein schönes lächeln und ich hab mich jedesmal wieder darin verloren. An dem Tag fand sie diesen Raum und auch die Waffe. Es lief gerade sogar ziemlich gut mit ihr. Sie war nicht mehr ständig am weinen und sprach sogar schon mit uns. Sie durfte sich auch frei bewegen im Haus und dann stand sie da, mit der Waffe in der Hand. Erst zielte sie auf mich, dann auf Martinus und zuletzt hielt sie sie sich selbst an den Kopf. Ich hab sie angefleht die Waffe wegzulegen, doch sie wollte gar nicht auf mich hören. Ich hab ihr versprochen, dass alles wieder gut wird und ich hab ihr sogar gesagt, dass ich sie liebe. Aber genau in diesem Moment drückt sie ab und ich sehe sie nur noch auf den Boden fallen. Ich bin sofort zu ihr und hab sie in meinen Arm genommen, aber sie war tot. Überall war Blut und plötzlich stürmt die Polizei durch die Tür. Martinus hat versucht mich mit sich zuziehen, aber ich wollte und konnte sie da nicht einfach so liegen lassen. Als die Polizei uns entdeckte, musste ich sie doch zurücklassen. Das war das erste Mal, dass mir ein Mensch so viel bedeutet hat und deswegen ertrage ich es auch nicht, euch so zu sehen. Ihr seid so glücklich. Ihr habt das, was ich immer haben wollte, aber nie bekommen habe."

Sagt er weinend.

Wow, die Tränen laufen mir übers Gesicht. Ich kann verstehen warum er so ist. Das muss hart sein, einen Menschen zu verlieren, den man sehr liebt und das dann noch jeden Tag unter die Nase gereibt zubekommen.

„Kopf hoch Marcus, du findest auch irgendwann dein Glück."

Sage ich.

„Ach ja, wer will mich schon. Ich bin ein Krimineller. Ich hab doch niemals eine Chance, bei irgendeiner."

Meint er.

„Dein Bruder hat trotzdem ein Freundin, also wirst du auch eine finden. Denk dran, zu jedem Topf passt ein Deckel. Aber ich geh mal wieder zu Martinus, der wartet bestimmt schon auf mich."

Meine ich.

Ich wollte gerade das Zimmer verlassen.

„Danke Lisa.. fürs Gespräch."

Sagt er.

„Kein Ding, jederzeit wieder."

Sage ich.

Jetzt gehe ich wirklich wieder zu Martinus und setze mich wieder zu ihm.

„Alles gut? Du hast so lange gebraucht und geweint hast du auch."

Fragt er besorgt.

„Nein alles gut, ich hab nur deinen Bruder mal etwas therapiert."

Sage ich.
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Marcus hat sich endlich geöffnet und anscheinend werden die beiden jetzt endlich langsam warm miteinander. Aber Marcus hat wirklich ein harter Schicksalsschlag getroffen. Wird er noch jemanden finden?
~Lisa❤️

Stockholm-Syndrom || Martinus Gunnarsen FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt