Herr Kommissar

45 3 0
                                    

Ich habe die beiden reingeholt und sie haben ihre Geschichte noch einmal wiedergeben, wie sie sie erlebt haben. Auch ich kannte noch nicht jedes Detail ihrer Geschichte, weswegen auch ich über einige Dinge sehr überrascht war. Mein Vater blieb allerdings skeptisch, was die beiden anging und deswegen haben wir einen Deal gemacht. Die beiden würden sich der Polizei stellen und wenn bewiesen werden kann, dass sie nicht an Hannas Tod schuld sind, dann würde er die Kaution bezahlen. Allerdings müssen sich die beiden dann sofort stellen. Ich hingegen habe unseren Anwalt auf der Fahrt dorthin angerufen, um die beiden zu verteidigen.

„Du musst nochmal zurück zum Haus Lisa. In dem Raum, mit dem Schreibtisch, da steht an der rechten Wand ein Regal, wo alle Videoaufnahmen zu finden sind, die wir noch haben. Leider weiß ich nicht, ob dort die Aufnahme von dem Tag bei ist. Es musste schnell gehen, als die Polizei kam, wir konnten nicht viel mitnehmen. Und du musst es dringend machen, bevor die Polizei dort auftaucht und alles durchsucht." 

meint Martinus, als wir vor dem Polizeipräsidium stehen.

„Okay, aber zuerst mache ich meine Aussage."

sage ich und umarme ihn, denn er zittert fürchterlich.

Marcus hingegen, scheint gelassen zu sein. 

„Wie kannst du so ruhig sein?"

fragt Martinus nervös. 

„Das bin ich nicht, innerlich sieht es bei mir genauso aus wie bei dir. Aber ich vertraue darauf, dass Lisa uns da rausholt." 

lächelt Marcus mir zu und nun wird meine Angst noch größer, dass ich nichts finde.

Mein Vater hatte recht, selbst er kann ihnen nicht helfen, wenn sie wegen Mordes verurteilt werden.

__

„Also Lisa, darf ich Lisa sagen?–" 

ich nicke auf die Frage des Kommissars.

„Sie müssen mir das ganze einmal erklären. Sie spazieren hier einfach so rein, mit den meist gesuchtesten Verbrechern Norwegens, nach denen wir seid über 5 Jahren suchen und liefern ein Geständnis ab? Die beiden haben sie entführt und nun wollen sie eine Aussage zu Gunsten der beiden machen?"

fragt er ungläubig und ich nicke wieder.

„Ja die beiden haben mich entführt und ja ich weiß, dass es eine Straftat ist, aber sie haben mich niemals schlecht behandelt. Ich konnte mich in deren Haus frei bewegen und habe genug Schlaf, wie auch Essen und Trinken bekommen. Ich konnte duschen und in einem richtigen Bett schlafen. Sie haben mir nie weh getan oder mir anders schmerzen zugefügt."

sage ich.

Ich weiß, ich sollte nicht lügen, vor allem weil ich vorher zustimmen musste, dass ich nichts außer die Wahrheit sage. Aber ich muss die beiden so gut wie möglich aussehen lassen, umso niedriger muss mein Vater am Ende zahlen. Hauptsache fliegt das nicht auf, sonst bekomme ich auch noch Schwierigkeiten.

„Sie haben also mit ihnen kooperiert? Wollten sie sich das Geld teilen?"

fragt er.

„Nein natürlich nicht, sonst wären wir ja wohl kaum hier her gekommen. Mein Vater hat das Geld gestern überwiesen und sie haben es schon zurück gegeben. Sie können ihn anrufen oder herbestellen, er wird ihnen das gleiche sagen. Wir sind hier, weil die beiden sich dazu entschieden haben, nicht mehr wegrennen zu wollen und für ihre Fehler gerade stehen wollen."

erkläre ich.

„Ist das der einzige Grund oder hat ihre romantische Beziehung zu Martinus Gunnarsen auch etwas damit zutun?"

fragt er und verschränkt die Arme vor seiner Brust.

Ich schlucke kurz unmerklich, denn ich hätte nicht gedacht, dass er davon weiß. Er hat noch nicht mit den beiden geredet, sie müssen noch Fingerabdrücke und das alles von ihnen aufnehmen.

„Das war bestimmt der Auslöser dafür, denn ich habe ihnen gesagt, dass ich nicht fliehen werde. Sie haben sich für die Wahrheit entschieden. Er hat sich für mich entschieden."

antworte ich.

Ich lasse mich ganz sicher nicht von diesem Möchtegern Polizist aus dem Konzept bringen. Ja gut, ein, zwei kleine Lügen sind dabei, aber ich will sie schützen. Okay er weiß, dass wir zusammen sind, aber das ändert ja nichts an den Tatsachen. Sein Blick ist eisern und er versucht mich glaube ich etwas zu verunsichern. Liest alles Mimiken und Gestiken, alle Bewegungen die ich mache, aber ich lasse mich nicht von ihm einschüchtern. Mein Kind wird einen Vater haben und ich werde alles dafür tun, dass es diesen nicht nur hinter Gitterstäben sehen wird.

„Zwingen sie sie dazu das alles zu sagen oder sind sie so blind vor Liebe, dass sie nicht mehr zwischen Recht und Unrecht unterscheiden können?"

fragt er.

„Natürlich nicht, sie haben mich nie zu irgendetwas gezwungen und ich bin auch nicht blind vor Liebe. Ich weiß, dass sie Dinge getan haben, nicht zu entschuldigen sind, für die sie gerade stehen müssen, aber genau deswegen sitze ich ja hier. Ich erzähle ihnen das, was ich weiß und ich weiß auch, dass es ihnen egal ist, dass sie keine schlechten Menschen sind. Die Verbrechen zählen für sie und nicht ob sie Reue verspüren. Aber für mich zählt es und deswegen sitze ich hier und verteidige sie."

sage ich.

„Gute Menschen ja? Haben sie ihnen erzählt, dass sie einen Menschen getötet haben?"

seine Stimme trotzt mit Spott.

„Sie haben Hanna nicht getötet, sie hat sich selbst umgebracht."

ist alles was ich dazu sage.

„Das haben sie dir erzählt? Nein sie wussten, dass wir kommen und sie mussten den Palast loswerden. Gleichzeitig mussten sie aber auch sicher stellen, dass sie nicht sagen würde. Was funktioniert also besser, als sie zu töten? Mir ist egal wer von beiden den Schuss ausgelöst hat, schuldig sind sie beide."

sagt er.

Es jagt mir einen Schauer über den Rücken, wie viel Hass bei seiner Erläuterung mitschwingt. Die ja vollkommen falsch ist. Der Typ ist geblendet von seinem Frust, weil er einfach nu zu unfähig war, die beiden in die Finger zu bekommen. Der Fall wird wohl schon eine Weile behandelt und bis auf die Razzia, wo sie geflohen sind, haben sich nichts.

„Die beiden haben sie nicht getötet, sie hat sich selbst umgebracht."

wiederhole ich meine Aussage.

„Dafür gibt es keine Beweise, dafür dass sie es waren, schon."

sagt er herausfordernd.

„Keine Sorge, dass werde ich ihnen schon beweisen."

sage ich mindestens genauso herausfordernd.

„Versuchen sie das nur, doch dann möchte ich auch gerne ein psychologisches Gutachten von ihnen haben. Wer weiß, was für eine Gehirnwäsche diese Kriminellen ihnen unterzogen haben."

meint er.

„Bitte, tun sie sich kein Zwang an, Herr Kommissar."

stimme ich zu.

Von mir aus kann er auch drei machen, ich bin sehr wohl bei Verstand. Danach hat er mich entlassen und ich konnte mich endlich auf den Weg nochmal zum Haus machen.Ich muss unbedingt dieses Video finden, sonst werde ich die beiden wahrscheinlich nie wieder sehen.

____
Okay ich habe gemerkt, dass es vielleicht doch mehr Kapitel werden, als das ich geplant habe. Aber trotzdem versuche ich nun ein Ende zu finden.
Lisa <3

Stockholm-Syndrom || Martinus Gunnarsen FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt