„Man braucht nicht
immer einen Plan.
Manchmal muss man einfach
atmen, vertrauen, loslassen,
und sehen, was passiert."(Unbekannt)
~◇~
Ich stehe auf einer großen Wiese. So weit ich sehen kann, wiegt sich das Gras zum leichten Wind.
Vorsichtig laufe ich in eine Richtung los. Nicht das noch etwas unerwartetes passiert.
Nachdem ich eine Weile gelaufen bin und immer noch kein Ende der Wiese in Sicht ist, bleibe ich stehen und drehe mich im Kreis. Die Sonne brennt unbarmherzig auf meinen Kopf. Plötzlich ertönt ein Rascheln. Ich drehe mich in die Richtung in der ich die Geräuschquelle vermute, kann aber nichts verdächtiges sehen. Langsam laufe ich in die Richtung. Nach wenigen Schritten kann ich eine Stimme hören.
"..."
Jedoch kann ich nichts verstehen. Schnell laufe ich weiter, während die Stimme allmählich lauter wird.
"Mikhail..."
"Hallo." Meine Stimme hört sich unglaublich laut an. Schnell verstumme ich.
Nach kurzer Zeit spricht die Stimme wieder. Dieses Mal scheint sie hinter mir zu sein.
"Mikhail..."
Ich drehe mich schnell um und erstarre. Hinter mir steht eine Frau. Bevor ich sie mir genauer ansehen kann, fliegen Kirschblüten zwischen uns durch die Luft und sie trägt plötzlich eine schwarze Rüstung mit blutroten Mustern.
Susanoo.
Ich weiche einen Schritt zurück. Dieses Mal hören meine Beine auf meinen Befehl. Die Frau scheint mich nur zu beobachten. Dann spricht sie wieder.
"Wo bist du, Mikhail?"Ich liege in meinem Bett und starre an die Holzdecke.Inzwischen bin ich schon fast zwei Wochen auf Andogas. Fast jede Nacht habe ich denselben Traum, dass Ich mich in Finsternis befinde, ein Krieger von Susanoo versucht mich umzubringen und der Name Mikhail von jemanden gerufen wird. Der Traum diese Nacht war für mich eine große Veränderung, auch wenn ich mich an keine wichtigen Anhaltspunkte erinnern kann.
Zum Glück habe verschiedenste Farben in einer Kammer gefunden, womit ich die Möbel bemalen konnte. Damit habe ich eine gute Ablenkung von den Träumen gefunden. Auf Andogas wachsen verschiedenste Blumenarten, die ich in mehrere Töpfe gepflanzt habe. Diese Töpfe, natürlich auch bunt angemalt, stehen auf den Fensterbrett und auf dem Boden verteilt.
Mein Tagesablauf ist recht einfach. Vormittags werde ich in verschiedensten Fächern unterrichtet. Dort lerne ich die Anwendung von Magie, Verwandlung, Alchemie, Kräuterkunde, Kampfkunst, Waffenkunde, Geographie und Geschichte. Fortgeschrittene Magier werden in weiteren speziellen Fächern unterrichtet.
Da ich in diesen zwei Wochen jedoch nicht mal einen Funken Magie hervorrufen konnte, kann ich nicht so gut im Unterricht bei der Anwendung von Magie und Verwandlung mitmachen. Die einzigen Fächer, wo ich schon Erfahrung habe sind Kampfkunst und Waffenkunde. In der Karawane hatten wir Nomaden die mit Kräuter Wunden und Krankheiten heilen konnten, ich habe mich jedoch nicht dafür interessiert und muss deshalb bei Kräuterkunde und Alchemie viel nachholen. Von Geographie und Geschichte weiß ich nur das, was ich bei den Händlern und Nomaden gehört habe.
An jedem freien Nachmittag habe ich mich um Kura-okami gekümmert und mehr über Drachen gelernt. Inzwischen nenne ich ihn nur noch Okami - warum habe ich mir nochmal so einen langen und komplizierten Namen ausgedacht?!
Die angekündigte Mutprobe wurde irgendwie vollkommen vergessen. Zu meinem Glück sind die meisten von Okami so fasziniert, dass sie vollkommen vergessen, sich mir gegenüber abweisend zu verhalten. Irgendetwas hat er an sich, dass ihn von den anderen Drachen unterscheidet und eine starke Anziehungskraft auf die anderen Reiter hat. Inzwischen mein Drache so groß wie Pferd und fliegt gerne, während ich unterrichtet werde, durch die Wolkenlandschaft. Wenn ich Zeit habe aus dem Fenster zu schauen, kann ich ihn zwischen den Wolken verschiedenste Manöver fliegen sehen.
Von einem unbestimmten Drang gedrängt, stehe ich auf und hole mir Klamotten aus dem Schrank neben der Tür. Vielleicht ist Okami auch wach.
Im Zwielicht weiche ich den Blumentöpfen, welche in meinem Zimmer auf dem Boden verteilt stehen aus, während ich mir einen Gürtel um den Bauch schnalle um meine Jacke an ihrem Platz zu halten. An der Wand stehen meine Stiefel, in die ich vorsichtig schlüpfe. Nachdem ich fertig angezogen bin, öffne ich leise die Tür und gehe in den Flur. Die Fackeln, die sonst brennen, sind aus und es herrscht Finsternis. Langsam schließe ich die Tür und laufe los. Dabei fahre ich mit meiner linken Hand an der Wand entlang, um nicht die Orientierung zu verlieren und gegen eine Wand zu laufen. Das verursacht unnötigen Lärm, welchen ich gerne vermeiden würde. Nach mehreren Abzweigungen, die ich mal links, mal rechts genommen habe endet der Gang an einer Tür. Ich lausche kurz am Holz, ob jemand dahinter ist. Nachdem ich keine Geräusche hören kann, drücke ich vorsichtig die Klinke runter. Anstatt wie gewohnt leicht mit leisem knarzen auf zu schwingen, leistet die Tür Widerstand. Genervt ramme ich die Tür mit meiner Schulter und fast sofort verschwindet der Wiederstand und ich falle durch die Tür. Ich Rolle mich auf dem Boden ab und komme schnell wieder auf die Beine. Dann schließe ich zügig die Tür und laufe auf ein schwaches Licht am Ende des Ganges zu. Der Boden gibt unter meinen Schritten ein Stück nach und ich verlangsame unterbewusst meine Geschwindigkeit.
Ich komme beim Licht an. Nachdem ich über eine Stufe gestolpert und fast durch ein Loch im Boden gefallen bin, fällt mir auf, dass aus jenem Loch auch das Licht scheint. Misstrauisch sehe ich in das Loch. Ziemlich weit unten leuchten Steine, die den Boden eingearbeitet sind. Sie zeigen einen fliegenden Drachen. Durch das Licht kann ich eine Leiter, die nach unten führt sehen. Nachdem ich mich nochmal umgehört habe, gehe ich zur Leiter und fange mit dem Abstieg an.Als ich in etwa auf halber Höhe bin, habe ich auch einen guten Blick auf die Wände. Scheinbar ist das Loch Kreisrund und nicht natürlich entstanden. Neben dem Drachenbild im Boden, wurden auch an den Wänden Leuchtsteine eingearbeitet. Ich lasse mich auf einer Sprosse der Leiter nieder, lasse meine Beine in der Luft baumeln und Ruhe mich kurz aus, während ich das Mosaik an den Wänden betrachte. Das Mosaik nimmt kein Ende und erstreckt sich über die gesamte Wand. Ich kann verschiedenste Landschaften erkennen. Neben staubtrockener Wüste, felsigen Bergen und undurchdringbaren Wäldern, gibt es auch aufgewühlte Wellen mit tropischen Inseln und Korallenriffen unter Wasser. Natürlich dürfen auch die fliegenden Inseln nicht fehlen. Sie sind mit Ketten miteinander verbunden und scheinen willkürlich angeordnet zu sein. In den verschiedenen Landschaften laufen allerlei Wesen herum, von denen ich nur aus Geschichten weiß, dass es sie gab. Zwischen den Wolkeninseln fliegt ein Uchchaihshravas - der verschollene siebenköpfige König der Pferde. An der Decke kann ich verschlungene Muster erkennen. Schließlich setze ich meinen Weg fort, da dies ja garnicht mein Ziel war.
Mit einem erleichterten Seufzer setze ich meinen Fuß auf den Steinboden am Grund des Lochs. Ich habe mich ein bisschen in der Höhe verschätzt. Der Abstieg war doch weiter als gedacht und ich muss die Leiter schließlich später auch wieder hochsteigen. Okami besuchen kann ich wohl vergessen.
Da ich aber jetzt hier unten bin, kann ich auch den Boden ausgiebig erkunden. Soll der lange Abstieg sich schließlich auch gelohnt haben!
Die Mosaiksteine tauchen die Umgebung in ein geheimnisvolles Licht. Nicht so hell, dass man alles erkennen könnte, aber auch nicht so dunkel, dass man nichts mehr erkennen kann. Fast schon magisch.
Um mich nicht weiter mit dem Licht zu beschäftigen laufe ich einmal im Kreis an der Wand entlang. Ich brauche knapp hundert Schritte bis zurück zu Leiter. Wie ein kleiner Weg ist die Strecke zwischen Wand und Drachenmosaik ohne Leuchtsteine und breit genug für eine Person. Zu meinem Glück habe ich in der Wand einen kleinen Gang gesehen, der in der Dunkelheit verschwindet.
Das spart mir hoffentlich den mühseligen Aufstieg.
Über dem Kopf des Drachen ist, in mir fremden Zeichen, etwas auf den Boden geschrieben. Die Schrift besteht auch aus Leuchtsteinen. Während ich nachdenklich die Zeichen betrachte, fällt mir das Auge des Drachen ins Auge. Eine tolle Anapher.
Vorsichtig ziehe ich am Stein, der das Auge darstellt. Mit ein wenig Aufwendung von Kraft, kann ich den Stein aus dem Mosaik lösen. Darunter liegt eine Papyrusrolle. Das Papyrus ist rissig und zeugt von hohem Alter. Vorsichtig rolle ich es ab. Zu meinem Glück kann ich den Text darauf ohne Probleme lesen.Hochgeschätzter Sucher und Finder,
Da Du diese Rolle gefunden hast, konntest Du die Inschrift wohl nicht übersetzen. Wir haben es nach mehreren Wochen geschafft. Leider erzählt der Text nur die Geschichte der Drachenreiter, die allen bekannt sein sollte.
Vielleicht findest Du noch mehr Schriftrollen von uns. Schließlich sind wir Schüler auf der Akademie.Mögen die schwarzen Flammen Deinen Weg freibrennen.
~ Mikhai, Anführer von Susanoo
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Whispers of magic
Fantasy'Memento mori, Memento vivere. - remenber you must die, so remember to live' Ryoko ist Wache in einer Karawane. Als plötzlich Wesen auftauchen, die sie nur aus Geschichten kennt und die Karawane angegriffen wird, stellt sich ihr Leben auf den Kopf...