Wieder Zuhause

48 4 0
                                    

Heute ist es so weit und wir sind auf dem Weg zurück in die Stadt, wo auch meine Eltern wohnen. Gestern Abend ist anscheinend eine große Summe an Geld, bei den beiden eingegangen, die wohl das Lösegeld sein soll. So wie es aussieht haben sie die Polizei nicht mit einbezogen, sonst hätten sie wohl kaum das Geld überwiesen. Nun bin ich mir wirklich sicher, dass mein Vater einknicken wird und auch Marcus scheint etwas ruhiger zu sein. Sie werden das Geld zurückgeben, als Zeichen, dass sie es wirklich ernst meinen und ich hoffe das reicht, um ihn zu überzeugen. 

 „Wir sind da. Bist du bereit?"

 fragt Martinus, als wir vor dem Haus meiner Eltern vorfahren.

„Ja, ich hole euch, wenn ich euch brauche. Habt ihr das Geld bereit?" 

frage ich und öffne die Autotür.

Die beiden nicken und nachdem ich Martinus noch einen Kuss gegeben habe, mach ich mich auf den Weg nach drinnen. Das Tor ist auf und so kann ich sofort das Grundstück betreten. Meinen Schlüssel habe ich dabei, weswegen ich nicht klingeln brauche und direkt rein kann. Beide Autos stehen in der Einfahrt, dass heißt, dass auch beide meiner Eltern zuhause sind. Desto näher die Situation rückt, umso nervöser werde ich.

„Hallo wer ist da?"

kommt die Stimme meines Vaters aus der Küche.

„Mum, Dad, ich bin Zuhause."

sage ich.

Als sie mich sehen, da umarmen sie mich sofort und ich höre, dass meine Mutter angefangen hat zu weinen. Ehrlich gesagt bin ich froh, die beiden wieder zusehen. Auch wenn ich Martinus liebe, hätte ich die beiden niemals hinter mir lassen können. Sie waren immer für mich da und ich liebe sie auch.

„Oh Lisa, geht es dir gut? Bist du verletzt? Wie bist du freigekommen?"

meine Mutter bombardiert mich mit Fragen.

„Können wir uns setzen, ich habe einiges zu erzählen."

meine ich und wir gehen ins Wohnzimmer.

„Also was ist passiert?"

fragt nun mein Vater.

„Naja wie ihr wisst, wurde ich von den beiden entführt. Ich wusste nicht wie mir geschieht und ich hatte zuerst wirklich Angst, aber wie sich rausstellte musste ich das gar nicht. Ich weiß, was ich euch gleich erzähle klingt total verrückt, aber es ist wahr. Die beiden haben mich immer gut behandelt. Ich habe genug essen bekommen, genug Schlaf und ich konnte mich frei im Haus bewegen-" Ich weiß, es ist nicht unbedingt die ganze Wahrheit, was ich hier erzähle, aber irgendwie muss ich es ja so drehen, dass sie mir mit den beiden helfen. „Auch wenn dieser eine Anruf wirklich schrecklich für euch gewirkt haben muss, so wahr es nicht. Ich habe die beiden kennengelernt und sie sind eigentlich nur überforderte und verängstigte Jungs, die ihre Eltern verloren haben."

erzähle ich.

„Was möchtest du uns damit sagen?"

fragt mein Vater skeptisch.

„Ich weiß, die beiden haben viel Scheiße gebaut und wahrscheinlich doppelt so viele Verbrechen begangen, aber sie sind keine schlechten Menschen. Durch die viele Zeit die ich dort hatte, konnte ich sie besser kennenlernen. Ich bin dem einen der beiden etwas näher gekommen und ich habe mich in ihn verliebt. Es hört sich wirklich verrückt an, dass weiß ich, aber es ist einfach passiert."

gestehe ich.

„Du hast dich verliebt und sie haben dich einfach gehen lassen? Lisa wir haben das Geld überwiesen, deswegen haben sie dich gehen lassen."

sagt meine Mutter.

„Ich weiß, dass ihr es überwiesen habt, aber das war nicht der Grund, warum ich hergekommen bin. Die beiden werde sich der Polizei stellen und ihr bekommt auch euer Geld zurück. Ihr denkt vielleicht, dass sie es verdienen, aber das stimmt nicht. Ihr ganzes Leben mussten sie davon laufen, zusehen, wie sie überleben und nun wollen sie ein normales Leben führen."

„Das werden sie aber nicht, sie werden ins Gefängnis gehen, auch wenn sie kooperieren. Lebenslänglich sogar, denn immerhin haben sie nicht nur Raubüberfälle oder Entführungen durchgezogen, sie haben ein Menschenleben auf dem Gewissen."

widerspricht mein Vater.

Er weiß also genau wer die beiden sind, was die ganze Sache nicht unbedingt einfacher macht. Ehrlich gesagt, habe ich bis jetzt über die ganze Sache mit Hanna nicht nachgedacht, denn dafür lässt sich sicher keine Kaution bezahlen. Irgendwie müssen wir beweisen, dass sie unschuldig sind, in diesem Falle.

„Das haben sie nicht. Hanna hat sich selbst das Leben genommen. Marcus, der ältere der beiden Zwillinge hat sie geliebt. Sie haben sie genauso entführt wie mich, aber auch genauso gut behandelt, nur hatte sie trotzdem panische Angst vor den beiden. Marcus wollte sie überzeugen, dass sie eigentlich gar nicht so sind, aber es war zu spät. Sie hat die Waffe der beiden gefunden und anstatt zu fliehen, nahm sie sich selbst das Leben. Nur leider hatte die Polizei ihren Standort herausgefunden und war dabei das Haus zu stürmen, deswegen mussten sie fliehen. Als die Polizei Hanna gefunden hatte, da war es zu spät."

erzähle ich den beiden, was wirklich passiert ist.

„Du glaubst das oder? Was wenn sie das nur erfunden haben, da sie wissen, dass du ihnen glaubst?"

fragt meine Mutter.

„Weil ich Marcus gesehen habe, als er darüber geredet hat. Niemand kann diese Art von Schuld und Trauer spielen, was seine Augen in diesem Moment wiedergegeben haben."

sage ich.

„Nur wird das nicht vor Gericht reichen."

sagt nun mein Vater.

„Ich weiß, aber auch da finden wir irgendwas. Sie haben bestimmt noch Videoaufnahmen oder sowas."

meine ich.

„Du möchtest diesen Menschen also wirklich die Freiheit schenken?"

fragt mein Vater.

„Ja und das kann ich nur mit eurer Hilfe. Ich weiß, dass ihr ihnen nicht so einfach verzeihen könnt, wie ich es konnte. Aber vielleicht gibt ihr den beiden eine Chance sich zu erklären und dann könnt ihr mich vielleicht ein Stück besser verstehen."

schlage ich vor.

Die beiden gucken sich eine Weile an, bis sie beide nicken und ein Stein fällt mir vom Herzen. Sie haben zwar noch nicht zugestimmt, dass sie ihnen helfen, aber es ist ein Schritt in die richtige Richtung. Das ich schwanger bin von Martinus, dass lasse ich bewusst erstmal aus. Das werde ich wohl erst erzählen, wenn das ganze hier vorbei ist. Meine Mutter rastet aus, wenn ich ihr das jetzt erzähle, dann wird sie wahrscheinlich eigenhändig dafür sorgen, dass sie ins Gefängnis kommen und nie wieder die Außenwelt zu Gesicht bekommen.

Wird also Zeit die beiden reinzubitten.

____
Okay Freunde ich weiß, ich hab das jetzt schon viel zu oft gesagt, aber ich versuche die Story in den nächsten Tagen fertig zu schreiben, bin nämlich viel zu excited auf die nächste, die schon in meinen Entwürfen ist. Also, es werden denke noch 3-5 Teile kommen und dann sind wir hier auch durch. Bis dahin, enjoyed den Rest der Story noch :)
~Lisa <3



Stockholm-Syndrom || Martinus Gunnarsen FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt